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AB0: Das Blutgruppen-System - Verteilung und Bedeutung bei Blut-Transfusionen

Kommentar schreiben Aktualisiert am 28. März 2019

Für die Ausprägung der menschlichen Blutgruppen ist unter anderem das AB0-System verantwortlich. Insbesondere bei Transfusionen ist es von großer Wichtigkeit, dass Spender und Empfänger die gleiche Blutgruppe haben, damit es beim Empfänger zu keiner sogenannten Transfusionskrankheit führt. Was versteht man unter dem AB0-System? Welche Blutgruppen gibt es? Welche Blutgruppe ist die seltenste? Mehr zu dem Thema im folgenden Beitrag.

 

Was verbirgt sich hinter der Blutgruppe?

 

Das Blut der Menschen ist nicht einheitlich beschaffen. Es gibt verschiedene vererbbare Bluttypen, die sich in der Eigenschaft der roten Blutkörperchen und im Vorhandensein bzw. Fehlen von Antikörpern im Blutserum unterscheiden.

Auf der Oberfläche der Blutzellen befinden sich typische Strukturen, die eine Gruppeneinteilung ermöglichen: auf roten Blutzellen die Gruppen A, B, AB und 0 (Null), die für eine Bluttransfusion übereinstimmen müssen, auf den weißen Blutzellen HLA-A, HLA-B, HLA-C und HLA-D mit ihren vielen Untergruppen, die vor Transplantationen getestet werden müssen. Eine umfassende Untersuchung von Merkmalen der weißen Blutkörperchen (human leucocyte antigen = HLA) ist vor jeder Organtransplantation erforderlich.

 

Was ist das AB0-System?

 

1901 ist das AB0-System (A B Null) der Blutgruppen von Dr. Karl Landsteiner, einem österreichischen Arzt und Serologen, entwickelt worden, wofür er 1930 den Nobelpreis für Medizin erhielt.

Das AB0-System umfasst vier verschiedene Hauptgruppen, die sich folgendermaßen in vier Blutgruppen einteilen lassen: A, B, AB und 0.

Die Unterteilung beruht auf bestimmte Proteine, welche sich auf der Oberfläche der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) befinden; diese Oberflächenproteine auf den Erythrozyten sind von Landsteiner als „Antigene“ bezeichnet worden.

 

Im Blutserum, dem wässrigen Anteil des Blutes, den man als Überstand erhält, wenn die Blutgerinnung abgeschlossen ist (vereinfacht: Blutserum = Blutplasma ohne Gerinnungsfaktoren) sind darüber hinaus Antikörper enthalten, die sich gegen jene Blutgruppen richten, die nicht die eigene ist, sprich Antikörper, die bestimmte Blutgruppen abstoßen und zu einer Verklumpung führen.

 

Zum besseren Verständnis eine vereinfachte Erklärung:

 

  • Menschen mit der Blutgruppe A weisen Erythrozyten mit Antigen A als Proteinoberfläche auf und besitzen Antikörper gegen Blutgruppe B (auch AntiB genannt)
  • Menschen mit der Blutgruppe B weisen Erythrozyten mit Antigen B als Proteinoberfläche auf und besitzen Antikörper gegen Blutgruppe A (auch AntiA genannt)
  • Menschen mit der Blutgruppe AB weisen Erythrozyten mit Antigen A und Antigen B als Proteinoberfläche auf und besitzen keine Antikörper (ansonsten würden sich die Antikörper nämlich gegen sich selbst richten)
  • Menschen mit der Blutgruppe 0 weisen Erythrozyten ohne Antigene auf (deshalb „null“) und besitzen Antikörper gegen Blutgruppe A und Antikörper gegen Blutgruppe B (AntiA und Anti-B)

 

Aus diesen vier Blutgruppen A, B, AB und 0 ergibt sich das sogenannte AB0-Sytem, das das wichtigste Blutgruppenmerkmal bei der Bluttransfusion darstellt.

Bei einer Bluttransfusion dürfen nur kompatible Blutbestandteile übertragen werden, damit keine lebensbedrohliche immunologische Reaktion auf das fremde Blut entsteht.

Das Mischen verschiedener Blutgruppen kann nämlich tödliche Folgen haben, es kommt zu einer sogenannten Hämagglutination (Antigen-Antikörper-Reaktion), das Blut verklumpt und die Blutgefäße werden verstopft, die Funktionsfähigkeit der roten Blutkörperchen ist nicht mehr vorhanden.

 

Was passiert bei einer Transfusion?

 

Bei akutem oder chronischem Blutverlust ist darauf zu achten, dass Spender- und Empfängerblut im Hinblick auf das AB0-System übereinstimmend sind, sodass Transfusionsreaktionen vermieden werden können.

Es erfolgt eine laborchemische Testung und als letzte Kontrollinstanz direkt vor Ort der sogenannte „Bedside-Test“.

Der Bedside-Test überprüft, ob die Antigene des Patienten, dem Blut gespendet werden soll, auch der deklarierten Blutgruppe, die in der laborchemischen Testung ermittelt wurden, entsprechen.

Der transfundierende Arzt entnimmt dem Patienten venöses Blut.

 

Dem transfundierenden Arzt liegt eine Testkarte mit den Testfeldern Anti-A und Anti-B vor, die sich auf die Antigene beziehen.  
In Testfeld „Anti-A“ sind Antikörper gegen Antigen A enthalten und Testfeld „Anti-B“ sind Antikörper gegen Antigen B enthalten.

In beide Testfeldern erfolgt die Injektion des Patientenblutes mit jeweils neuen Kanülen und anschließendem Schwenken der Testkarte für ungefähr 30 Sekunden.

Danach kann der transfundierende Arzt das Ergebnis ablesen:

 

Erscheint eine Verklumpung eines Testfeldes liegt der Nachweis des betreffenden Antigens vor. Ein Beispiel: nach dem Merkspruch „What you see is what you get!” hat der Patient Blutgruppe A, wenn im Anti-A Testfeld eine Verklumpung zu sehen ist, denn in diesem Testfeld sind Antikörper gegen Antigen A enthalten -  wird ein Patiententropfen darauf überführt, wird eine immunologische Reaktion eingeleitet und die im Testfeld enthaltenen Antikörper richten sich gegen Antigen A des Patienten. Das Testfeld Anti-B bleibt unverändert und es sind keine Verklumpungen zu erkennen.

 

Verteilung der Blutgruppen in Deutschland

 

In der deutschen Bevölkerung sind die Blutgruppen wie folgt verteilt:

 

  • Blutgruppe A: 43%
  • Blutgruppe 0: 41%
  • Blutgruppe B: 11%
  • Blutgruppe AB: 5%

 

Die Blutgruppenzugehörigkeit ist auch für die Feststellung der Abstammung und damit für die Vaterbestimmung von Bedeutung. Für Laboruntersuchungen und Blutgruppenbestimmung werden meist nur geringe Blutmengen benötigt.

 

Neben den klassischen Blutgruppen A, B, AB und 0 werden auch die Rhesusfaktoren (Rhesus-positiv oder Rhesus-negativ) ermittelt.

Der Rhesusfaktor ist eine weitere, blutgruppenähnliche Eigenschaft des Blutes.

Etwa 85% der Menschen sind Rhesus-positiv, nur 15% Rhesus-negativ.

Unverträglichkeitserscheinungen können sich nur bei mehrmaliger Übertragung Rh-positiven (RH) Blutes auf Rh-negative (rh) Menschen oder bei wiederholten Schwangerschaften einer Rh-negativen Frau mit einem Rh-positiven Mann ergeben.

 

Aus der Verbindung zwischen einer Rh-negativen Frau und einem Rh-positiven Mann können Rh-positive Kinder hervorgehen.

Vom Rh-positiven Kind kann die Rhesus-negative Mutter während der Geburt gegen die Bluteigenschaft Rh-positiv sensibilisiert werden, sodass Antikörper gebildet werden, die bei einer zweiten Schwangerschaft für das Neugeborene lebensbedrohlich werden:

 

Kommt es bei einer späteren Schwangerschaft zur Entwicklung eines Rh-positiven Kindes, so können sich zwischen dem gegen die Rh-positiven Eigenschaft sensibilisierten mütterlichen Organismus und der Rh-positiven Leibesfrucht Unverträglichkeitserscheinungen einstellen und beim Neugeborenen zu einer hämolytischen Krankheit führen.

Seitdem die Möglichkeit besteht, Rh-negative Frauen unmittelbar nach der Entbindung eines Rh-positiven Kindes mit einem Immunglobulin zu schützen (Anti-D-Immunprophylaxe), ist die Rhesusunverträglichkeit glücklicherweise stark zurück gegangen.

Die Bestimmung des Rhesusfaktors gehört zur Routineuntersuchung bei jeder Schwangerschaft.

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J. Ehresmann
Autor: J. Ehresmann

Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.

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