Heuschnupfen – wie Sie schon im Winter vorbeugen können
Denken Sie auch, Heuschnupfen sei nur ein Problem im Frühjahr und Sommer? Fakt ist leider: Die Pollensaison beginnt durch den Klimawandel immer früher, teils schon im Winter. Daher lohnt es sich, bereits jetzt mit der Vorbeugung zu starten. Erfahren Sie hier, welche Maßnahmen Sie frühzeitig ergreifen können, um gut gewappnet durch die Allergiesaison zu kommen.
Inhaltsverzeichnis
Klimawandel und Pollenflug: Ein Problem für Allergiker
Warum Vorbeugung im Winter sinnvoll ist
6 vorbeugende Maßnahmen: Schutz vor Heuschnupfen & Co
Was ist Heuschnupfen?
Jeder siebte Erwachsene in Deutschland leidet an einer Pollenallergie. Auch bei Kindern und älteren Menschen ist Heuschnupfen keine Ausnahme mehr. Ihr Körper behandelt die unscheinbaren Pollen von Gräsern sowie Bäumen wie feindliche Eindringlinge und das Immunsystem startet einen Abwehrmechanismus – ein Prozess, der in 2 Phasen abläuft:
1. Sensibilisierung
Das Immunsystem kommt erstmals mit dem Allergen in Kontakt. Weiße Blutzellen (Lymphozyten) produzieren Antikörper, die exakt zum Allergen passen; Mastzellen speichern sie. In dieser Phase zeigen Betroffene noch keine Symptome.
2. Allergische Reaktion
Bei einem erneuten Kontakt erkennt das Immunsystem das Allergen und aktiviert die Immunzellen. Sie bilden erneut Antikörper und setzen entzündungsfördernde Substanzen wie Histamin frei. In Folge kommt es zu den typischen Allergie-Symptomen wie Niesen, Husten oder Hautausschlägen.
Experten bezeichnen Heuschnupfen als saisonale Überempfindlichkeitsreaktion auf Pollen von Gräsern und Bäumen.
Sie treten vor allem im Frühling, Sommer oder Herbst auf – je nach Allergie der Person. Im Frühjahr sind es oft Bäume wie Eiche, Ulme, Ahorn, Erle, Birke, Wacholder und Hasel. Im Sommer reagieren viele Menschen auf Gräser wie Wiesen-Lieschgras, Ruchgras, Knäuelgras sowie auf Unkräuter wie Kugeldistel und Spitzwegerich. Im Herbst spielt der Beifuß eine Rolle.
Klimawandel und Pollenflug: Ein Problem für Allergiker
Seit den 70ern beobachten Experten in Deutschland einen stetigen Anstieg an Allergien. Aber wussten Sie, dass sich dieser Trend in den vergangenen Jahren auf einem hohen Niveau stabilisiert hat? Dennoch berichten viele Betroffene, dass ihr Heuschnupfen Jahr für Jahr schlimmer wird. Ein Grund ist der Klimawandel: Die Temperaturen steigen, Bäume blühen früher und die Pollensaison verlängert sich. Mehr CO₂ in der Luft lässt Pflanzen kräftiger wachsen; folglich gibt es mehr Pollen.
Besonders starke Pollenjahre entstehen auch durch sogenannte Mastjahre. In diesen Jahren produzieren bestimmte Baumarten außergewöhnlich viele Blüten sowie Samen. Ein Verhalten, das dem Überleben der Bäume dient. Warme, trockene Sommer – die immer häufiger auftreten – begünstigen dies. Früher galten Mastjahre als positiv, da sie reiche Ernten von Baumfrüchten wie Bucheckern brachten und das Vieh gut versorgt wurde. Heute stellen sie jedoch eine erhebliche Belastung für Allergiker dar.
Warum Vorbeugung im Winter sinnvoll ist
Auch wenn Sie im Winter verständlicherweise nicht an die bevorstehende Allergiesaison denken möchten: jetzt ist der beste Zeitpunkt, um vorzubeugen. Stärken Sie Ihr Immunsystem bereits im Vorfeld, um allergische Reaktionen während der Pollenzeit zu mildern. Auch das Risiko für chronische Beschwerden wie Asthma lässt sich durch gezielte Maßnahmen verringern. Einige Therapieansätze benötigen mehrere Wochen oder Monate Vorlaufzeit. Deswegen ist der Winter die optimale Jahreszeit, um sich rechtzeitig auf den Heuschnupfen im Frühling vorzubereiten.
6 vorbeugende Maßnahmen: Schutz vor Heuschnupfen & Co
Hier finden Sie 6 wirksame Maßnahmen, die Ihnen helfen, sich schon jetzt gegen die Allergien der kommenden Saison zu rüsten:
1. Spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung)
Die spezifische Immuntherapie (SIT), auch Hyposensibilisierung genannt, gehört zu den effektivsten Methoden zur langfristigen Behandlung von Heuschnupfen. Das Immunsystem gewöhnt sich dabei schrittweise an die Pollenallergene. Experten empfehlen, die Therapie in einer pollenfreien Phase zu beginnen, um den Körper nicht zu überlasten. Normalerweise dauert sie 3 Jahre und erfolgt in Form von Spritzen, Tabletten oder Tropfen. In den ersten Wochen werden allmählich die Dosen des Allergens gesteigert, damit sich das Immunsystem langsam daran gewöhnen kann. Nach dieser sogenannten Initialphase wird über mehrere Jahre hinweg regelmäßig eine feste Dosis verabreicht. Die Behandlung erfordert viel Geduld und Zeit, ist aber langfristig sehr effektiv. Besprechen Sie am besten mit einem Allergologen, ob diese Therapie für Sie geeignet ist.
Ein Allergologe ist ein Arzt, der sich auf die Diagnose und Behandlung von Allergien spezialisiert. Er testet zunächst, welche Stoffe bei Ihnen allergische Reaktionen auslösen. Anschließend entwickelt er einen Behandlungsplan, um Ihre Beschwerden zu lindern.
2. Immunsystem stärken
Ein starkes Immunsystem schützt den Körper vor übermäßigen Reaktionen wie Allergien. Gerade im Winter schwächen Kälte sowie weniger Sonnenlicht die Abwehrkräfte. Eine ausgewogene Ernährung spielt eine entscheidende Rolle für ein starkes Immunsystem. Der Körper benötigt eine Vielzahl von Nährstoffen, um die Abwehrkräfte optimal zu unterstützen. Besonders wichtig sind:
- Vitamin-D: Die Nahrung deckt 10 bis 20 Prozent unseres täglichen Vitamin-D-Bedarfs. Hauptquellen sind fetter Seefisch wie Matjes, Makrele oder Lachs, bestimmte Innereien, Pilze und Eier. Pflanzliche Lebensmittel enthalten wenig Vitamin-D. Menschen mit veganer oder vegetarischer Ernährung sollten daher besonders auf ihren Vitamin-D-Spiegel achten. Ein großer Teil des Vitamin-D wird jedoch vom Körper selbst durch Sonnenlichteinwirkung auf die Haut gebildet. Im Winter, wenn das Sonnenlicht schwächer und die Aufenthaltszeit im Freien oft kürzer ist, kann die körpereigene Produktion des „Sonnenvitamins“ erheblich zurückgehen. Das führt bei vielen Menschen zu einem Vitamin-D-Defizit, das das Immunsystem schwächen kann. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob Sie von einem Mangel betroffen sind und gegensteuern sollten.
- Weitere Vitamine und Mineralien: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse liefert wichtige Nährstoffe wie Vitamin C und Zink. Sie stärken die Immunabwehr und reduzieren Entzündungen. Das Spurenelement Selen hat antioxidative Eigenschaften und unterstützt das Immunsystem, indem es den Körper vor schädlichen freien Radikalen schützt. Gute Quellen sind Nüsse, hauptsächlich Paranüsse sowie Vollkornprodukte und Fisch.
- Eiweiß: Proteine sind essenziell für die Bildung von Antikörpern und Enzymen, die für ebenfalls die Immunabwehr notwendig sind. Gute Quellen sind Fleisch, Fisch, Hülsenfrüchte, Nüsse und Milchprodukte.
- Probiotika: Unser Darm spielt eine zentrale Rolle bei der Infektabwehr. Probiotika sind lebende Mikroorganismen mit gesundheitlichem Nutzen – insbesondere für das Gleichgewicht der Darmflora. Sie können die Zahl der nützlichen Bakterien im Darm erhöhen und schädliche Keime verdrängen. Dies stärkt die Barrierefunktionen des Darms und trägt zur Unterstützung des Immunsystems bei. Besonders fermentierte Lebensmittel wie Joghurt, Kefir, Sauerkraut oder Kimchi sind reich an natürlichen Probiotika.
- Ballaststoffe: Ballaststoffe sind unverdauliche pflanzliche Bestandteile. Sie fördern die Verdauung und dienen als Nahrung für die nützlichen Bakterien im Darm. Besonders ballaststoffreich sind Lebensmittel wie Vollkornprodukte, Leinsamen, Hülsenfrüchte, Gemüse und Obst.
Nicht zu unterschätzen: Regelmäßige Bewegung
Tägliche Bewegung stärkt die Abwehrkräfte – auch Spaziergänge helfen dabei. An der frischen Luft füllt dies gleichzeitig die Vitamin-D-Speicher auf.
3. Frühzeitige Anwendung von Antiallergika
Der Wirkstoff Cromoglicinsäure hilft, allergische Reaktionen schon im Vorfeld zu verhindern. In Form von Nasensprays und Augentropfen stabilisiert er die Mastzellen und verhindert, dass diese auf Pollen oder andere Allergene reagieren und Entzündungsstoffe freisetzen. Beginnen Sie mit der Anwendung mindestens 1 bis 2 Wochen vor der Pollensaison und setzen Sie die Präparate regelmäßig bis zu viermal täglich ein. Auf diese Weise verringern Sie die Wahrscheinlichkeit, dass allergische Beschwerden auftreten.
4. Allergenkontakt minimieren
Im Winter fliegen kaum Pollen. Trotzdem empfiehlt es sich, die Belastung durch Hausstaubmilben sowie Schimmelpilze zu reduzieren. Eine verringerte Gesamtbelastung entlastet das Immunsystem und schwächt somit die Reaktion auf Pollen ab.
Maßnahmen zur Allergenvermeidung:
- Waschen Sie Ihre Bettwäsche regelmäßig bei 60 Grad.
- Nutzen Sie milbendichte Überzüge für Kissen, Decken sowie Matratzen.
- Setzen Sie Luftreiniger mit HEPA-Filtern ein, um Allergenen aus der Raumluft zu entfernen.
- Halten Sie die Luftfeuchtigkeit niedrig, idealerweise zwischen 40 und 60 Prozent, um Schimmelbildung vorzubeugen.
- Verwenden Sie spezielle Pollenschutzgitter für Ihre Fenster.
5. Frühzeitige Pollenflug-Überwachung
Einige Pollen wie Hasel oder Erle können bereits im Februar oder März auftreten. Daher ist es wichtig, den Pollenflug stets im Auge zu behalten. Apps und Kalender helfen dabei, frühzeitig vorbereitet zu sein.
Offizielle Vorhersage der Pollenbelastung:
1. Deutscher Wetterdienst (DWD):
Detaillierte Pollenflugvorhersagen für Deutschland unter www.dwd.de
2. Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst (PID):
Pollenflugkalender und Prognosen für alle Regionen unter www.pollenstiftung.de
3. Pollenflug-Vorhersage-App:
Personalisierte Warnungen und aktuelle Daten deutschlandweit, kostenlos im Google Play Store und Apple App Store.
6. Stress reduzieren
Chronischer Stress schwächt das Immunsystem und kann Allergien verschlimmern. Achten Sie daher auf ausreichende Erholungsphasen und Schlaf. Atemübungen helfen, Stress abzubauen. Regelmäßige Meditation kann das Nervensystem beruhigen und die Stressreaktion des Körpers verringern. Yoga oder progressive Muskelentspannung wirken entspannend und haben positive Effekte auf Ihre Schlafqualität.
Fazit
Bereits im Winter können Sie viel tun, um Ihren Heuschnupfen abzumildern. Eine frühzeitige Hyposensibilisierung kombiniert mit der Stärkung des Immunsystems sowie vorbeugenden Medikamenten und einer stressarmen Lebensweise erhöht die Chancen, beschwerdefrei durch die Pollensaison zu kommen.
Zusätzlich müssen wir uns bewusst machen, dass die Pollensaison für einige Allergene inzwischen schon im Winter beginnt. Eine Vorbeugung muss daher in vielen Fällen deutlich früher erfolgen – manchmal ist es kaum noch möglich, rechtzeitig gegenzusteuern. Umso wichtiger ist es, dass Sie frühzeitig ärztlichen Rat einholen. So starten Sie gut gerüstet in die immer länger werdende Allergiesaison.
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Linda Künzig, Apothekerin mit Weiterbildungen im Bereich Homöopathie und Naturheilverfahren. Neben ihrer Tätigkeit in einer öffentlichen Apotheke unterstützt sie seit Mai 2019 die Apomio-Redaktion als freie Autorin.