© Claudia Paulussen - Fotolia.com

Neurodermitis bei Kindern: Das sollten Sie wissen

Kommentar schreiben Aktualisiert am 18. Februar 2015

Neurodermitis zählt zu den häufigsten Hauterkrankungen im Kindesalter. Etwa jedes sechste bis zwölfte Kind leidet in Deutschland noch unter dem sechsten Lebensjahr an der entzündlichen Hauterkrankung, die oft mit quälendem Juckreiz verbunden ist. Auf welche Zeichen sollten Eltern achten? Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

 Neurodermitis im Säuglingsalter

Neurodermitis kann in der Regel zu jedem Zeitpunkt auftreten, häufig beginnt die Hauterkrankung jedoch im Säuglingsalter.

Neurodermitis entsteht fast nie vor dem dritten Lebensmonat. Der Beginn im Säuglingsalter lässt sich durch eine gerötete und nässende Haut mit gelblichen Krustenauflagerungen im Bereich der Wangen sowie des behaarten Kopfes erkennen. Im Volksmund spricht man von „Milchschorf“.

Neurodermitis, auch atopische Dermatitis oder atopisches Ekzem genannt, ist eine in Schüben verlaufende entzündliche Hautkrankheit, die mit nur schwer zu erträglichem Juckreiz verbunden ist und eine große Belastung für das Kleinkind darstellt.

Das Risiko, an Neurodermitis zu erkranken, kann nachweislich verringert werden, wenn in den ersten vier Lebensmonaten gestillt wird und die Einführung von Breikost nicht vor Vollendung des vierten Lebensmonats erfolgt.

Ab dem Kleinkindalter kann es auch zu einer Verbesserung der Hautkrankheit führen, allerdings besteht ein erhöhtes Risiko in späteren Lebensjahre an einer anderen allergischen Reaktion, wie zum Beispiel Heuschnupfen oder Asthma, zu erkranken.

Ursachen von Neurodermitis

Die Ursachen einer Neurodermitis bzw. atopischen Dermatitis sind bislang noch nicht eindeutig geklärt. Sie tritt familiär gehäuft auf, sodass als wesentlicher Faktor für die Entstehung der Hautkrankheit die genetische Veranlagung gilt. Diese Familien werden auch als Atopikerfamilien bezeichnet. Atopie bedeutet soviel wie ungewöhnliche Reaktion. Sie kennzeichnet die veränderte Reaktion des Organismus gegenüber Substanzen aus der natürlichen Umwelt wie Gräserpollen, Hausstaub, Milben, Nahrungsmittel und anderen.

Das Risiko, an Neurodermitis zu erkranken, beträgt bei einem Kind mit einem betroffenen Elternteil, welches an Neurodermitis leidet, 40 Prozent; sind beide Elternteile betroffen, ist die Wahrscheinlichkeit, dass auch das Kind daran erkranken wird sogar 67 Prozent hoch.

Aber nicht nur die genetische Veranlagung spielt eine wesentliche Rolle bei der Entstehung von Neurodermitis. Auch Umweltfaktoren, körperliche Belastungen sowie Infekte tragen dazu bei, dass ein Krankheitsschub ausgelöst  wird oder die Krankheitszeichen verstärkt werden.

Risikofaktoren von Neurodermitis

Zu der Gefahr der Ausbreitung auf andere Hautpartien kommt noch die Komplikation einer Infektion mit Bakterien und Pilzen hinzu, wodurch eine erfolgreiche Behandlung zusätzlich erschwert wird, denn: Im akuten Schub können sich die Ekzeme auf den gesamten Körper ausbreiten. Verbunden mit dem Juckreiz, der sich nur schwer beherrschen lässt, können Viren und Bakterien durch das ständige Kratzen der Haut in die geschädigten Hautpartien eindringen und unerwünschte Infektionen begünstigen.

Im späteren Lebensalter tritt die Neurodermitis bevorzugt an der Halsregion und in Gelenkbeugen (Ellbogen, Kniekehle, Hand-sowie Fußgelenken) auf. In Schüben sind Entzündungszeichen der Haut zu beobachten, die die Kinder vor allem durch den quälenden Juckreiz sehr belasten.

Worauf haben Eltern besonders zu achten?

Die Belastung von Eltern, die ein Kind haben, welches an Neurodermitis leidet, darf nicht unterschätzt werden. Sowohl die Eltern als auch das Kind befinden sich unter äußerster Anspannung. Der Juckreiz quält nicht nur das Kind sehr, auch die Eltern sind der Verzweiflung nahe, weil sie hilflos dem Kind in Erscheinung treten. Nur die vertrauensvolle Bindung zu einem sachkundigen, erfahrenen Arzt kann die Grundlage für eine zufriedenstellende Langzeitbehandlung eines Neurodermitiskindes schaffen und es möglich machen, mit der Krankheit umzugehen. Die Suche nach den Mitteln, die eine Neurodermitis verbessern oder auch verschlimmern, erfordert Geduld und aufmerksame Beobachtung, da sich der Verlauf der Krankheit individuell gestaltet, womit auch die Behandlung vom Einzelfall abhängig ist.

Behandlungsmöglichkeiten von Neurodermitis bei Kindern

Nachdem gemeinsam mit dem behandelnden Arzt feststellt worden ist, dass eine Neurodermitis vorliegt, wird ein sogenannter Behandlungsplan aufgestellt. Um heraus zu finden, welche Faktoren dazu beitragen, dass sich die Neurodermitis verbessert oder verschlechtert, empfiehlt es sich einen Neurodermitis-Beobachtungsbogen zu führen, um tägliche Dokumentationen schriftlich festzuhalten.

Kinder, die an Neurodermitis leiden, haben häufig sehr trockene Haut; begründet wird dies durch den verringerten Harnstoffgehalt, der für die Feuchtigkeit der Haut wichtig ist, und der verringerten Talgproduktion, welche wichtig für den natürlichen Fettfilm der Haut ist.

Die trockene Haut ist sehr empfindlich, besonders auf äußere Reize, wie Wolle, Seide, zu enge Kleidung, Schweiß, Chlorwasser oder Badewasserzusätze.

Zur Linderung von Neurodermitis kann im Folgenden positiv beigetragen werden: Heiße Bäder sowie Duschen sollten gemieden werden, ebenso wie das starke Rubbeln der feuchten Haut mit einem Handtuch. Cremen Sie Ihr Kind besonders nach dem Duschen oder Baden mit einer rückfettenden Pflegesalbe ein; die tägliche Hautpflege ist bei Kindern mit Neurodermitis von großer Wichtigkeit (auch in schubfreien Phasen).

Auch das Tragen von weiter Kleidung aus Baumwolle oder Leinen kann Abhilfe schaffen: Enge Kleidung aus Seide, Wolle oder Kunstfasern kann nämlich Hautreizungen hervorrufen. Ebenfalls empfiehlt es sich, neue Kleidungsstücke vor dem Tragen immer gründlich zu waschen, um Schadstoffe aus der Kleidung wegzuspülen.

Im Hinblick auf die möglichen Infektionsrisiken ist es ratsam, auf die Länge der Fingernägel Ihres Kindes zu achten: Kurze Fingernägel können zusätzliche Hautinfektionen durch Kratzen verhindern.

Bei der medikamentösen Behandlung kommt die Verwendung von Kortison zum Einsatz. Kortison, welches in der Nebennierenrinde gebildet wird, ist ein körpereigenes Hormon. Als synthetisch hergestelltes Medikament liegt die Wirkung des Kortisonpräparats bei der Unterdrückung der überschiessenden Reaktionen des Immunsystems und der Hemmung von Entzündungen. Kortisonpräparate zählen nach internationalen Leitlinien zum Behandlungsstandard.

Sofern die Hautekzeme auch zusätzliche Anzeichen einer bakteriellen oder einer Pilzinfektion aufweisen, ist auch die Einnahme von Antibiotika notwendig.

Ist Neurodermitis heilbar?

Die These „Neurodermitis ist heilbar“ sorgt bei verzweifelten Betroffenen verständlicherweise immer wieder für Aufsehen. Doch bislang gibt es kein Medikament, das die Hautkrankheit verschwinden lässt. Trotz allem kann man Neurodermitis in den Griff bekommen:

In qualitätsgesichterten Neurodermitis-Schulungen für betroffene Eltern, Kinder, Jugendliche, die in fast allen Städten vertreten sind, wird der Umgang mit Neurodermitis erlernt und erfahren, wie man trotz Erkrankung ein erfülltes Leben führen kann.

 

Beiträge die Sie auch interessieren könnten

J. Ehresmann
Autor: J. Ehresmann

Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.

Schreib einen Kommentar

help
help
help

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Zu unseren Datenschutzbestimmungen.