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Das Tabuthema Scheidenpilz: Eine Frage der Hygiene?

Kommentar schreiben Aktualisiert am 23. März 2016

Jucken, Ausfluss und Rötungen im Genitalbereich? Die umgangssprachliche Bezeichnung „Scheidenpilz“ kann möglicherweise dahinter stecken. Wie kommt es eigentlich zu Scheidenpilzinfektionen? Kann unter anderem auch Stress als Auslöser für die Entstehung von Scheidenpilz in Frage kommen? Wissenswertes über die - im medizinischen Fachjargon bezeichnete -Vaginalmykose im folgenden Beitrag.  

Was ist ein Scheidenpilz?

Der Scheidenpilz, medizinisch Vaginalmykose, zählt zu den häufigsten Erkrankungen im Intimbereich – einer Statistik zufolge leiden drei von vier Frauen mindestens einmal im Laufe ihres Lebens an Scheidenpilz. Hierbei liegt eine gynäkologische Pilzerkrankung vor, bei welcher die Vagina mit Hefepilzen – in 85 Prozent aller Fälle ist es der weitverbreitete Hefepilz Candida albicans – krankhaft besiedelt ist und Beschwerden machen kann. Das warme, feuchte Scheidenmilieu und die Milchsäurebakterien sind für Pilze im Allgemeinen optimale Lebensbedingungen. Der häufigste Erreger für Scheidenpilz, Candida albicans, kommt bei 20-50 Prozent der Erwachsenen auch im Mund sowie im Verdauungstrakt vor – von dort kann auch die Besiedlung auf die Scheide und den äußeren Genitaltrakt (Vulva) ermöglicht werden.

Besonders häufig vom Scheidenpilz betroffen sind junge heranwachsende Frauen; Gründe hierfür können die Hormonumstellung in der Pubertät, der Menstruationszyklus, das Einnehmen der Antibabypille und Stress bzw. alle Faktoren zusammen sein. Darüber hinaus ist bei schwangeren Frauen, das Risiko einen Scheidenpilz zu erleiden höher, da vermutlich der erhöhte Östrogenspiegel sowie der steigende Zuckergehalt des Scheidenmilieus verantwortlich dafür sind. Zudem sind auch Frauen in den Wechseljahren, aufgrund ihrer Hormonumstellung, und Diabetikerinnen häufig von Scheidenpilz betroffen. Diabetikerinnen, welche generell aufgrund ihres geschwächten Immunsystems für Infektionen aller Art anfälliger sind, weisen einen erhöhten Zuckergehalt auf der Scheidenschleimhaut auf, sodass optimale Voraussetzungen für die Vermehrung von Pilzen gegeben sind.

Auch Männer können betroffen sein – lästige Symptome wie Juckreiz und Brennen sind allerdings in nur sehr seltenen Fällen gegeben, weswegen der Partner meist symptomfrei ist, aber trotz allem Träger des Erregers sein kann. Bei Frauen, die sehr häufig an Scheidenpilz leiden, ist eine Mitbehandlung des Partners immer in Erwägung zu ziehen – auch Kondome können eine wiederkehrende Scheidenpilzinfektion vorbeugen.

Symptome?

Wenn die natürliche Abwehr der Scheidenflora gestört ist, kann das Vorhandensein von Hefepilzen folgende typische Symptome auslösen:

  • Jucken und Brennen im Intimbereich
  • Rötungen
  • vermehrter, bröckeliger, geruchloser Ausfluss (Fluor), dessen Konsistenz an geronnene Milch erinnert

Die Symptome Juckreiz sowie Ausfluss können allerdings auch Hinweise auf eine Entzündung durch Bakterien, wie beispielsweise Enterokokken, E.Coli-Bakterien oder Trichomonaden geben, sodass der Besuch beim Gynäkologen ratsam ist, um die tatsächliche Ursache für die Beschwerden abzuklären.

Ursachen

Generell vermehren sich Hefepilze immer dann besonders gut, wenn die natürliche Scheidenflora nicht mehr intakt ist. Ein gestörtes Scheidenmilieu kann von folgenden Faktoren abhängen:

  • hormonelle Situation der Frau (Zeitpunkt im Zyklus, Alter)
  • allgemeiner Gesundheitszustand (ein geschwächtes Immunsystem durch chronische Erkrankungen oder Stress kann dem Pilzerreger nicht genügend Widerstand bieten)
  • Ernährung (eine sehr zuckerhaltige/kohlenhydratreiche Ernährung ist nicht ratsam, denn eine wichtige Lebensgrundlage von Pilzen ist Zucker)
  • Hygiene (eine regelmäßige, intensive Intimhygiene mit parfümierten Kosmetikprodukten irritiert das gesunde Scheidenmilieu, indem die nützlichen Milchsäurebakterien zerstört werden und die Vermehrung des Pilzerregers dadurch begünstigt wird)
  • Medikamentenstatus (Medikamente unterdrücken die Abwehrfähigkeit des Immunsystems – eine günstige Gelegenheit für die Vermehrung des Pilzerregers; besonders eine Antibiotikaeinnahme kann sich negativ auf die Scheidenflora auswirken und diese schädigen, indem die nützlichen Milchsäurebakterien angegriffen werden)
  • Psychosoziale Faktoren wie Stress, Kummer, seelische Belastungen (die Anfälligkeit für den Pilzerreger ist erhöht)

Behandlung

Eine Pilzerkrankung ist in der Regel bereits in nur wenigen Tagen in den Griff zu bekommen, Scheidenpilz ist daher gut mit Anti-Pilzmitteln aus der Apotheke behandelbar - sogenannte Antimykotika - sind in Form von Cremes, Zäpfchen oder Pasten zu verwenden. Scheidenpilz stellt keine ernst zu nehmende gesundheitliche Gefahr dar, sie wird allerdings als lästig und im Hinblick auf die Lebensqualität als beeinträchtigend wahrgenommen. Denn nicht nur der unerträgliche Juckreiz, sondern auch das Wasserlassen empfinden betroffene Frauen als sehr unangenehm.

Prophylaktische Maßnahmen

Vorbeugende Maßnahmen können zur erfolgreichen Bekämpfung von Scheidenpilz beitragen und äußern sich in folgenden Verhaltensweisen

  • eine natürliche Hygiene in Form von neutralen Waschlotionen durchführen und parfümierte Seifen, Deos und Badezusätze meiden
  • lockere, atmungsaktive Unterwäsche tragen, damit Scheuern und Schwitzen nicht möglich sind, um die Entwicklung von Scheidenpilz zu begünstigen
  • eine zuckerarme Ernährung führen
  • Stärkung der Abwehrkräfte (ausgewogene, vitaminreiche Ernährung, Stressabbau, Entspannungsmöglichkeiten und Erholung für den Körper)
  • Schmierinfektionen vermeiden (da der Pilzerreger Candida albicans unter anderem auch den Darm befällt, sollte darauf geachtet werden, sich nach dem Toilettenbesuch von vorne nach hinten zu säubern, damit eine mögliche Schmierinfektion nicht eintreffen und der Genitalbereich nicht befallen werden kann)

Scheidenpilz ist kein Tabuthema und kann jede Frau früher oder später betreffen. Es ist wichtig die Beschwerden abzuklären, damit eine Behandlung erfolgsbringend ist und ein immer wiederkehrender Scheidenpilz nicht zur Verzweiflung führen kann.

 

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J. Ehresmann
Autor: J. Ehresmann

Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.

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