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Dyspnoe und das Schlaf-Apnoe-Syndrom - Wenn in der Nacht der Atem still steht

Kommentar schreiben Aktualisiert am 08. November 2019

Die Atemnot, dessen medizinische Bezeichnung Dyspnoe lautet, gilt als eines der am häufigsten beklagten Symptome und betrifft bis zu 25 Prozent der Patienten im ambulanten Bereich. Die Dyspnoe kann Ausdruck kardialer und pulmonaler Erkrankungen sein, aber auch metabolische, psychogene oder neurogene Ursachen können für die subjektive Wahrnehmung der Atemnot infrage kommen.

 

Welche wichtigen Schritte bei der Abklärung von Dyspnoe gibt es? Warum ist eine schnelle Beurteilung und zielgerichtete Diagnostik so entscheidend? Und was ist der Unterschied zwischen Dyspnoe und dem Schlaf-Apnoe-Syndrom? Wissenswertes zu dem Thema im folgenden Beitrag.

 

Was versteht man unter Dyspnoe?

 

Der Begriff Dyspnoe, übersetzt aus dem Griechischen von dys = „nicht der Norm entsprechend, krankhaft“ und pnoe = „Atem“, beschreibt die subjektive Wahrnehmung von Atemnot bzw. das subjektive Gefühl einer unzureichenden oder erschwerten Atmung, die folglich dazu führt, nicht genug Luft bekommen zu können.1

Die Dyspnoe kann mit objektiven, äußerlich wahrnehmbaren Zeichen, einhergehen und sich unter anderem äußern durch2

 

  • den Einsatz der Atemhilfsmuskulatur
  • dem Zwang einer aufrechten Körperhaltung (Orthopnoe)
  • einer erhöhten Atemfrequenz
  • flache und schnelle Atmung
  • betont tiefe Atmung
  • Zyanose (als Hinweis auf eine Mangelversorgung mit Sauerstoff)

 

Das stark subjektive Erleben einer Atemnot stellt eine der Hauptschwierigkeiten in der Diagnostik und Beurteilung der Schwere der Symptomatik dar, da eine akut auftretende Dyspnoe stets mit einer lebensbedrohlichen Situation verbunden sein kann und sich zum Beispiel infolge eines akuten Myokardinfarkts oder einer Lungenembolie manifestiert, das schnelles Handeln erfordert.3

 

Welche Ursachen für Dyspnoe gibt es?

 

Die Ursachen für eine Dyspnoe sind vielfältig. Unter anderem kann eine erschwerte Atmung Ausdruck vorwiegend kardialer und pulmonaler Erkrankungen sein.4

Zu den kardialen Ursachen zählen unter anderem:

 

 

Beispiele für pulmonale Ursachen sind unter anderem:5

 

  • Asthma bronchiale
  • COPD
  • Bronchialkarzinom
  • Lungenemphysem
  • Lungenfibrose
  • Lungenembolie
  • Pneumonie
  • Lungenödem
  • Mukoviszidose

 

Auch ein metabolisches Geschehen, wie das Vorherrschen einer metabolischen Azidose mit Hyperventilation und vertiefter Atmung (sogenannte Kußmaul-Atmung) oder psychogene Ursachen, wie die Hyperventilation beispielsweise im Rahmen von Angst- und Panikstörungen, können dazu führen, dass die betroffenen Person das subjektive Gefühl einer unzureichenden Atmung empfindet.Ebenfalls verantwortlich für eine Dyspnoe können unter anderem Vergiftungen, Medikamentenüberdosierungen sowie Anaphylaxie sein.7

 

Diagnostik – Wie sieht die Behandlung aus?

 

Zu den diagnostischen Maßnahmen stehen die Anamnese und die klinische Untersuchung im Vordergrund.8 Anhand der Anamnese kann der Verlauf der Dyspnoe erfragt werden. Die Genese der Dyspnoe kann wegweisend sein, zu beurteilen, ob eine weiterführende Diagnostik dringlich ist, denn eine akute Dyspnoe, die innerhalb von Sekunden bis Stunden auftritt, ist immer als Notfall zu werten.9 Bei einer chronischen Dyspnoe dagegen können chronische Erkrankungen wie eine COPD oder Asthma bronchiale zugrunde liegen.10  Bei der körperlichen Untersuchung legt man den Schwerpunkt auf die Untersuchung der Lunge und der Auskultation des Herzens.11 Darüber hinaus sind die Vitalparameter (Atemfrequenz, Puls, Blutdruck) zu bestimmen und weitere diagnostische Maßnahmen wie

 

  • Pulsoxymetrie
  • Blutgasanalyse
  • EKG
  • Labor
  • Bildgebung (RöntgenThorax, CT, Echokardiographie)
  • Lungenfunktionstest (Spirometrie)

 

gegebenenfalls einzuleiten.12

 

Welche Therapie gibt es?

 

Im Hinblick auf die Therapie ist zu erwähnen, dass prinzipiell die Behandlung der Grunderkrankung, die eine Dyspnoe hervorgerufen hat, im Vordergrund stehen sollte.13

Allgemeine Akutmaßnahmen bei einer Dyspnoe sind unter anderem:14

 

  • Beruhigung, ggf. auch medikamentöse Maßnahmen zur Sedierung, da Angst die Wahrnehmung von Dyspnoe verstärken kann
  • Oberkörperhochlagerung
  • Sauerstoffgabe

 

Zu den spezifischen Akutmaßnahmen zählen unter anderem15

 

  • die medikamentöse Gabe von Beta2-Sympathomimetika und/oder Glucocorticoide bei bestehender obstruktiver Genese
  • die medikamentöse Gabe von Glucocorticoide und/oder Adrenalin bei einer allergischen Komponente
  • die Gabe von Schleifendiuretika bei Verdacht auf eine pulmonale Stauung und/oder Ödem

 

Weitere therapeutische Maßnahmen richten sich nach der Erkrankung.16 Als Ultimatio ratio kann unter Umständen eine Intubation und Beatmung nötig werden.17

 

Abgrenzung zum Schlaf-Apnoe-Syndrom

 

Das Schlafapnoe-Syndrom ist eine nächtliche Atmungsstörung, welche sich durch eine partielle Verlegung der oberen Atemwege ereignet.18

Hierbei können unterschiedliche Ursachen infrage kommen.19 Unter anderem:20

 

  • Übergewicht (80% der Betroffenen sind übergewichtig)
  • vergrößerte Tonsillen
  • verbogene Nasenscheidewand
  • vergrößerte Nasenmuscheln
  • vergrößertes Zäpfchen

 

Durch eine Verlegung des Rachens oder Erschlaffung der Muskulatur in den oberen Atemwegen im Schlaf wird der Atemfluss beeinträchtigt, vermindert oder sogar ganz aufgehoben, sodass es zu Atempausen/Atemaussetzer, die länger als 10 Sekunden dauern, kommt.21

 

Hinweise, die auf eine Schlafapnoe deuten, können unter anderem sein:22

 

  • Schnarchen
  • starke Müdigkeit und Schwäche während des Tages, die auch auf die Stimmung schlägt und Depressionen verursachen kann
  • Konzentrationsstörungen
  • plötzliches Erwachen, manchmal mit Herzrasen und Luftnot
  • trockener Mund beim Aufwachen
  • Kopfschmerzen am Morgen

 

Zu einem nächtlichen Ersticken kann es nicht kommen: Das Atemzentrum im Gehirn schlägt Alarm, sobald der Körper nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt ist und der Kohlendioxidgehalt ansteigt – dies führt zu einem Weckreiz: man wacht auf, ohne es überhaupt zu merken.23 Trotz allem ist der Schlafrhythmus gestört, sodass die Nachtruhe nicht mehr erholsam ist.24 Menschen, die unter einer obstruktiven Schlafapnoe leiden, haben häufig arteriellen Bluthochdruck und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sodass das Risiko für einen Herzinfarkt, einen Schlaganfall oder Herzrhythmusstörungen erhöht ist.25

 

Nicht immer führen Atemaussetzer zu Beschwerden oder gesundheitlichen Risiken, insbesondere wenn diese nur hin und wieder in Erscheinung treten (übermäßiger Alkoholkonsum sowie Schlaf-und Beruhigungsmittel lassen die Atemmuskulatur erschlaffen und zur Schlafapnoe führen) sind sie kein Grund zur Sorge.26 Bei regelmäßigen Atmungsstörungen und anhaltenden Beschwerden ist es aber ratsam, sich untersuchen zu lassen.27 Die Therapie richtet sich nach der individuellen Symptomausprägung und kann nicht verallgemeinert werden.28 Verschiedene Therapieansätze, wie beispielsweise Geräte zur nächtlichen Atmungsunterstützung oder Lagerungshilfen werden angeboten.29 Manchmal kann auch schon eine Gewichtsabnahme die Schlafapnoe lindern.30

 

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J. Ehresmann
Autor: J. Ehresmann

Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.

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