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Flohalarm! Was tun, wenn das Haustier befallen ist?

Kommentar schreiben Aktualisiert am 14. April 2016

In der Natur sind Flöhe praktisch überall: Nahezu alle Wildtiere sind von Flöhen befallen und „verseuchen“ ihre gesamte Umgebung. Frei laufende Hunde und Katzen fangen sich fast zwangsläufig die kleinen Biester draußen in der Natur ein und schleppen sie ihren Menschen dann in das Haus. Außerdem sitzen Flöhe auf Goldhamstern, Hühnern, Igeln, Kaninchen, Meerschweinchen und Vögeln.  Menschen können sich über ihre Heimtiere, aber auch beim Aufenthalt in der Natur, zum Beispiel bei der Gartenarbeit, Flöhe einfangen.

Es gibt verschiedene Floharten, z.B. den Hunde-, Katzen- und Menschenfloh. Allerdings sind die Tierchen nicht allzu wählerisch, wenn es darum geht, auf welchen Wirt sie nun springen wollen. Ist gerade keine Katze in Reichweite, springt ein Katzenfloh durchaus auch mal auf einen Menschen oder ein Menschenfloh auf einen Hund.

Erwachsene Flöhe springen (bis zu 30 cm hoch und bis etwa 50 cm weit) auf ihre Wirte. Da der Floh sich vom Blut des Wirtstieres ernährt, sticht er zu und saugt. Pro Tag kann der winzige Parasit bis zum 15-fachen seines eigenen Körpergewichts aufnehmen.

Weibliche Flöhe legen nach ein bis zwei Tagen ihre Eier im Fell des Wirtstieres ab. Diese gelangen durch die Bewegungen des Wirtstieres aus dem Fell auf den Boden – so ist bald die gesamte Umgebung des Tieres mit Flöhen verseucht. Nach einigen Tagen schlüpfen Larven aus den Eiern, die sich, weil sie kein Sonnenlicht vertragen, tief im Boden und in Teppichen, Polstern und anderen schwer erreichbaren Stellen verkriechen. Dort ernähren sie sich vom Kot anderer Flöhe, von Hautschuppen und Krümeln. Oft dauert die Larvenphase monatelang, bis dann mit der Verpuppung das letzte Stadium des Flohlebens beginnt, das wiederum von mehreren Tagen bis zu vielen Monaten andauern kann. Die Puppe nimmt Erschütterungen, Wärme und Kohlendioxidgehalt in der Luft wahr und bemerkt auf diese Weise, wenn ein Wirtstier in ihre Nähe kommt. Hat sie diese günstigen Bedingungen erkannt, schlüpft die Puppe und wird so zum erwachsenen Floh, der auf das Wirtstier springt.

Ein Flohbefall besteht nur zu ca. 5 Prozent aus erwachsenen Flöhen. Die restlichen 95 Prozent bleiben als Eier, Larven und Puppen in der Umgebung – das bedeutet, dass bei Flohalarm nicht nur das befallene Wirtstier, sondern auch immer die häusliche Umgebung behandelt werden muss. Und zwar das ganze Jahr über: während in der Natur die Hauptsaison für Flöhe von März bis November dauert, können Flöhe in Häusern und Wohnungen dank beheizter Räume spielend überwintern.

Wie erkenne ich einen Flohbefall?

Wenn Hund oder Katze sich hektisch kratzen, nervös herumtigern und insgesamt irgendwie „aufgestachelt“ wirken, sind häufig Flöhe am Werk, deren Stiche heftig jucken. Die Tiere kratzen sich oft dort, wo Flöhe bevorzugt stechen und saugen: am Bauch, an der Kruppe am Schwanzansatz oder in den Schenkelfalten. Dort können sich auch Pusteln oder Quaddeln bilden, vor allem, wenn das Tier allergisch auf die Flohstiche reagiert. Menschen werden meist an der Wade gestochen; hier zeigt sich dann die typische „Flohstraße“ aus in einer Reihe liegenden, roten und juckenden Punkten.

Flöhe sind auch mit bloßem Auge sichtbar: Sie sind 2 – 3 Millimeter groß und rötlich-braun. Wenn man genau hinschaut, sieht man sie manchmal sogar springen. Meistens bleiben sie aber ungesehen, da sie sich gut im Tierfell verstecken können. Ein eindeutiges Zeichen für einen Befall sind Spuren von Flohkot in Form von kleinen schwarzen Körnchen. Mit speziellen Flohkämmen, die es in der Apotheke oder beim Tierarzt gibt, kann man diese leicht finden. Man zieht den Kamm direkt über der Haut durch das Fell des Tieres. Bleiben schwarze Krümelchen auf den Zacken hängen, handelt es sich dabei meist um Flohkot. Um ganz sicher zu gehen, nimmt man die Krümel mit einem feuchten hellen Tuch auf und zerreibt sie. Wenn sie sich beim Verreiben rotbraun färben, hat sich der Verdacht bestätigt. Denn mit ihrem Kot scheiden die Flöhe einen Farbstoff aus dem Blut aus. Bleiben die Krümel aus dem Fell dagegen schwarz, handelt es sich wahrscheinlich nur um Schmutz.

Flöhe: Eine echte Gefahr für Tier und Mensch?

Zunächst einmal gilt: Keine Panik bei Flohbefall! Zwar können Flöhe durchaus auch gefährliche Krankheiten übertragen und vor allem junge und geschwächte Tiere ernsthaft schädigen. Meist aber bleiben die Folgen eines Flohbefalls eher harmlos. Dennoch sollte immer der Tierarzt aufgesucht werden, da er gezielt behandeln und wirksame Mittel auch zur Vorsorge und zur langfristigen Nachsorge empfehlen kann.

Flohbisse jucken, sind aber in der Regel nicht schmerzhaft. Wenn das Tier sich allerdings die juckenden Stellen aufkratzt und daran herumleckt oder -beißt, kann sich die betroffene Stelle infizieren. Außerdem können Flöhe Krankheiten und Bandwürmer übertragen. Neben den „harmlosen“ Symptomen wie Juckreiz und Sekundärinfektionen durch offene, infizierte Wunden – kann es zur Übertragung folgende Erkrankungen kommen:

Flohstichallergie: Kleine Mengen Flohspeichel gelangen bei einem Stich in die Wunde. Gegen den Speichel sind besonders Hunde häufig allergisch. Sie entwickeln dann die so genannte Flohstich-Allergie-Dermatitis (FAD), die sich mit geröteten, z.T. offenen und haarlosen Stellen nahe der Schwanzwurzel, am Bauch oder an den Hinterläufen bemerkbar macht. Diese Hautentzündung führt häufig zu nachfolgenden Bakterien- oder Pilzinfektionen und muss immer vom Tierarzt behandelt werden.

Bandwurminfektion: Entsprechend infizierte Katzen- und Hundeflöhe übertragen häufig den Gurkenkernbandwurm, der meist Hunde, gelegentlich aber auch Katzen befällt. Dieser Bandwurm wächst im Darm des Hundes oder der Katze heran; er verursacht Durchfälle, Appetitlosigkeit, Abmagerung und allgemeine Abgeschlagenheit.

Blutarmut: Für junge Tiere kann es mitunter lebensbedrohlich werden, wenn ein starker Flohbefall zu einer Blutarmut führt. Da die Flöhe Blutmengen bis zum 15-fachen des eigenen Körpergewichts aufnehmen können, saugen sie ein kleines Jungtier manchmal regelrecht aus, gerade wenn mehrere hundert Flöhe auf dem Tier sitzen.

Katzenkratzkrankheit (KKK): Katzenflöhe können verschiedene Bakterien übertragen, darunter auch einen Erreger, der beim Menschen die Katzenkratzkrankheit verursacht. Diese äußert sich durch Symptome wie Fieber und geschwollene Lymphknoten, heilt meistens aber ohne Komplikationen wieder ab. Um dennoch eventuelle Spätfolgen auszuschließen, sollte sie immer behandelt werden.

So vermasseln Sie Flöhen die Tour – Vorbeugung und Behandlung

Mit vorbeugenden Maßnahmen kann man schon einiges tun, um die Gefahr eines Flohbefalls einzudämmen – oder ihn frühzeitig zu entdecken und damit die Behandlung zu erleichtern. Das A und O ist, Haustiere regelmäßig auf Flöhe hin zu untersuchen. Auch gute Fellpflege und die regelmäßige Anwendung eines Flohkamms – vor allem bei langhaarigen Tieren – kann vorbeugend wirken. Ganz wichtig ist es auch, alle Gegenstände, mit denen das Tier regelmäßig in Kontakt ist (Decken, Kissen, Kratzbaum, Polstermöbel usw.) regelmäßig zu waschen bzw. gründlich abzusaugen, die Wohnumgebung generell immer gut gereinigt zu halten und stets ausreichend zu lüften. Dies gilt auch für alle, die keine Haustiere halten. Denn Flöhe können auch als unwillkommenes Mitbringsel von Tieren und/oder Tierhaltern, die zu Gast sind, ins Haus geschleppt werden.

Auch viele natürliche Mittel eignen sich sehr gut zum Schutz vor Flöhen und gleichzeitig zur Linderung des Juckreizes, wenn die Flöhe bereits „zugeschlagen“ haben. Für Katzen und Hunde gibt es eine sehr wirksame Ölmischung: 5 – 20 Tropfen (je nach Größe des Tieres) Zitrus-, Lavendel-, Eukalyptus- oder Zedernöl mit 10 ml Bilsenkraut- oder Johanniskrautöl vermischen und Bauch, Innenschenkel, Schulterblätter und Schwanzende des Tieres damit einreiben. In der Apotheke und im Zoofachhandel sind auch fertig gemischte natürliche/pflanzliche Präparate erhältlich; außerdem können auch homöopathische Mittel als vorbeugender Flohschutz erfolgreich sein.

Diagnose Flohbefall: Schnell handeln!

Ist ein Flohbefall festgestellt, sollte das Tier sofort behandelt werden. Der Tierarzt wird entscheiden, welches Mittel sich am besten eignet. Zur Auswahl stehen Sprays, Flüssigkeiten, Shampoos, Bäder und Puder, die alle gezielt im Fell und auf der Haut der Haustiere wirken. Der Wirkstoff in diesen Spot-on-Präparaten tötet innerhalb von 24 Stunden nach dem Auftragen nahezu alle Flöhe ab und ist in der Regel bis zu vier Wochen wirksam, sodass auch Flöhe, die nach der Behandlung noch auf das Tier gehen, vernichtet werden. Sie stehen in verschiedenen Dosierungen, je nach Größe und Alter des Tieres, zur Verfügung. In manchen, meist in den schwereren Fällen wird der Tierarzt auch antiparasitisch wirkende Tabletten verschreiben.

Nach einem Flohbefall sollte das Tier unbedingt entwurmt werden, um eine Übertragung von Bandwürmern zu verhindern.

Wie die befallenen Tiere braucht auch die gesamte Wohnung – und nicht zu vergessen auch Bereiche wie die Terrasse, das Auto und die Garage – eine Behandlung, wenn sich Flöhe breit gemacht haben. Befallene Textilien wie Decken, Bettzeug, Kleidung und Vorhänge sollten – akut und anschließend regelmäßig – bei 60 Grad gewaschen werden. So rückt man auch den Eiern und Larven zu Leibe, die nach einer Behandlung in der Umgebung überlebt haben. Empfindlichere Textilien und nicht Waschbares kann man auch über mehrere Tage in die Tiefkühltruhe geben, da Flohlarven eisige Temperaturen ebenso wenig vertragen wie heißes Waschwasser.

Böden und Polstermöbel sollten täglich gesaugt und gewischt, Staubsaugerbeutel anschließend weggeworfen werden.

Zur gezielten Behandlung der gesamten Wohnumgebung eignen sich spezielle Sprays, vor deren Anwendung man sich jedoch unbedingt fachkundigen Rat, z.B. vom Apotheker, holen sollte. Denn einige dieser Mittel enthalten giftige Wirkstoffe, die bei falscher Anwendung Gesundheit und Umwelt ernsthaft schädigen können!

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Helga Boschitz
Autor: Helga Boschitz

Helga Boschitz, Jahrgang 1966, ist freie Journalistin und Texterin, lebt in Nürnberg und gehört seit Januar 2016 zum apomio.de-Team. Nach Studium und Ausbildung arbeitete sie seit Anfang der 1990er-Jahre als Magazinredakteurin und Moderatorin in Hörfunk- und Fernsehredaktionen u.a. beim Südwestrundfunk, Hessischen Rundfunk und Westdeutschen Rundfunk. Medizin- und Verbraucherthemen sind ihr aus ihrer Arbeit für das Magazin „Schrot und Korn“ sowie aus verschiedenen Tätigkeiten als Texterin vertraut.

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