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Wenn die Leber entzündet ist: Hepatitis und ihre verschiedenen Formen

Kommentar schreiben Aktualisiert am 17. September 2018

Mit dem Fachbegriff „Hepatitis“ wird eine Entzündung der Leber bezeichnet. Der Name leitet sich von dem griechischen Wort für Leber „Hepar“ ab. Eine Leberentzündung sollte man in jedem Fall sehr ernst nehmen, auch wenn sie in vielen Fällen gut behandelt werden kann und oft von selbst und ohne weitere Folgen ausheilt. Gegen einige ansteckenden Formen der Hepatitis kann man sich impfen lassen; ebenso gibt es sehr wirksame Maßnahmen, durch die eine Ansteckung mit Hepatitis-Viren vermieden werden kann.

 

Mögliche Ursachen und Formen einer Hepatitis

 

Als Ursachen für eine Hepatitis kommen verschiedene Faktoren in Frage, meist sind es Infektionen, oft auch dauerhafter Alkoholmissbrauch, schwere Ernährungsfehler, die langfristige Einnahme bestimmter leberschädigender Medikamente oder auch eine Autoimmunerkrankung. Am häufigsten kommt eine der ansteckenden Formen, eine sogenannte Virushepatitis, vor. Ursache für diese Formen ist eine Infektion mit den Hepatitis-Viren A, B, C, D und E. Entsprechend wird dann auch die Erkrankung bezeichnet: Hepatitis A, Hepatitis B, Hepatitis C usw. Daneben kann eine Leberentzündung aber auch als Begleiterscheinung anderer Virusinfektionen entstehen, z.B. wenn man am Pfeiffersches Drüsenfieber, an Röteln oder an Mumps erkrankt ist.

 

Bei den nicht ansteckenden Formen gehört die Fettleberhepatitis zu den verbreitetsten Varianten. Man kann sie zum einen durch langanhaltenden übermäßigen Alkoholkonsum bekommen und nur durch den kompletten Verzicht auf Alkohol wieder geheilt werden. Oft sind die Leberschäden durch Alkoholmissbrauch aber schon so weit fortgeschritten, dass diese nur gelindert, aber nicht mehr ganz geheilt werden können. Eine zweite Form der Fettleberhepatitis entsteht durch eine Störung des Zucker- oder Fettstoffwechsels in Kombination mit Faktoren wie Übergewicht, der Einnahme bestimmter Medikamente und dem Einfluss von Umweltgiften. Durch die Zunahme von Übergewicht und Bewegungsmangel in der Bevölkerung hat sich diese nicht-alkoholische Fettleberhepatitis (NASH) inzwischen zu einer der häufigsten Hepatitis-Formen in Deutschland entwickelt. Eine einschlägige medikamentöse Therapie, die bei NASH eingesetzt werden kann, gibt es bislang noch nicht. Vielmehr besteht die Basis der Behandlung auf einer vernünftigen Diät mit langsamer Gewichtsabnahme, einer Ernährungsumstellung und vermehrter körperlicher Aktivität. Mehrere Medikamente, die für die Behandlung einer Fettleberhepatitis in Frage kommen könnten, befinden sich derzeit in der klinischen Entwicklung.

 

Wie macht sich eine Leberentzündung bemerkbar und wie wird sie festgestellt?

 

Manchmal bemerkt man eine Leberentzündung erst einmal gar nicht, denn viele Symptome sind nicht eindeutig einzuordnen. Erkrankte fühlen sich oft schlapp und müde, haben keinen Appetit, manchmal auch unklare Bauchschmerzen. Typische, aber oft fehlinterpretierte Symptome sind auch Juckreiz, diverse Verdauungsstörungen sowie Übelkeit und Erbrechen.

Spezifischer werden die Symptome, wenn sich eine Gelbsucht einstellt, bei der die Haut und die weißen Bereiche des Augapfels sich gelblich färben. Damit geht häufig auch eine Farbveränderung des Stuhls zu einem gräulichen bis farblosen Ton und auffallend dunkler Urin einher. Zu diesen Farbveränderungen kommt es, weil der gelbe Gallenfarbstoff Bilirubin durch die Schädigung der Leber in nur noch unzureichender Menge in die Galle und in den Darm gelangt. Stattdessen sammelt sich das Bilirubin im Blut an, was die Gelbfärbung von Haut und Augapfel verursacht. Da das Bilirubin dann zum Teil über die Nieren statt über den Darm ausgeschieden wird, färbt sich der Urin dunkler. Der Stuhlgang wiederum, der seine normale braune Farbe durch die bakterielle Umwandlung des Bilirubins erhält, verliert ohne das Bilirubin diese Farbe und wird grau bis farblos.


Wegen der oft unklaren Symptome kommen Ärzte einer Leberentzündung eher zufällig auf die Spur, etwa durch eine routinemäßige Blutuntersuchung. Bei deren Ergebnissen fallen dann erhöhte Leberwerte auf: Bei einer Leberentzündung sind meist die Werte bestimmter Leberenzyme (GOT, GPT) und oft auch der Bilirubin-Wert erhöht. Bestätigt sich der Verdacht auf eine Hepatitis, wird als nächstes die Ursache bestimmt. Meist werden zunächst Tests auf Antikörper gegen Hepatitis A, B, C, D und E durchgeführt, da die ansteckenden Virushepatitiden besonders häufig sind. Auch zur Festlegung der anderen Hepatitis-Formen gibt es eindeutige Tests, des Weiteren werden im Rahmen der Diagnostik u.a. Ultraschalluntersuchungen (Sonographie) der Leber und ggf. eine Entnahme von Gewebe (Biopsie) aus der Leber mit anschließender mikroskopischer Untersuchung der Gewebeprobe durchgeführt.  

 

Ansteckende Virushepatitiden: die häufigsten Formen der Erkrankung

 

Hepatitis A auch bekannt als "Reisehepatitis"

 

Die Hepatitis A wird durch das Hepatitis-A-Virus (HAV) verursacht. Bei etwa der Hälfte aller in Deutschland auftretenden Fälle ist es auf einer Fernreise zur Infektion gekommen, vor allem in warmen, tropischen Regionen und in Ländern mit mangelhaften hygienischen Verhältnissen. Daher wird die Hepatitis A hierzulande auch als „Reisehepatitis“ bezeichnet. Mit dem HAV steckt man sich vor allem über verunreinigte Lebensmittel und Trinkwasser an. Zudem verbreitet sich das Hepatitis A-Virus besonders leicht, da es gegen Kälte, Desinfektions- und Reinigungsmittel ziemlich resistent ist.

 

Zu einer Ansteckung mit Hepatitis A kommt es fast immer über die orale Aufnahme von Fäkalien, also wenn Fäkalien über den Mund in den Körper gelangen. Das kann durch den Kontakt mit dem Kot einer infizierten Person geschehen, meist aber passiert es indirekt über Nahrungsmittel und Trinkwasser, die mit den Hepatitis-A-Viren versetzt sind. Virenhaltiges Trinkwasser wird getrunken oder Nahrungsmittel werden verzehrt, die mit virenhaltigem Wasser gewaschen oder gedüngt wurden. Ebenso kann man sich anstecken, wenn man rohe oder ungenügend gegarte Lebensmittel isst. Nur selten erfolgt die Ansteckung durch Blut und Blutprodukte oder bei Drogensüchtigen durch die gemeinsame Benutzung von Spritzbesteck.

 

Von der Infektion bis zum Auftreten der ersten Symptome dauert es üblicherweise zwei bis sieben Wochen; Infizierte sind jedoch schon ein bis zwei Wochen vor und bis zu einer Woche nach Auftreten der Krankheitssymptome ansteckend. Eine Hepatitis A kann allerdings auch völlig symptomfrei verlaufen und von selbst wieder ausheilen. Treten Symptome auf, handelt es sich meistens um leichtes Fieber, Magen-Darm-Beschwerden, Müdigkeit und manchmal Schmerzen im Bereich der Leber im rechten Oberbauch. Auch die typischen Symptome einer Gelbsucht können auftreten. Manche Erkrankte leiden auch unter Juckreiz. Nach dem Abklingen und Verschwinden der Beschwerden bleibt lebenslang eine Immunität gegen das Hepatitis-A-Virus bestehen. Chronisch verläuft eine Hepatitis A niemals. Schwerwiegende Folgen hat diese Erkrankung manchmal nur bei älteren Patienten, bei Menschen mit vorgeschädigter Leber oder einer chronischen Hepatitis B oder Hepatitis C.

 

Eine spezielle Behandlung gegen Hepatitis A gibt es nicht. Eine leberschonende Diät, der Verzicht auf Alkohol und die Leber belastende Arzneimittel sowie die strikte Einhaltung von Hygienemaßnahmen bis zur Ausheilung reichen im Allgemeinen aus.

 

Zur Vorbeugung gibt es eine Hepatitis-A-Impfung, die sich vor allem vor einer Reise in Länder mit einem erhöhten Vorkommen von Hepatitis A empfiehlt. Auch eine Kombinationsimpfung gegen Hepatitis A und B steht zur Verfügung. Empfohlen wird die Impfung auch Personen mit chronischen Lebererkrankungen ohne Immunität gegen Hepatitis A, Menschen, die in Kinderbetreuungseinrichtungen, Krankenhäusern und anderen sozialen Einrichtungen sowie in Klärwerken tätig sind sowie sexuell aktiven homosexuellen Männern. Doch sollten auch alle, die gegen Hepatitis A geimpft sind, besonders vorsichtig sein, vor allem in Ländern mit schlechter Trinkwasser- und Lebensmittelhygiene. Hier sollten Nahrungsmittel nur gekocht oder geschält gegessen, nur in Flaschen gekauftes oder abgekochtes Wasser getrunken und verwendet werden sowie der Verzehr von rohen Schalentieren, rohem Salat, gekochten Meeresfrüchte sowie von offen verkauftem Speiseeis unbedingt vermieden werden.

 

Hepatitis E gefährlich für werdende Mütter?

 

So gut wie alles, was für die Hepatitis A gilt, gilt auch für die Hepatitis E, die in Deutschland nur vereinzelt vorkommt. Meist erfolgt auch die Hepatitis-E-Infektion über verunreinigte Nahrungsmittel und verseuchtes Wasser vor allem in Ländern mit unzureichenden Hygiene- und Sanitärstandards. Jedoch verläuft Hepatitis E schwerwiegender als Hepatitis A und kann vor allem für schwangere Frauen lebensgefährlich sein – etwa 20 bis 25 Prozent aller infizierten werdenden Mütter sterben daran. An einer Hepatitis-E-Impfung wird derzeit gearbeitet.

 

Hepatitis B und Hepatitis D - Infektion und wie vorbeugen?

 

Auslöser von Hepatitis B ist das Hepatitis B-Virus (HBV). HBV kommt in den Körperflüssigkeiten der Infizierten vor, also in Blut, Speichel, Tränenflüssigkeit, Sperma, Vaginalsekret sowie in der Muttermilch. In den Ländern der westlichen Welt kommt es meist durch ungeschützten Sex zur Ansteckung. Auch Drogensüchtige, die ihr Spritzbesteck mit anderen teilen, infizieren sich häufig. Weil bereits kleinste Blutmengen, die schon durch minimale Verletzungen der Haut oder Schleimhäute in den Körper gelangen, für eine Infizierung ausreichen, kann man sich auch durch Gegenstände wie z.B. gemeinsam benutzte Zahnbürsten, Nagelscheren und Rasierer oder auch durch unsaubere Tätowier-Instrumente und Ohrlochstecher infizieren. Ebenso können sich Neugeborene bei ihrer Mutter anstecken. Eine Übertragung durch Bluttransfusionen ist in Deutschland dagegen heute sehr unwahrscheinlich.

 

Die Inkubationszeit, also die Zeit zwischen der Ansteckung und den ersten Symptomen bzw. dem Ausbruch der Erkrankung, beträgt etwa einen bis sechs Monate. Die Symptome einer akuten Hepatitis B ähneln stark denen einer Hepatitis A und verschwinden nach vier bis sechs Wochen wieder; auch hier gibt es keine medikamentöse Therapie, sondern es werden in der Regel die Symptome behandelt. Bei fast allen Erwachsenen mit akuter Hepatitis B heilt die Krankheit vollständig aus und es bleibt, wie bei Hepatitis-A-Betroffenen, eine lebenslange Immunität gegen das Virus zurück. Nur bei etwa fünf Prozent der erkrankten Erwachsenen, jedoch bei 50 bis 90 Prozent aller infizierten Neugeborenen und Kleinkinder nimmt die Hepatitis einen chronischen Verlauf. In diesen Fällen kommt es als Folge oft zu einer Leberzirrhose und das Risiko, an Leberzellkrebs zu erkranken, steigt deutlich an. Eine chronische Hepatitis B heilt nur selten durch medikamentöse Behandlung völlig aus. Jedoch gibt es sehr bewährte Medikamente, die fast immer eine Virusvermehrung verhindern können, sodass eine Leberzirrhose verhindert werden und die Leber sich oft wieder ganz gut erholen kann. Die Medikamente müssen meist das ganze Leben lang genommen werden.

 

Neben den medikamentösen Therapien steht heute auch eine Schutzimpfung gegen Hepatitis B zur Verfügung. Zur Vorbeugung wird angeraten, sich beim Sex mit Kondomen zu schützen sowie Zahnbürsten, Nagelscheren und -feilen sowie Rasierer nicht gemeinsam mit anderen, vor allem nicht mit (möglicherweise) infizierten Personen zu benutzen. In Ländern mit mangelhaften hygienisch-medizinischen Standards sollte auf die Versorgung mit Blutkonserven sowie mit Spritzen und Kanülen möglichst verzichtet werden.

 

Ausschließlich zusammen mit einer Hepatitis-B-Infektion tritt die Hepatitis-D-Infektion auf. Das Hepatitis D-Virus (HDV) braucht bestimmte Bestandteile des Hepatitis B-Virus, um sich vermehren zu können. HDV ist u.a. in Afrika, Asien, Südamerika und Ost- und Südosteuropa besonders verbreitet, in Deutschland ist es relativ selten. Hepatitis D wird vor allem über Blut, seltener auch durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen. In der chronischen Form ist die Hepatitis D die schwerwiegendste aller ansteckenden Hepatitis-Formen, bei der es schnell zur Leberzirrhose kommen kann. Verhindern kann man eine Infektion durch die Hepatitis-B-Impfung.

 

Hepatitis C - weltweit 150 Millionen Menschen betroffen

 

Mit dem Hepatitis C-Virus (HCV) sind weltweit bis zu 150 Millionen Menschen infiziert. Bis Ende der 1980er-Jahre wurde dieses Virus vor allem durch Blut und Blutprodukte übertragen. Seit es jedoch mittels Labortests nachgewiesen werden kann und alle Blutprodukte routinemäßig auf Antikörper gegen HCV getestet werden, ist eine Übertragung auf diesem Weg zumindest in den Industrieländern inzwischen kaum noch möglich.

 

Übertragen wird das HCV vor allem über direkten oder indirekten Blutkontakt, aber auch durch Körperflüssigkeiten wie Sperma oder Muttermilch. Zu einer Ansteckung kommt es meist durch den gemeinsamen Gebrauch von Drogenbesteck sowie beim Tätowieren, Ohrlockstecken oder Piercing unter unsauberen Bedingungen. Bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr sowie bei der gemeinsamen Nutzung von Rasierklingen, Zahnbürsten usw. ist eine Infektion eher unwahrscheinlich.

 

Die Inkubationszeit liegt üblicherweise zwischen zwei Wochen und mehreren Monaten. Die Symptome einer Hepatitis C sind oft gar nicht vorhanden oder sehr unspezifisch; sie ähneln denen der Hepatitis-Formen A und B; nur selten kommt es zu einer Gelbsucht. Die akute Phase der Hepatitis C dauert in der Regel vier bis acht Wochen, in etwa 20 Prozent aller akuten Infektionsfälle heilt die Hepatitis C ohne bleibende Schäden aus. Meist jedoch wird die Krankheit chronisch, ist also auch nach mehr als sechs Monaten noch nicht ausgeheilt, wobei sie oft über viele Jahre lang ganz unbemerkt bleibt. Die unspezifischen Symptome wie Müdigkeit, Oberbauch- und Gelenkbeschwerden oder auch Juckreiz werden dann oft anderen Ursachen zugeschrieben, sodass die chronische Hepatitis C unbehandelt bleibt und dann, nach etwa 30 Jahren, zu einer Leberzirrhose führen kann. Wird die chronischen Hepatitis C dagegen behandelt, erfolgt dies mit Medikamenten, die meist zu einer vollständigen Heilung führen.

 

Eine Schutzimpfung gegen Hepatitis C gibt es bislang nicht. Wissenswert ist auch, dass eine ausgeheilte Hepatitis C keine bleibende Immunität gegen das HCV hinterlässt! Daher ist Vorbeugung besonders wichtig: Personen, die mit Blut oder Blutprodukten sowie mit Hepatitis-C-Infizierten in Berührung kommen, sollten sich besonders vor einem direkten Kontakt schützen und strenge Hygienemaßnahmen einhalten. Vor allem bei Sex mit häufig wechselnden Partnern sollten immer Kondome verwendet werden.

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Helga Boschitz
Autor: Helga Boschitz

Helga Boschitz, Jahrgang 1966, ist freie Journalistin und Texterin, lebt in Nürnberg und gehört seit Januar 2016 zum apomio.de-Team. Nach Studium und Ausbildung arbeitete sie seit Anfang der 1990er-Jahre als Magazinredakteurin und Moderatorin in Hörfunk- und Fernsehredaktionen u.a. beim Südwestrundfunk, Hessischen Rundfunk und Westdeutschen Rundfunk. Medizin- und Verbraucherthemen sind ihr aus ihrer Arbeit für das Magazin „Schrot und Korn“ sowie aus verschiedenen Tätigkeiten als Texterin vertraut.

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