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Hausmannskost oder Menü aus dem Glas: Welche Babynahrung soll es sein?

Kommentar schreiben Aktualisiert am 04. April 2016

Eines ist wohl unbestritten: Säuglinge und Babys brauchen für einen guten Start ins Leben die bestmögliche Ernährung, damit sich alle körperlichen und geistigen Funktionen optimal entwickeln können. Gleichzeitig haben Babys noch einen besonders empfindlichen, für Störungen anfälligen Organismus. Auch als Schutz ist eine ausgewogene Ernährung eine der besten Grundlagen für das kleine Wesen.

Wie und womit genau ein Baby nun ernährt werden „sollte“, bis es genau das Gleiche essen kann wie die Erwachsenen, darüber gibt es viele unterschiedliche, zuweilen ganz persönliche „Philosophien“, die häufig auch mal mit einer gewissen grimmigen Verbissenheit vertreten werden. Die einen geben auch ihrem dreijährigen Kind noch gelegentlich die Brust und bereiten daneben ausschließlich Bionahrung selbst zu. Andere wiederum schwören auf die „Babygläschen“, vertrauen darauf, dass es stimmt, was auf dem Etikett steht, und halten es für übertrieben, sich viele Gedanken über die richtige Babynahrung zu machen. Die Wahrheit liegt, wie in den meisten Fällen, wohl irgendwo dazwischen.

Was  Baby im ersten Lebensjahr braucht …

… darüber ist sich die Wissenschaft weitgehend einig. In den ersten sechs Lebensmonaten ist der Säugling unbestritten mit Muttermilch bestens bedient. Sie enthält alles, was das Kleine mit seinem noch unreifen Verdauungssystem und seinen vielen speziellen Bedürfnissen braucht. Kann die Mutter nicht oder nicht ausreichend stillen, gibt es als Alternative hochwertige und medizinisch unbedenkliche Säuglingsanfangsnahrung.

Ab etwa dem fünften Monat ist es sinnvoll, nach und nach auf Beikost umzustellen, daneben aber auch, wenn möglich, weiter zu stillen oder das Fläschchen zu geben. Zunächst reichen ein bis zwei Löffel Gemüsebrei täglich aus – wesentlich ist dabei, ganz langsam und behutsam vorzugehen und zu beobachten, wie das Baby auf die neue Nahrung reagiert.

Nach etwa sechs bis acht Monaten heißt es: Kuck mal, wie ich kauen kann! Die ersten Zähne sind da. Jetzt muss die Nahrung nicht mehr ganz so breiartig sein, im Brei dürfen sich auch mal Stückchen, z.B. weichgekochte Karotten, Broccoliröschen oder Kartoffeln, befinden. Auch Fleisch ist jetzt sinnvoll: Für sechs Monate alte Babys empfiehlt das Forschungsinstitut für Kinderernährung 20 Gramm Fleisch pro Tag, im zweiten Lebenshalbjahr 80 bis 100 Gramm pro Woche, um die Versorgung mit Eisen, Zink sowie Vitamin A und B sicherzustellen. Natürlich sollte bei der Fleischauswahl auf hochwertiges Fleisch, möglichst Bio-Fleisch, geachtet werden.

Zwischen dem achten und dem zwölften Monat hat sich die Verdauungsfunktion des Babys voll ausgebildet, jetzt kann es fast schon „richtig“ essen und auch im Kinderstühlchen mit am Tisch sitzen. Auf dem Speiseplan stehen jetzt schon Brot, Eier, Fisch und Fleisch sowie Obst, z.B. Orangen. Gut ist es jetzt, dem Baby möglichst viele verschiedene, frische Lebensmittel mit unterschiedlichen Geschmacksrichtungen anzubieten – das bildet das Geschmacksempfinden beim Kind gut aus und liefert automatisch eine ausgewogene Ernährung.

Gläschen, nein danke? Welche Vorteile selbstgemachte Babynahrung hat

Wer die nötige Zeit hat und von hausgemachter Babynahrung überzeugt ist, wird zumindest den größten Teil von Babys Menüs selbst zubereiten bzw. kochen. Keine Frage: Hier weiß man, was man hat, welche Zutaten im Essen sind und wie die Mahlzeit zubereitet ist. Obst und Gemüse, die sich besonders gut für Babys Ernährung eignen, kann bewusst ausgewählt werden. Viele greifen jetzt zu Lebensmitteln aus biologischem Anbau, bevorzugt aus Freilandanbau. Das ist sehr zu empfehlen, denn gerade Obst und Gemüse aus konventioneller Quelle ist häufig stark mit Schadstoffen, vor allem Rückstände von Pflanzenschutzmitteln und Nitrat belastet. Als Sorten eignen sich besonders Kartoffeln und Möhren, Blumenkohl und Brokkoli, Mais und Erbsen. Dieses Gemüse kann auch am besten püriert werden bzw. ist später, wenn Baby schon Zähne hat, weich genug, um problemlos gekaut und geschluckt zu werden. Spinat, Mangold, Kohlrabi, Fenchel und Rote Bete enthalten oft besonders viel Nitrat, wenn sie nicht aus Bio-Anbau stammen. Sofern sie konventionell angebaut sind, sollten diese Sorten daher eher selten gewählt werden.

Obst wird besonders als Bananen-, Birnen und Apfelbrei empfohlen, auch naturbelassenen Saft (mit Wasser verdünnt) mögen Babys oft sehr gerne. Als tragende Fettstoffe eignen sich gute Speiseöle, z.B. Oliven- oder Rapsöl und reine Butter.

Kartoffeln und Gemüse sollten vor der Zubereitung immer gründlich mit warmem Wasser gereinigt werden. Bitte nicht salzen – das bringt den Salzhaushalt im kindlichen Organismus durcheinander. Äpfel, vor allem weiche und mürbe Sorten, können gut verkocht und zerstampft oder auch – um die Vitamine darin zu erhalten – gerieben werden. Bananen lassen sich ganz einfach mit einer Gabel zerdrücken – fertig ist ein ganz natürlicher, frischer Brei.

In gegartem Gemüse oder Obst gehen mitunter viele wertvolle Nährstoffe, vor allem Vitamine, im Kochwasser verloren. Damit das nicht passiert, sollte Gemüse immer eher gedämpft und gedünstet werden statt in viel Wasser zu „verkochen“. Allerdings gehen nicht alle Nährstoffe und Vitamine durch das Kochen verloren – es kommt sehr auf den jeweiligen Stoff an und darauf, ob z.B. ein Vitamin wasserlöslich ist oder nicht. Wer sich nicht allzu tief in diese Materie einarbeiten will oder kann, ist auf jeden Fall mit einer schonenden Garmethode immer am besten bedient.

Nicht zuletzt ist eine gute Hygiene bei der Zubereitung von Babynahrung wichtig, damit das Baby gesunde und hygienisch einwandfreie Kost bekommt. Alle verwendeten Küchengeräte sollten einwandfrei sauber sein. Frischer Brei sollte innerhalb eines Tages gegessen werden. Wird Brei eingefroren, gibt man ihn am besten portionsweise in mit heißem Wasser ausgespülte Gefrierdosen oder vorher ausgekochte Gläschen. Aufgetauten Brei nicht erneut einfrieren oder aufwärmen!

Hat Selbstkochen auch Nachteile?

Wer sich im Bereich Ernährung, Zutaten, Nährstoffen und Vitaminen und dem richtigen Umgang damit gut auskennt bzw. die Zeit und das Interesse hat, sich mit diesen Themen ausreichend auseinanderzusetzen, kann im Prinzip bei der Zubereitung von Babykost kaum etwas falschmachen. Ist dies allerdings nicht der Fall, hat die Hausmannskost sicherlich einige mögliche Schwachpunkte.

Bestimmte Lebensmittel z.B., von denen man glaubt, dass sie besonders gesund seien, werden von Babys oft nicht gut vertragen. Dazu gehören stark säurehaltige Früchte, bestimmte Beeren und auch Tomaten und Paprika. Auch Milchprodukte und Nahrungsmittel mit verstecktem Zucker haben für Babys ihre Tücken. Gemüse wird manchmal „totgekocht“, bis es kaum noch Nährstoffe enthält. Und auch zu einer Belastung mit Keimen kann es bei der häuslichen Zubereitung schnell kommen.

Zum Glück gibt es reichlich Informationsmaterial und Personen, die man fragen kann (Ärzte, Hebammen, erfahrene Freunde und Verwandte) sowie zahllose Ratgeber in Buch- und Broschürenform.

Augen auf beim Gläschen-Kauf!

Beikost aus dem Babygläschen ist praktisch, spart Zeit und bietet ein sehr abwechslungsreiches und ausgewogenes Nahrungsangebot. Auch was Keimfreiheit angeht, belegen regelmäßige Untersuchungen immer wieder, dass namhafte Hersteller sauber arbeiten.

Babynahrung aus dem Glas unterliegt strengsten gesetzlichen Vorgaben. Sie darf nur minimale Spuren von Nitrat sowie nur minimale Rückstände an Schadstoffen wie Insektiziden und Herbiziden und Vorratsschutzmitteln aufweisen. Ein Schadstoff-Grenzwert von 0,01 Milligramm pro Kilogramm darf nicht überschritten werden. Verunreinigungen, die unterhalb dieses Grenzwerts liegen, gelten als ebenso unvermeidbar wie unbedenklich.

Manche Eltern schätzen an den Fertigbreis auch, dass sie besonders fein püriert sind. Wenn Brei mit dem Pürierstab oder Mixer zubereitet wird, bleiben trotz größter Mühe oft kleine Stückchen zurück, die viele Babys alles andere als schätzen.

Trotz dieser Vorteile und der Tatsache, dass selbst Babygläschen aus konventioneller Herstellung (also ohne Bio-Siegel) aufgrund der strengen Vorgaben praktisch rückstandsfrei sind, ist es doch wichtig, bei der industriell gefertigten Babynahrung genau hinzuschauen. Denn oft genug enthält diese Kost Inhaltsstoffe und Zutaten, die alles andere als empfehlenswert für Babys Gesundheit sind.

Die strengen Tester von Stiftung Warentest und ÖKO-TEST, die Babynahrung regelmäßig genauestens prüfen, kommen häufig zu eher unbefriedigenden Ergebnissen. Zum Beispiel ist ihren Untersuchungen zufolge bei fleischhaltigen Gläschen oft der Vitaminanteil zu gering, vor allem der von Vitamin C, das die Aufnahme von Eisen im Körper verbessert. Gleichzeitig ist oft der Fleischgehalt zu niedrig, sodass die Nahrung nicht genug Eisen liefert. Enthält ein Gläschen z. B. 15 Gramm davon, brauchen Babys etwa ab dem siebten Lebensmonat mehrere Gläschen pro Woche, um die empfohlene Menge zu bekommen.

Wer sein Kind vegetarisch ernährt und damit auf fleischhaltige Gläschen ganz verzichtet, kann zum Brei stattdessen Vollkornhafer- oder -hirseflocken geben.

Auch der Fett- und Kaloriengehalt, der für Babys, gemessen am Körpergewicht, höher sein muss als für Erwachsene, lässt bei Gläschennahrung oft zu wünschen übrig.

Das A und O: Etiketten aufmerksam lesen!

Je weniger auf den Etiketten der Babykost draufsteht, desto besser. Denn gesunde Babynahrung besteht vor allem aus vier Zutaten: Gemüse, Kartoffeln, Fleisch – und Fett. Salz, Gewürze und allerhand Extra-Zutaten und -Inhaltsstoffe sind absolut überflüssig und können im Zweifel auch schädlich für Babys sein.

Auf den Fettgehalt sollte immer geachtet werden. Pro Mahlzeit sollte es nicht mehr als höchstens zehn Gramm Fett sein, mindestens aber acht Gramm. Steckt zu wenig Fett in der Mahlzeit, reicht es, einen Teelöffel gutes Rapsöl oder auch Olivenöl zuzugeben.

Bei der Zutatenliste von mancher industrieller Babynahrung kann einem oft schwindlig werden. Von Zucker über künstlichen Geschmackstoffen, Emulgatoren und Pulvern ist alles drin. Dabei sollten die Kleinen so viel naturbelassene Nahrung wie möglich bekommen, um ein ausgeprägtes Geschmacksempfinden entwickeln zu können. Kindern, die schon als Babys mit derart überflüssigen Zutaten und Inhaltsstoffen gefüttert wurden, schmecken natürliche Lebensmittel oft gar nicht mehr.

Zucker versteckt sich sehr häufig in Fertignahrung – oft unter den Namen „Glukose“ oder „Fruktose“. Auch mit Milchprodukten für Babys sollte man sehr vorsichtig sein. Es gibt mittlerweile eine fast unüberschaubare Menge an Quark-, Milch- und Joghurtspeisen zu kaufen, die alle mit dem Prädikat „sehr gesund“ angepriesen werden. Meist ist das Gegenteil der Fall. Die milchhaltigen Fertigprodukte sorgen für zu hohe Eiweißmengen und verschlechtern die Eisenversorgung.

Fazit: Alles eine Frage der Aufmerksamkeit

Ob man dem kleinen Schatz nun hausgemachte Nahrung reicht oder zum Gläschen greift – keine der beiden Varianten ist „besser“ oder „schlechter“. Wesentlich ist ein bewusster Umgang mit dem, was man kauft – das gilt für frische wie für industriell hergestellte Nahrungsmittel gleichermaßen. Information und Aufklärung gibt es genug – man muss sie nur nutzen. Babys Gesundheit wird es einem danken!

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Helga Boschitz
Autor: Helga Boschitz

Helga Boschitz, Jahrgang 1966, ist freie Journalistin und Texterin, lebt in Nürnberg und gehört seit Januar 2016 zum apomio.de-Team. Nach Studium und Ausbildung arbeitete sie seit Anfang der 1990er-Jahre als Magazinredakteurin und Moderatorin in Hörfunk- und Fernsehredaktionen u.a. beim Südwestrundfunk, Hessischen Rundfunk und Westdeutschen Rundfunk. Medizin- und Verbraucherthemen sind ihr aus ihrer Arbeit für das Magazin „Schrot und Korn“ sowie aus verschiedenen Tätigkeiten als Texterin vertraut.

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