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Was kann Schröpfen alles bewirken?

Kommentar schreiben Aktualisiert am 23. Oktober 2020

Schröpfen ist eines der ältesten Therapieformen. Ziel ist, die Haut und das darunter liegende Gewebe intensiv zu durchbluten, Schlackenstoffe auszuleiten und Heilungsprozesse in den Organen anzuregen, die den behandelten Hautzonen entsprechen. Geschröpft wird mit kleinen Saugglocken aus Glas, die auf der Haut einen Unterdruck erzeugen. Schröpfen ist eine Reiztherapie, die Blockaden auflösen und Selbstheilungskräfte aktivieren soll. Erfahren Sie hier, was beim Schröpfen passiert, welche Formen es gibt, wie Schröpfen wirkt, wofür es angewendet wird, ob Sie auch selbst schröpfen können, wann nicht geschröpft werden sollte, was es kostet und wer Schröpfen anbietet. 

Inhaltsverzeichnis

Was ist Schröpfen?

Schröpfen ist in allen alten Medizinkulturen angewendet worden. Am bekanntesten ist das Ausleitungsverfahren heute noch in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Aber auch im indischen Ayurveda, im alten Ägypten und Griechenland bis hin zum Schamanismus nutzte man die durchblutungsfördernde und reflexzonenwirksame Methode des Schröpfens. Die Erklärungsmodelle zur Wirksamkeit unterscheiden sich. Einig sind sich aber alle, dass die intensive Durchblutung den Lymphfluss und Stoffwechsel anregt. Das wird in der Naturheilkunde und heute auch in der Kosmetik genutzt.

Schröpfen wird von Heilpraktikern und naturheilkundlich orientierten Ärzten zur Linderung von Schmerzen, Verspannungen und Verschlackung sowie als Impuls zur Selbstheilung eingesetzt. Für kosmetische Zwecke wie gegen Cellulite oder für leichte Verspannungen kann trockenes Schröpfen auch bei der Kosmetikerin oder eigenständig zu Hause werden.1

Welche Schröpf-Methoden gibt es?

Beim trockenen Schröpfen werden Saugglocken aus Glas, sogenannte Schröpfköpfe, auf die Haut aufgesetzt. Durch kurzes Erhitzen des Schröpfkopfinneren vor dem Aufsetzen, wobei der Sauerstoff verbrennt, oder durch das Absaugen der Luft aus dem Glas mit einer Unterdruckpumpe nach dem Aufsetzen entsteht ein Vakuum. Der Unterdruck bewirkt ein Anziehen von Haut und Gewebe in Richtung Schröpfglas.Schröpfen - Man sieht zwei blaue und einen roten Schröpfköpf. Dazwischen ist eine Buddha Skulptur zu sehen.

Folge ist die Bildung von Hämatomen.2 Trockenes Schröpfen wird bei leeren oder kalten Gelosen (Verhärtungen) eingesetzt. Sie sind als Delle, sulziges (gallertiges) Hautareal oder kalte Verhärtung tastbar. Die eingeschränkte Blutversorgung wird durch das trockene Schröpfen wieder angeregt. Die Schröpfköpfe bleiben so lange auf der Haut, bis sich eine rot-bläuliche Färbung, d.h. ein Bluterguss entwickelt hat.3 

Beim blutigen Schröpfen wird die Haut desinfiziert und leicht eingeritzt, bevor der Therapeut den Schröpfkopf auf die Haut aufsetzt. Durch den Unterdruck tritt etwas Blut aus den kleinen Wunden. Die Region wird entstaut und Schadstoffe können mit dem Blut austreten. Blutiges Schröpfen soll wie ein kleiner Aderlass das Blut verdünnen und seine Fließeigenschaften verbessern.2 Mit blutigem Schröpfen werden heiße oder Fülle-Gelosen behandelt, die als schmerzhafte Verhärtungen tastbar sind.

Sie sind Folge einer Fehlregulation der Durchblutung der Körperoberfläche mit einer Zunahme an Gewebsflüssigkeit. Der Abfluss des venösen Bluts ist behindert. Stoffwechselausscheidungsprodukte sammeln sich an. Die Zufuhr von arteriellem Blut ist ungehindert, so dass es zu einer Blutfülle kommt. Blutiges Schröpfen saugt die Blutfülle und die überschüssige Gewebsflüssigkeit mit den Schlackenstoffen aus der Gelose heraus. Der Schröpfkopf muss sooft gewechselt werden, bis kein Blut mehr nachfließt.3

Die Schröpfkopfmassage leitet sich vom unblutigen Schröpfen ab. Nachdem die Haut eingeölt oder eingecremt ist, wird ein Schröpfkopfglas von dem Therapeuten mit Druck auf der Haut hin und her bewegt, bis die Haut blaurot streifig verfärbt ist. Sinn ist die Verbindung von trockenem Schröpfen mit der Wirkung einer Bindegewebsmassage.1 Die Schröpfkopfmassage kann auch ähnlich schmerzhaft sein. Sie kann starke Verspannungen und Verkrampfungen lösen, den Stoffwechsel anregen und als Vorbereitung für andere Schröpfmethoden angewendet werden.3

 

Was bewirkt Schröpfen?

Schröpfen regt die Durchblutung und den Lymphfluss an. Bei zu viel Energie, d.h. Blutfülle wird durch blutiges Schröpfen die Region entlastet und der Abfluss von Blut und der Ausscheidungsprodukte des Stoffwechsels verbessert. Bei zu wenig Energie mit einer kalten Verhärtung werden durch trockenes Schröpfen oder Schröpfkopfmassage die Durchblutung und Durchwärmung des Gewebes gefördert und die Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen verbessert.

Schlackenstoffe können auch hier besser abtransportiert werden. Schröpfen hat seinen Ursprung in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM): Man geht von einer Entsprechung zwischen Akupunkturpunkten und den zugeordneten Organen aus. Außerhalb der TCM sieht man eine Verbindung zwischen Reflexzonen auf dem Rücken und bestimmten Organen oder anderen Körperteilen. Nach diesem Erklärungsmodell übt das Schröpfen eine reflektorischen Wirkung auf die korrespondierenden Organe aus.3

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Welche Untersuchung geht dem Schröpfen voraus?

Vor dem Schröpfen untersucht der Arzt oder Heilpraktiker den Körper auf Veränderungen der Haut, z.B. Einziehungen, Verquellungen oder Asymmetrien. Er tastet die Muskulatur des Rückens auf ihren Zustand und ihre Durchblutungsverhältnisse ab. Dann kann er bestimmen, wo er Schröpfköpfe ansetzt und ob ein trockenes oder blutiges Schröpfen oder eine Schröpfkopfmassage indiziert sind. Wenn er TCM-Therapeut ist, prüft er, welche Akupunkturpunkte zum Ausgleich der Fülle oder Leere mit welcher Schröpf-Methode behandeln werden.

Was sind bewährte Anwendungsgebiete beim Schröpfen?  

Schröpfen - Es ist die Schröpf-Methode auf einem Rücken zu sehen.Schröpfen hilft zur Lösung von Muskelverspannungen und bei Kopfschmerzen und Migräne. Eine Studie zeigte, dass sich eine Migräne nach 3 Monaten Behandlung bei 66 % der Probanden gebessert hat und dass die Migräne 12,6 Tage im Monat weniger auftrat als in der Vergleichsgruppe ohne Schröpfen.4 Auch Rücken-5 und Nackenschmerzen6 werden laut Studien durch Schröpfen gelindert und die Lebensqualität wird verbessert. Eine andere Studie belegt die Wirksamkeit bei Herpes Zoster (Gürtelrose), Gesichtslähmung, Akne und Spondylose (degenerative Veränderung) der Halswirbelsäule.7

Auch bei Bluthochdruck, Hexenschuss, Leber-, Gallen- und Lungenerkrankungen, sowie Antriebs- und Energielosigkeit wird Schröpfen als natürliche Unterstützung empfohlen.3 Das Karpaltunnelsyndrom, Nervenschmerzen, Asthma, Kniearthrose, Verdauungsstörungen, Wechseljahresbeschwerden und depressiven Verstimmungen sind weitere Anwendungsbereiche.1

Wo am Körper kann man schröpfen?

In der Naturheilkunde wird bevorzugt auf den Reflexzonen und Akupunkturpunkten des Rückens geschröpft. Es gibt aber auch die Möglichkeit, Schröpfen für kosmetische Zwecke einzusetzen, um die Durchblutung und den Stoffwechsel anzuregen, z.B. zur Behandlung von Cellulite. Mit viel Feingefühl soll auch das Gesicht geschröpft werden können, was Falten reduzieren und die Haut straffen kann.1 Kosmetisches Schröpfen wird von manchen Kosmetikstudios angeboten.

Wie schröpfe ich richtig?

Schröpfen, insbesondere blutiges Schröpfen wird für heilkundliche Zwecke von Ärzten und Heilpraktikern in einer Fachausbildung erlernt und unter strengen hygienischen Bedingungen ausgeführt. Für kosmetische Zwecke und bei leichten Verspannungen sollen Schröpfkopfmassage und trockenes Schröpfen auch von Laien ausgeführt werden können. Einen Einblick in diese Verfahren finden Sie hier.8  Eine kleine Hausapotheke, wie Sie das Schröpfen anwenden können, erhalten Sie hier.9 Vorsichtshalber empfiehlt sich für den Laien, vor der Anwendung den Arzt zu befragen.

Welche Nebenwirkungen sind beim Schröpfen möglich?

Erwünschte Nebenwirkung sind Hämatome, d.h. blaue Flecken, die meist mehrere Tage nach dem Schröpfen zu sehen sind.1 Bei blutigem Schröpfen kann es zu Kreislaufschwäche, Narben und bei unsachgemäßer Handhabung des Einritzens zur Störung der Akupunkturmeridiane kommen.3

Wann sollte man auf Schröpfen verzichten?

Bei akuten Verletzungen, Entzündungen oder allergischen Veränderungen der Haut darf nicht geschröpft werden. Schröpfen ist auch nicht angezeigt bei Menschen, die Blutverdünner einnehmen, oder eine erhöhte Blutungsneigung haben. Schwere Hauterkrankungen, generalisierte Ödeme und Hautveränderungen nach einer Kortisonbehandlung sprechen gegen eine Schröpf-Behandlung. Auch nach einer Strahlentherapie und in der Schwangerschaft sollte auf das Schröpfen verzichtet werden.1

Außerdem darf nicht über Knochen, leeren Gelosen sowie bei Schwäche- und Kältezuständen blutig geschröpft werden. Im Nackenbereich darf nicht trocken und bei Nieren- und Lungenerkrankungen darf nur trocken geschröpft werden.10

 

Was kostet eine Schröpf-Behandlung? Bezahlt die Krankenkasse?

Schröpfen kostet zwischen 20 und 40 Euro pro Sitzung. Da zu wenige klinische Studien vorliegen oder sie nicht beachtet werden, wird das Schröpfen von den gesetzlichen Krankenkassen nicht erstattet. Private Krankenversicherungen und Zusatzversicherungen für Heilpraktiker können aber die Behandlung bezahlen.11

Wer bietet Schröpfen an?

Schröpfen wird von dafür ausgebildeten Heilpraktikern12 und TCM-Therapeuten13 angeboten.

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Quellen anzeigen

Beate Helm
Autor: Beate Helm

Beate Helm, Heilpraktikerin, freie Redakteurin und Autorin für Gesundheitsthemen und Persönlichkeitsentwicklung. Selfpublisherin. Weiterbildungen in Ernährungswissenschaft, Homöopathie, Pflanzenheilkunde, Ayurveda, psychologischer Beratung und systemischer Therapie. Langjährige Erfahrung in Yoga und Meditation. Bei apomio seit 04/2015.

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