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Alles über Camu Camu – was das neueste „Superfood“ tatsächlich kann

1 Kommentar Aktualisiert am 04. Oktober 2018

Immer mehr Menschen scheinen in den letzten Jahren zu einer möglichst gesunden Lebensweise finden zu wollen. Sie treiben Sport, geben das Rauchen auf, sind zurückhaltend mit Alkohol – und möchten sich auch so gesund wie möglich ernähren. Kein Wunder also, dass sogenannte „Superfoods“ einen echten Boom erleben. Mit diesem Begriff sind Lebensmittel gemeint, die einen besonders hohen Gehalt an gesundheitsfördernden Inhaltsstoffen bzw. eine perfekte Kombination aus diesen Inhaltsstoffen haben sollen. Diese Superfoods erfahren einen regelrechten Hype in den Medien und sind bei all denen, die sich auf dem Weg zur körperlich-gesundheitlichen Selbstoptimierung befinden, heiß begehrt. Nach Heidel- und Açaibeeren, Kakao, Chiasamen und einigen mehr wird nun Camu Camu, eine exotische Frucht aus dem Amazonasgebiet, als neuestes „Superfood“ gepriesen. Allein mit ihrem sehr hohen Vitamin-C-Gehalt stellt Camu Camu die bewährten Zitrusfrüchte in den Schatten; darüber hinaus liefert sie mehrere wichtige B-Vitamine, Eisen, Kalzium, Kalium und viele sogenannte Antioxidantien, also Stoffe, die gegen Zellschädigungen wirken können. Und was viele besonders elektrisiert: Camu Camu könnte eine wahre Wunderwaffe sein, wenn es ums Abnehmen geht.

 

Camu Camu – nie gehört?

 

Bei der Pflanze Camu Camu handelt es sich um einen Strauch aus der Familie der Myrtengewächse; sein botanischer Name ist „Myrciaria dubia“. Manche kennen die Früchte des Strauchs auch unter den Namen Rumberry oder Bayberry Fruit oder Rumberry. Am weitesten verbreitet ist Myrciaria dubia in der peruanischen Amazonasregion.

 

Zwischen Dezember und April bilden sich an dem bis zu sechs Meter hohen Gewächs etwa drei Zentimeter große, rundliche, rot-orangene Früchte, die kleinen Äpfeln ähneln. Das weiß-gelbliche Fruchtfleisch schmeckt eher fade und leicht säuerlich. Etwa 12 Kilo Früchte kann eine einzelne Pflanze liefern. Um sie zu Nahrungsergänzungsmitteln zu verarbeiten, werden sie nach der Ernte unter der südamerikanischen Sonne getrocknet und anschließend gemahlen. Auf einigen Plantagen werden die Beeren zunächst schockgefrostet, danach maschinell geschält und zu Pulver verarbeitet.

 

Mit der Nachfrage wächst auch der Raubbau an der Pflanze

 

In Südamerika, speziell in der peruanischen Amazonasregion, wo Camu Camu beheimatet ist, verzehrt man die ganze, geschälte Frucht oder trinkt sie als frisch gepressten Saft. Sie gilt dort nicht nur als besonders gesund, sondern auch als Aphrodisiakum. Vor allem in Europa, aber auch in vielen anderen Ländern der Welt, wird die „Superfrucht“ vor allem in Pulver- oder Kapselform als Nahrungsergänzungsmittel genutzt. Nachdem einige Forschungsergebnisse zu den gesundheitsfördernden Eigenschaften der Früchte veröffentlicht wurden, wuchs die Nachfrage nach Camu Camu so stark an, dass die Früchte inzwischen vielerorts in Südamerika in eigens kultivierten Plantagen angebaut werden. Der Ertrag reicht allerdings bei weitem nicht aus, um dem Bedarf gerecht zu werden. Die traurige Folge ist, dass inzwischen immer mehr Raubbau an wild wachsenden Camu Camu-Pflanzen betrieben wird. Dies wiederum führt dazu, dass in manchen Gebieten einige Tierarten, die sich von der Pflanze ernähren, ernsthaft bedroht oder bereits komplett von der Bildfläche verschwunden sind – was im Umkehrschluss auch wieder die Verbreitung der Pflanze an sich behindert. Deshalb sollte man auf jeden Fall nur Camu Camu-Präparate kaufen, die nachgewiesenermaßen von kultivierten Sträuchern stammen!

 

Was steckt drin in Camu Camu? Wozu sind die Inhaltsstoffe gut?

 

Camu Camu ist bereits seit längerer Zeit Gegenstand intensiver Forschungen, die noch längst nicht abgeschlossen sind. Was man bereits jetzt über die Inhalts- und Wirkstoffe der säuerlichen Früchte weiß, ist tatsächlich schon mehr als vielversprechend. So enthält sie etwa vierzigmal so viel Vitamin C wie Orangen; 100 Gramm der Frucht enthalten zwischen 12 und 13 Gramm an reinem Vitamin C. Damit ist Cuma Cuma weltweit die Frucht mit dem höchsten Vitamin-C-Gehalt – eine echte Vitaminbombe also, die allein schon dadurch das Etikett „Superfood“ zu Recht trägt. Das unverzichtbare Vitamin C stärkt bekanntlich das Immunsystem und kann schnell und nachhaltig helfen, Infekte zu bekämpfen. Damit aber nicht genug: Vitamin C hilft im Inneren der weißen Blutkörperchen bei der Vernichtung von schädlichen Keimen, spielt eine wichtige Rolle bei der Versorgung der Blutgefäße und beim Erhalt einer gesunden Knorpel- und Gelenkfunktion. Und weil das Vitamin auch den Kollagenstoffwechsel unterstützt, sorgt es mit für gesunde Haut, Haare und Nägel. Das Besondere an Vitamin C ist dabei, dass es praktisch nicht überdosiert werden kann, da der Körper ein Zuviel ganz einfach über die Nieren ausscheidet.

 

Neben dem Vitamin C findet sich in Camu Camu auch noch Eisen in hoher Konzentration, für dessen Aufnahme und Verwertung der Körper wiederum Vitamin C braucht – ein weiterer Pluspunkt für die Frucht, da sie ja gleich beide Inhaltsstoffe zusammen liefert.

 

Wirksam gegen freie Radikale

 

Das ist längst nicht alles: Die Camu Camu-Frucht hat außerdem noch die Vitamine B1, B2, B3 (Niacin) und das als Beta-Carotin bekannte Provitamin A zu bieten, dazu wertvolle sekundäre Pflanzenstoffe (Bioflavonoide),  die als hochwirksame  Antioxidantien gelten. Das sind bekanntlich Stoffe, die die Zellen vor Entartung schützen können, indem sie die sogenannten freien Radikalen unschädlich machen. Bei diesen handelt es sich um sauerstoffhaltige Moleküle, denen ein Elektron fehlt, weshalb sie ständig auf der Suche nach einem solchen Teilchen sind. Finden sie solch ein Elektron bei einem anderen Molekül, rauben sie es ihm. Dieser Prozess wird auch „Oxidation“ genannt. Ein Molekül, dem ein Elektron geraubt wurde, ist natürlich ebenfalls nicht mehr vollständig und wird dadurch seinerseits zum freien Radikalen, sodass sich diese zellschädigenden Teile ständig vermehren. Die freien Radikalen greifen Zellen in zunehmendem Maß an und können dazu führen, dass die betroffenen Zellen „entarten“ und ein bösartiger Tumor entsteht. Hier können nun Antioxidantien auf den Plan treten: Sie sind in der Lage, die freien Radikalen abzufangen, indem sie an diese Elektronen verteilen, sodass deren „Raubzüge“, die Oxidationen, überflüssig werden. Nimmt man über die Nahrung also genügend Antioxidantien auf, kann man im Inneren des Körpers einen wirksamen Schutz vor den freien Radikalen aufbauen.

 

Insgesamt betrachtet, besitzt Camu Camu mit seinen verschiedenen Inhaltsstoffen eine nahezu perfekte Kombination aus Mineralstoffen, Vitaminen und Pflanzenstoffen. Somit kann die Frucht wohltuend und schützend auf den gesamten Organismus wirken, was diverse Studien bereits ergeben haben. Unter anderem haben Wissenschaftler herausgefunden, dass die in den Früchten enthaltene große Menge an Vitamin C eine entzündungshemmende Wirkung hat – anders als bei der gleichen Dosis Vitamin C, die aus synthetisch hergestellten Tabletten stammt. Daraus wird geschlossen, dass in Cuma Cuma Substanzen wirken, die offenbar perfekt mit Vitamin C harmonieren und die Wirkung des Vitamins verstärken.

 

Wunderwaffe im Kampf gegen überflüssige Pfunde?

 

Überhaupt sind Forscher mehrere Länder fieberhaft damit beschäftigt, die noch bestehenden Geheimnisse der Cuma Cuma-Frucht zu lüften. Studien haben Hinweise darauf geliefert, dass die zahlreichen Polyphenole (Pflanzenstoffe) in der Frucht beim Menschen eine Gewichtszunahme vermeiden und das Risiko für Diabetes senken können. Vermutet wird, dass die Frucht die Darmflora positiv verändert und braunes Fettgewebe aktiviert. Dieses wird, anders als das weiße Fettgewebe, nicht zur Speicherung von Energie verwendet, sondern verbraucht die zugeführte Energie, um Wärme zu produzieren.

 

Ein kanadisches Forscherteam hat mit Mäusen experimentiert, die in zwei Gruppen eingeteilt wurden: Während alle Tiere acht Wochen lang Futter mit einem erhöhten Zucker- und Fettanteil bekamen, erhielten die Mäuse aus einer Gruppe zusätzlich täglich Camu Camu-Extrakt ins Futter. Diese Mäuse nahmen während des Testzeitraumes rund 50 Prozent  weniger zu als die Tiere in der anderen Gruppe. 

 

Zugleich untersuchten die Forscher auch die Insulin-Sensitivität der Test-Mäuse. Je höher die Insulin-Sensitivität, desto stärker reagiert der Körper auf das Hormon Insulin; je kleiner der Wert ist, desto höher ist das Risiko, an Diabetes zu erkranken. Die mit Camu Camu gefütterten Tiere zeigten eine deutlich erhöhte Insulin-Sensitivität und gleichzeitig niedrigere Entzündungswerte. Der Camu Camu-Extrakt hatte offenbar auch eine Fettansammlung in der Leber verhindert. Des Weiteren zeigte sich, dass der Verzehr von Camu Camu bei der betreffenden Mäusegruppe wohl die Zusammensetzung der Bakterien im Darm auf eine positive Weise verändert hatte. Der Anteil eines bestimmten Bakteriums, das mit dem Reizdarmsyndrom in Verbindung gebracht wird, war deutlich gesunken. Die Forscher schließen daraus, dass die Camu Camu-Frucht auch gegen diese Darmerkrankung wirken könnte.

 

Ob die Ergebnisse der Mäuse-Tests sich auch auf Menschen übertragen lassen, ist noch nicht gewiss und Gegenstand neuerer Forschungen. Mut machen die Ergebnisse allemal – und sorgen bereits dafür, dass Tausende Übergewichtige zu Camu Camu greifen, in der Hoffnung, dadurch besser und schneller abnehmen zu können. Eine Sicherheit gibt es in dieser Hinsicht allerdings längst noch nicht.

 

Wie wird die „Superfrucht“ am besten eingenommen?

 

Camu Camu wird hierzulande als Pulver oder in Kapseln zur Nahrungsergänzung angeboten. Die Kapseln schluckt man einfach mit etwas Flüssigkeit. Das Pulver kann vielseitig eingenommen werden, etwa indem man es in Müsli, Joghurt, Quark oder auch in ein Smoothie einrührt. Puristen lösen das Pulver einfach in einem Glas Wasser auf oder nehmen es löffelweise ein – das geht gut, denn das ausschließlich natürliche Vitamin C aus Camu Camu ist deutlich magenfreundlicher als synthetisches Vitamin C. In heiße Nahrung sollte Camu Camu-Pulver nicht gemischt werden, da durch die Hitze einige der wertvollen Inhaltsstoffe, allen voran das Vitamin C, verloren gingen.


Als Tagesdosierung werden in der Regel drei Gramm Camu Camu empfohlen, also etwa ein bis eineinhalb Esslöffel Pulver. Optimal ist es, das Pulver über den Tag verteilt zu nehmen. Bei den Kapseln informiert die Packungsbeilage, in welcher Dosierung sie einzunehmen sind.

 

Nebenwirkungen von Camu Camu sind bisher noch nicht bekannt, nur bei zu hoher Dosierung kann es zu leichtem Durchfall kommen. Da die Frucht ein Naturprodukt ist, kann sie bei manchen Menschen Allergien auslösen. Vorsichtig sollten alle sein, die gegen einen oder mehrere der Inhaltsstoffe überempfindlich oder allergisch reagieren. Ein Gespräch mit dem Arzt oder Apotheker kann möglicherweise Klarheit bringen.

 

Eine Packung Camu Camu ist lange Zeit haltbar: In einem gut verschlossenen, kühl und trocken aufbewahrten Gefäß bzw. in der Packung bleiben Kapseln und Pulver meist länger als ein Jahr wirksam.

 

Was beim Kauf beachtet werden sollte

 

Camu Camu-Pulver oder Kapseln von guter Qualität sind in Apotheken sowie in Reformhäusern und Naturkostläden erhältlich. Beim Pulver wie bei den Kapseln gilt: je dichter der Eigenanteil, also je reiner, desto höher die gesundheitliche Wirkung. Keinesfalls sollten in einem Camu Camu-Präparat Farb- oder Konservierungsstoffe und sonstige künstliche Inhaltsstoffe enthalten sein.

 

Ein Tipp, der immer angebracht ist: Nicht unbedingt auf den Preis (der bei einem hochwertigen Produkt durchaus auch hoch sein kann) schauen, sondern zunächst auf den Inhalt und die Herstellungsweise! Wie anfangs schon erwähnt, sollte aus ökologischen Gründen vor allem darauf geachtet werden, dass der Strauch, von dem die verwendeten Früchte stammen, auf einer Plantage angebaut wurde und nicht wild gewachsen ist.

 

Am besten entscheidet man sich für ein Bio-Produkt, auf dem sich als Beleg des biologischen Anbaus eine entsprechende Zertifizierung befindet. Damit ist dann klar, dass der Anbau der Früchte nicht nur auf einer ordentlichen Plantage, sondern auch schadstoffarm und möglichst ressourcenschonend erfolgt ist. Auch wenn es durchaus gute konventionelle Produkte gibt, lässt sich doch grundsätzlich festhalten, dass Bio-Camu Camu meist nährstoffreicher ist als Früchte, die auf konventionelle Weise angebaut wurden.

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Helga Boschitz
Autor: Helga Boschitz

Helga Boschitz, Jahrgang 1966, ist freie Journalistin und Texterin, lebt in Nürnberg und gehört seit Januar 2016 zum apomio.de-Team. Nach Studium und Ausbildung arbeitete sie seit Anfang der 1990er-Jahre als Magazinredakteurin und Moderatorin in Hörfunk- und Fernsehredaktionen u.a. beim Südwestrundfunk, Hessischen Rundfunk und Westdeutschen Rundfunk. Medizin- und Verbraucherthemen sind ihr aus ihrer Arbeit für das Magazin „Schrot und Korn“ sowie aus verschiedenen Tätigkeiten als Texterin vertraut.

1 Kommentare

Dietmar – Montag, 04. März 2019
Hallo, ein sehr Interessanter Artikel ! Dennoch kann ich einfach nicht nachvollziehen wie es möglich ist, das diverse Anbieter behaupten, dass in einer 500mg Kapsel, 125mg Vitamin C stecken sollen ! Wenn doch in 100g Camu Camu Pulver nur maximal 3g Vitamin C sind... Nach meiner Rechnung dürften dann in 500mg Camu Camu Pulver nur maximal 15mg Vitamin C sein ! Könnten Sie mich mal bitte Aufklären, wie das gehen soll ? Vielen Dank ! LG Dietmar
Antwort von Helga Boschitz

Hallo Dietmar,

 

vielen Dank für die Nachfrage! Ihre Verwirrung ist völlig berechtigt, denn tatsächlich ist mir in dem Text ein Druckfehler unterlaufen. 100g Camu Camu enthalten nämlich tatsächlich nicht zwei bis drei, sondern etwa 12 bis 13 g natürliches Vitamin C. In Pulver, das ja aus konzentrierten Früchten hergestellt wird, kann der Anteil noch ein wenig höher liegen. In 500 g Pulver können demnach maximal 65 mg Vitamin C enthalten sein. Ein Gehalt von 125 mg pro 500 mg ist allerdings nicht realistisch. Manche Hersteller "strecken" den Vitamin-C-Gehalt in Camu Camu-Präparaten durch Zugabe von teils erheblichen Mengen an Ascorbinsäure, also synthetisch hergestelltem Vitamin C. Vom Kauf eines Präparates, in dem ein Vitamin-C-Gehalt von mehr als 12 Prozent angegeben wird, würde ich abraten, da die Zahlen nicht seriös scheinen und mit Sicherheit viel Synthetisches darin enthalten ist.

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