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Knoblauch: Die heilende Knolle?

Kommentar schreiben Aktualisiert am 15. September 2015

Die einen lieben ihn, die anderen hassen ihn: Knoblauch. Bereits im Mittelalter galt die Knolle wegen ihres beißenden Geruchs als Mittel gegen böse Geister und Dämonen, in Transsilvanien soll er Schutz vor Vampiren geboten haben. Diese positiven Eigenschaften sind kein Mythos. Zwar braucht man heute keinen Schutz vor bösen Sagengestalten, doch Knoblauch wirkt antibakteriell, kann die Blutfettwerte senken und sogar Tumorzellen zerstören.

Das Knollengewächs Knoblauch (Allium sativum) gehört zu den Lauchgewächsen und wird inzwischen weltweit angepflanzt. Seinen Ursprung hat er vermutlich in Asien. Bereits die Erbauer der Pyramiden sollen rohen Knoblauch zur Stärkung ihrer Gesundheit gegessen haben. Über Ägypten kam das Gewächs nach Europa. Vor allem im Mittelmeerraum ist Knoblauch aus den Küchen kaum weg zu denken. Das besondere Merkmal der Pflanze ist sicherlich ihr beißender Geruch. Nicht nur während der Zubereitung und dem Verzehr, sondern auch noch Stunden nach der knoblauchlastigen Mahlzeit, dünsten Knofi-Fans den unverwechselbaren Geruch aus.

Allicin verursacht Knoblauch-Geruch

Verantwortlich für den Geruch ist Allicin. Beim Verarbeiten der Zehen reagiert die Aminosäure Alliin mit Luft und es entstehen Abbauprodukte. Diese Abbauprodukte verursachen den typischen Geruch und sorgen somit bei den einen für Freud‘ und bei den anderen für Leid. Denn eines steht fest: Entweder man ist Knoblauch-Fan oder man kann die Knolle nicht ausstehen. Einen wirklichen Mittelweg gibt es kaum.

Alliin kommt in frischen Knoblauchzehen in großen Mengen vor. Eine etwa fünf Gramm schwere Zehen enthält etwa zwei Milligramm. Es sorgt nicht nur für den Geruch, ihm werden auch gesundheitsfördernde Wirkungen nachgesagt. Wissenschaftlich belegt sind diese zwar nicht, doch in Tierversuchen oder empirischen Beobachtungen sind deutlich positive Tendenzen zu beobachten.

Knoblauch hat antibiotische Wirkung

Das Reaktionsprodukt Allicin hat eine keimtötende Wirkung. Das wurde laut Forschern erstmals vor 60 Jahren beschrieben. Doch Allicin wurde nicht zum gängigen Antibiotikum, denn es hat gegenüber Penicillin einen entscheidenden Nachteil: den stechenden Geruch. Den hat Knoblauch allerdings nicht umsonst: In der Natur schützt er vor Fressfeinden und treibt sie in die Flucht. So könnte der Wirkstoff im Knoblauch in der ökologischen Landwirtschaft als Schädlingsbekämpfer eingesetzt werden.

Für den Menschen gibt es noch weiter Vorteile. Knoblauch enthält zahlreiche Vitamine (A, B und C), Kalium, Selen und wertvolle sekundäre Pflanzenstoffe. Allerdings nimmt man Knoblauch meist in so geringen Mengen zu sich, dass der Körper kaum von den Inhaltsstoffen profitiert. Täglich wären beispielsweise 800 Gramm Knoblauch nötig um den Tagesbedarf an Vitamin C zu decken – mal ehrlich, so viel schafft auch der größte Knoblauch-Fan nicht.

Knolle beugt Erkältungen vor und senkt Blutfettwerte

Es ist nachgewiesen, dass roher Knoblauch Infektionskrankheiten wie Erkältungen vorbeugen kann. Das Wachstum der Erreger wird durch die Inhaltsstoffe der Knolle gehemmt. Doch auch das Herz-Kreislauf-System profitiert von einer regelmäßigen Knoblauchzufuhr. Der Cholesterol- und der Triglyceridspiegel sinken bei einer zwölfwöchigen Knoblauchtherapie um bis zu 7,6 Prozent.

Gesteigerte Blutfettwerte sorgen für eine Verengung der Blutgefäße (Arteriosklerose) und können im schlimmsten Fall zum Herzinfarkt oder Schlaganfall führen. Wer regelmäßig Knoblauch zu sich nimmt, kann also das Herz-Kreislauf-System positiv beeinflussen und Herzinfarkt oder Schlaganfall vorbeugen. Für die Wirksamkeit ist ein regelmäßiger Konsum unerlässlich. Die schwefelhaltigen Inhaltsstoffe, vor allem das Alliin, sind für die Wirkung verantwortlich. Menschen aus mediterranen Gegenden leiden statistisch gesehen seltener unter Herzinfarkten. Dass der Knoblauch-Konsum dafür verantwortlich ist, ist nicht bestätigt.

Mit Knoblauch gegen Krebs?

Neben den krankheitsvorbeugenden Eigenschaften wird die Wirkung von Knoblauch auf Krebszellen erforscht. Bei Versuchen mit Mäusen konnten Forscher beobachten, dass die Inhaltsstoffe der Knoblauchzehen Tumore bekämpfen. Sie können die Verbreitung der entarteten Zellen verhindern und sogar den programmierten Zelltod der Krebszellen verursachen.

Auf den Menschen sind die Ergebnisse bislang nicht übertragbar, doch vor allem bei Magen-, Prostata- und Darmkrebs soll die Einnahme von Knoblauch (frisch oder als Tabletten/Kapseln) die Therapie unterstützen. Die Einnahme solcher Präparate darf allerdings nie ohne die Absprache mit dem behandelnden Arzt geschehen. Wer empfindlich auf Knoblauch reagiert, kann eine milde Variante der Knolle verwenden oder ihn als Suppe oder Tee einnehmen. Je weniger der Knoblauch erhitzt wurde, desto mehr Inhaltstsoffe trägt er.

Trotz Wirkung: der Geruch bleibt

Gegen den beißenden Knoblauch-Geruch gibt es derzeit noch kein Heilmittel. Viele Knoblauch-Fans verzichten nur deshalb auf die tägliche Zufuhr. Lediglich ein paar Hausmittelchen können den Gestank der ausdünstenden Gase mildern. Wer nach dem Essen ein Glas Milch trinkt kann den Geruch deutlich reduzieren. Auch Obst, wie etwa Äpfel oder Pflaumen und Kräutern, wie Basilikum oder Minze wird eine geruchslindernde Wirkung nachgesagt. Sie müssen allerdings direkt nach dem Knoblauch-Verzehr gegessen werden, damit die Wirkung eintritt.

Das beste Ergebnis erzielten in einem Forschungs-Versuch Personen, die bereits während der Mahlzeit ein Glas Milch getrunken haben. Doch da die Schwefelverbindungen aus dem Magen-Darm-Trakt nicht nur über die Nase und den Mund abgegeben werden, sondern auch über die Haut ausgedünstet wird, helfen diese Mittel nur begrenzt. Ein 100-prozentiges Rezept gegen den Knoblauch-Geruch gibt es bislang nicht.

Knoblauch-Freunde müssen sich daher mit den Ausdünstungen abfinden. Vor allem das Umfeld leidet unter dem Geruch. Das einfachste Mittel dagegen lautet mitessen. Denn wer selber zur Knolle greift, riecht die Knoblauch-Fahne des Gegenüber nicht.

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Lisa Vogel
Autor: Lisa Vogel

Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.

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