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Rushing Woman Syndrom: Wenn Stress krank macht

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Kaum eine freie Minute: Im hektischen Alltag müssen gerne einmal Job, Familie, Termine und Freizeitveranstaltungen unter einen Hut gebracht werden. Dabei kommt schon einmal Stress auf. Wird Stress allerdings zum Dauerbegleiter, kann das Folgen für Körper und Geist haben. Die Australierin Dr. Libby Weaver prägte hierfür nun den Namen „Rushing Woman Syndrome“. Wir erklären, was dahinter steckt und wie der Körper mit Stress umgeht.  Keine Zeit zum Durchatmen. Nach dem acht Stunden Arbeitstag müssen Einkäufe erledigt, Kinder aus Schulen und Vereinen abgeholt und der Haushalt bewältigt werden. Häufig geraten Frauen in ihren alltäglichen Lebenssituationen unter Stress – ohne großartig darüber nachzudenken oder den vollgepackten Terminplan in Frage zu stellen. Wird Stress zum Dauerzustand und das Gefühl der Überforderung lässt nicht mehr nach, kann das Folgen für die Gesundheit haben.

Stress als Überlebensretter

Stress ist prinzipiell nichts Schlechtes. Das haben wir unseren Vorfahren zu verdanken. Waren sie einer gefährlichen Situation ausgesetzt, geriet der Organismus unter Stress. Das bedeutet: Die Hormone Noradrenalin, Adrenalin und Cortisol werden neu reguliert. Zur Folge wird die Durchblutung der Arme und Beine angekurbelt und die Versorgung der Organe gedrosselt. Das macht Sinn, denn wer vor einem Säbelzahntiger flüchten muss braucht keine funktionierende Verdauung oder Harndrang. Ist die Stresssituation vorbei, pendeln sich die Hormone wieder im ursprünglichen Bereich ein. Das Problem daran ist, dass heutzutage der Stress weniger körperlicher Natur sondern psychisch verursacht ist. Die Hormone werden ausgeschüttet, wenn wir am Arbeitsplatz unter Druck stehen, kaum Zeit für uns haben und denken, alles wächst uns über den Kopf. Hält dieser Zustand über einen längeren Zeitraum an, kommt der Hormonspiegel erheblich aus dem Gleichgewicht.

Zu viel Stress: Cortisol und Adrenalin nehmen Überhand

Für diesen Zustand hat nun eine Australierin einen neuen Begriff kreiert. Im gleichnamigen Buch bezeichnet sie den chronisch Stress bei Frauen als „Rushing Woman Syndrome“. Übersetzt bedeutet „Rushing Woman“ so viel wie „gehetzte Frau“ und beschreibt den Dauerzustand aus To-Do-Listen, Termindruck und psychischem Stress. Und das schlägt auf den Magen: Wird in der Stresssituation die Durchblutung des Verdauungstraktes herunter reguliert, kann es zu erheblichen Störungen kommen. Die Folge können Blähungen, ein Reizdarmsyndrom oder Bauchschmerzen sein. Außerdem fördert das Hormon Cortisol Fetteinlagerung in der Körpermitte und kann so bei dauerhafter Überproduktion zu einer Gewichtszunahme führen.

Folgen für den weiblichen Körper: Zyklus gerät aus dem Gleichgewicht

Bei Frauen kann permanenter Stress außerdem zu einer Störung des Menstruationszyklus führen. So kann es durch den Hormoncocktail zu Zwischenblutungen, einem Ausbleiben der Regel oder im gravierendsten Fall auch zur Unfruchtbarkeit kommen. Neben dem Zyklus leidet auch das Herz-, Kreislaufsystem unter zu hoher Belastung. Wer ständig unter Zeitdruck steht und keine Ruhepausen einlegt leidet wahrscheinlicher unter Bluthochdruck. Die Folgen eines zu hohen Blutdrucks können Gefäßverschlüsse sein, die zu Herzfehlern, -infarkten oder Schlaganfällen führen können.

Frauen neigen vermehrt zu Stress?

Dr. Libby Weaver beschreibt in ihrem Buch, dass Frauen eher unter Stress leiden als Männer. Andere Studien zeigen genau das Gegenteil auf. Fakt ist, dass die Geschlechter verschieden mit Stresssituationen umgehen und diese unterschiedlich intensiv wahrnehmen. Frauen fällt es tendenziell schwerer unter Druck ihre Emotionen zu kontrollieren, wohingegen bei Männern das Testosteron- und Cortisol- Level rascher ansteigt. Pauschal zu sagen, dass Frauen mehr zu Stress und einem daraus folgenden Krankheitsbild neigen, ist gewagt. Doch haben Frauen häufiger eine doppelte Belastung durch Job und Familie zu bewältigen.

Stressbewältigung durch Entschleunigung

Das beste Mittel, um vor den Folgeerkrankungen von chronischer Überbelastung vorzubeugen ist den Stress zu reduzieren. Das ist leichter gesagt als getan. Doch kleine Pausen im Alltag, zwischen zwei Punkten auf der To-Do-Liste, und Momente, in denen man nichts leisten muss sind ein erster Schritt zu einem stressfreieren Leben. Es ist hilfreich nicht jede Minute des Tages durchzutakten und zu planen. Kleine Auszeiten – etwa eine Stunde pro Tag – sind wichtig um den Organismus etwas zur Ruhe kommen zu lassen und den Hormonspiegel zu normalisieren. Ausreichend Schlaf und eine gesunde Ernährung unterstützen den Körper bei der Regeneration. Wer sich zusätzlich noch regelmäßig sportlich betätigt kann zudem den angestauten Frust aus dem Berufs- und dem Privatleben gut kanalisieren und abbauen. Meditation und Yoga wirken beispielsweise entspannend. Helfen diese Anregungen nicht weiter, kann ein Gespräch mit einem Psychologen ausprobiert werden. Oftmals verschweigen Stresspatienten ihren Zustand und schlucken die Überforderung einfach runter. Einmal offen über die belastenden Situationen sprechen zu können, kann Abhilfe verschaffen. Ein erster Ansprechpartner ist auch bei psychischem Druck und Stress der behandelnde Hausarzt. Er kann einen geeigneten Experten empfehlen.

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Lisa Vogel
Autor: Lisa Vogel

Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.

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