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Health Wearables - Wie Fitness-Tracker unser Gesundheitsbewusstsein verändern

Kommentar schreiben Aktualisiert am 24. August 2022

Bin ich heute wirklich schon 10.000 Schritte gelaufen? Wie steht es mit meinem Blutdruck? Und wie oft bin ich in den letzten acht Stunden im Büro überhaupt aufgestanden? Nicht nur meine innere Stimme warnt mich heute. Sondern auch die Technik ist mein innerer Schweinehund. Gut so!

Wearables, also tragbare digitale Trainings- und Messgeräte, werden immer beliebter. Laut Statista-Umfrage wurden im Jahr 2021 bereits 7,36 Millionen davon verkauft. 2015 waren das noch nur knapp 2 Millionen. Das Umsatzvolumen zeigte eine Steigerung um knapp 20 % auf mehr als 1,3 Milliarden Euro.

Die Gründe, sich solch einen Tracker anzuschaffen, ähneln sich bei den meisten. So stehen vor allem die Motivation, Sport zu treiben, als auch ein ganzheitlich gesundes Leben im Mittelpunkt. Die meisten versprechen sich dazu ein gesteigertes Wohlbefinden. Aber gerade für chronisch Kranke und zur Prävention bieten medizinische Wearables noch ganz viel mehr.

 

 

Was sind Wearables und wie funktionieren sie?

Wearables, also tragbare Datenverarbeiter, sind winzige Mini-Computer, die mit dem Körper verbunden sind. Meist Smartwatches, Fitnessarmbänder und digitale Brillen. Oft sind sie aber auch in die Kleidung integriert. Hier werden smarte Fasern einfach mit herkömmlichen Garnen kombiniert. Alle Wearables messen mit einer Vielzahl von Sensoren Körperfunktionen, wie Puls, Schrittanzahl, Sauerstoffsättigung im Blut, Bewegungsausrichtung und vieles mehr. Sie spornen zu einem aktiveren und gesünderen Lebensstil an. Und unterstützen darüber hinaus bei der Behandlung von Krankheiten. Individuelle Daten kann man damit direkt an den Arzt übermitteln, und so können sie sogar bei chronischen Krankheiten Verbesserung bringen. Die meisten Wearables lassen sich über Bluetooth mit dem Smartphone verbinden, übers Internet können Ihre Daten so gespeichert und jederzeit abgerufen werden.

 

Eine Frau in Sportbekleidung schaut auf Ihren Fitness-Tracker am Handgelenk

 

Welche Arten von Wearables gibt es?

 

Die Nutzer von Fitness-Trackern setzen sie für sportliche Fitness und Wohlbefinden ein. Hier stehen dann Vitalfunktionen aber auch digitale Kommunikation im Mittelpunkt. Viele davon haben aber auch heute schon Funktionen, die beispielsweise vor einem Herzinfarkt warnen können. Sie sind frei verkäuflich und kosten oft unter 100 €.

 

Medizinische Wearables, die Gesundheitsdaten messen und speichern können, benötigen eine behördliche Zulassung und ein CE-Kennzeichen. Ideal sind sie für kranke und ältere Menschen, die dadurch weniger Einschränkungen in ihrem Alltag genießen.

 

Allgemein werden Wearables nicht nur immer kleiner und unauffälliger, auch die Auswahl ist enorm. Die großen Anbieter wie Apple, Google, Garmin, TomTom, Polar oder Samsung bieten eine echte Vielfalt an. Es gibt Smartwatches, Datenbrillen, Fitness-Tracker und elektronische Kleidung. Wer’s gerne günstiger mag, für den eignen sich Körperlogger und Fitness-Tracker wie das Fuelband von Nike, das Up von Jawbone oder die Fitbit-Armbänder.

 

Eine Frau trägt einen Diabetes Sensor an ihrem Arm und beobachtet die Daten im Smartphone aus

 

Wie werden Wearables für medizinische Zwecke eingesetzt und welche Vorteile bieten sie?

 

Neue Erkenntnisse in der Forschung, mehr Infos für den eigenen Hausarzt, steigende Freiheiten für Patienten und die Unterstützung lebenswichtiger Funktionen – für all das können medizinische Wearables eingesetzt werden. Sie ermöglichen jederzeit eine zusätzliche Messung und bieten so mehr gesundheitliche Sicherheit.

 

Eine der gefragtesten Funktionen ist die Blutzuckermessung. Mehrfache Blutabnahme am Tag – diese Zeiten sind vorbei! Ein wenige Millimeter großer Sensor, den Sie einfach auf den Oberarm kleben, überwacht dauerhaft Ihren Blutzuckerwert. Und liefert sogar einmal pro Minute genaue Daten. Das dazugehörende Messgerät liest dann den Wert jederzeit ab – und schafft das sogar durch die Kleidung. So können Sie schnell und genau auf Ihre Blutwerte reagieren. Unterdessen ist es sogar möglich, die Daten mit einer Insulin-Pumpe zu verbinden. Es entsteht ein echtes Diabetesmanagement und das Führen eines Diabetestagebuchs entfällt.

 

Aber auch im Pflegebereich sind die Sensoren, die direkt auf der Haut getragen werden, ein wahrer Segen. Gerade heute, wo es einen enormen Pflegekräftemangel gibt. Die Sensoren ermitteln die Vitaldaten wie Herzfrequenz, das Bewegungs-, Sitz- und Schlafverhalten. Die Pfleger können – ohne ständig zu messen oder zu überwachen – reagieren. Die Daten unterstützen sie auch dabei, dass ihre Patienten sich nicht wundliegen.

 

Selbst Schlaganfällen soll man in Zukunft entgegenwirken können. Sie sind die dritthäufigste Todesursache in Deutschland. Wichtig ist, schnell zu reagieren. Mittels winziger EKG-Geräte, die man bei sich trägt, kann man den Risiken und Symptomen frühzeitig auf die Spur kommen.

 

Auch werdenden Müttern wird der Alltag mit den Wearables erleichtert und Sorgen genommen. Ein kleines, leichtes Gerät, das man am Bauch anbringt, überwacht die Herztöne des Fötus. So werden Unregelmäßigkeiten schnell aufgedeckt, die Schwangere kann aber auch im Alltag bestimmen, wie schwer sie sich belasten kann und darf.

 

Sogar bei der Rehabilitation, beispielsweise nach einer Knieoperation, können spezielle Patches ständige Arztbesuche überflüssig machen. Denn die Bewegungs-Daten werden direkt an den Arzt übermittelt. Sie vermeiden einen großen Zeitaufwand und Kosten.

 

Bei Rückenproblemen können Wearables ganz fix Schmerzen lindern. Denn die Probleme kommen meist durch Haltungsfehler. Wearables, die unter der Kleidung oder am Kragen getragen werden, informieren über eine schlechte Haltung und zeichnen auf, welche Muskelgruppen wie stark beansprucht werden. Zugehörige Apps liefern Ihnen dann gleich noch praktische Übungen.

 

Abnehmen mit gezielter Unterstützung – das geht jetzt! Die Tracker behalten Bewegungsverhalten und Kalorienverbrauch im Blick und spornen zum gesünderen Lebensstil an. Dabei sind Sie in einem Netzwerk mit Gleichgesinnten, gegenseitige Unterstützung ist hier enorm wertvoll.

 

Generell gilt: Wearables im medizinischen Bereich machen Patienten aber auch Ärzten das Leben wesentlich leichter und können auf gesundheitliche Gefahren konkret hinweisen.

 

Eine Frau in Sportbekleidung unterhält sich mit einem Mann, der ein Wearable trägt

 

Was ist der Unterschied zwischen medizinischen Wearables und Wearables für Freizeit, Fitness und Wellness?

 

Zu Anfang waren Wearables für viele vor allem ein schickes und modernes Accessoire, das fast nur Freizeitsportler genutzt haben. Heute ist das ganz anders. Oft sind die Unterschiede zwischen medizinischen und Fitness-Wearables fließend. Denn auch Fitness-Wearables messen heute so einige medizinische Daten. In einer Fresenius-Studie gaben Nutzer der Fitnessarmbänder an, „dass sich ihr Gesundheitsverhalten deutlich verbessert hat.“ Mit den speziellen Sportuhren lassen sich beim Joggen, Fahrradfahren oder Schwimmen sogar ganze Strecken aufzeichnen. Die Daten liefern dann nicht nur die individuellen Bewegungsmuster, sondern überwachen auch die Intensität des Trainings, indem sie die Unterschiede zwischen Ruhe- und Belastungspuls ermitteln. Auch die Herzfrequenz wird gemessen. Dafür ermittelt die sogenannte OHR, Optical Heart Rate Measurement Technik, das Blutvolumen. Kleine LED-Lampen senden helles Licht durch die Haut. Je nach Intensität der Reflexion erkennt das Gerät dann das Blutvolumen. Heißt: Je stärker der Blutfluss, desto weniger Licht wird reflektiert.

 

Ganz anders ist der Auftrag der Smartwatches. Sie sind vor allem für Kommunikationszwecke gedacht. Sie empfangen überall E-Mails oder Kurznachrichten, mit ihnen kann man im Internet surfen. Aber sie messen auch den Puls, die Schrittzahl und können die Vitalwerte im Blick behalten. Auch hier verschwimmen unterdessen die Grenzen zu reinen Fitness-Trackern.

 

Fitness-Armbänder sind für den Alltag, gerade im Büro, ideal. Denn sie stören kaum, haben aber wertvolle Funktionen. Sie zählen nicht nur Schritte und Kalorienbedarf, sondern erinnern uns auch am Schreibtisch, öfter mal aufzustehen. Wichtig für den Rücken und das Herz-Kreislauf-System.

 

Sie können aber auch den Schlaf überwachen. So geben sie Aufschluss über die Schlafphasen, die Bewegungsmuster in der Nacht und auch die Länge der Bewegungen. Bei Schlafstörungen sind das wertvolle Informationen, um dem Problem auf den Grund zu gehen und eine Lösung zu finden.

 

Damit medizinische Wearables auf dem deutschen Markt zu medizinischen Zwecken genutzt und vertrieben werden dürfen, müssen sie als Medizinprodukt zugelassen werden und strenge Kontrollen durchlaufen. Werden die gesammelten Daten Dritten zur Verfügung gestellt, setzt dies allerdings das Einverständnis der Nutzer voraus. Der wichtigste Unterschied zu den Fitness-Trackern: Bei den medizinischen Wearables wertet der Arzt die gesammelten Daten aus und ordnet sie richtig ein. Die Grundlage für eine gezielte und sinnvolle Behandlung. Bei Fitness-Wearables sieht das eben anders aus. Hier sammeln Sie selbst Ihre Daten und bewerten sie. Auswertungs-Plattformen, auf denen Sie Ihre Daten auch sammeln können, müssen aber noch immer optimiert werden. Denn wie Sie Ihre Daten interpretieren sollen – da werden Sie meist ganz allein gelassen.

 

Fitness-Tracker überträgt Daten nach dem Sport auf die Smartphone-App

 

Welche Potenziale bieten Wearables?

 

Der aus den Daten der Wearables entstehende Pool verspricht einen enormen Fortschritt. So kann die Forschung gezielt Geräte und Behandlungsmethoden weiterentwickeln. Generell werden darüber hinaus die Kosten für das Gesundheitswesen gesenkt. Dafür werden aber eine ganze Menge Daten benötigt. Eine sogenannte Datenspende ist deshalb eine gute Sache. Wer seine Daten freiwillig bereitstellt, kann sich und Millionen anderen helfen. Denn gerade die Zahl der Menschen, die an chronische Leiden erkranken, wird immer höher. Und dieser Zielgruppe eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten.

 

Wearables werden technisch immer ausgefeilter, immer mehr Krankheiten können überwacht und erkannt werden. Nach neusten Forschungen sagen die Daten von Fitness Wearables bereits eine Grippe voraus. Und das, bevor die ersten Symptome auftauchen. Denn wissenschaftliche Untersuchungen der „Intern Health Study“ haben gezeigt, dass es einen Zusammenhang zwischen einem erhöhten Ruhepuls in der Nacht und der Grippe gibt. Grundlage waren Daten von Trägern eines Fitness-Tracks, die ihr Armband über zwei Jahre Tag und Nacht am Handgelenk trugen. Man erhofft sich nun sogar, die Pandemie durch das Coronavirus eindämmen zu können. Daten über Aktivität und Herzfrequenz der Nutzer können ausgewertet werden und so Erkenntnisse über bestimmte Symptome liefern wie Fieber oder verändertes Schlafverhalten. Diese Symptome werden auch mit einer Corona-Erkrankung in Verbindung gebracht.

 

Doch Vorsicht: Einen Coronatest ersetzen sie nicht. Das Robert-Koch-Institut erhofft sich aber durch eine Corona-Datenspende App neue Erkenntnisse über die Verbreitung und Dunkelziffer.

 

Wie sicher sind Wearables?

 

Nicht alle Wearables sind heute schon auf dem neuesten Stand. So können ungenau Messergebnisse entstehen. Aber auch die Anbindung ans Internet birgt aus Datenschutzgründen Gefahren. Was mit den Daten passiert? Darüber wird oft nur schlecht aufgeklärt. Man sollte sich deshalb die Datenschutzerklärungen genau durchlesen. Außerdem sind bei vielen angebundenen Apps Drittanbieter und sogar Drittländer beteiligt. Was die mit den Daten machen, ist oft unklar. Man muss sich also genau bewusst darüber sein, dass mit seinen eigenen, wertvollen Daten auch Dinge passieren, die man so nicht wollte. Es gibt sogar Firmen, die mit der Nutzung und dem Weiterverkauf sattes Geld machen. Das alles muss noch besser gesetzlich geregelt werden. Auch, dass Versicherungen nicht mehr zahlen oder die Beiträge erhöhen, wenn sie um eine eventuell schlechte Gesundheit ihrer Kunden wissen.

 

Besonders anfällig für Datenklau ist der Bluetooth-Modus, wenn er für die Übertragung der Daten auf die Smartphone-App aktiviert ist. Hier können Sie ganz leicht ausgespäht werden. Codes oder andere Authentifizierungen sucht man meist vergeblich. Prinzipiell können sich damit alle Smartphones im Bluetooth-Radius einloggen und haben Zugriff auf sämtliche Daten. Deshalb am besten die Bluetooth-Funktion nur dann nutzen, wenn man sie auch wirklich braucht.

 

Gerade bei Fitness-Trackern besteht die Gefahr, dass die Messdaten zu ungenau sind, um medizinische Schlüsse zu ziehen. Zwar werden die Sensoren immer besser, doch es gibt noch genug Luft nach oben. Denn sie erreichen in den wenigsten Fällen die Präzision medizinischer Geräte. Und oft müssen die Träger die Daten auch selbst auswerten, das birgt natürlich Fehler und falsche Interpretationen.

 

Arzt und Patient besprechen Gesundheitsdaten über ein Tablet-Gerät

 

Wie können Wearables die Arzt-Patienten-Beziehung unterstützen?

 

Die Daten, die automatisch an ihrem Körper gemessen werden, liefern dem Arzt wichtige Informationen zur Prävention, Diagnostik und Überwachung von Krankheiten. So wird der Behandlungsaufwand effektiv gesenkt, genauso wie die Kosten.

 

So unterstützen sie die Arzt-Patienten Beziehung enorm. Aber sie machen auch unabhängig. Arzt und Patient müssen sich nicht immer vor Ort in der Praxis treffen, das macht beiden das Leben leichter. Wearables mit Erinnerungsfunktion können beispielsweise die Medikamenteneinnahme auch ohne Arztbesuch überwachen und bei Nichteinhaltung werden sofort medizinische Fachkräfte informiert. Auch bei Stürzen gibt es eine rechtzeitige Meldung an Rettungskräfte. Und Demenzkranke, die verloren gegangen sind, können schnell geortet werden.

 

Gerade in Zeiten von Corona sind diese Geräte besonders wichtig. Sie messen die Sauerstoffsättigung, ein Indikator für eine Corona-Erkrankung. Die Gesundheitswerte können auch bei einer Erkrankung weiter kontaktlos überwacht werden, ohne dass der Patient sofort in ein Krankenhaus muss.

 

Wearables rücken also nicht nur in den Fokus der Forschung, sie ermöglichen Patienten auch eine große gesundheitliche Eigenverantwortung und eine hervorragende Zusammenarbeit mit dem Arzt.

 

Sind Wearables wirklich hilfreich, um das Bewusstsein für unsere eigene Gesundheit zu verbessern?

 

Wearables revolutionieren den Fitness- und Gesundheitsmarkt. Fitness Wearables liefern einen Indikator für unser Gesundheitsverhalten. Denn sie machen uns bewusst, wieviel wir uns bewegen. Und spornen so an, den Alltag aktiver und gesünder zu gestalten. Medizinische Wearables sind für Ärzte, Forschung und vor allem Patienten von großem Nutzen, denn sie erleichtern chronisch Kranken den Alltag, ermöglichen eine genaue Präventionen und sparen Zeit und Kosten bei Arzt, Krankenkassen und Patienten. Wearables öffnen den Horizont, damit wir über unseren Körper noch viel genauer Bescheid wissen. Wer darüber hinaus seine Daten aus Wearables spendet, leistet einen enormen Beitrag zur medizinischen Forschung.

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apomio-Redaktion
Autor: apomio-Redaktion

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