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Hals-Nasen-Ohrenheilkunde: Was sind Polypen?

Kommentar schreiben Aktualisiert am 18. Juni 2016

In der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde werden die vergrößernden bzw. wuchernden Rachenmandeln bei Kindern, medizinisch als Adenoide bezeichnet, umgangssprachlich Polypen genannt. Es gibt aber auch die sogenannten Nasenpolypen, die Polyposis nasi, welche vorwiegend bei Erwachsenen, seltener bei Kindern vorkommen. Welche Symptome können beide Polypenarten auslösen? Warum gibt es überhaupt Polypen? Und wann sollten sie besser operativ entfernt werden? Wissenswertes aus der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde im folgenden Beitrag.

Polypen bei Kindern

Mögliche Ursache dafür, dass Ihr Kind schlecht Luft durch die Nase bekommt, ständig den Mund geöffnet hat und nachts schnarcht, könnten wahrscheinlich die Rachenmandeln, umgangssprachlich auch Polypen genannt, bei Kindern sein. Es handelt sich um eine chronische, schmerzfreie Vergrößerung der Rachenmandel, – in der Medizin als Adenoide bezeichnet – die vor allem bei Kindern, seltener bei Jugendlichen und Erwachsenen auftritt. Diese Wucherungen, welche sich am Übergang von der Nasenhöhle zum Rachen befinden, verlegen sowohl die hinteren Ausgänge der Nase, weswegen die Nasenatmung behindert ist, als auch die Öffnungen der Eustachischen Röhren, auch Ohrtrompete genannt, im Nasenrachen. Die Folge ist oft eine Belüftungsstörung des Mittelohres, die zur Ergussbildung durch Ansammlung von Flüssigkeit hinter dem Trommelfell und zu häufigen Mittelohrentzündungen führen kann.

Gemeinsam mit den Gaumenmandeln bilden die Rachenmandeln den lymphatischen Rachenring und sind Teil des Immunsystems und unterstützen den Aufbau des körpereigenen Abwehrsystems im Kindesalter. Eine Vergrößerung, medizinisch Hyperplasie, der Rachenmandeln kann aus folgenden Gründen zustande kommen:

  • erblich bedingt / Veranlagung
  • durch eine gesteigerte Immunantwort nach gehäuften Infekten der oberen Luftwege

Für folgende Beschwerden kann eine Vergrößerung der Rachenmandel verantwortlich sein:

  • Mundatmung (ständig offener Mund), man kann nicht durch die Nase atmen
  • Neigung zu ständigem Schnupfen
  • Schnarchen, evtl. auch nächtliche Atemaussetzer
  • häufig auftretende akute Mittelohrentzündungen
  • chronische Schallleitungsschwerhörigkeit (Hörstörungen)

Die Indikation zur Operation

Eine Behandlung kann in der Regel ausschließlich durch eine operative Entfernung der vergrößerten Rachenmandeln erfolgen, welche auch als Adenotomie bezeichnet wird. Ob eine Operation notwendig ist, hängt dabei vom Ausmaß der Beschwerden ab. Prinzipiell ist eine Operation bei folgenden Beschwerden zu empfehlen:

  • behinderte Nasenatmung, ständige Mundatmung und Dauerschnupfen
  • Hörminderung durch chronische Mittelohrentzündung und dadurch mögliche Sprachentwicklungsstörung (durch die sogenannte Schallleitungsschwerhörigkeit kann das Kind Worte schwieriger verstehen/hören; ein Sprachentwicklungsproblem im Kindesalter kann auftreten)
  • vermehrte Infekte und Entzündungen

Nasenpolypen (Polyposis nasi) bei Erwachsenen

Nasenpolypen sind Ausstülpungen der Nasenschleimhaut bzw. gutartige ödematöse Schleimhautwucherungen, welche die Nasenhaupthöhlen und die Ausführungsgänge der Nasennebenhöhlen verlegen. Das Wachstum kann zur Verlegung der Nasenatmung und /oder des Riechepithels führen, weswegen die Patienten zum Einen über zunehmende Behinderung der Nasenatmung und Einschränkung des Riechvermögens klagen. Die Schleimhautwucherungen kommen vorwiegend bei Erwachsenen, seltener bei Kindern vor und treten in der Mehrheit der Fälle beidseitig auf. Für gewöhnlich ist die Erkrankung schmerzlos, allerdings kann eine verhinderte Ventilation der Nasennebenhöhlen zu Kopfschmerzen und wässrigen Schnupfen führen.

Häufigkeit: Wie oft kommen Nasenpolypen vor?

Nasenpolypen sind weit verbreitet, aber bisher ist noch nicht bekannt, warum sie entstehen. Man vermutet als Ursache eine Allergie gegen Schmerzmitteln, Inhalationsallergene und andere, da es einen Zusammenhang zwischen der Entstehung von Polypen in der Nase und beispielsweise Patienten mit Asthma bronchiale – von ihnen leiden nämlich bis zu 40 Prozent unter Nasenpolypen. Darüber hinaus reagieren etwa 25 Prozent der Patienten mit Nasenpolypen allergisch auf Acetylsalicylsäure (ASS).

Symptome von Polypen

Unter folgenden Beschwerden können die Betroffenen leiden:

  • eingeschränkte Nasenatmung (die Betroffenen bekommen durch die Nase nicht ausreichend Luft und atmen dadurch öfter durch den Mund; die durch den Mund eingeatmete Luft wird nicht gefiltert, wodurch vermehrte Infekte entstehen können)
  • Gefühl, ständig eine verstopfte Nase zu haben
  • näselnde Stimme
  • oft chronischer, wässriger oder eitriger Schnupfen; wiederkehrende Entzündungen der Nasennebenhöhlen (Sinusitis)
  • häufig Sekretfluss in den Nasenrachen
  • dumpfe Kopfschmerzen
  • Schnarchen
  • Schlafstörungen
  • eingeschränkte Leistungsfähigkeit tagsüber
  • Riechstörung und eingeschränkter Geschmackssinn

Polypen und deren Behandlung

Eine medikamentöse Behandlung empfiehlt sich besonders bei kleinen Nasenpolypen, die dadurch zum Schrumpfen gebracht werden: Medikamente mit dem körpereigenen Hormon Kortisol („Kortison“) in Form eines Nasensprays können Abhilfe schaffen. Der Vorteil ist, dass der Wirkstoff lokal wirkt und daher mögliche Nebenwirkungen nur auf den Einsatzort beschränkt sind. Der Effekt des Kortikoid-Nasensprays setzt nach einigen Tagen ein. Bei ausbleibendem Heilungserfolg kann der Arzt Kortison-Tabletten verschreiben, die allerdings mit unerwünschten Nebenwirkungen verbunden sind. Eine weitere konservative Maßnahme – sofern eine Allergie für die Entstehung von Nasenpolypen verantwortlich ist – ist die Einnahme von Antihistaminika, die auch vor allem bei kleineren Polypen greifen.

Bleibt die Medikamenten-Therapie erfolglos oder sind die Polypen bereits sehr groß, ist eine operative Entfernung der Polypen durch einen Facharzt in Betracht zu ziehen, wonach auch die Entzündung der Nasennebenhöhlen zumeist wieder abheilt. Nach der im medizinischen Fachjargon bezeichneten „Polypektomie“ (Entfernung bzw. Abtragung der Polypen) ist eine mehrwöchige Nachbehandlung erforderlich, um Verwachsungen in der Nase zu vermeiden. Im Hinblick auf den Heilungsprozess sind Operationen im Allgemeinen sehr günstig, allerdings besteht trotz allem die Neigung zu Rückfällen, weswegen gegebenenfalls ein operativer Eingriff auch wiederholt werden muss.

Fazit: Gutartige Wucherungen, die unbehandelt Folgeerkrankungen bedeuten können

Ob kindliche Polypen (Adenoide) oder Nasenpolypen: Beide Veränderungen der Polypen durch vergrößerte Wucherungen sind gutartig. Trotzallem können sie die Nasenatmung behindern, die Leistungsfähigkeit und Lebensqualität einschränken und unbehandelt sogar zu einer Reihe von möglichen Folgeerkrankungen führen. Aus diesem Grund ist eine frühzeitige Behandlung ratsam, um diese vorzubeugen.

J. Ehresmann
Autor: J. Ehresmann

Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.

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