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Hormonfrei verhüten – Wie sicher sind Zykluscomputer, Apps & Co.

Kommentar schreiben Aktualisiert am 10. Januar 2023

Pille? Nein danke! Das heißt es bei Frauen immer öfter. Auch eine Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (https://www.bzga.de/aktuelles/2020-12-03-erste-ergebnisse-der-neuen-befragungswelle-bzga-studie-jugendsexualitaet/) bestätigt das. Die meisten möchten mit dem Einwirken auf ihren Körper und möglichen Nebenwirkungen nicht mehr leben. Sie setzten daher auf eine natürliche Empfängnisverhütung. Aber Zettel und Stift? Die haben ihre besten Zeiten gesehen. Jetzt geht der Trend zu den neuen Zykluscomputern. Sie können nicht nur bei der Empfängnisverhütung wunderbar unterstützen, sie helfen auch im umgekehrten Fall, wenn der Wunsch groß ist, schnell schwanger zu werden.

 

 

 

Was ist und wie funktioniert ein Zykluscomputer/eine Zyklus-App

Ein Zykluscomputer ist ein kleines Messgerät. Anhand verschiedener Messungen können die fruchtbaren Tage vorausgesagt werden. Dabei werden beispielsweise der Hormonspiegel im Morgenurin, die Basaltemperatur und der Zervixschleim als Grundlagen hinzugezogen. Es gibt ganz verschiedene Zykluscomputer, die auf diversen Grundlagen messen. Und das ganz unkompliziert. Man braucht in diesem Fall nicht mal zusätzlich das Handy, der Computer verarbeitet alle Daten selbst.

 

Bei den Zyklus-Apps gibt es unterdessen fast unüberschaubar viele Angebote, viele sind sogar kostenlos. Sie eignen sich sowohl für Android aber auch iOS Handys. Die Periode wird hier anhand eines digitalen Kalenders festgehalten. So können Sie Ihren Zyklus über einen längeren Zeitraum beobachten, wann und wo Sie wollen. Denn das Handy ist ja immer mit dabei. Zusätzlich bieten viele Apps noch Tabellen und Statistiken an. Neben der Messung der Körpertemperatur nach dem Aufwachen, also der Basaltemperatur, kann bei manchen Apps auch die Beobachtung des Zervixschleims eingepflegt werden. Auch wichtig: Symptome wie Bauchkrämpfe, Prämenstruelles Syndrom oder Stimmungsschwankungen können hinterlegt werden und so die Empfängnisverhütung bei dieser Methode etwas sicherer machen. Apps wie z.B. „Ovy“ bestehen aus einem Basalthermometer, der sich per Bluetooth-Steuerung mit der App verbinden lässt. Seit 2022 zählt genau diese App zu den MDR-zertifizierten Medizinprodukten für Verhütung und Schwangerschaftsplanung. Sie erfasst Basaltemperatur und weitere Körpersignale wie Zervixschleim.

 

Wie funktioniert die Temperaturmethode mit Zykluscomputer? - apomio.de Gesundheitsblog

 

Ganz wichtig: Bei beiden Methoden ist ein wenig Übung und Erfahrung wichtig, um die Daten richtig interpretieren zu können.

 

Welche Arten von Zykluscomputern gibt es?

Derzeit gibt es vor allem drei Varianten des Zykluscomputers: den Hormon-, den Temperatur- und den Kombicomputer.

 

Hormoncomputer: Sie sind nicht nur die bekanntesten Zykluscomputer, sondern auch einfach in der Anwendung. Hier wird anhand von Einmal-Teststäbchen die Konzentration des fruchtbarkeitsregulierenden Hormons LH (Luteinisierendes Hormon) und die Konzentration des Hormons Estradiol, einem Östrogen, gemessen. Der Handmonitor liest dann die Ergebnisse ab. Die Nutzung beginnt am ersten Morgen der Menstruation. Von da an muss anfangs jeden Morgen nach dem Aufstehen ein Urintest gemacht werden. Zeigt er ein grünes Licht an, haben Sie Ihre unfruchtbaren Tage, ein rotes Licht warnt vor den fruchtbaren. Nur wenn ein gelbes Licht leuchtet, muss ein Urintest gemacht werden. Das ist am Anfang etwas 16 mal im Monat, später reichen sechs Test. Denn der Computer braucht ein paar Zyklen, um dazuzulernen: Wie sieht Ihr Zyklus genau aus? So zeigt er im ersten Anwendungszyklus zehn bis 22 fruchtbare Tage an, nach einigen Monaten gibt es noch bei sechs bis zwölf Tagen rotes Licht.

 

Der Temperaturcomputer: Hier ist ein elektronisches Thermometer mit einem Mini-Computer verbunden, die beide leicht in der Handhabung sind. Sie messen dabei jeden Morgen nach dem Aufwachen und noch im Liegen oral, vaginal oder anal Ihre Aufwachtemperatur, die sogenannte Basaltemperatur. Durch das Drücken einer weiteren Taste erfährt der Computer zusätzlich, ob Sie gerade Ihre Periode haben. Auch hier heißt es wieder: grünes Licht unfruchtbare Tage, rotes Licht: Vorsicht geboten, wenn Sie nicht schwanger werden wollen. Ein blinkendes rotes Signal zeigt darüber hinaus die „hochfruchtbare Zeit“ an. Wichtig ist hier, dass man mindestens fünf Stunden am Stück zuvor geschlafen hat und eine Stunde vor Messung nicht aufgestanden ist. Zudem sollte die Messung ungefähr immer zur gleichen Zeit stattfinden. Die Basaltemperatur ist dabei vom Beginn der Monatsblutung bis zum Eisprung, also in der ersten Zyklushälfte, etwas niedriger als in der zweiten Hälfte. Meist steigt sie dann um etwa zwei Zehntel Grad Celsius an.

 

Kombinationscomputer, oft auch Symptothermal-Computer: Hier werden mindestens zwei Eisprung-Symptome miteinander kombiniert. Das heißt, der Mini-Computer verarbeitet einerseits die Basaltemperatur, zusätzlich aber noch die Auswertung des Zervixschleims, Beschaffenheit des Muttermundes oder die Eingabe eines LH-Tests. Durch die Kombination der Messwerte ist er wesentlich zuverlässiger als die anderen Modelle.

 

Die Preise für Zykluscomputer bewegen sich zwischen 60 und 500 Euro, bei den Hormoncomputern kommen monatlich noch etwa zehn Euro für die Teststreifen dazu.

 

Worauf basiert die Auswertung innerhalb dieser App?

Die verschiedenen Apps unterscheiden sich in ihrer Präszision und Anwendung. Viele werten allerdings nur die Temperatur aus. Sie sind dann genauso unzuverlässig wie die Kalendermethode. Wer mehrere Symptome auswerten möchte, also die symptothermale Methode anwendet, muss bei der Auswahl der App genau darauf achten, was sie anbietet und was nicht. Wer seine Werte nicht selbst eintippen möchte, wählt eine App mit Bluetooth-Unterstützung. Wichtig ist, dass die App zertifiziert ist. Verhütungs-Apps sind allerdings kein Selbstläufer. Man muss mitdenken und sie sind nur so gut, wie die Daten, mit denen sie versorgt werden. Die Stiftung Warentest hat 23 Apps getestet, nur zwei erhielten die Bewertung „gut“. Letztere setzten auf die Kombination aus Basaltemperatur und Zervixschleim.

 

Was ist NFP?

Bei NFP handelt es sich um die natürliche Familienplanung. Anhand bestimmter Anzeichen Ihres Körpers können Sie die fruchtbaren und unfruchtbaren Tage wunderbar erkennen. Das sind nicht nur die Temperaturerhöhung, die Veränderung des Zervixschleims und des Muttermundes. Ebenso können Stimmungsschwankungen, ein größeres Bedürfnis nach Sex, der sogenannte Mittelschmerz im Unterleib, Blutungen und Zwischenblutungen sowie die erhöhte Empfindlichkeit der Brust auf den Eisprung und so die fruchtbaren Tage hinweisen. Der Arzt Josef Rötzer entwickelte die Methode bereits in den 60er Jahren. Und auch heute wird sie noch von vielen genutzt. Wichtig vor allem für die Frau: Auch der Partner wird in den Umgang mit der Empfängnisverhütung mit einbezogen, hat eine ebenso große Verantwortung und sollte an den kritischen Tagen eben ein Kondom tragen. Um die Methode sicher anwenden zu können, sollten Sie sich drei Monate Übungszeit einplanen und dabei noch weiter verhüten. Man braucht etwas, um sich in die Methode hineindenken zu können. Informationen gibt es dazu auch bei den Beratungsstellen für Schwangerschaftsberatung.

 

Was bedeuten Temperaturmethode und Symptothermale Methode?

Bei der Temperaturmethode wird allein die Temperatur oral, vaginal oder anal direkt nach dem Aufwachen gemessen. Wie beim Temperaturcomputer beschrieben, sollten Sie mindestens fünf Stunden geschlafen haben und nicht innerhalb einer Stunde zuvor bereits aufgestanden sein. Was Sie unbedingt beachten sollten: Es gibt auch Faktoren, die zu einer unnatürlichen Erhöhung der Basaltemperatur führen können und so das Ergebnis verfälschen. Dazu gehören Alkoholgenuss, spätere Messung, spätes Essen am Vorabend sowie Erkrankungen, Medikamenteneinnahme, Stress, Zeitverschiebung, Klimawechsel oder Wechsel des Thermometers.

 

Hilft ein Zykluscomputer, schnell schwanger zu werden oder sicher zu verhüten? - apomio.de Gesundheitsblog

 

Die Symptothermale Methode berücksichtigt nicht nur die Basaltemperatur, sondern auch das Aussehen des Gebärmutterschleims und den Zustand des Muttermunds. Und das geht so: Am Anfang des Zyklus’ ist der Scheideneingang meist trocken und es ist noch kein Schleim zu sehen. Während der fruchtbaren Tage verflüssigt sich der Schleim, wird klar und spinnbar wie Eiweiß. An den unfruchtbaren ist er dagegen milchig-trüb, zäh und damit undurchlässig. Oft können Sie den Schleim am Toilettenpapier einfach analysieren. Allerdings können einige Faktoren das Ergebnis verfälschen: Beispielsweise sexuelle Erregung, Samenerguss, Verhütungsgels und die Einnahme schleimlösender Medikamente. Die Beobachtung des Muttermunds geht folgendermaßen: Direkt nach der Menstruation fühlt er sich fest wie eine Nasenspitze an. Er ist geschlossen und ragt tief in die Scheide hinein. In den fruchtbaren Tagen ist er weich, leicht geöffnet und weiter oben in der Scheide. Das verlangt natürlich einige Übung und ist alleine als Empfängnisverhütung nicht geeignet. Für Frauen, die einen unregelmäßigen Eisprung haben, ist die Methode allerdings ungeeignet. Ist der Zyklus sehr lang oder unregelmäßig, sollten die Phasen, in denen mit Fruchtbarkeit gerechnet wird, unbedingt länger angelegt sein. Ideal ist, dass bei dieser Methode im Gegensatz beispielsweise zur Pille keine Nebenwirkungen zu befürchten sind und vor allem Frauen, die gut mit ihrem Körper vertraut sind, diese Methode entspannt anwenden können.

 

Wie hilft mir ein Zykluscomputer, schneller schwanger zu werden oder zu verhüten?

Haben Sie einen Kinderwunsch? Dann wird aus einem Verhütungs-Computer im Handumdrehen ein Kinderwunsch-Computer. Denn gezielter Geschlechtsverkehr an den fruchtbaren Tagen kann helfen, schneller schwanger zu werden. Bei beiden Varianten wird mit der Messung, Analyse und Auswertung unterschiedlicher Körpersymptome gearbeitet, um den Eisprung und damit die fruchtbaren Tage zu bestimmen. Dazu gehören Basaltemperatur, Hormone im Morgenurin, Zervixschleim und die Beobachtung des Muttermundes.

 

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Allen Zykluscomputern ist gemeinsam, dass sie als Verhütung alleine nicht reichen, wenn eine Schwangerschaft zum momentanen Zeitpunkt absolut nicht erwünscht ist.

 

Zur Erfüllung des Kinderwunsches sind Computer mit Fertilitätsmonitor ideal. Hier heben sich nicht nur die fruchtbaren Tage ab, auch die zwei maximal fruchtbarsten Tage werden separat angezeigt. Meist werden fünf bis acht Tage als fruchtbar angezeigt. Grundsätzlich aber wird bei Verhütung und Kinderwunsch genau gleich gemessen, die furchtbaren Tage aber natürlich anders genutzt als bei der Verhütung.

 

Machen Zykluscomputer auch bei unregelmäßigem Zyklus Sinn?

Das kommt ganz auf die Art des Computers an. Die Symptothermalen Computer können auch bei einem unregelmäßigen Zyklus verwendet werden. Nach einiger Zeit hat der Computer genügend Daten von Ihnen, um den Eisprung ziemlich genau zu berechnen. Aber eben nicht ganz genau. Die Hormon- und Temperatur-Computer sind eher weniger geeignet. Je unregelmäßiger der Zyklus ist, umso ungenauer werden die Messungen. Meist zeigt dann der Computer fast nur rote Tage im Monat an – das ist wenig hilfreich.

 

Wie lange sollte man nach Absetzen der Pille warten, um einen Zykluscomputer nutzen zu können?

Nach dem Absetzen der Pille dauert es drei Monate bis zu einem Jahr, bis sich der Zyklus normalisiert hat. Am besten warten Sie mindesten drei Monate ab, oder verwenden Sie auf jeden Fall zusätzlich ein Verhütungsmittel.

 

Wie sicher sind Zykluscomputer?

Die Sicherheit hängt von vielen Faktoren ab, natürlich auch von der Erfahrung und dem Wissen der Anwenderin. Beim Messen können immer Fehler gemacht werden. Grundsätzlich gilt: Die Sicherheit der Empfängnisverhütung wird mit dem sogenannten Pearl-Index gemessen. Dieser gibt an, wieviel Frauen von 1000 mit dem entsprechenden Verhütungsmittel innerhalb eines Jahres schwanger werden. Logischerweise ist die Verhütungsmethode umso sicherer, je kleiner der Wert ist. Zum Vergleich: Die Pille hat einen Wert von 0,1 bis 0,9. Die Hormonspirale 0,16 und die Verhütung mit Kondom zwischen 2 bis 12. Die Dreimonatsspritze hat einen Wert zwischen 0,3 und 1,4. Bei Zykluscomputern, die nur mit der Hormonmethode messen, liegt der Wert bei 6. Hier kann der Eisprung nämlich erst erkannt werden, wenn er kurz bevorsteht. Bei den Kombinationscomputern sieht es besser aus, sie liegen zwischen 0,26 und 2,2 bei der Temperaturmethode bei 0,8 bis 3. Die Werte basieren allerdings auf Untersuchungen bei Frauen, die in den jeweiligen Methoden bereits geübt waren.

 

Die meisten Verhütungs-Apps kann man eher als weiterentwickelte Kalendermethode sehen. Es sind reine Prognose-Werkzeuge, die nicht genügend Sicherheit bieten, um garantiert nicht schwanger zu werden. Besonders bei jungen Mädchen und Frauen, deren Zyklus unregelmäßig ist, muss man absolut vorsichtig sein und am besten noch zusätzlich verhüten. Apps, die auf der Methode der natürlichen Familienplanung NFP beruhen, bieten dagegen ein Stück mehr Sicherheit.

 

Fazit: Sind Zykluscomputer eine sichere Alternative zu hormonellen Verhütungsmitteln?

Zykluscomputer sind eine tolle Art der Empfängnisverhütung ohne Einwirkung auf den Körper oder lästige Nebenwirkungen. Meist sind die Geräte zudem einfach anzuwenden und nach kurzer Übungszeit klappt das im Alltag wunderbar. Für Frauen mit regelmäßigem Zyklus sind sie ideal – wenn man einer möglichen Schwangerschaft entspannt gegenübersteht. Möchten Sie auf keinen Fall schwanger werden, sollten sie zusätzlich verhüten oder sich für eine andere Methode entscheiden. Die Kosten für Zykluscomputer halten sich in Grenzen, sie beginnen bei  60 Euro und kosten bis hin zu 500 Euro. Ideal ist es, wenn Sie sich bei Ihrem Gynäkologen beraten lassen, bevor Sie sich für einen Zykluscomputer entscheiden.

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Andrea Rodat
Autor: Andrea Rodat

Andrea Rodat ist seit 30 Jahren als Journalistin mit dem Schwerpunkt Gesundheit und Psychologie tätig. Sie war auch für verschiedene Magazine als Chefredakteurin und Stellvertretende Chefredakteurin verantwortlich. Seit zwei Jahren arbeitet sie als freie Autorin sowie Life und Business Coach. Sie unterstützt seit 2022 auch die Apomio-Redaktion als freie Autorin.

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