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Krankhafte innere Unruhe: Wenn Körper und Geist ständig auf Trab sind

2 Kommentare Aktualisiert am 23. März 2020

Nur wenige beneidenswerte Menschen sind stets die Ruhe selbst und kennen Phasen der inneren Unruhe, Nervosität und Anspannung überhaupt nicht. Viele andere wiederum erleben solche Zustände nur zeitweise, zum Beispiel wenn ein wichtiger Termin oder eine entscheidende Prüfung ansteht oder wenn sich verschiedene Belastungen im Alltagsleben gehäuft haben. Gut, wenn das Ende solcher Phasen absehbar und/oder der nächste Erholungsurlaub schon in Sichtweite ist.

 

Inhaltsverzeichnis:

 

Wirklich ernst wird es jedoch, wenn sich Nervosität und innere Unruhe dauerhaft in einem Menschen einnisten. Wenn man sich fast ständig gehetzt, gereizt, angespannt und rastlos fühlt, gleichzeitig aber den großen Wunsch verspürt, vor dem Alltagstrott zu flüchten und nur noch seine Ruhe zu haben. Wenn selbst in Ruhepausen das Gedankenkarussell nicht mehr zum Stillstand kommt, der Schlaf schlecht ist und sich körperliche Symptome wie Herzklopfen, chronische Verspannungen, Zähneknirschen und vermehrte Schweißproduktion zeigen. Oft stellen sich auch noch Angstgefühle ein und die Befürchtung, alles könne einem über den Kopf wachsen. Auf die Menschen um sich herum reagiert man nur noch hektisch und übellaunig, ist kaum noch in der Lage, freundlich und gelassen mit anderen zu kommunizieren. Irgendwann ziehen sich die anderen dann genervt zurück – und die Betroffenen fühlen sich in ihrem ganzen Elend nun auch noch allein gelassen und unverstanden.

Die Auslöser sind allgegenwärtig 

Die gesunde Balance zwischen An- und Entspannung ist bei Menschen, die unter chronischer innerer Unruhe leiden, nachhaltig gestört. Wie kann es dazu kommen? Die Antworten liegen auf der Hand: Unser modernes Hochleistungsleben, in dem viele ständig unter Druck stehen, die häufige Doppel- oder Vielfachbelastung durch Beruf und familiäre Verpflichtungen, zu wenig gesunder Ausgleich durch Bewegung, Sport und andere entspannende Tätigkeiten. Dazu kommt eine fast dauerhafte Reizüberflutung durch TV und Radio, Handys und Computer. Am Ende eines Tages ist man todmüde, zum „Runterkommen“ greift man dann zur Fernbedienung und zum Bierchen, statt sich beispielsweise noch zu einem erholsamen Abendspaziergang aufzuraffen. Die Auslöser innerer Unruhe sind praktisch immer da, sich vor ihnen abzuschirmen, ist alles andere als leicht. Da kommen viele zu einem höchst deprimierenden Schluss: Ein Ausstieg aus dem „Hamsterrad“? Unmöglich!

„Ständig irgendwie unruhig“? Auch körperliche und psychische Erkrankungen können dahinterstecken 

Neben seelischen Ursachen und Dauerstress können sich auch einige psychische Erkrankungen anfangs in einer auffallenden inneren und äußerlichen Unruhe der Betroffenen äußern. Daneben kommen auch einige körperliche Funktionsstörungen und Erkrankungen als Auslöser starker innerer Unruhe in Frage, darunter

  • Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose): Typische Symptome dieser Schilddrüsenerkrankung sind unerklärlicher Gewichtsverlust, starkes Herzklopfen, hoher Ruhepuls und vermehrtes Schwitzen. Bei Verdacht auf eine Hyperthyreose schafft eine Blutuntersuchung Klarheit.
  • Bluthochdruck (Hypertonie): Zu hoher Blutdruck bleibt oft lange Zeit unentdeckt, unbestimmte Nervosität kann ein Hinweis darauf sein. Für eine Blutdruckmessung muss man nicht zum Arzt, auch in der Apotheke wird dies schnell und unkompliziert durchgeführt.
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Ein Herz-Kreislauf-Check beim Hausarzt gibt Aufschluss darüber, ob hinter der inneren Unruhe eine Erkrankung in diesem Bereich steckt. Die Krankenkassen erstatten diese Untersuchung alle zwei Jahre.

Die Wechseljahre: eine buchstäblich „unruhige“ Zeit 

Wenn sich, wie es in den Wechseljahren der Frau der Fall ist, der Hormonhaushalt grundlegend verändert, hat das sehr häufig auch heftige nervöse Zustände zur Folge. Von Stimmungsschwankungen, Gereiztheit, innerer Anspannung und Unruhe berichten viele Frauen im Alter zwischen 45 und 55 Jahren. Werden diese Symptome zu belastend, sollten Frauen bei ihrem Gynäkologen Rat suchen und besprechen, ob in ihrem Fall eine Hormonbehandlung in Frage kommt oder alternative Therapien eingesetzt werden. Hierfür haben sich bei wechseljahresbedingten Unruhezuständen oftmals pflanzliche und homöopathische Präparate bewährt, z.T. als Komplexmittel mit mehreren Inhaltsstoffen, die gezielt zur Behandlung der typischen körperlichen und seelischen Symptome der Wechseljahre kombiniert werden. Im Gegensatz zu Hormonpräparaten haben diese Arzneimittel kaum Nebenwirkungen und führen auch nicht zur gefürchteten Gewichtszunahme.

Heilpflanzen – sanft wirksame Helfer 

Kein Wunder also, dass Wirkstoffe aus der Natur gerade bei Wechseljahresbeschwerden gern und häufig eingesetzt werden. Naturheilkundler und Homöopathen setzen z.B. auf die kanadische Blutwurzel (Sanguinaria), die vor allem gegen Hitzewallungen mit starken Rötungen der Haut und Herzklopfen wirkt. Die Inhaltsstoffe der Traubensilberkerze (Cimifuga) können ebenfalls bei Hitzewallungen und Herzklopfen sowie bei innerer Erregung und Schlafstörungen helfen. Die Ignatiusbohne (Ignaia) setzt man vor allem gegen Stimmungsschwankungen, Kopfschmerzen und innerer Unruhe ein. Ein geschätztes Mittel ist auch die Tinte des Tintenfischs (Sepia), der eine nachhaltige Wirkung u.a. gegen Reizbarkeit, das Gefühl der Überforderung und Erschöpfung sowie gegen Ein- und Durchschlafstörungen zugesprochen wird. Auch bei innerer Unruhe, die nicht durch die Wechseljahre ausgelöst wird, haben sich die oben genannten und weitere Heilpflanzen bewährt. Die Naturapotheke hält pflanzliche Wirkstoffe bereit, die effektiv helfen können, wieder zu Ausgeglichenheit, Gelassenheit und besserem Schlaf zurückzufinden.

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Im Gegensatz zu chemisch-synthetischen Beruhigungsmitteln – die allenfalls vom Arzt verschrieben und nur mit größter Vorsicht und zeitlich begrenzt angewendet werden sollten – haben pflanzliche Präparate kaum unerwünschte Nebenwirkungen und führen auch nicht zur Abhängigkeit. So finden sich in pflanzlichen und homöopathischen Arzneimitteln gegen innere Unruhe besonders häufig Extrakte aus der Baldrianpflanze, der Passionsblume und der Tigerlilie, oft in Kombination miteinander. Auch der Frauenschuh (Cypripedium pubescens), ein Orchideengewächs, verfügt über Wirkstoffe, die nervöse Schlafstörungen und Schlaflosigkeit deutlich bessern können. Bei häufigen Wutausbrüchen und starker Gereiztheit verschreiben Homöopathen gern Colocynthis aus der Familie der Kürbisgewächse und Bryonia (Zaunrübe). Innerer Unruhe, die mit Verdauungsstörungen (z.B. Durchfall) einhergeht, kann man oft mit der Kamille (Chamomilla) beikommen. Bei Dauerstress und dem Gefühl von Überforderung, die Muskelverspannungen oder auch Übelkeit nach sich ziehen, ist Nux vomica (Brechnuss) ein bewährtes Mittel.

Was man außerdem gegen Dauerstress und innere Unruhe tun kann 

Atemübungen: Schon fünf Minuten pro Tag, die man zum bewussten, tiefen Atmen nutzt, können wahre Wunder wirken. Es genügt, sich entspannt hinzusetzen oder auch hinzulegen und bewusst tief Luft zu holen, indem man in den Bauch hineinatmet. Zur Kontrolle kann man die Hand auf die Körpermitte legen: Wenn sich beim Einatmen die Bauchdecke hebt und beim Ausatmen wieder senkt, macht man´s richtig. In akuten Stresssituationen kann diese Übung schnell helfen; und je öfter man sie macht, desto mehr wird man zunehmende Entspannung spüren.

 

Entspannungsbäder mit ätherischen Ölen: Ein heißes Bad, dem ein paar Tropfen ätherischer Öle zugegeben werden, wirkt garantiert beruhigend und ausgleichend. Fertige Badezusätze mit entspannenden Inhaltsstoffen gibt es z.B. in der Apotheke.

 

Akupunktur: Die traditionelle chinesische Medizin (TCM) wendet häufig Akupunkturbehandlungen gegen Erregungszustände an. Manche TCM-Heilkundige  injizieren auch homöopathische Mittel an bestimmten Akupunkturpunkten. Erfahrene TCM-Therapeuten kann man z.B. bei seiner Krankenkasse erfragen.

 

Entspannungstechniken und -behandlungen: Techniken wie autogenes Training, progressive Muskelentspannung nach Jacobson und Yoga, aber auch Entspannungsmassagen haben sich bereits häufig als wirksame Gegenmittel bei innerer Unruhe erwiesen. Zu den Entspannungstechniken gibt es zahlreiche Kursangebote, z.B. in der Volkshochschule.

 

Bewegung an der frischen Luft: Der beruhigende Einfluss der Natur auf Körper und Seele ist längst wissenschaftlich erwiesen. Ein Spaziergang, eine Wanderung oder Radeln im Grünen verleihen gute Energie und helfen, von allen Stressfaktoren abzuschalten. Wunderbar entspannend ist es auch, mal barfuß durch Gras, Moos und Laub zu gehen und dieses Gefühl ganz bewusst wahrzunehmen. Wer nur schwerlich die Zeit oder Lust aufbringt, nach draußen zu gehen, könnte z.B. erst einmal eine Stunde an einem festen Wochentag dafür bestimmen und die Zeit dann langsam steigern. Wer den positiven Effekt mehrfach gespürt hat, steht nach einer Weile immer bereitwilliger von der Couch auf!

 

Ruhe statt Berieselung: Ob das leise Rauschen der Blätter, das heitere Zwitschern der Vögel oder ganze einfach Stille zu Hause: Ruhe tut gut! Statt sich am Feierabend oder am Wochenende vor dem Fernseher und dem Computer berieseln zu lassen, am Smartphone zu kleben oder ständig Musik im Hintergrund laufen zu lassen, sollte man regelmäßig bewusst alle künstlichen Geräuschquellen ausschalten. Denn es ist vor allem die alltägliche Reizüberflutung, die anhaltende innere Unruhe, Nervosität und Reizbarkeit auslöst. Am Anfang scheint die Stille, weil sie so ungewohnt ist, vielleicht bedrohlich. Aber wenn man sich langsam daran gewöhnt, wird man immer mehr ihre wohltuende, entspannende Wirkung spüren.

 

Zeitfresser und Stressfaktoren aufspüren: Hilfreich kann es sein, eine Liste anzulegen, auf der verzeichnet wird, was im Tagesablauf wirklich wichtig und was eigentlich unwichtig ist. So kann man schnell Dinge identifizieren, die einen bei näherer Betrachtung nur aufhalten und Stress verursachen. Die „Stresser“ und „Zeitfresser“ können dann nach und nach aus der Liste entfernt werden, sodass am Ende nur noch die wirklich wichtigen Dinge stehen bleiben.

Und wenn all das nicht hilft? Hilfe beim Profi suchen! 

Wer das Gefühl hat, alleine nicht mit seinen Belastungen fertig zu werden und gegen die innere Unruhe anzukommen, sollte sich nicht scheuen, professionelle Hilfe zu suchen. Die erste Anlaufstelle könnte der Hausarzt sein, sofern man eine vertrauensvolle Beziehung zu ihm hat. Der Arzt kann zunächst untersuchen, ob als Ursache für die innere Unruhe eine körperliche Störung vorliegt. Schließt er das aus, kann er ggf. weitere Maßnahmen empfehlen, z.B. eine Psychotherapie oder ein Coaching. In jedem Fall gilt: Innere Unruhe muss kein Dauerzustand bleiben – es gibt zahlreiche Mittel dagegen. Irgendwie beruhigend, oder?

 

Bildnachweis:
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Helga Boschitz
Autor: Helga Boschitz

Helga Boschitz, Jahrgang 1966, ist freie Journalistin und Texterin, lebt in Nürnberg und gehört seit Januar 2016 zum apomio.de-Team. Nach Studium und Ausbildung arbeitete sie seit Anfang der 1990er-Jahre als Magazinredakteurin und Moderatorin in Hörfunk- und Fernsehredaktionen u.a. beim Südwestrundfunk, Hessischen Rundfunk und Westdeutschen Rundfunk. Medizin- und Verbraucherthemen sind ihr aus ihrer Arbeit für das Magazin „Schrot und Korn“ sowie aus verschiedenen Tätigkeiten als Texterin vertraut.

2 Kommentare

Resa – Sonntag, 23. September 2018
Oh nein, das tut mir sehr leid für Sie... Gibt es keine Möglichkeit umzuziehen? Oder notfalls Ohropax benutzen? Haben Sie nicht irgendwen den Sie fragen könnten, der sie vielleicht ein bisschen entlasten könnte mit der Arbeit und Pflege?
Klaus Bittke – Mittwoch, 19. September 2018
Meine Frau wurde in Hamburg 3× mal an der Wirbelsäule operiert. Leider zu unserem Nachteil, denn seidem ist sie Invaliden. Sie besitzt den Pflegegrad 3. Ich muss mich nun um alles kümmern. Haushalt, Einkäufe usw. Außerdem ist unter uns eine neue Mieterin mit Kind eingezogen das hüperaktief ist und den ganzen Tag nur rum schreit. Ich bin mit meinem Nerven am Ende und trage mich schon mit Selbstmord Gedanken.

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