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Die E-Zigarette: Besser als Rauchen?

Kommentar schreiben Aktualisiert am 08. Januar 2016

Sie ist auf dem Vormarsch und dennoch nicht unumstritten: Die elektronische Zigarette, kurz E-Zigarette. Die Hersteller bewerben die Vorteile ihrer Produkte gegenüber normaler Tabakzigaretten, die Politik warnt vor dem Konsum der bislang wenig erforschten „Liquids“, die in den E-Zigaretten enthalten sind. Wissenschaftliche Erkenntnisse zu den Langzeitfolgen gibt es bislang kaum. Wir erklären, wie die E-Zigarette funktioniert, welche Stoffe „verdampft“ werden und wie sich diese auf die Gesundheit auswirken. 

Gerade in den vergangenen Jahren boomten die elektronischen Zigaretten. Zu Zeiten des Rauchverbots in Restaurants, Bars, Discos und öffentlichen Einrichtungen, scheint für viele Konsumenten die E-Zigarette die Alternative schlechthin zu sein. Man kann sie mit in den Innenraum nehmen, der Wirkstoff ist frei verkäuflich und nachfüllbar und es gibt scheinbar weniger gesundheitliche Folgen durch das Verdampfen der Stoffe. Doch die Folgen für die Gesundheit und die Umwelt sind kaum abschätzbar. Es gibt bislang nur wenige Studien, die sich mit den elektrischen Glimmstängeln befassten, doch diese werfen kein allzu positives Licht auf die elektronische Variante.

Wie funktioniert eine E-Zigarette?

Das Design der meisten E-Zigaretten ahmt das Aussehen der Tabakzigaretten nach. Bei einigen Modellen „glüht“ sogar bei jedem Zug ein rötliches Licht an der Spitze. Anstelle des Tabaks kommt bei der elektrischen Variante eine meist nikotinhaltige Flüssigkeit, die sogenannten Liquids, zum Einsatz. Die Flüssigkeit ist in einem kleinen Tank enthalten und wird über ein batterie- oder akkubetriebenes Heizelement erhitzt. Laut Hersteller kommen dabei nur Temperaturen bis zu 65 Grad Celsius zustande, unabhängige Tests haben allerdings weit höhere Temperaturen feststellen können. Durch die Hitze verdampft die Flüssigkeit und der Dampf kann inhaliert werden. Manche Modelle geben den Dampf auf Knopfdruck ab, andere reagieren auf den Unterdruck am Mundstück.

Die Flüssigkeit der E-Zigarette kann nachgefüllt werden. Die Liquids sind frei verkäuflich und in den verschiedensten Variationen auf dem Mark erhältlich. Es gibt sie mit oder ohne Nikotin, in verschiedenen Geschmacksrichtungen und mit verschiedenen Aromen. Bislang gibt es keine Kennzeichnungspflicht für die Hersteller. Das bedeutet, es ist für den Verbraucher nahezu unmöglich herauszufinden, was er gerade zu sich nimmt.

Inhaltstoffe der Liquids

Es gibt derzeit noch keine Reglementierung für die Inhaltsstoffe der nachfüllbaren Liquids. Deshalb variieren sie von Marke zu Marke sehr stark. Der Hauptbestandteil der Flüssigkeit ist Propylenglycol (75%). Dabei handelt es sich um einen als Lebensmittelergänzung zugelassenen Stoff. Gemeinsam mit der enthaltenen Glycerinlösung dient es als Verbrennungsmittel und ist somit die tragende Substanz für die Aromastoffe.

In den meisten Präparaten ist Nikotin enthalten. Häufig werden die Liquids mit Aromen oder Geschmacksstoffen versetzt. Allerdings haben Tests erwiesen, dass die angegebenen Inhaltsstoffe nicht immer enthalten sind. In amerikanischen Produkten kamen beispielsweise auch ein Potenzmittel und ein Appetitzügler vor. Ob es derartige Produkte auch in Deutschland gibt, ist dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) bislang nicht bekannt.

Gesundheitliche Auswirkungen von E-Zigaretten

Bei einer Tabakzigarette werden die Schadstoffe verbrannt. Dadurch gelangen sie einerseits durch Inhalieren in den Organismus, andererseits belasten sie die Raumluft. In Zigaretten sind etwa 4000 Stoffe enthalten, 70 davon sind krebserregend. Da bei der E-Zigarette nichts verbrannt, sondern verdampft wird, ist das Gesundheitsrisiko geringer. Dennoch bergen die elektrischen Glimmstängel viele Gefahren. Das Nikotin in Elektro-Zigaretten macht ebenso abhängig wie das in Tabak. Dadurch, dass die Liquids nicht genormt sind, kann die Nikotinkonzentration stark variieren. Beim Prozess des Nachfüllens ist es bereits zu einigen Unfällen gekommen. Wird der ganze Inhalt des Tanks verschluckt, kommt es zu einer tödlichen Nikotinvergiftung. Vor allem mit Kindern im Haushalt sollte man mit den Liquids extreme Vorsicht walten lassen. Außerdem gilt das Nikotin als Faktor bei der Entstehung von Herz-Kreislauferkrankungen und es soll das Risiko für einen Schlaganfall erhöhen.

Durch die Vernebelung der Brennstoffe Propylenglycol und Glycerinsäure kann es zu Reizungen der Augen und Atemwege kommen. Verschiedene Aromen, Geschmacks- und Duftstoffe können des Weiteren allergische Reaktionen auslösen. Nach dem BfR gibt es außerdem Hinweise darauf, dass beim Verdampfen krebserregende Substanzen wie Formaldehyd, Acetalaldehyd und Acrolein entstehen können (diese werden auch beim Zigarettenrauch freigesetzt).

Gefahren durch das Passivrauchen können bislang nicht ausgeschlossen werden. Es gibt noch nicht genug Studien zu dieser Thematik.

E-Zigarette als Ersatz für Raucher?

Für Raucher kann die E-Zigarette allerdings eine Alternative zur Tabakzigarette darstellen. Sie ist deutlich weniger schädlich als die „normale“ Zigarette. Dennoch ist der komplette Verzicht auf Nikotin und weitere Konsummittel die beste Lösung für Gesundheit und Umwelt. Ob die E-Zigarette zur Rauchentwöhnung geeignet ist, ist bislang noch unklar.

Problem: Hemmschwelle sinkt

Die Politik sieht vor allem ein Problem im Zusammenhang von E-Zigaretten und Jugendlichen. Seit einigen Jahren geht die Zahl der rauchenden Kinder und Jugendlichen kontinuierlich zurück.

Eine E-Zigarette mit fruchtigem oder süßem Geschmack könnte hier kontraproduktiv wirken. Die Hemmschwelle zum elektrischen Glimmstängel zu greifen ist deutlich herabgesetzt. Die E-Zigarette ohne Nikotin könnte also ein „sanfter“ Einstieg in die Nikotinsucht sein. Zuerst greift man zu einem Liquid ohne Nikotin, dann zu einem mit schwach dosiertem Nikotin und später raucht man Tabak-Zigaretten.

Der Anteil der Jugendlichen, die bereits einmal E-Zigarette oder E-Schischa geraucht haben ist hoch. Doch ab April 2016 soll die Abgabe von E-Produkten an Minderjährige gesetzlich verboten werden.

E-Zigarette und Schwangerschaft

Klar ist: Während der Schwangerschaft soll nicht geraucht werden. Das bezieht sich auch auf E-Produkte. Auch wenn die elektrische Variante der Zigarette weniger oder gar kein Nikotin enthält, werden über den Dampf andere Giftstoffe in den Organismus aufgenommen. Diese Stoffe gelangen über das Blut auch zum ungeborenen Kind. Deshalb sollte während der Schwangerschaft auch auf elektrische Zigaretten verzichtet werden. Stark nikotinabhängige Frauen können in Absprache mit dem behandelnden Gynäkologen die Gefahr für das Kind verringern, indem sie auf elektrische Zigaretten mit geringem Nikotingehalt umsteigen. Eine Gefahr für die Gesundheit des Fötus bleibt allerdings bestehen.

Fazit

Der Griff zur E-Zigarette ist definitiv nicht so schädlich wie der zur Tabakzigarette. Dennoch ist sie schädlich für die Gesundheit und kann auch Menschen in der Umgebung negativ beeinträchtigen. Kinder und Jugendliche sollten nicht mit der elektronischen Zigarette in Kontakt kommen, weil sie die Hemmschwelle zum Rauchen deutlich senkt. Für Raucher, die nicht vom Nikotin lassen können, ist die E-Zigarette eine Alternative. Während der Schwangerschaft sollte man die Finger von jeglichem Genussmittel, inklusive E-Zigarette, lassen. Gibt es für die werdende Mutter keine Möglichkeit mit dem Rauchen aufzuhören, kann die Schadstoffzufuhr mit der E-Zigarette gemindert werden.

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Lisa Vogel
Autor: Lisa Vogel

Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.

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