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Streit zwischen Geschwistern: Das kommt in den besten Familien vor

Kommentar schreiben Aktualisiert am 06. August 2019

Wenn Kinder streiten, kann das für Eltern durchaus zur Belastungsprobe werden. Geschwisterstreit strapaziert die Nerven und verunsichert zudem. Wann ist es ratsam, einzugreifen? Sollten Eltern in Konfliktsituationen lenken? Oder ist es vielleicht besser, sich gar nicht erst einzumischen?

 

Mehr zum Thema Geschwisterstreit erfahren Sie bei uns. Etwa, warum Rivalität zwischen Geschwistern ganz normal ist, inwiefern Streit der Entwicklung sogar zuträglich sein kann und wie Sie sich als Elternteil am besten verhalten, wenn der Haussegen wieder einmal schief hängt.    

 

Wenn Geschwister ständig streiten

 

Wo unterschiedliche Temperamente, Wünsche und Bedürfnisse aufeinanderprallen, entstehen Konflikte. Wenn Geschwister streiten, lässt das Eltern selten kalt. Je nach Tagesverfassung fallen Reaktionen unterschiedlich aus. Geschwisterstreit kann Eltern zudem durchaus verunsichern. Sind die häufigen Zankereien auf mangelnde Erziehungsfähigkeit zurückzuführen? Soll man als Elternteil lenkend eingreifen, vielleicht sogar Stellung beziehen? Und vor allem: Wie schafft man es, die Lage dauerhaft zu entspannen und auf diese Weise den Familienfrieden wiederherzustellen?

 

Streit zwischen Geschwistern: Das sind die Gründe

 

Wo mehrere Kinder sind, ist Dynamik. Auf Geschwisterbeziehungen trifft dies ganz besonders zu. Geschwister rivalisieren – so weit, so normal! Je kleiner Kinder sind, desto häufiger finden lautstarke Auseinandersetzungen statt. In Spitzenzeiten fliegen bis zu sechs Mal in der Stunde die Fetzen, wie Studien belegen.1

 

Herausnehmen können sich Eltern nicht so einfach, sind sie doch häufig der – nicht unbedingt offensichtliche – Grund für Zank. Denn Geschwisterstreit hat seinen Ursprung meist in Eifersucht und Rivalität um die Aufmerksamkeit von Mama und Papa.2

 

Geschwisterstreit: Eine gute Schule für das Leben

 

Streitigkeiten zwischen Geschwistern sind nicht grundsätzlich als negativ zu bewerten. Im Gegenteil, Geschwisterdynamik als solche bietet ein ideales Lernfeld für das weitere Leben und jegliche soziale Beziehungen. Nirgendwo sonst lernt ein Kind intensiver, Konflikte auszutragen. Nicht nur eigene Grenzen werden erfahren, sondern auch die des Gegenübers.3 Eine gewisse Streitkultur kann naheliegenderweise nur in der Praxis erworben werden. Zudem werden Fähigkeiten wie Auseinandersetzung, Durchsetzung und Argumentationsfähigkeit geschult. Darüber hinaus kommen wesentliche soziale Fertigkeiten nicht zu kurz, wie zum Beispiel die Kompetenz zu Kompromissen sowie die Fähigkeit, anderen zu verzeihen.4

 

Wenn Geschwister streiten: Das können Sie tun

 

Wenn Kinder streiten, fühlen sich Eltern häufig hilflos und Unsicherheit macht sich breit. Welches ist der richtige Weg, um mit der Rivalität zwischen Geschwistern umzugehen? Soll man lenkend eingreifen oder dem Nachwuchs besser den Raum geben, um Konflikte selbst auszutragen? Grundsätzlich ist das natürlich individuell verschieden. Was in der einen Situation hilfreich sein kann, mag in einer anderen Situation eskalierend wirken. Dennoch gibt es Strategien, die Eltern anwenden können, um Streitsituationen zu entspannen und die Dynamik zu durchbrechen.

 

So ist es wichtig, dass sich Eltern nicht in die Position des Schiedsrichters drängen lassen. Es geht nicht darum, einen Schuldigen zu finden und den Fokus auf das Problem zu richten. Vielmehr müssen Lösungen für den konkreten Konflikt erarbeitet werden – und das am besten von den Kindern selbst!5 Eltern können dabei durch ihre bloße Anwesenheit regulierend wirken und Kindern den Raum geben, ihre Konflikte eigenständig auszufechten, so diese dazu in der Lage sind. Droht die Situation zu eskalieren, sollten Eltern allerdings lenkend eingreifen.

 

Hier geht es keinesfalls darum, Partei zu ergreifen und auf diese Weise die Stimmung zusätzlich aufzuheizen. Alle Sichtweisen müssen Platz finden. Jedes Kind darf die Situation aus seinem Blickwinkel schildern. So fühlen sich Kinder nicht nur ernst genommen, die positive Aufmerksamkeit hilft auch dabei, sich wieder zu beruhigen. Lösungen für das Problem zu finden, obliegt in erster Linie den Streitparteien, also den Kindern selbst. Eltern können den Prozess zwar forcieren und moderieren; Kompromisse zu finden und den Streit beizulegen, dafür sind aber die Kinder zuständig. Etwas, das man ihnen auch durchaus zutrauen darf!6

 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich Eltern aus Geschwisterstreitigkeiten nicht zwingend heraushalten, aber keinesfalls Partei ergreifen sollten. Empathisches Zuhören und das Zulassen verschiedener Meinungen beruhigt die Situation und hilft dabei, eine gewisse Streitkultur zu entwickeln. Die Problemlösung sollte bei den Kindern liegen, denn diese sind durchaus kompetent und auch kreativ darin, Streitigkeiten eigenständig beizulegen.

 

Tipps, um die Beziehung zwischen Geschwistern zu stärken

 

Streit kommt in den besten Familien vor und gerade Geschwister streiten besonders heftig miteinander. Meist geht es dabei um Rivalitäten und ein Buhlen um die Aufmerksamkeit von Mama und Papa. Umso wichtiger ist es, Kindern entsprechend Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, sie ernst zu nehmen und ihre Position innerhalb der Familie nachhaltig zu stärken. Eine tragfähige Beziehung zwischen Geschwistern hält Streitigkeiten nicht nur aus, sondern vermag es zudem, Positives aus Konflikten herauszuholen. Wie Sie im Alltag die Beziehung zwischen Ihren Kindern stärken können? Dazu haben wir abschließend einige Tipps:

 

  • Zeit mit den Eltern alleine: Exklusivzeit mit Mama und/oder Papa, ganz ohne den „störenden“ Einfluss von Geschwistern, kann Wunder wirken.
  • Jedes Kind ist individuell: Ständige Vergleiche wirken sich negativ auf die Geschwisterbeziehung aus. Darüber hinaus sind sie völlig unnötig. Kinder sind individuell und gut so, wie sie eben sind – genau das sollte man ihnen stets vermitteln. 
  • Positive Bestärkung: Die Kinder gehen ganz entspannt miteinander um, spielen konfliktfrei und harmonisch? Solch ein Verhalten darf ruhig positiv kommentiert werden!7
  • Fair bleiben: Kinder haben ein besonderes Gespür dafür, wenn etwas nicht gerecht abläuft. Deshalb ist es wichtig, auch in der Erziehung fair zu bleiben. Extras, Konsequenzen und Aufmerksamkeit sollten also im Großen und Ganzen gerecht verteilt sein. Eltern müssen ihr Verhalten diesbezüglich von Zeit zu Zeit reflektieren.
  • Teamwork forcieren: Aufgaben gemeinsam zu lösen, das verbindet und stärkt die Beziehung. Geschwister sind ein tolles Team, man muss sie nur machen lassen. Ob ein gemeinsamer Einkauf im Supermarkt um die Ecke, die Gestaltung eines Geschwister-Gemüsebeets oder der Bau einer Hütte im Wald, zu der Eltern keinen Zutritt haben – Möglichkeiten gibt es unzählige!
  • Gemeinschaftsgefühl stärken: Vom gemeinsamen Essen über den Kinobesuch bis hin zum Abenteuerurlaub im Zelt – schöne Gemeinschaftserlebnisse intensivieren die Geschwisterbeziehung.

 

Fazit

 

Wenngleich Geschwisterstreit heftig ausfallen und verunsichern kann – er kommt in den besten Familien vor! Das ist auch gut so, denn im Streit zwischen Geschwistern werden allerhand wichtige Fertigkeiten geschult: Konfliktfähigkeit, Grenzen zu setzen und zu respektieren, Durchsetzungsvermögen oder Kompromissfähigkeit zum Beispiel. Gründe für Streitereien zwischen Geschwistern sind in der Regel Eifersucht und Rivalität um die Aufmerksamkeit der Eltern.

 

Eltern können regulierend in Streitsituationen eingreifen, indem sie jedem Kind die Möglichkeit geben, die Situation aus seinem Blickwinkel zu schildern. Es geht nicht darum, einen Schuldigen zu finden oder Partei zu ergreifen, sondern eine adäquate Lösung für das bestehende Problem zu finden. Diese Lösungsfindung liegt im besten Fall bei den Kindern selbst!

 

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Daniela Jarosz
Autor: Daniela Jarosz

Daniela Jarosz ist Sonder- und Heilpädagogin. Während des Studiums hat sie sich intensiv mit Inhalten aus Medizin und Psychologie auseinandergesetzt. Sie arbeitet seit vielen Jahren im psychosozialen Feld und fühlt sich außerdem in der freiberuflichen Tätigkeit als Autorin zuhause. Im redaktionellen Bereich hat sie sich auf die Fachrichtungen Medizin, Gesundheit, Nachhaltigkeit, Work-Life-Balance sowie Kinder und Familie spezialisiert.

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