Küssen verboten: Das Pfeiffersche Drüsenfieber
Das Pfeiffersche Drüsenfieber wird von Viren ausgelöst, etwa 95 Prozent aller Erwachsenen tragen das Virus bereits in ihrem Körper. Bei Kindern verläuft die Krankheit deutlich abgeschwächt und wird häufig gar nicht als solche wahrgenommen oder erkannt. Wir erklären, was es mit der Krankheit auf sich hat, wie man sie erkennt und warum sie auch „Kuss-Krankheit“ genannt wird.
Das Pfeiffische Drüsenfieber ist auch unter dem Namen infektiöse Mononukleose, Studentenfieber oder Kuss-Krankheit bekannt. Sie ist nach ihrem Entdecker, einem Deutschen Hausarzt namens Emil Pfeiffer, benannt. Es kommt vor allem bei jungen Erwachsenen zwischen dem 15. und dem 25. Lebensjahr vor und wird über den Speichel übertragen. Im Normalfall dauert die Erkrankung zwei bis drei Wochen, einige Symptome wie Müdigkeit und Abgeschlagenheit können sich über mehrere Monate lang halten.
Die Ursache für das Pfeiffersche Drüsenfieber ist das Epstein-Barr-Virus (EBV). Es gehört zu der Gruppe der Herpesviren, die unter anderem auch Windpocken, Gürtelrose und Herpes auslösen. Wie auch Windpocken tritt die Krankheit in der Regel nur einmal im Leben auf – auch wenn die Viren ein Leben lang im Körper verweilen.
Pfeiffersches Drüsenfieber: Viren gelangen in die Schleimhäute
Die Ansteckung mit den Viren findet direkt im Kontakt von Mensch zu Mensch statt. Die Viren befinden sich hauptsächlich im Speichel, allerdings auch in anderen Körperflüssigkeiten. Deshalb kommt die Erkrankung vor allem im Teenageralter vor, wenn es zu den ersten sexuellen Kontakten kommt. Daher stammt der Name Studentenfieber oder Kuss-Krankheit. Wer sich das Besteck mit einer infizierten Person teilt, sie küsst oder aus demselben Glas trinkt, riskiert eine Ansteckung.
Die Viren befallen zunächst die Schleimhäute in Nasen- und Rachenraum. Hier vermehren sich die Erreger und gelangen schließlich in die Blutbahn. Das Blut transportiert den Eindringling zu den lymphatischen Organen und der Leber. Bis es zum Ausbruch von Krankheitsanzeichen kommt, vergehen oft Wochen oder Monate. Die Inkubationszeit beträgt bis zu 60 Tage. Während dieser Zeit merkt der Betroffene nichts von dem Virus, ist allerdings schon ansteckend für seine Umwelt.
Symptome: geschwollene Lymphknoten und Fieber
Die ersten Symptome des Pfeiffischen Drüsenfiebers sind unspezifisch. Es handelt sich in den meisten Fällen um Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Schluckbeschwerden, geschwollene Lymphknoten und Rachenmandeln. Die Intensität der Symptome ist von Patient zu Patient verschieden. Die einen nehmen die Erkrankung als grippalen Infekt wahr, während andere wochenlang flach liegen. Das Fieber schwankt während dem Krankheitsverlauf. Schwellen Leber und Milz an, kann es zusätzlich zu Bauchschmerzen und Übelkeit kommen.
Bei diesen Symptomen sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Mittels eines Bluttests und einer eingehenden körperlichen Untersuchung, kann er die infektiöse Mononukleose diagnostizieren und dagegen vorgehen.
Bei Kindern verläuft das Pfeiffische Drüsenfieber oft nahezu symptomlos ab. Das Immunsystem ist in jungen Jahren noch nicht ganz ausgebildet und die Immunreaktion auf den Eindringling im Körper fällt daher gering aus.
Behandlung der Virusinfektion
Eine vorbeugende Impfung gegen die Viren gibt es bislang nicht. Auch ein Medikament gegen das Drüsenfieber ist nicht vorhanden – allerdings in den meisten Fällen auch nicht nötig. Der behandelnde Arzt verschreibt Medikamente gegen Fieber und Schmerzen. Antibiotika kann gegen eine Virusinfektion nichts ausrichten, wird es dennoch verwendet, kann es zu einer Antibiotikaresistenz der Viren kommen. Es wird lediglich dann verwendet, wenn es durch das geschwächte Immunsystem zusätzlich zu einem bakteriellen Infekt kommt.
In der Regel ist Ibuprofen oder Paracetamol das Mittel der Wahl. Schmerzmittel mit Acetylsalicylsäure verdünnen das Blut, sodass es gegebenenfalls bei einem operativen Eingriff zu Blutungen kommen kann. Eine Operation ist dann nötig, wenn die Milz durch ihre übermäßige Schwellung und durch äußere Krafteinwirkung, etwa beim Sport, gerissen ist. Dann muss sie umgehend entfernt werden. Eine Entfernung der Mandeln ist nicht zwingen nötig, kann die Krankheitsdauer allerdings verkürzen.
Die Krankheit schnell überwinden
Um das Drüsenfieber möglichst schnell wieder los zu werden ist es wichtig, das Bett zu hüten. Körperliche Anstrengung ist kontraproduktiv. In den Fieber-Phasen sollte sichergestellt werden, dass genug Flüssigkeit aufgenommen wird. Kalte Wadenwickel können dazu beitragen das Fieber etwas zu senken. Gegen Halsschmerzen und entzündete Mandeln kann trotz Pfeifferschem Drüsenfieber wie gewohnt vorgegangen werden.
Prävention? Hygiene!
Da es keine vorbeugende Impfung gegen das Drüsenfieber gibt, ist die einzige Möglichkeit sich davor zu schützen eine gute Hygiene. Mit einem Erkrankten sollte man sich weder Besteck, noch Gläser teilen und Küssen ist während der Krankheitsphase leider auch tabu. Es sei denn man weiß mit Sicherheit, dass man selbst bereits Träger des Virus ist, dann ist eine erneute Ansteckung nicht möglich. Auch ein Bluttest beim Arzt kann Aufschluss darüber geben, ob man den Virus in sich trägt.
Auch wenn die Krankheit überstanden ist, geben die Viren von Zeit zu Zeit ihr genetisches Material über den menschlichen Speichel ab. Dies geschieht zwar meist ohne Symptome, doch während dieser Phase ist das Sekret wieder ansteckend für andere.
Zusammenhang mit Krebs?
In der Wissenschaft steht zurzeit der Zusammenhang von EBV und verschiedenen Krebserkrankungen im Fokus. In verschiedenen Tumoren wurde genetisches Material der Viren gefunden. Ob die Viren die Wucherungen auslösen oder nur begünstigen beziehungsweise ein Schritt in Richtung entartetes Zellmaterial darstellen ist nicht restlos geklärt. Vor allem bei der Entstehung von Lymphomen (Tumore der lymphatischen Strukturen im Körper) spielen Epstein-Barr-Viren eine Rolle.
Das Virus verhindert den natürlichen Tod der Körperzellen. Eine Entartung ist damit wahrscheinlicher. Außerdem unterdrückt der Erreger ein Eiweiß, welches das Zellwachstum reguliert. Ohne diese Regulation kann es zu Wucherungen und somit zu Tumoren kommen.
Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.