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Moorbäder und ihre heilende Wirkung

Kommentar schreiben Aktualisiert am 13. Juni 2019

Moorbäder durchwärmen tief die Muskulatur und den ganzen Körper. Die Wärme regt die Durchblutung und Hormonproduktion an, aktiviert den Stoffwechsel, entgiftet, lindert Schmerzen und lässt Seele und Geist zur Ruhe kommen. Indikationen sind Erkrankungen des Bewegungsapparats, insbesondere Rheuma, hormonelle Störungen bei der Frau, Magen-Darm-Beschwerden und Hauterkrankungen. Moorbäder können auch zuhause genommen werden. Moorpackungen gibt es warm und kalt: Die kühlende Variante lindert Schwellungen und akute Gelenkentzündungen. Lesen Sie hier, was ein Moorbad ist und welche heilenden Wirkungen es hat, bei welchen Erkrankungen man Moortherapie anwendet, und welche Moor-Anwendungen Sie zuhause durchführen können.

 

Was ist ein Moorbad?

  

Ein Moorbad ist ein mit Wasser gemischter Badetorf. Bei frischem Moor, wie er in Kurorten verwendet wird, wird der Torf in die flüssige Phase für das Bad und die festeren Bestandteile für die Packungen getrennt. Die Zusammensetzung der Torfe sind unterschiedlich: Im Hochmoortorf sind 1-5 % anorganische Stoffe, wie Mineralien und Spurenelemente, in Niedermoortorfen sind bis zu 30 % anorganische Stoffe enthalten.

 

Der Rest sind organische Stoffe, z.B. Zellulose, Lignin, Gerbstoffe und Bitumen mit Wachsen, Harzen, Kohlenwasserstoffen und Fetten. Außerdem enthalten Torfe Huminsäuren mit entzündungshemmender Wirkung, Fulvinsäuren und in sehr geringer Konzentration östrogenwirksame Substanzen aus den Pollen der Moorpflanzen. Badetorf hat ein großes Wasserbindungs- und Quellvermögen.

 

Der hohe Anteil an organischer Substanz bedingt, dass die Wärme im Moor sehr gut gespeichert werden kann und nur langsam weitergeleitet wird. Ein Moorbad hält 5-15-mal länger die Wärme als ein Bad mit Wasser. Die Wärme wird nur langsam auf den Körper übertragen. Bei Badetemperaturen von 39-43 Grad steigt die Körpertemperatur innerhalb von 20 Minuten um 2 Grad an.1 

 

Welche Wirkung hat ein Moorbad - eine positive Wirkung auf den Körper!

 

Moorbad und auch Moorpackungen steigern die Durchblutung und senken die Schmerzwahrnehmung. Durch die Erhöhung der Körpertemperatur wird ein künstliches Fieber erzeugt. Der Stoffwechselprozesse kommen in Gang. Die Muskulatur wird entspannt. Sehnen, Bänder und Faszien können besser gedehnt werden. Die Viskosität (Zähflüssigkeit) von Körperflüssigkeiten, z.B. in den Gelenken, nimmt ab, was mehr Beweglichkeit ermöglicht. Das Überwärmungsbad aktiviert die Abwehrkräfte, Herz und Kreislauf sowie das neurohormonelle System.

 

Durch den hohen Auftrieb aufgrund der großen Dichte des Moores schwebt der Patient in dem Bad, was die Gelenke entlastet. Die positive Wirkung wurde mehrfach, z.B. bei einer Knie-Osteoarthritis wissenschaftlich bestätigt.2 Die Huminsäuren wirken antientzündlich. Auch andere Inhaltsstoffe des Moors sollen antibakteriell, antiviral und auch antiallergisch sein. Ihre Wirkungen wurden bei Hepatitis B, Hautverbrennungen und wiederkehrenden Ateminfekten untersucht.1


Moorbäder haben einen höheren hydrostatischen Druck als Wasser. Das Atemminutenvolumen wird reduziert, das Herz muss mehr Leistung erbringen. Moorbäder sind anstrengend. Dünnflüssige Moorbäder, z.B. in der Anwendung zuhause, sind verträglicher, haben aber dafür einen geringeren thermischen Effekt. Moorbäder erhöhen die Durchlässigkeit der Haut und Moor hat ein hohes Aufnahmevermögen, so dass die Schweißabgabe deutlich höher ist als in einem Bad mit Wasser.1 Moor entgiftet und versorgt die Haut mit Feuchtigkeit.

 

Welche Indikationen hat ein Moorbad - Bei welchen Krankheiten anzuwenden?

 

Warme Moorbäder und –packungen werden bei Muskelverspannungen, Arthrose, Osteoporose, Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises, wie chronische Polyarthritis, Spondylitis, Arthrose, Osteochondrose, Morbus Bechterew und Fibromyalgie angewendet. Moorbehandlungen eignen sich zur Rehabilitation von Erkrankungen des Bewegungsapparats. Weitere Indikationen finden sich in der Frauenheilkunde. Auch bei Magen-Darm-Erkrankungen, wie chronischer Gastritis und chronischer Verstopfung sind Moorbäder angezeigt. Aufgrund der chemischen Zusammensetzung wird das Moor zur unterstützenden Therapie von Neurodermitis und Schuppenflechte genutzt.3

 

Wie werden Moorbäder und Moor in der Frauenheilkunde eingesetzt?  

 

Moorbäder stimulieren die Hormonsekretion. Die Basaltemperatur der Frau steigt in der Mitte des Zyklus nach dem Eisprung an. Hormon- und Thermoregulation sind eng miteinander gekoppelt. Durch die Überwärmung im Moorbad wird auf die Hormonregulation im Hypothalamus, der Hormonsteuerzentrale im Gehirn, eingewirkt. Unregelmäßigkeiten im Hormonhaushalt lassen sich so normalisieren und die Östrogenproduktion in den Eierstöcken wird stimuliert.3 Zudem sind geringe Mengen östrogenwirksame Substanzen im Moor.

 

Moorbäder werden bei Zyklusstörungen, Amenorrhoe (keine Blutung), Sterilität und Östrogenmangel in den Wechseljahren eingesetzt.
 

Bei Entzündungen und bei Blutresten und Hämatomen nach operativen Eingriffen wird der Heilprozess beschleunigt, wenn innerlich Moor appliziert wird, so die Erfahrung von Dr. Claus-Peter Cornelius, Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe, Bad Schmiedeberg. Er wendet Moor auch bei Eileiterverklebungen an.4

 

Welche weiteren Moor-Anwendungen gibt es?

 

Kalte Moor-Packungen eignen sich zur Linderung von Schwellungen bei Sportverletzungen, bei akuten Gelenkentzündungen und akuten rheumatischen Schüben. Daneben ist das Kneten mit den Händen in warmem, festerem Moor und das Treten von Moor, das sich jeweils in einem Eimer befindet, wohltuend und heilsam bei Gelenkentzündungen, gichtbedingten Durchblutungsstörungen und Erkrankungen des Nervensystems.3

 

Die Wärme fördert die Durchblutung, Entschlackung und Entspannung. Durch den Widerstand des sehr zähflüssigen Moors werden die Muskeln gekräftigt und es können neue Bewegungsmuster erarbeitet werden.1

 

Gibt es Alternativen zu Moorbehandlungen? 

 

Moortherapie ist in ihrer Wirkung einzigartig und aufwändig. Sie ist nicht gleichzusetzen mit medizinischen Bädern mit Moorextrakt, Schlickpräparaten und Fangomehl. Moor-Packungen können auch mit Fango, Schlick, Lehm, Betonit oder Kreideschlamm durchgeführt werden, die aber nicht dieselbe intensive Wirkung haben. Deshalb ist es wichtig, sich Naturmoor-Packungen und nicht nur Moorpackungen verschreiben zu lassen, um sicherzugehen, dass eine echte Moorbehandlung durchgeführt wird. Ansonsten kann der Therapeut stattdessen eine Fango-Packung oder eine Paraffin-Anwendung mit eingeschlossenen Moor-, Fango- oder Schlick-Partikeln durchführen, die nicht der Qualität der gewünschten Moorbehandlung entspricht.3

 

Wann dürfen Moorbäder nicht angewendet werden? 

 

Bei offenen Wunden, akuten Schüben chronisch entzündlicher Prozesse, akuten Zuständen nach Traumen, bei Ödemen, Hirnblutungen und malignen Tumoren sind insbesondere warme Mooranwendungen kontraindiziert. Das gilt auch für Herzinsuffizienz, akute Herzentzündung, Thrombose, ausgeprägte Krampfadern und akuten Schlaganfall. Auch in der Schwangerschaft, bei einer Endometriose, Entzündungen im Genitalbereich, Genitaltuberkulose, gynäkologischen Dauerblutungen und bei Myomen dürfen Moorbäder nicht angewendet werden.1,3

 

Wo werden Moorheilbäder angeboten? 

 

Kurkliniken mit Moorbehandlungen finden Sie auf der Seite von www.rehakliniken.de/kurorte/moorheilbaeder. Voll- und Teilbäder, Heiß- und Kaltpackungen sowie Handkneten können ärztlich verschrieben und von der Krankenkasse erstattet werden.3 Moorpackungen können Sie auch bei Physiotherapeuten erhalten.

 

Können Moorbäder auch zuhause durchgeführt werden?  

 

Unter Berücksichtigung der Kontraindikationen können Moorbäder, die wesentlich dünnflüssiger sind als die Originale, aber dennoch ihren Nutzen bei den Anwendungsbereichen haben, auch in der heimischen Badewanne genommen werden. Die Dauer sollte 15 Minuten nicht überschreiten. Laut Aussagen der Hersteller kann das Badewasser wie jedes andere einfach abgelassen und die Wanne abgespült werden. Neben Moorbädern gibt es Moorkissen zur warmen und kalten Anwendung und kosmetische Moorprodukte.

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Beate Helm
Autor: Beate Helm

Beate Helm, Heilpraktikerin, freie Redakteurin und Autorin für Gesundheitsthemen und Persönlichkeitsentwicklung. Selfpublisherin. Weiterbildungen in Ernährungswissenschaft, Homöopathie, Pflanzenheilkunde, Ayurveda, psychologischer Beratung und systemischer Therapie. Langjährige Erfahrung in Yoga und Meditation. Bei apomio seit 04/2015.

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