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Alkoholvergiftung: Das passiert im Körper

Kommentar schreiben Aktualisiert am 03. November 2019

Am Abend ein Bier, ein Glas Wein zum Essen oder ein Cocktail auf einer Party: Alkohol gehört zu unserem gesellschaftlichen Leben. Doch gerade bei Teenagern und jungen Erwachsenen kommt es zu häufig zu Missbrauch der berauschenden Substanz. Die Folge ist oft eine Alkoholvergiftung. Erfahren Sie hier, wie sich der Vergiftungszustand äußert, wie der Körper auf zu viel Alkohol reagiert und wie Sie einer betroffenen Person am besten helfen.  Eine Alkoholvergiftung (Alkoholintoxikation) beschreibt körperliche Störungen aufgrund einer Überdosis Alkohol. Damit ist nicht das Feierabendbier oder der Chardonnay im Restaurant gemeint: Eine  Alkoholvergiftung ist die Folge eines starken Rausches mit Bewusstseinsstörungen, Gedächtnislücken und gestörten Körperfunktionen. Prinzipiell ist Trinkalkohol nicht giftig. Ethanol wirkt sich auf das menschliche Nervensystem aus und führt so zu der berauschenden Wirkung. Nach der Einnahme wird der Stoff über die Magen- und Dünndarmschleimhaut in den Blutkreislaus ausgenommen und zum größten Teil in der Leber verstoffwechselt. Das Enzym Alkoholdehydrogenase (ADH) oxidiert das Ethanol im ersten Schritt zu Acetaldehyd. Das bedeutet, an den chemischen Stoff wird Sauerstoff angelagert. Im zweiten Schritt wird der Acetaldehyd in Acetat gewandelt. Nach weiteren Vorgängen entsteht aus dem einstigen Alkoholmolekül Kohlestoffdioxid und Wasser. Dies sind die endgültigen Abbauprodukte des Alkohols – das Kohlenstoffdioxid wird über die Lunge abgeatmet, das Wasser geht in die Körperzellen über.

Alkoholvergiftung: Zu viel Ethanol für die Leber

Bei einer Alkoholvergiftung ist zu viel Ethanol im Organismus und kann nicht abgebaut werden. Im Schnitt kann die Leber den Alkoholgehalt im Blut um  0,1 bis 0,2 Promille in einer Stunde verringern. Bei einer enormen Menge Alkohol wirken die Stoffwechselprodukte auf das Nervensystem und die Gehirnzellen. Dabei ist es von Mensch zu Mensch verscheiden, wie viel Ethanol „zu viel“ ist. Die Körpergröße, das Gewicht, das Geschlecht und die Trinkgewohnheiten nehmen Einfluss auf die Wirkung des Rauschmittels. So vertragen Männer in der Regel mehr Alkohol aus Frauen, da sie mehr Körpermasse besitzen. Wer nie oder sehr selten Alkohol trinkt, wird weniger vertragen und nach kurzer Zeit mit ersten Symptomen reagieren. Bei „Gewohnheitstrinken“ äußert sich der Alkoholeinfluss erst ab einem höheren Alkoholspiegel im Blut.

Stadien der Alkoholvergiftung: Vier Promille können tödlich sein

Die Alkoholkonzentration im Blut gibt man in Promille an. Dieser Wert beschreibt, wie viel Milligramm reinen Alkohols in einem Gramm (etwa ein Milliliter) Blut vorkommen. Die Alkoholintoxikation unterteilt sich in verschiedene Stadien. Eine genaue Angabe, bei welchem Promillewert welches Stadium auftritt kann nicht gemacht werden. Bei der Diagnose orientieren sich Ärzte an den Symptomen Stadium 1: Exzitation: vermindertes Gleichgewicht, verminderte Schmerzwahrnehmung, undeutliche Sprache (Lallen), rote Augen, Enthemmung, Euphorie, gesteigertes Redebedürfnis Stadium 2: Hypnose: verengte Pupillen, Gangstörungen, enorme Gleichgewichtsprobleme, Schwindel, Muskelschlaffheit, evtl. Aggressivität (oder andere Verhaltensauffälligkeit), Gedächtnisstörungen (Filmriss), veränderte Temperaturwahrnehmung, Übelkeit, Erbrechen Stadium 3: Narkose: Bewusstlosigkeit, Schockzustand, erweiterte Pupille, mentale Abwesenheit, Erbrechen, Übelkeit Stadium 4: Asphyxie: Koma, Schockzustand, reaktionslose Pupillen, Abfall der Körpertemperatur, Abnahme der Atemfrequenz, Erbrechen im Bewusstlosen Zustand, Atemstillstand Als Richtwert gilt: Ab vier Promille Blutalkohol besteht akute Lebensgefahr für den Betroffenen. Die Atem- und Herzmuskeln verlangsamen und können aussetzen – es kommt zum Atem- oder Herzstillstand. Außerdem laufen Betroffene Gefahr sich in bewusstlosem Zustand zu übergeben und an dem Erbrochenen zu ersticken. Zudem besteht die Gefahr, dass stark Betrunkene Personen unterkühlen (Hypothermie). Durch eine veränderte Wahrnehmung der Außentemperatur kann es zu einer starken Unterkühlung kommen.

Therapie einer Alkoholvergiftung: Schlaf und Flüssigkeit sind wichtig

Wer die aufgeführten Symptome bei einer Person feststellt sollte handeln. Beläuft es sich lediglich auf einen leichten Rausch des ersten Stadiums muss nicht zwingend gehandelt werden. Der Betroffen sollte keinen weiteren Alkohol konsumieren und lieber auf Wasser umsteigen. Das hilft zwar nicht dabei den Alkohol schneller abzubauen, verdünnt aber die aufgenommene Konzentration. Die Dehydration, die am nächsten Morgen den Kater verursacht – bleibt dann unter Umständen aus oder kann abgemildert werden. Bei schlimmeren Vergiftungserscheinungen muss gehandelt werden. Eine stark alkoholisierte Person braucht umgehend Flüssigkeit und Schlaf. Bei einem alkoholbedingten Rausch ist Schlaf die beste Möglichkeit, um den Promillegehalt im Blut zu reduzieren. Bei starker Übelkeit kann selbst verursachte Brechen (durch das trinken lauwarmen Salzwassers oder das Auslösen des Brechreizes mit dem Finger im Hals) helfen.

Bewusstlos durch Alkohol: Stabile Seitenlagen und Rettungsdienst alarmieren

Wird eine bewusstlose Person aufgefunden, muss umgehend der Rettungsdienst (112) verständigt werden. Dann liegt eine schwere Alkoholintoxikation vor und das Ausnüchtern muss ärztlich überwacht werden. Bei einer Ohnmacht reagieren Betroffene nicht auf Weckversuche, auch Schmerzreize (etwa durch leichtes Zwicken) zeigen keine Wirkung mehr. Zunächst muss überprüft werden, ob die Atmung noch funktioniert. Ist das der Fall, sollte der Betroffene in die stabile Seitenlage mit überstrecktem Kopf gelegt werden. So wird verhindert, dass Erbrochenes aus dem Magen in die Luftröhre fließt und zum Ersticken führt. Würgen bleibt bei ohnmächtigen Personen aus, das Erbrochene fließt kontinuierlich aus dem Magen die Speiseröhre empor. Wird ein natürliches Gefälle erstellt – wenn der Magen höher gelagert ist als der Mund – kann das Erbrochen abfließen. Es ist darauf zu achten, dass der Mund und die Atemwege auch nach dem Brechen frei bleiben und die Atmung bestehen bleibt. Zeigt ein Ohnmächtiger keine Atemaktivität muss zunächst der Mund und die Nase von Erbrochenem oder Fremdkörpern befreit werden. Im Anschluss sind lebenserhaltende Maßnahmen (Herzdruckmassage und Beatmung) durchzuführen, bis der Rettungsdienst eintrifft. In beiden Fällen sollte der Betroffene zugedeckt werden, um eine Unterkühlung zu verhindern.

Alkoholintoxikation: Das passiert im Krankenhaus

Je nach Schwere der Alkoholvergiftung werden im Krankenhaus verschiedene Maßnahmen eingeleitet. Bei einer mittleren Vergiftung ist es meist ausreichend den Betroffenen unter Überwachung ausnüchtern zu lassen. Die Atmung und der Puls werden überwacht, während der Vergiftete seinen Rausch ausschläft. Nach wenigen Stunden kann er wieder nach Hause gehen. Bei schwereren Vergiftungsfällen kann es nötig sein, den Magen auszupumpen und den Flüssigkeitshaushalt mit einer Infusion auszugleichen. Bei starker Unterzuckerung durch den Rausch kann eine Infusion mit zusätzlicher Glukose notwendig sein. In extremen Fällen wird beim Betroffenen eine Blutwäsche (Dialyse) durchgeführt. Dabei wird das Blut außerhalb des Körpers in einer Zentrifuge gereinigt und im Anschluss dem Organismus wieder zugeführt. Die Kosten für die Behandlung einer Alkoholvergiftung übernimmt in der Regel die Krankenkasse.

Wie viel Alkohol ist schädlich?

Damit es nicht so weit kommt ist es wichtig, seine Grenzen zu kennen. Die sind bei jeder Person individuell und es lassen sich nur schwer allgemeine Angaben machen. Als Richtwert gilt: erwachsene Männer sollten täglich nicht mehr als 24 Gramm reinen Alkohol zu sich nehmen, Frauen nicht mehr als 12 Gramm. Zum Vergleich: Ein Bier (0,33 Liter) enthält etwa 13 Gramm Alkohol, ein Glas Wein (0,2 Liter) etwa 16 Gramm. Wer regelmäßig mehr als diese Menge Alkohol zu sich nimmt, läuft Gefahr seine Leber, sein Gehirn und auch die Haut nachhaltig zu schädigen. Wird mehrmals die Woche Alkohol getrunken, kann sich eine Abhängigkeit entwickeln. Wer regelmäßig unter der Woche, alleine und auch schon früh am Tag zur Flasche greift, kann Alkoholsüchtig sein. Viele Alkoholiker brauchen eine gewisse Dosis ihrer Droge, um den Alltag zu überstehen. Kommt es über einen längeren Zeitraum zu Alkoholmissbrauch, steigt die körperliche Toleranzgrenze und es wird mehr getrunken, um den Effekt zu erzielen. Besteht der Verdacht auf eine Abhängigkeit ist der Hausarzt der erste Ansprechpartner. Er kann bei einem ausführlichen Patientengespräch ermitteln, ob eine Sucht besteht. Ein Entzug – ambulant oder stationär – hilft dabei die Sucht zu überwinden und trocken zu werden. Der behandelnde Arzt kann geeignete Therapieangebote empfehlen.

Alkoholvergiftung bei Jugendlichen: Schwere Schäden möglich

Vor allem bei jungen Erwachsenen und Teenagern kommen Alkoholvergiftungen zu häufig vor. Dabei ist exzessiver Alkoholkonsum gerade im Wachstum besonders schädlich für den Körper. Bei Kindern und Jugendlichen wirkt schon eine deutlich geringere Alkoholmenge und verursacht die Symptome der Vergiftung. Im schlimmsten Fall kann es zu Wachstumsstörungen und bleibenden Schäden kommen. Auch während der Schwangerschaft und der Stillzeit richten Alkohol und Alkoholvergiftungen einen schweren Schaden an. Über den Körper der Mutter gelangt der Ethanol in den Kreislauf des Kindes und es kann zu Fehlbildungen und Entwicklungsstörungen kommen. Auch Fehlgeburten sind möglich. Trinkt die Mutter während der Stillzeit, gelangt der Alkohol über die Muttermilch in den Kreislauf des Kindes. Auch hier sind schwerwiegende Schäden möglich. Deshalb sollten sich werdende und stillende Mütter an das Alkoholverbot halten.

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Lisa Vogel
Autor: Lisa Vogel

Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.

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