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Selbstwahrnehmung - Warum Selbstliebe wichtig ist

Kommentar schreiben Aktualisiert am 16. Oktober 2018

Wie geht es dir? Wie oft hören wir diese Frage und sagen dann oft ganz automatisch „Danke, gut.“ Aber stimmt das dann auch? Viele verbergen damit, dass es ihnen gerade alles andere als gut geht – nur dass das Gegenüber nichts davon merken soll. Andere wieder sagen „Danke, gut“ – und wissen eigentlich gar nicht, wie es ihnen eigentlich geht. Im Hamsterrad des Alltags haben viele Menschen sich selbst und ihr eigenes Wohlbefinden komplett aus den Augen verloren – oder haben nie gelernt, auf ihre eigene Psyche zu hören und ihr Seelenwohl zu pflegen. Dabei ist es so wichtig, sich regelmäßig Fragen zu stellen wie: „Wie fühle ich mich eigentlich?“, „Macht mein Job mir eigentlich noch Spaß?“, „Sind meine Beziehungen in Ordnung?“ Wie sieht es mit Ihrer „Psychohygiene“ aus – pflegen Sie Ihre Seele genauso gut wie Ihren Körper?

 

Warum es so wichtig ist, sich um die eigene Seele zu kümmern

 

Die Grundlage einer guten Seelenpflege ist es, sich selbst spüren zu können. Und schon da kommen manche ins Grübeln: „Mich selbst spüren – wie soll das denn gehen?“ Wer nie gelernt hat, in sich hineinzuhören und die eigenen Gefühle wahrzunehmen, der tut sich damit schwer. Viele wissen gar nicht, ob sie sich überhaupt mögen, tun ständig Dinge, die ihnen eigentlich nicht gut tun, ohne das zu bemerken. Und hetzen immer weiter, ohne fühlen zu können, wie sie sich fühlen. Doch eines ist klar: Zufriedenheit oder sogar Glück mit uns selbst und mit anderen können sich erst einstellen, wenn wir unseren wahren Seelenzustand wieder wahrnehmen.

 

Unsere Gefühle sind Wegweiser, sie zeigen uns, ob wir Dinge tun, die für uns und unsere seelische Balance gut und geeignet sind. Gefühle sind Partner des Verstandes. Entscheiden wir nur über den Kopf, übergehen wir unser „Bauchgefühl“ und schlagen dann Wege ein, die wir im Innersten gar nicht gehen wollen. Umgekehrt ist es auch elementar, wichtige Dinge nicht nur rein gefühlsmäßig zu entscheiden, sondern auch den Verstand zu Wort kommen zu lassen – und beide miteinander in Einklang zu bringen. Auf jeden Fall ist es immer weise, auf das innerste Gefühl, die „innere Stimme“ zu hören. Denn tief im Inneren wissen wir eigentlich alle, was richtig für uns ist. Wir müssen es nur zulassen, diese innere Weisheit wahrzunehmen, um ihr folgen zu können.

 

Selbstwahrnehmung will gelernt sein

 

Mit einer schlichten Übung kann man erste Erfahrungen damit machen, was man spürt, wenn man in sich hineinspürt: Setzen oder legen Sie sich bequem hin, schließen Sie die Augen und nehmen Sie ein paar ruhige, tiefe Atemzüge. Spüren Sie dann ganz bewusst in alle Regionen Ihres Körpers hinein: Ist Ihre Stirn glatt und entspannt oder gerunzelt? Beißen Sie gerade die Zähne zusammen? Sind Ihre Schultern locker oder verspannt? Wie schlägt Ihr Herz? Wie fühlt es sich in Ihrer Bauchgegend an? Fühlen Sie sich insgesamt wohl oder eher beunruhigt bei dieser Übung? Wetten, dass Sie eine ganze Menge spüren? Was Sie da spüren, sind … Sie selbst!

 

Wer diese Übung regelmäßig macht, merkt nach einer Weile, dass die Selbstwahrnehmung feiner wird. Und kann, darauf aufbauend, auch im Zusammensein mit anderen immer besser in sich hineinspüren: Wie geht es mir nach dem Gespräch mit der Kollegin? Was löst dieser oder jener spezielle Mensch in mir aus? Fühle ich mich wohl, wenn ich abends neben meinem Partner auf dem Sofa sitze? Der Körper bzw. das Körpergefühl gibt einem gute Antworten auf solche Fragen. Fühlen Sie sich kribbelig, aufgewühlt, unruhig? Oder ganz freudig, warm und entspannt?

 

Der nächste Schritt besteht darin, nach Lösungen zu suchen: Ich spüre, dass ich mich in einer bestimmten Situation, mit einem bestimmten Menschen nicht wohlfühle – was bräuchte ich jetzt, damit es mir besser geht? Wer auf diese Frage bewusst in sich hineinhorcht, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Antwort in sich selbst finden.

 

Durch Selbstliebe zu einem besseren Leben finden

 

Wer sich selbst gut wahrnehmen kann, dem fällt es auch leichter, sich selbst zu lieben. Und sich selbst zu lieben, ist geradezu die Voraussetzung für einen guten Umgang mit anderen. Denn wie sollte ich zu anderen wirklich liebevoll, großzügig und tolerant sein können, wenn ich mich selbst ablehne? Vielen jedoch fällt diese Selbstliebe „von Haus aus“ schwer. In ihnen wirken negative „Glaubenssätze“, die ihnen meist Eltern, Erzieher oder andere wichtigen Menschen aus der Kindheit und Jugend vermittelt oder gesagt haben, Sätze wie „Ich darf mich nicht wichtig nehmen“, „Ich bin falsch/nichts wert, so wie ich bin“, „Ich bin es nicht wert, geliebt zu werden“. 

 

Gerade Menschen mit mangelnder Selbstliebe spüren eine besonders große Sehnsucht, von anderen anerkannt und geliebt zu werden – und stellen dafür ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche zurück. Manche geben sich sogar ganz und gar auf, nur damit die anderen sie mögen oder lieben. Wer sich aber selbst mag und liebt, macht den eigenen Wert nicht abhängig von der Bestätigung anderer. Nur wer fähig ist, sich selbst zu lieben, kann auch andere lieben – als starke, autarke Persönlichkeit.

 

Ich bin okay – du bist okay!

 

Selbstliebe ist elementar wichtig, sie kann alle Bereiche unseres Lebens zum Besseren wenden. Wir werden mutiger und selbstbewusster, denn wenn wir gut alleine mit uns klarkommen, müssen wir weniger Angst haben, andere zu verlieren. Wir klammern nicht mehr, sondern sagen ehrlich unsere Meinung – nicht zuletzt, weil wir besser spüren, was uns gut und was uns nicht gut tut. Wir werden emotional stabiler, weil wir wissen, dass wir uns immer auf uns selbst stützen können. Wir werden erfolgreicher, denn wir haben nicht mehr so viel Angst vor Fehlern – und wenn wir welche machen, können wir souverän damit umgehen und daraus lernen. Wir haben mehr Selbstvertrauen, glauben an uns. Wir sind großzügiger und toleranter, weil wir nicht mehr so darauf fixiert sind, wie sich andere verhalten sollten, damit wir uns besser fühlen. Wir werden offener, gehen mehr auf andere zu, weil wir weniger Angst haben, abgelehnt zu werden. Wir können Komplimente und die Zuneigung anderer besser annehmen, weil wir ja nun selbst glauben, dass wir liebenswert sind. Wir werden zu einem Menschen mit rundum angenehmer Ausstrahlung – einem Menschen, mit dem andere gerne zusammen sind!

 

Gesunde Selbstliebe bedeutet weder, dass man nur noch um sich selbst kreist, noch dass man sich selbst „supertoll“ findet und sich gnadenlos überschätzt. Vielmehr erschließt gesunde Selbstliebe die Fähigkeit, sich selbst liebevoll anzunehmen, wie man ist, mit allen Stärken und Schwächen. Aber auch zu versuchen, eigene Schwächen, Fehler und Angewohnheiten, mit denen man sich und anderen im Weg steht, zu ändern und ggf. abzustellen.

 

Die Liebe zu sich selbst kann man lernen. Zum einen in vielen sehr guten Selbsthilfebüchern, die entsprechende Übungen vermitteln. Glauben Sie es ruhig: bei regelmäßiger Anwendung wirken die tatsächlich! Mit ihnen kann man einüben, nett und milde zu sich zu sein, den allzu lauten „inneren Kritiker“ endlich mundtot zu machen, die eigene Schönheit zu entdecken statt immer nur auf die eigenen „Schwachstellen“ zu starren. Wer sich alleine zu schwer tut, dem können Coaches und Therapeuten weiterhelfen. Es braucht Zeit, Geduld und vor allem den festen Willen, an sich zu arbeiten – doch der Aufwand lohnt sich, denn man gewinnt den besten Freund, den man je hatte: sich selbst. Einen Freund fürs Leben!

 

Dankbar sein macht glücklich

 

Was Sie Ihren besten Freunden angedeihen lassen – Zuneigung, Aufmerksamkeit, Wärme & Co. – das gestehen Sie sich natürlich auch selbst zu, wenn Sie sich selbst ein guter Freund sind. Wer die eigene Psyche stabil halten möchte, hat viele Möglichkeiten der Seelenpflege. Zu einem der besten „Pfleger“ dieser Art gehört – Dankbarkeit! Das mag sich vor allem für diejenigen, denen es gerade nicht gut geht, paradox anhören. Doch es steckt viel Wahrheit darin: Dankbarkeit ist ein Universalschlüssel zu einem glücklicheren Leben. Sie wirkt gegen Missmut, Ärger, Verbitterung. Und kann ebenfalls von jedem erlernt werden.

 

Eine dankbare Grundhaltung zum Leben einzunehmen, bedeutet nicht, dass negative Empfindungen nicht mehr da sein dürfen. Wut, Enttäuschung, Trauer gehören selbstverständlich zum Leben und sollten, wenn sie da sind, Raum bekommen. Doch die Dankbarkeit lässt nicht zu, dass man sich auf Dauer von negativen Gefühlen überspülen lässt. Dankbarkeit bedeutet, den Fokus auf das zu richten, was gut ist – und nicht auf das, was uns unglücklich macht. Es bedeutet, den Blick für das Schöne zu schärfen.

 

Und gerade in unserem Land ist es doch im Grunde gar nicht schwer, Dinge zu finden, für die wir Tag für Tag dankbar sein können – egal, wie die individuelle Lebenssituation gerade ist. Wir können dankbar sein für unsere Familie und Freunde. Für unsere Gesundheit und dafür, dass wir in Frieden leben, wählen gehen und frei unsere Meinung sagen dürfen. Wenn wir gerade eine Krise oder schwere Krankheit durchmachen, können wir dankbar sein für die Menschen, die uns beistehen, pflegen und kurieren, oder auch für den spirituellen Beistand, den wir vielleicht erfahren. Wir können Dankbarkeit empfinden für unseren Beruf und den materiellen Wohlstand, in dem wir leben. Oder für die Kraft, mit der wir einen Schicksalsschlag überwunden haben. Eine dankbare Grundhaltung macht auf lange Sicht zufrieden und ausgeglichen. Es genügt schon, sich z.B. jeden Abend vor Augen zu führen oder auch aufzuschreiben, wofür man heute „Danke“ sagen kann. Keine Kleinigkeit ist zu klein: das Lächeln eines Fremden, eine kurze Rast in der wärmenden Sonne, ein wunderschönes Lied, das man zufällig im Radio gehört hat. Wetten, dass sich tatsächlich jeden Tag etwas finden lässt?

 

Alles tun, was die Seele aufbaut, pflegt und wärmt

 

Neben einer dankbaren Grundhaltung gibt es noch viele andere Möglichkeiten, sich um die eigene Seele zu kümmern. Der allgemeine Rat lautet: Seien Sie ganz einfach gut zu sich! Belohnen Sie sich für Erfolge, seien Sie großzügig, wenn Ihnen etwas nicht gut gelungen ist. Lachen Sie auch mal über sich selbst.

 

Ganz wichtig ist es, immer wieder Zeit mit Menschen zu verbringen, die uns guttun, die uns wohlwollend gesinnt gegenüberstehen, die uns zuhören, uns inspirieren und zum Lachen bringen. Ebenso wichtig ist es aber auch, dass wir uns immer wieder Zeit für uns selbst einräumen: zum Innehalten und Nachdenken, zum Bilanz ziehen und Pläne schmieden, zum Träumen oder auch nur für ein wohltuendes Wellness-Programm.

 

Auch zu berühren und berührt zu werden, tut der Seele gut und stärkt gleichzeitig die Gesundheit. Wir wissen heute, dass Blutdruck, Atmung und Muskulatur positiv darauf reagieren und die Produktion von Stresshormonen durch angenehme Berührungen deutlich reduziert wird. Wie schön sind schon eine zärtliche oder tröstende Umarmung oder ein sanftes Streicheln! Wie stärkend kann sich eine Hand anfühlen, die die eigene Hand hält. Und wie lebendig fühlt man sich bei einer erotischen Begegnung, bei aufregendem Sex!  

 

Im Aktivsein steckt ein Stück vom Lebensglück. Bleiben Sie in Bewegung – Bewegungslosigkeit schwächt Körper und Seele. Ob dynamische Sportart oder regelmäßige gemütliche Spaziergänge, ob geistige Bewegung wie Sprachenlernen, Musizieren oder kreatives Kochen – all diese Aktivitäten sind super Maßnahmen für die eigene Psychohygiene. Tun Sie möglichst viele Dinge, die Ihnen Freude machen und Ihnen das Herz erwärmen. Suchen Sie sich ein kreatives Hobby, denn die Psyche braucht ihre eigenen Ausdrucksmöglichkeiten. Schreiben, Singen, Tanzen, Malen – probieren Sie aus, was Sie spontan anspricht. Tun Sie immer wieder auch anderen etwas Gutes – das steigert die Zufriedenheit, und wer anderen hilft, hilft sich selbst dabei, die eigenen Probleme zu relativieren.

 

Und: Gönnen Sie sich gute Ernährung und ausreichend Schlaf. Achten Sie auf Ihre Gesundheit. Vor allem für den bevorstehenden kalten Winter gilt: Sorgen Sie für wohlige Wärme – für Ihren Körper, aber eben auch für Ihre Seele. Sie wird es Ihnen danken!  

 

 

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Helga Boschitz
Autor: Helga Boschitz

Helga Boschitz, Jahrgang 1966, ist freie Journalistin und Texterin, lebt in Nürnberg und gehört seit Januar 2016 zum apomio.de-Team. Nach Studium und Ausbildung arbeitete sie seit Anfang der 1990er-Jahre als Magazinredakteurin und Moderatorin in Hörfunk- und Fernsehredaktionen u.a. beim Südwestrundfunk, Hessischen Rundfunk und Westdeutschen Rundfunk. Medizin- und Verbraucherthemen sind ihr aus ihrer Arbeit für das Magazin „Schrot und Korn“ sowie aus verschiedenen Tätigkeiten als Texterin vertraut.

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