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Stillen oder Fläschchennahrung: Babys gedeihen mit beidem gut!

Kommentar schreiben Aktualisiert am 22. Oktober 2016

Wenn die manchmal stundenlange, schmerzhafte und kräftezehrende Prozedur der Geburt endlich überstanden ist, ist es für Mutter und Kind ein ganz besonderer Moment: das erste Stillen. Stillen ist einer der natürlichsten Vorgänge überhaupt und eine wichtige Grundlage für eine enge Mutter-Kind-Bindung. Und dazu ist Muttermilch in den ersten Lebensmonaten die zweifellos beste Nahrung für das Neugeborene.

Stillen hat viele Vorteile

Alle Experten sind sich einig: Muttermilch ist die natürlichste und gesündeste Säuglingsnahrung, die ein Baby bekommen kann. Die Milch aus der Mutterbrust ist genau auf den Nährstoffbedarf des Kindes abgestimmt, fördert optimal eine starke Immunabwehr und das Wachstum des Babys – sie enthält, kurz gesagt, alle notwendigen Inhaltsstoffe für eine gesunde körperliche und seelische Entwicklung des Kindes. Die Abwehrstoffe aus der Muttermilch schützen das Baby wirksam gegen Infektionen im Bereich der Atemwege und des Magen-Darm-Traktes sowie gegen Allergien. Zudem ist Muttermilch für das Kind besonders gut verdaulich: Es ist erwiesen, dass Stillkinder weniger unter Verdauungsstörungen leiden als Flaschenkinder.

So wertvoll ist Muttermilch

Das alles ist drin in der Muttermilch: Nährstoffe, Vitamine, Mineralstoffe, Enzyme, Hormone, Schutz- und Abwehrstoffe – und alles in genau der richtigen Menge, Temperatur und Zusammensetzung. Muttermilch ist also die beste Vollwertkost fürs Kind. Dazu ist Muttermilch keimfrei, praktisch (man hat sie schließlich immer dabei und braucht sie nicht zuzubereiten), es fällt weder großer Aufwand durch Flaschen, Abkochen usw. noch  Verpackungsmüll an. Nicht zuletzt wird durch Kieferbewegungen des Säuglings beim Trinken an der Brust die Ausbildung der Gaumen- und Gebissbewegungen und der gesamten Mimik gefördert.

Nicht immer ist Stillen ganz einfach

Die Loblieder auf das Stillen und die Muttermilch, die zu Recht von vielen gesungen werden, sollten aber eines nicht vergessen lassen: Nicht immer ist es einer Mutter möglich zu stillen – und keine Frau, die auf das Stillen verzichtet, aus welchen Gründen auch immer, ist deshalb eine schlechtere Mutter!

Es ist gar nicht so selten, dass es beim Stillen zu Problemen kommt. Die Ursachen dafür können ganz unterschiedlich sein:

Zu viel Milch in der Brust: Manchmal kommt es erst einige Stunden nach der Geburt zum ersten Stillen. Dann kann es sein, dass sich die Brust der Mutter bereits mit der ersten Milch derart prall gefüllt hat, dass die Brust für das Baby nicht mehr weich genug ist. Mütter können dann – auch mit Hilfe der Hebamme – versuchen, etwas Milch auszustreichen, sodass die Brustwarze wieder weich und für das Baby gut fassbar ist.

Das Baby schläft beim Stillen immer wieder ein: Vor allem Frühchen oder Babys, die mit einer Erkrankung wie z.B. Gelbsucht auf die Welt gekommen sind, dösen vor Erschöpfung beim Stillen öfter ein.  Wenn das Kind einschläft, kann man es sanft wieder aufwecken. Wenn es aus Frust einschläft, z.B. weil die Milch nur spärlich fließt oder es die Brustwarze nicht gut erwischt, dann ist es vielleicht nicht richtig angelegt. Bei solchen Problemen wissen Stillberaterinnen und Hebammen Abhilfe.

Es kommt zu wenig Milch: Nur sehr selten kommt es vor, dass die Mutter aus organischen Gründen nicht ausreichend Milch produzieren kann. Oft kann eine unzureichende Milchproduktion gestärkt werden, indem das Baby möglichst oft angelegt wird. So erhält die Brust das Signal, verstärkt Milch zu bilden.

Die Brustwarzen sind wund: In diesen Fällen stimmt oft die „Anlegetechnik“ nicht. Nur wenn die Lippen des Babys glatt und nach außen gestülpt um den Brustwarzenhof liegen, passt alles, und kleine Verletzungen der Brustwarzen werden verhindert. Wenn die empfindlichen Brustwarzen bereits wund sind und das Stillen dadurch unangenehm und schmerzhaft ist, helfen regelmäßige Waschungen mit lauwarmem Wasser und Spülungen mit physiologischer Kochsalzlösung aus der Apotheke. Auch Einreiben mit Wollfett oder ein Brustwarzenschutz aus Kunststoff sind wohltuend und fördern die Heilung.

Milchstau: Ein häufiges Hindernis beim Stillen ist der so genannte Milchstau. Er kann während der gesamten Stillzeit auftreten und äußert sich durch Spannungsgefühle, Druckempfindlichkeit  und harte, schmerzhafte Stellen in der Brust. Oft fühlen sich Frauen dabei auch fiebrig und erschöpft. Zu einem Milchstau kommt es, wenn nicht alle Milchkanäle vollständig entleert werden. Um ihn zu lösen, muss der Milchfluss wieder angeregt werden, am besten dadurch, dass regelmäßig gestillt wird. Denn wenn das Baby an der Brust saugt, regt das automatisch den Milchfluss an. Auch wenn das zu Beginn sehr schmerzhaft und unangenehm sein kann – sobald sich der Milchstau zu lösen beginnt, ist eine Erleichterung spürbar und die Schmerzen lassen nach. Die verhärteten Stellen behandelt man am besten mit Wärme: Man kann die Brust vor dem Stillen warm abduschen oder sie von einer Wärmelampe bestrahlen lassen. Hat sich der Milchstau trotz Behandlung nach etwa drei Tagen nicht gelöst, sollte ein Arzt aufgesucht werden, um eine eventuelle Brustentzündung rechtzeitig zu erkennen und behandeln zu lassen.

Weitere Tipps wenn das Stillen nicht klappt erhalten Sie im apomio Gesundheitsblog.

Kuscheln geht auch ohne Stillen

Wenn es mit dem Stillen gar nicht klappen will und keine Muttermilch gegeben werden kann, ist das für Mütter kein Grund, den Kopf hängen zu lassen. Zum einen, weil die Mutter-Kind-Bindung auch ohne das Stillen hervorragend funktioniert. Nähe und Zärtlichkeit kann dem Baby auch dadurch vermittelt werden, dass die Eltern auf besonders viel und intensiven Körperkontakt und ausgiebiges Kuscheln während der Flaschenmahlzeiten achten. Außerdem können beide Eltern die Flasche geben – so kann auch die Bindung zwischen Baby und Papa besser gefestigt werden.

Beruhigend für viele, die auf Ersatzprodukte ausweichen, ist vor allem, dass Säuglingsnahrung heute einem sehr hohen Standard entspricht und Babys mit annähernd den gleichen Nährstoffen versorgt, die sie mit der Muttermilch erhalten würden. So gut wie alle wesentlichen Inhaltsstoffe, die eine gesunde körperliche Entwicklung und vor allem die Ausbildung eines gesunden Immunsystems fördern, sind in industriell produzierter Säuglingsnahrung enthalten – auch wenn manche Stoffe, etwa die schützenden Antikörper aus der Muttermilch, fehlen.

Hochwertige Säuglingsnahrung für jeden Bedarf

Auf dem Markt sind unzählige Ersatzprodukte für Muttermilch. Am besten sind hochwertige Markenprodukte wie z.B. Säuglingsnahrung von Hipp oder Humana. Diese sind in der Apotheke erhältlich, wo man bei Bedarf auch noch zusätzlich eine qualifizierte Beratung bekommen kann. Ernährungsexperten empfehlen für Säuglinge ausschließlich Anfangsnahrung, die so genannte Pre- oder 1-Nahrung, die, was die Inhaltsstoffe betrifft, der Muttermilch sehr ähnelt. Diese Produkte können das gesamte erste Lebensjahr hindurch gegeben werden.

Für allergiegefährdete Säuglinge gibt es speziell entwickelte hypoallergene und laktosefreie Produkte. Sie sind meistens mit dem Kürzel „HA“ für „hypoallergen“ und „SL“ für „laktosefrei“ (sine lacte, lateinisch für „ohne Milch“) gekennzeichnet. Sie kommen dann in Frage, wenn ein Elternteil oder beide Eltern eines Babys an Allergien, Zöliakie, Neurodermitis oder Asthma leiden. Am besten besprechen die Eltern vorab mit dem Kinderarzt, ob HA- oder SL-Nahrung das Richtige für ihr Baby ist. Auf jeden Fall sollte der Kinderarzt zu Rate gezogen werden, wenn es um Spezialnahrung, etwa Produkte mit zugesetzten Pro- oder Präbiotika geht. Spezialnahrung ist mittlerweile für alle möglichen Arten von Störungen bei Säuglingen erhältlich – etwa für Babys mit Zöliakie, gegen Probleme wie häufiges Aufstoßen, Spucken und Verdauungsstörungen wie z.B. Dreimonatskoliken oder Durchfall sowie für Frühgeborene.

Keinesfalls sollte man Säuglingsanfangsnahrung aus Kuh-, Ziegen-, Stuten-, Schafsmilch oder Rohstoffen wie Mandelmilch selbst herstellen. Nach Ansicht von Experten kann solche hausgemachte Nahrung erhebliche Risiken für die Nährstoffversorgung des Säuglings beinhalten.

Wenn man sich nicht sicher ist, welches Produkt für das Baby am besten geeignet ist, können neben dem Kinderarzt auch Hebammen weiterhelfen.

Welche Inhaltsstoffe stecken in Ersatznahrung?

In den meisten guten PRE-Nahrungen für die ersten Lebenswochen ist – wie in der natürlichen Muttermilch auch – nur Laktose als verwertbares Kohlenhydrat enthalten. Das bedeutet, dass diese Nahrung unbedenklich so oft und so viel gefüttert werden kann, wie das Baby möchte. Die Anfangsmilch 1, die etwas später gegeben wird, enthält neben Laktose auch leicht verdauliche Stärke und Maltodextrin und ist damit – bei gleichem Nährstoff- und Energiegehalt – länger sättigend.

In den Anfangsmilchsorten stecken außerdem die präbiotischen Ballaststoffe GOS (Galacto-Oligosaccharide), wie sie auch in der Muttermilch vorkommen, sowie LCP, das sind langkettige, mehrfach ungesättigte Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren, die ebenfalls natürlicherweise in der Muttermilch enthalten sind. Diese sind besonders wichtig, weil Babys sie in den ersten Lebensmonaten noch nicht ausreichend selbst produzieren können. GOS unterstützen die Entwicklung einer gesunden Darmflora beim Kind, LCP fördert die Reifung von Nervenzellen und Gehirn.

Hypoallergene Anfangsmilch enthält neben den bewährten Inhaltsstoffen GOS und LCP  aufgespaltenes, das heißt allergenreduziertes Milcheiweiß. Dieses wird in einer Vorbehandlung in kleinste Eiweißbestandteile zerlegt, dadurch werden die Eiweißbausteine vom Organismus des Babys weniger als Fremdeiweiß identifiziert. Das hat zur Folge, dass sich die allergieauslösende Wirkung des Eiweißes deutlich verringert.

Unglücklich, weil es mit dem Stillen nicht klappt? Eine Stillberatung kann helfen!

Spezielle Stillberaterinnen sind gut ausgebildete Fachkräfte, die so gut wie alle Probleme kennen, die rund ums Stillen auftreten können. Eine solche Beratung kann nicht nur  Unsicherheiten ausräumen und viele wertvolle Tipps liefern, sondern auch das Selbstwertgefühl der Mutter neu stärken und ihr neue Sichtweisen aufzeigen. Denn häufig haben Mütter, die nicht oder nicht ausreichend stillen können, vor allem das Problem, sich als „schlechte Mütter“ zu fühlen. Gerade bei solchen psychischen Belastungen kann eine einfühlsame Stillberaterin mehr wert sein als eine gute Freundin! Sie kann der Frau vermitteln, dass es sich weder um ein „Versagen“ noch um eine „Schwäche“ handelt, wenn es mit dem Stillen nicht klappt – und dass Alternativen zur Muttermilch ihrem Kind absolut nicht schaden!

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Helga Boschitz
Autor: Helga Boschitz

Helga Boschitz, Jahrgang 1966, ist freie Journalistin und Texterin, lebt in Nürnberg und gehört seit Januar 2016 zum apomio.de-Team. Nach Studium und Ausbildung arbeitete sie seit Anfang der 1990er-Jahre als Magazinredakteurin und Moderatorin in Hörfunk- und Fernsehredaktionen u.a. beim Südwestrundfunk, Hessischen Rundfunk und Westdeutschen Rundfunk. Medizin- und Verbraucherthemen sind ihr aus ihrer Arbeit für das Magazin „Schrot und Korn“ sowie aus verschiedenen Tätigkeiten als Texterin vertraut.

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