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Känguru-Methode: Das Beste für Frühgeborene?

Kommentar schreiben Aktualisiert am 06. April 2017
Die Känguru-Methode ist in der Neugeborenenmedizin eine Methode, die sich an die Fortpflanzung von Beuteltieren anlehnt, insbesondere Kängurus, bei welcher das Neugeborene Haut an Haut auf den Oberkörper des Erwachsenen liegt. Frühgeborene, die mit dieser Methode versorgt worden sind, seien weniger anfällig für schwere Krankheiten und haben eine höhere Überlebenswahrscheinlichkeit aufweisen können. Wissenswertes zur Känguru-Methode im folgenden Beitrag.

Was ist die Känguru-Methode?

Die Känguru-Methode ist der Haut-zu-Haut-Kontakt zwischen dem Kind und seinen Eltern und entscheidend für die Mutter-Kind sowie Vater-Kind-Beziehung. Diese Methode kann allerdings erst angewendet werden, wenn der Zustand des Frühgeborenen stabilisiert bzw. die Vitalfunktionen bestehen. Mit Tüchern und Decken wird das Frühchen auf dem Oberkörper der Mutter bedeckt, damit es nicht unterkühlt und erfährt eine Art „Deja-vu-Erlebnis“ – die Situation wie im Mutterleib. Es spürt den Herzschlag der Mutter, ihre Stimme. Durch das Legen der Arme auf den Rücken oder auf die Seite des Frühgeborenen schafft man eine Begrenzung, wie es der Winzling im Mutterleib erfahren hat. Die Wirkung auf das Baby ist beruhigend und vermittelt ein Gefühl von Geborgenheit. Dadurch dann sich das Baby vom Stress und den Ängsten der Behandlungen nach der Geburt erholen und die Genesung fördern. Die Känguru-Methode ist hierbei umso hilfreicher, je länger und öfter diese angewendet wird.

Voraussetzung für das Känguruen

In der Regel kommen fast alle Babys für die Känguru-Methode in Betracht. Folgende Voraussetzungen sind hierbei:
  • das Baby muss stabil sein: Atmung und Herzschlag sollten ordnungsgemäß sein; sofern noch eine Monitoringkontrolle und Medikamentengabe, die nicht gesondert durchgeführt werden kann, erforderlich sind, ist die Känguru-Methode noch nicht möglich
  • das Baby sollte die Känguru-Methode als angenehm empfinden: es kann vorkommen, dass einige Babys abweisend reagiert werden, sobald diese Berührung wahrnehmen – prinzipiell ist dies zwar nur temporär, aber in dem Moment ist es besser, das Baby in Ruhe zu lassen

Vorteile zur Känguru-Methode

Es gibt viele Vorteile, die für den engen Körperkontakt sprechen. Diese können unter anderem sein:
  • das Baby kann Augenkontakt halten, die Hände erkunden Haut der Mutter und des Vaters, Haare auf der Brust des Vaters, der Körpergeruch der Eltern kann wahrgenommen werden, das Baby wird geschmust und gestreichelt auch die Sinne des Babys können sich besser entwickeln
  • Gewöhnung an die Brust und die Ernährung mit Muttermilch wird erleichtert, die Entwicklung des Babys wird gefördert sowie die Stillbeziehung zwischen Mutter und Baby
  • Verbesserung der Herzaktion und der Atmung: regelmäßige Atmung, ruhigere Herztöne und ein tiefer, entspannter Schlaf machen deutlich, wie sehr das Baby von der intensiven Körpernähe profitiert
  • Känguru-Frühchen bauen besser eine Bindung auf und können rascher an Gewicht zunehmen

Studien deuten auf positive Auswirkungen hin

Eine Studie, die Frühchen noch zwanzig Jahre danach begleitet hat, hat erwiesen, dass sich die Känguru-Methode auch noch Jahre später auf das Leben der Kinder positiv auswirkt: In Kolumbiens Hauptstadt Bogota ist diese Langzeitstudie durchgeführt worden, bei der Mütter ihre Frühchen viel auf nackter Haut wärmten, intensiven Körperkontakt hielten und diese stillten. Die Kontrollgruppe bestand aus Babys, die vor allem in ihren ersten Lebensmonaten auf herkömmliche Weise im Brutkasten betreut wurden. 18 bis 20 Jahre nach der Geburt wurden die Daten von 264 Kindern erfasst und die Heranwachsenden drei Tage lang untersucht und befragt – die große Stärke dieser Studie war der lange Kontakt der Forscher zu den Probanden. Im Fachjournal „Pediatrics“ wurden die Ergebnisse veröffentlicht – es ergaben sich klare Vorteile für die Känguru-Frühchen: Die Kinder seien weniger aggressiv, impulsiv und hyperaktiv gewesen als die Gruppe, die die ersten Monaten im Brutkasten verbrachten. Auch der Intelligenzquotient war bei den Känguru-Frühchen, besonders bei den sehr zarten, höher und die Gehirnentwicklung verbessert: Die Kinder aus dem Känguru-Programm schnitten besser in der Schule ab und hatten weniger Fehlzeiten in der Schule vorzuweisen. Auch setzte sich dies im Berufsleben fort: Als junge Arbeitnehmer verdienten diejenigen aus dem Känguru-Programm im Durchschnitt mehr. Auch wenn die Studie aufgrund ihrer vergleichsweisen kleinen Zahl von 264 Kindern mit Vorsicht zu bewerten ist, sprechen auch andere Studien ebenfalls positive Auswirkungen dank der Känguru-Methode aus. Laut der Zusammenstellung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) kann enger Körperkontakt vor Krankheiten schützen, positive Auswirkungen auf das Stillen haben und zudem zum Senken des Stresslevels bei Müttern beitragen.

Känguruen in Deutschland

Weltweit kommen, den Daten der WHO zufolge, etwa 15 Millionen Kinder vor der 38. Schwangerschaftswoche auf die Welt. Effiziente, wissenschaftlich basierte Methoden, werden in allen Umgebungen angewendet. Auch in Deutschland ist die Känguru-Methode auf den Frühgeborenstationen verbreitet. Hierbei profitieren nicht nur die kleinen Frühchen, sondern auch die Eltern: Sie lernen Berührungsängste zu minimieren und den Umgang mit den zerbrechlich wirkenden kleinen Wesen kennen und eine Beziehung aufzubauen.
J. Ehresmann
Autor: J. Ehresmann

Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.

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