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Wirbelsäule: Erkrankungen und Anomalien im Überblick

Kommentar schreiben Aktualisiert am 13. Dezember 2017

Erkrankungen und Anomalien der Wirbelsäule sind häufig Ursache von Rückenschmerzen. Aber es tut nicht nur weh. Bleibt die geschädigte Wirbelsäule unbehandelt, kommt es zu Verschleißerscheinungen oder die schon vorhandene Abnutzung wird noch verschlimmert. Bewegungsmangel und die falsche Haltung sind oft Ursache, wenn Wirbel und Bandscheiben aus den Fugen geraten. Werden Physiotherapie und Rückenschule konsequent genutzt, kann die Wirbelsäule wieder ins Lot kommen. Weitere Schädigungen und Verschleiß werden verzögert. Lesen Sie hier, welche Anomalien und Erkrankungen der Wirbelsäule es gibt und was Sie zur Behandlung tun können.

Hohlkreuz – wenn sich die Wirbelsäule nach vorne wölbt

Ein Hohlkreuz (Hyperlordose) entsteht durch dauerhafte Fehlhaltungen: Zu viel sitzen, oft auf ergonomisch mangelhaften Bürostühlen, zu wenig Bewegung. Die untrainierte Rückenmuskulatur verkürzt sich, die Wirbel werden ungleichmäßig belastet. Die Dornfortsätze an den Rückseiten der Wirbel treffen schmerzhaft aneinander. Die Bandscheiben werden einseitig zusammengedrückt, was sie überlastet und zu einem Bandscheibenvorfall führen kann. Unbehandelt kann es zur Schädigung der Wirbel und Bandscheiben, Verengung des Wirbelkanals und damit zum Druck auf die Nerven kommen. Schmerzen, Verspannungen und Bewegungseinschränkung nehmen zu. Das können Sie tun: Ausgleichssport, Rückenschule, Physiotherapie, regelmäßig gymnastische Übungen zur Dehnung der verkürzten Rückenmuskeln und zum Aufbau stützender Bauchmuskulatur. Ergonomischer Arbeitsplatz.

Rundrücken/Buckel – wenn sich die Brustwirbelsäule nach hinten krümmt

Ein Rundrücken oder Buckel (Hyperkyphose) kann angeboren sein oder ist Folge von Fehlhaltungen, Wirbelarthritis oder –arthrose. Auch Wirbelbrüche aufgrund von Osteoporose, Mangelernährung (Rachitis) oder Verletzungen der Wirbelsäule können die Ursache sein. Die Wirbelkörper und langfristig auch das Rückenmark werden geschädigt. Symptome sind Schmerzen, Bewegungseinschränkungen, Störungen von Herz und Lunge mit Reduktion des Atemvolumens, Schlafstörungen und Depressionen. Das können Sie tun: Physiotherapie zum Aufbau der Rückenmuskulatur, um sich wieder aufrichten zu können, ein Korsett tragen. Osteoporose entgegenwirken (Kalzium, Vitamin D, basische Ernährung, Bewegung, Normalgewicht). Im fortgeschrittenen Stadium kann eine Operation notwendig sein: Kyphoplastie zum Wiederaufrichten und Stabilisieren der Wirbel oder eine Spondylodese zur Versteifung mehrerer Wirbelkörper.

Morbus Scheuermann – Rundrücken als Folge von Wachstumsstörungen

Diese spezielle Form des Rundrückens entsteht bei Kindern und Jugendlichen. Die Boden- und Deckplatten der Wirbelkörper und ihre Knorpelverbindung sind in ihrem Wachstum gestört. Die Wirbel nehmen die Form eines Keils an. Die Bandscheiben verschmälern sich. Im Brustwirbelsäulenbereich entsteht ein Rundrücken. Im Bereich der Lendenwirbelsäule kann ein Flachrücken entstehen. Ungünstig wirken eine schlaffe Körperhaltung, langes Sitzen oder eine übermäßige Beanspruchung beim Leistungssport, z.B. Kunstturnen, Rudern, Radrennfahren. Das können Sie tun: Physiotherapie zum Training einer aufrechten Haltung, keine weiteren Fehlbelastungen durch langes Sitzen. Ausgleichssport wie Schwimmen, Gymnastik und Walking, ggf. ein Korsett.

Skoliose – wenn sich die Wirbelsäule seitwärts verkrümmt

Die seitliche Verbiegung der Wirbelsäule mit gleichzeitiger Verdrehung der Wirbelkörper entsteht in starken Wachstumsphasen in der Kindheit und Jugend. Die Fehlstellung führt zur Dauerverspannung der Muskulatur, häufig mit Rücken-, Nacken- und Kopfschmerzen. Folgen können ein schiefes Becken, ungleich nach oben stehende Schultern oder eine schräge Kopfhaltung sein. Wirbel-, Hüft- und Kniegelenke sowie die Bandscheiben verschleißen schneller. In schweren Fällen ist eine Beeinträchtigung von Herz und Lunge möglich. Das können Sie tun: Physiotherapeutische Übungen zur Aufrichtung der Wirbelsäule und Stabilisierung der Muskulatur, z.B. die Haltungsschulung nach Katharina Schroth. Bei schneller Entwicklung der Skoliose im Wachstumsalter wird ein Korsett empfohlen, um eine Operation zu vermeiden, in der die Wirbelsäule aufgerichtet und versteift wird.

Wirbelgleiten – wenn sich Wirbel gegeneinander verschieben

Beim Wirbelgleiten (Spondylolithese) verschiebt sich ein Wirbel über den darunterliegenden Wirbelkörper nach vorne oder nach hinten oder er dreht sich seitlich weg. Wirbelgleiten kann angeboren sein oder sich im Laufe der Zeit entwickeln. Begünstigend wirken Sportarten in der Kindheit, bei denen der Rücken nach hinten überstreckt wird wie Kunstturnen, Delphinschwimmen und Trampolinspringen. Im Erwachsenenalter sind Verschleißerscheinungen oft die Ursache. Wirbelgleiten kann symptomlos sein oder mit Schmerzen und bei Beeinträchtigung der Nervenbahnen im Rückenkanal mit Missempfindungen und Gefühlsstörungen einhergehen. Das können Sie tun: Die oben genannten Sportarten einstellen. Physiotherapie, Rumpfkorsett und bei Schmerzen eine vorübergehende medikamentöse Schmerztherapie, um weitere Bewegungseinschränkungen zu vermeiden. In schweren Fällen eine Operation, um die Wirbel korrekt zu positionieren, zu fixieren und zu versteifen.

Spinalkanalstenose – wenn der Wirbelkanal verengt ist

Altersbedingte Verschleißerscheinungen an Wirbelkörper und Wirbelgelenken, Bandscheibenvorfälle und Wirbelverschiebungen können zur Verengung des Wirbelkanals führen. Sie drückt auf die Nervenstränge des Rückenmarks. Folgen sind Rückenschmerzen, die bis in die Beine ausstrahlen können, Missempfindungen wie Brennen und Kribbeln, sowie Gefühlsstörungen. Das können Sie tun: Krankengymnastik, Wärmebehandlungen (Bestrahlungen, Fango). Schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente.

Morbus Bechterew – wenn die Wirbelgelenke chronisch entzündet sind

Morbus Bechterew (Spondylitis ankylosans) ist eine chronisch-entzündliche, rheumatische Erkrankung der Wirbelsäule. Die Entzündung greift Knochen, Gelenke und Bänder an. Der schmerzhafte Prozess führt zu Verwachsungen, Versteifungen und zunehmender Bewegungseinschränkung. Die Erkrankung kann manchmal auch auf Augen, Herz und andere Organe übergreifen. Das können Sie tun: Regelmäßige Bewegung, insbesondere Dehnungsübungen, z.B. Yoga, Pilates. Systematische Physiotherapie, Bechterew-Gymnastik. Medikamentöse. Im fortgeschrittenen Zustand kann eine Operation notwendig werden, bei der die versteifte Teile der Wirbelsäule gebrochen, in eine aufrechte Haltung gebracht und mit Metallplatten fixiert wird.

Spondylarthrose, Spondylose, Osteochondrose – wenn Verschleiß die Wirbelsäule schädigt

Verschleiß ist altersbedingt, kann sich aufgrund von schlechter Haltung und Bewegungsmangel aber auch schon früher und stärker einstellen, als es sein muss. Spondylarthrose ist die Abnutzung der kleinen Wirbelgelenke. Eine Spondylose beschreibt den Verschleiß der Bandscheiben, eine Osteochondrose die Abnutzung von Knochen und Knorpeln der Wirbelsäule. Das können Sie tun: Regelmäßige Bewegung, z.B. Yoga, Pilates, Tai Chi, Qi Gong. Entsäuerung des Körpers durch Heilerde, Schüßler-Salz Nr. 9 Natrium phosphoricum und andere Basen-Produkte, Reduktion von tierischem Eiweiß.

Bandscheibenvorfall – wenn der weiche Kern der Bandscheibe nach außen tritt

Bandscheiben dienen als Polster, Stoßdämpfer und Abstandhalter zwischen den Wirbelkörpern. Sie bestehen aus einem weichen Gallertkern, der von einem Bindegewebsring aus Faserknorpel umgeben ist. Bei einem Bandscheibenvorfall verschiebt sich der innere Kern aus seiner Position. Je nachdem, ob und wie sehr er auf Nervenstränge drückt, kommt es zu heftigen Schmerzen, je nach betroffenem Nerven in einem Arm oder Bein. Möglich sind auch Taubheitsgefühle, Kribbeln und Ameisenlaufen, im Extremfall Lähmungen. Bei Funktionsstörungen der Schließmuskel von Darm und Blase und Lähmungserscheinungen muss sofort operativ behandelt werden. Das können Sie tun: ambulante oder stationäre Physiotherapie zum Einüben schmerzfreier Bewegungsmuster. Schonung, Wärmetherapie zur Lösung von schmerzhaften Muskelverspannungen. Im Akutfall medikamentöse Schmerztherapie. Langfristig: Rückenschule, Sport wie Laufen, Rückenschwimmen, Tanzen, Skilanglauf. Mehr Infos darüber welche Sportarten bei einem Bandscheibenvorfall geeignet sind, finden Sie im apomio Gesundheitsblog.

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Beate Helm
Autor: Beate Helm

Beate Helm, Heilpraktikerin, freie Redakteurin und Autorin für Gesundheitsthemen und Persönlichkeitsentwicklung. Selfpublisherin. Weiterbildungen in Ernährungswissenschaft, Homöopathie, Pflanzenheilkunde, Ayurveda, psychologischer Beratung und systemischer Therapie. Langjährige Erfahrung in Yoga und Meditation. Bei apomio seit 04/2015.

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