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Alles über chronisch entzündliche Darmerkrankungen

Kommentar schreiben Aktualisiert am 22. Februar 2016

Fast jeder zweite Bundesbürger leidet im Laufe seines Lebens mehr oder weniger an einer Darmerkrankung. Krankheitszeichen wie Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Durchfall treten dabei auf und klingen nach spätestens zwei Wochen ohne Folgeerscheinungen wieder ab. Anders ist es mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, die sich von herkömmlichen Darmerkrankungen unterscheiden. Was versteht man unter chronisch entzündlichen Darmerkrankung, kurz CED? Welche Krankheitsbilder gibt es?

Was sind chronisch entzündliche Darmerkrankungen?

Unter chronisch entzündlichen Darmerkrankungen versteht man, wiederkehrende oder permanent aktiv entzündliche Erkrankungen, welche überwiegend den Darm betreffen, aber auch andere Abschnitte des Verdauungstrakts wie Magen und Speiseröhre befallen können. Die wiederkehrenden, im medizinischen Sprachgebrauch auch als rezidivierend bezeichnet, teils anhaltenden kontinuierlichen Krankheitsschübe können ohne äußeren Anlass eintreten. Die beiden häufigsten Vertreter der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen sind der Morbus Crohn und die Colitis ulcerosa. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts schenkt man den beiden Krankheitsbildern intensive Aufmerksamkeit, da die Tendenz der Zahl der Erkrankungen steigend ist und immer mehr Menschen betroffen sind. In Deutschland zählt man schätzungsweise 400.000 Menschen, die unter einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung leiden, dabei sind Männer und Frauen etwa gleich betroffen. Der Krankheitsausbruch erfolgt häufig zwischen dem 15. Und 35. Lebensjahr; im zweiten Gipfel erstmalig ab einem Alter von 60 Jahren.

Besteht der Verdacht auf Morbus Crohn oder Colitis Ulcerosa werden verschiedene Untersuchungen, die von körperlicher Untersuchung über Blutabnahme, Stuhlprobe, Labortests, Ultraschall bis hin zu einer Darmspiegelung Gewissheit schaffen können. Noch bevor man sich einer Darmspiegelung unterziehen möchte, ist besonders eine Stuhlprobe wichtig, welche andere Ursachen eines Durchfalls ausschließen kann, wie zum Beispiel das Vorhandensein von Bakterien, die infektiöse Darmerkrankungen verursachen. Auch das Eiweiß, namens Calprotectin, wird im Stuhl gemessen und gilt als sogenannter Biomarker bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Erhöhte Calprotectin-Werte sind ein Hinweis auf ein entzündliches Geschehen im Darmbereich.

Was ist Morbus Crohn?

Morbus Crohn zählt als eine chronisch entzündliche Darmerkrankung, bei der meist der letzte Dünndarmabschnitt, das terminale Ileum, und der gesamte Dickdarm betroffen sind. Morbus Crohn kann allerdings auch den gesamten Verdauungstrakt, das heißt von Mundhöhle bis zum After, befallen. Darüber hinaus können sich in den Darmabschnitten auch gesunde mit kranken Abschnitten abwechseln. Die Krankheit Morbus Crohn tritt, charakteristisch für eine chronisch entzündliche Darmerkrankung, schubweise auf. Das bedeutet: Akute Schubweisen wechseln sich mit Phasen vorübergehender Beruhigung ab. Beim Morbus Crohn ist die gesamte Darmwand krankhaft verändert, das heißt, dass neben den oberflächlichen Schleimhautzellen auch die darunter liegenden Schichten betroffen sind, wodurch es zu Fistelbildung, also Gänge zu Nachbarorganen, sowie Abszessbildungen mit Eiteransammlung führen kann.

Symptome bei Morbus Crohn

Besonders zu Beginn des Krankheitsausbruchs ist Morbus Crohn nicht nur auf den Bauch-und Darmbereich beschränkt, sondern äußert sich in einem allgemeinen Krankheitsgefühl, das mit Müdigkeit, verminderte Leistungsfähigkeit, Fieber/Fieberschübe, Appetitverlust, Gewichtsverlust, Hautveränderungen oder Gelenksentzündungen einher geht. Erst im weiteren Krankheitsverlauf entwickeln sich spezifischere Symptome, die sich je nach Lokalisation der Entzündung wie folgt äußern:

  • Entzündung im Enddarm: Blut und Schleim im Stuhl, ansonsten normaler Stuhlgang
  • Entzündung großer Abschnitte im Dickdarm: verstärkter Durchfall, da nicht mehr ausreichend Wasser entzogen werden kann (die Funktion des Dickdarms nimmt ab)
  • Entzündung im Dünndarmbereich: vermehrte Bauchschmerzen

Bei Morbus Crohn tritt meist, aus Angst vor Unverträglichkeiten, eine Mangelernährung auf, wodurch der Körper mit zu wenig Vitaminen und Mineralstoffen versorgt wird, weil zu wenig gegessen und dadurch zu wenig Nährstoffe aufgenommen werden können. Besonders häufig besteht ein Mangel an Vitamin B12, Folsäure, Vitamin A, Vitamin D, Eisen und Zink. Darüber hinaus führt die geringe Nahrungsaufnahme zu Gewichtsverlust.

Das Krankheitsbild von Colitis Ulcerosa

Colitis Ulcerosa ist ebenfalls eine chronisch entzündliche Darmerkrankung (die Endung -itis bedeutet "Entzündung", Colon = Dickdarm), die sich von Morbus Crohn unterscheidet: Anders als bei Morbus Crohn ist bei der Krankheit Colitis Ulcerosa nicht die gesamte Darmwand krankhaft verändert, sondern nur die oberflächlichen Zellen der Schleimhaut. Die oberflächlichen Schleimhautzellen entzünden sich, was die Entstehung von Geschwüren hervorruft, die als Ulzerationen bezeichnet werden, durch die die Krankheit ihren Namen erhalten hat. Ein weiterer bedeutender Unterschied zu Morbus Crohn ist, dass die Krankheit bei Colitis Ulcerosa nur auf den Dickdarm beschränkt ist.

Genauso wie bei Morbus Crohn tritt Colitis Ulcerosa in Schüben auf; meist beginnend im Enddarm und dann mit zunehmender Anzahl an Schüben auf den gesamten Dickdarm ausbreitend.

Symptome bei Colitis Ulcerosa

Als Hauptsymptom bei Colitis Ulcerosa zählen Durchfälle; bis zu 20 Stuhlabgänge pro Tag, die mit Schmerzen verbunden sind, sind hierbei möglich. Der Stuhl kann dabei mit Blut, Schleim sowie Eiter vermengt sein. Die Betroffenen haben ständig das Gefühl, auf Toilette gehen zu müssen (anhaltender Stuhldrang), sich danach dabei trotz allem nicht „leer“ zu fühlen. Zusätzlich werden krampfhafte Bauchschmerzen, besonders im linken Unterbauch, empfunden. Weitere Krankheitszeichen können im Folgenden sein:

  • hohes Fieber
  • Herzrasen
  • Abgeschlagenheit
  • Gewichtsverlust

Ursachen von Morbus Crohn

Der Grund für die Entstehung von Morbus Crohn ist leider noch nicht hinreichend geklärt. Ebenfalls ist nicht gesichert, ob die bisherige Ernährungsweise im Hinblick auf den Krankheitsausbruch überhaupt eine Rolle spielt. Es wird aber vermutet, dass ein hoher Zuckerverzehr und eine zu geringe Ballaststoffaufnahme entscheidend sein können. Eine weitere Spekulation ist, dass der hohe Konsum von Margarine durch die darin enthaltenen gehärteten Fette die Entstehung von Morbus Crohn fördert. Weitere Vermutungen sind Umweltfaktoren wie Rauchen, Schadstoffe, Infektionen, denn festzustellen ist, dass Morbus Crohn besonders in den westlichen Industrieländern zunimmt.

Auch über die Ursache von Colitis Ulcerosa ist sich die Wissenschaft noch nicht, denn gerade was die Ernährungsweise betrifft, hat man bislang noch keine eindeutigen Hinweise auf auslösende der begünstigende Faktoren, gewinnen können. Ebenfalls wird diskutiert, ob eine geringe Ballaststoffaufnahme auch bei der Entstehung von Colitis Ulcerosa beitragen kann. Weitere spekulative Ursachen sind psychosomatische Einflüsse und eine angeborene Veranlagung.

Die Behandlung von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen sind nicht heilbar, die Krankheitsschübe können allerdings medikamentös reduziert und die Intensität und Häufigkeit der Schübe durch Umstellung der Lebensgewohnheiten beeinflusst werden. Besonders die Behandlungsmöglichkeit für Morbus Crohn hat sich in den letzten Jahren stark verbessert, denn mittlerweile ist der Mechanismus der Entzündung bekannt und in akuten Krankheitsschüben wird immer eine künstliche Ernährung – als parenteral über die Vene (intravenös) oder als enterale Ernährung, das heißt über eine Magensonde oder Trinkdiät – angezeigt. Die Therapie von Colitis Ulcerosa erfolgt ebenfalls sowohl durch Ernährungstherapie als auch durch medikamentöse Therapie mit dem Ziel den Verlauf der Erkrankung durch die Ernährung zu beeinflussen und lange, beschwerdefreie Intervalle zu ermöglichen.

Prognose von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen

Hinsichtlich der Prognose der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen ist erwiesen, dass sich Morbus Crohn durch eine hohe Rezidivrate auszeichnet und nicht heilbar ist. Bei optimaler Therapieführung können Betroffene allerdings ein nahezu normales Leben führen.

Die Colitis Ulcerosa ist, da sie sich auf den Dickdarm beschränkt, durch einen chirurgischen Eingriff mittels Entfernung des gesamten Dickdarms, im medizinischen Sprachgebrauch Proktokolektomie, bedingt „heilbar“. Im Hinblick auf das Risiko an Dickdarmkrebs und Mastdarmkrebs zu erkranken, das mit zunehmender Dauer und Intensität der Krankheitsschübe bei Colitis Ulcerosa erhöht ist, ist eine operative Therapie besonders in Erwägung zu ziehen.

Fazit: Chronisch entzündliche Darmerkrankungen zählen zu den Krankheiten, die zur Zeit leider noch nicht geheilt werden können und eine eindeutiger Auslöser für den Ausbruch noch nicht bekannt ist. Aus diesem Grund ist es wichtig, das subjektive Wohlbefinden und die Lebensqualität der Betroffenen so weit wie möglich zu verbessern!

J. Ehresmann
Autor: J. Ehresmann

Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.

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