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Was ist eine Trichterbrust - Symptome und Therapiemöglichkeiten

Kommentar schreiben Aktualisiert am 19. September 2018

Eine Trichterbrust beschreibt eine Einsenkung der vorderen Wand des Brustkorbes – die vordere Brustwand nimmt so die Form eines Trichters ein. Besteht ein gesundheitliches Risiko aufgrund der Trichterbrust? Stehen Therapiemöglichkeiten zur Verfügung um die Deformität des Brustkorbs zu beheben? Mehr zu dem Thema im folgenden Beitrag.

 

Was ist eine Trichterbrust?  - Fachbegriff "Pectus excavatum"

 

Eine Trichterbrust, im medizinischen Fachjargon auch Pectus excavatum bezeichnet, ist eine Deformität des vorderen Brustkorbs, sodass es im Bereich um das Brustbeins zu einer Einsenkung hin zur Wirbelsäule kommt und der Form eines Trichters ähnelt. Eine Trichterbrust kommt aufgrund von Knorpelverbindungen zwischen Brustbein und Rippen zustande und stellt eine angeborene Erkrankung dar, dessen genaue Ursache bisher unklar ist. Vermutet wurde, dass ein überschießendes Wachstum der Rippenknorpel ursächlich ist, allerdings habe man sich in den letzten Jahren von dieser Annahme distanziert bzw. diese als zweifelhaft betrachtet.

Die Inzidenz der Entstehung einer Trichterbrust beträgt ungefähr 1:300 bis 1:400 Geburten. In 35 Prozent der Fälle ist eine familiäre Häufung zu beobachten. Auch ist bekannt, dass Jungen dreimal häufiger als Mädchen betroffen sind. In der Pubertät kann es während des Längenwachstums zu einer Zunahme des „Trichters“ führen. 

Die Trichterbrust kann auch bei einigen Syndromen ein Merkmal sein, wie zum Beispiel beim Marfan-Syndrom oder bei anderen Erkrankungen wie Fehlstellungen der Wirbelsäule, beispielsweise einer Skoliose.

 

Symptome einer Trichterbrust

 

Eine Trichterbrust stellt an für sich kein gesundheitliches Risiko dar. Die Deformität des Brustkorbs kann aber ursächlich für eine verminderte Leistungsfähigkeit sein, von welcher einige Patienten berichten. Insbesondere bei körperlicher Anstrengung ist eine verminderte Leistung zu beobachten. Je nach Ausprägung der Trichterbrust können folgende Auswirkungen beschrieben werden:

 

  • Auswirkungen auf das Herz: Das hinter dem Brustkorb gelegene Herz hat wenig Platz, was im Ruhezustand nicht weiter bemerkt wird. Bei körperlicher Anstrengung, wenn das Herz das Auswurfvolumen steigert, kann die Deformität des Brustkorbs dazu führen, dass das Herz in der entsprechenden Steigerung des Auswurfvolumens gehindert wird und Beschwerden, wie Atemnot und Herzrasen entstehen. Durch eine Korrektur der Trichterbrust können diese Einschränkungen und Auswirkungen auf das Herz verhindert werden

  • Auswirkungen auf die Lunge: Auch die Lungen haben aufgrund des engen Brustkorbs wenig Platz zur Verfügung, sodass bei einem Lungenfunktionstest häufig ein vermindertes Lungenvolumen gemessen wird. Nichtsdestotrotz sind die Lungenreserven groß genug – Limitationen erfahren Betroffene meist durch das eingeschränkte Auswurfvolumen des Herzens

  • Psychische Auswirkungen: Das Vorliegen einer Trichterbrust kann mit verminderten Selbstwertgefühlen, Schamgefühlen und Minderwertigkeitskomplexen einhergehen. Auch wird ein Vermeidungsverhalten Betroffener beschrieben, sodass beispielsweise Schwimmbadbesuche nicht stattfinden oder es zur Kontaktarmut bis hin zur vollständigen sozialen Isolation führt

 

Diagnostik Trichterbrust

 

Je nach Ausprägung einer Trichterbrust ist die Thoraxdeformität äußerlich meist schon sichtbar. Bereits tritt dieses äußerliche Erscheinungsbild schon in den ersten Lebensjahren auf und nimmt bis zum „Wachstumsabschluss“ zu. Das komplette Ausmaß der Deformität sichtbar machen zu können, ist mittels Computertomographie, CT, möglich. Anhand dieser CT-Untersuchung oder einer Magnetresonanztomographie, MRT, kann der sogenannte Haller-Index, welcher als Angabe für das Ausmaß einer Trichterbrust verwendet wird, ermittelt werden. Die Errechnung erfolgt folgendermaßen: Der Abstand zwischen der rechten und linken Rippe wird ermittelt und der Wert durch den kleinsten Abstand zwischen Brustbein und Wirbelsäule dividiert. Der Normalwert beträgt in der Regel 2,5. Ein Wert von beispielsweise 4,7 kann bei einer bestehenden Trichterbrust vorherrschen. Auch Röntgenuntersuchungen eignen sich zu Diagnostik. Wichtig ist auch, dass bei der Röntgen-Untersuchung die Untersuchung der Wirbelsäule mit durchgeführt wird, um andere Krankheitsbilder ausschließen zu können. Weitere diagnostische Maßnahmen sind die Untersuchung der Lungenfunktion, die Spirometrie, eine Atemmessung in Ruhe und eine Atemmessung unter Belastung, die als Spiroergometrie bezeichnet wird. Bei einer Echokardiographie, der Ultraschalluntersuchung des Herzens, können mögliche funktionelle Beeinträchtigungen des Herzens, diagnostiziert werden. Da funktionelle Beeinträchtigungen des Herzens bei einer Trichterbrust in Ruhe selten vorliegen, kann auch eine Stressechokardiographie, eine Ultraschalluntersuchung des Herzens bei körperlicher Belastung auf dem Standfahrrad, durchgeführt werden.

 

Therapiemöglichkeiten Pectus excavatum

 

Verschiedene Therapieansätze stehen zur Verfügung eine Trichterbrust behandeln zu können. Zu erwähnen sind:

 

  • Krankengymnastik
  • Saugglockenbehandlung
  • Operation

 

Diese Therapieansätze sind abhängig vom Patientenalter und Patientenwunsch sowie dem Schweregrad der Deformität. Auch kann eine Kombination der Therapieansätze sinnvoll sein.

Bei der Krankengymnastik, die während der Wachstumsphase in der Pubertät stattfindet, wirkt einer mit der Trichterbrust verbundenen Körperfehlhaltung entgegen. Eine konsequente und regelmäßige Durchführung der Übungen, täglich morgens und abends für jeweils 10 Minuten ist wichtig, um die Brustkorbausdehnung und Körperhaltung zu verbessern.

 

Die Saugglockenbehandlung ist eine Methode, bei der der Brustkorb langsam angehoben wird. Eine Saugglocke aus Silikon wird auf die Trichterbrust aufgesetzt und mittels einem Silikonball wird ein Unterdruck erzeugt, welcher den Brustkorb anhebt. Auch hier ist eine regelmäßige, tägliche Anwendung zu empfehlen, die zu einer allmählichen Korrektur der Fehlstellung führt. Diese Methode findet insbesondere bei Kindern und Jugendlichen Anwendung; aber auch im Erwachsenenalter ist die Saugglockenbehandlung noch möglich. Die Behandlungsdauer beträgt etwa zwei bis drei Jahre und setzt eine tägliche Anwendung voraus. Herstellerfirmen sind der Annahme, dass die Saugglockenbehandlung eine operative Behandlung zukünftig überflüssig machen kann. Ob das erzielte Ergebnis dann aber von Dauer ist, kann bisher nicht bestätigt werden, da Langzeitergebnisse in dieser Hinsicht noch fehlen.

Die Deformität des Brustkorbs kann auch durch eine Operation behoben werden – dieser Eingriff kommt infrage, wenn eine möglichst schnelle Korrektur erwünscht sowie nötig ist und konservative Therapieansätze keinen Erfolg erzielen konnten. Ein idealer Operationszeitpunkt ist ein Alter zwischen dem 16. Und 20. Lebensjahr, wenn das Längenwachstum bereits abgeschlossen ist. Verschiedene Operationstechniken können hier zum Einsatz kommen. In einem Verfahren werden die deformierten Rippen und die Knorpelanteile der deformierten Rippen vom Brustbein entfernt und das Brustbein angesägt und anschließend angehoben und mit Metallbügeln fixiert.

Die Kosten für die Diagnostik einer Trichterbrust werden in der Regel von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Ob auch dies für die Behandlungskosten einer Korrektur gilt, hängt von dem Schweregrad ab, da eine Operation auch als ein rein kosmetisch motivierter Eingriff betrachtet werden kann. Ergänzend kann ein psychologisches Gutachten dafür sorgen, dass die Krankenkassen die Behandlungskosten übernehmen.

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J. Ehresmann
Autor: J. Ehresmann

Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.

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