© © Photographee.eu - Fotolia.com

Stimmen im Kopf: Was passiert bei Schizophrenie?

Kommentar schreiben Aktualisiert am 07. April 2016

Früher wurde das Krankheitsbild der Schizophrenie häufig mit einer gespaltenen Persönlichkeit gleichgesetzt. Doch heute weiß man, dass es sich um eine eigenständige, psychische Erkrankung der endogenen Psychosen handelt. Charakteristisch sind Wahnvorstellungen, Realitätsverlust und Störungen des Denkens, der Sprache und der Gefühlswelt. Mit Medikamenten und einer Therapie ist die Erkrankung gut behandelbar und ein nahezu symptomfreies Leben in den meisten Fällen möglich – Yoga kann die Behandlung unterstützen. 

Schizophrenie ist eine tief greifende psychische Erkrankung. Aus dem Griechischen übersetzt bedeutet das Wort so viel wie „gespaltene Seele“. Mit dem Krankheitsbild der dissoziativen Persönlichkeitsstörung hat sie allerdings nichts zu tun. Es handelt sich nicht um mehrere Persönlichkeiten in einem Körper, sondern um die Veränderung der Wahrnehmung und einen Realitätsverlust des Patienten. Die Krankheit kommt weltweit bei beiden Geschlechtern etwa gleich häufig vor. Männer erkranken meist zwischen dem 20. und dem 25. Lebensjahr, Frauen hingegen etwas später zwischen 25 und 35.

Schizophrenie: Ursachen bislang unklar

Was genau die Krankheit auslöst, ist bislang unklar. Derzeit steht das Zusammenspiel mehrere Faktoren in Verdacht. Eine genetische Veranlagung scheint eine große Rolle zu spielen, denn die Kinder schizophrener Personen erkranken deutlich häufiger als andere Kinder. Doch viele Schizophrenie-Patienten erkranken, ohne vorherige Fälle in der Familie. Wissenschaftler vermuten, dass auslösende Lebensereignisse eine Rolle spielen könnten. Etwa Stress durch den Verlust einer nahe stehenden Person, Druck im Job oder große Veränderungen wie Trennungen, Migration oder ein Umzug kommen in Frage.

Außerdem vermuten Ärzte, dass besonders feinfühlige Personen eher betroffen sind als andere. Sie nehmen ihr Innenleben und die Umwelt anders wahr und reagieren stärker auf Reize von Innen und Außen. Doch all das sind bislang nur Vermutungen, eine genaue Ursache lässt sich zum aktuellen Stand nicht ausmachen.

Gestörter Hormonhaushalt im Gehirn

Bei Schizophrenie-Patienten lässt sich eine Störung im Stoffwechsel des Gehirns feststellen. Das Gleichgewicht der Hormone Serotonin und Dopamin ist gestört, es wird vermehrt Dopamin gebildet. Die beiden Hormone haben Einfluss auf unsere Stimmung, unser Wohlbefinden und auch auf motorische Fähigkeiten. Ob es sich lediglich um ein Symptom der Krankheit oder deren Ursache handelt ist noch nicht klar.

Schizophrenie: Symptome und Entwicklung

In vielen Fällen zeigen sich bereits Monate oder Jahre vor einer akuten Schizophrenie erste Anzeichen. Betroffene sind lustlos, antriebslos und haben Schlafstörungen. Hinzu kommen Nervosität und Konzentrationsprobleme. Bei manchen Menschen geraten die Gedanken durcheinander und die Empfindlichkeit gegenüber Licht und Geräuschen steigt. Oft ziehen sich Personen mit diesen ersten Warnzeichen immer mehr zurück, vernachlässigen soziale Kontakte und ihr Erscheinungsbild. Schlechte Noten in der Schule und schlechte Resultate in der Arbeit sind das Ergebnis.

Dann kann es zur ersten akuten Phase der Schizophrenie kommen. Hier stehen Phänomene im Vordergrund, die bei einem Gesunden nicht auftauchen. Häufig geben Patienten an, Stimmen zu hören. Das können die eigenen Gedanken sein, beurteilende Stimmen oder auch befehlende. Viele Schizophrenie-Patienten leiden in einer akuten Phase unter Verfolgungswahn. Sie fühlen sich permanent beobachtet und bewacht und misstrauen daher ihren Mitmenschen.

Weitere Krankheitszeichen sind auftretende Störungen. Dazu gehört etwa die Ich-Störung. Hierbei verwischt die Grenze zwischen der eigenen Person und der Umwelt. Alles wirkt auf den betroffenen unwirklich und fremd. Die Betroffenen haben das Gefühl, Außenstehende können ihre Gedanken hören oder gar kontrollieren. Auch die Emotionen können gestört sein. Dann folgt etwa auf eine extrem aufgedrehte Phase das Gefühl der Trauer und Depression.

Auch die kognitiven Fähigkeiten und das Denken können im Rahmen einer akuten Phase gestört sein. Dem Betroffenen ist es dann kaum möglich sich auf eine Sache zu konzentrieren. Er bringt seine Sätze nicht zu Ende oder redet zusammenhanglos und verwendet erfundene Begriffe.

Nach einem akuten Krankheitsschub folgt meist eine symptomfreie Phase, beziehungsweise eine Phase mit abgeschwächten Krankheitsanzeichen. Wird die Krankheit nicht behandelt, werden die Schübe schlimmer oder es kommt zu einer Chronifizierung der Schizophrenie.

Verschiedene Formen der Schizophrenie

Das Krankheitsbild Schizophrenie lässt sich nicht klar von anderen psychischen Krankheiten differenzieren, da die Symptome unspezifisch sind. Je nach auftretenden Symptomen unterscheidet man verschiedene Formen. Sie können fließend ineinander übergehen und daher nicht immer klar definiert werden. Eine Einordung ist daher nicht in jedem Fall möglich.

Die häufigsten Formen sind die

  • katatone Schizophrenie
  • desorganisierte Schizophrenie
  • paranoide Schizophrenie

Eine katatone Schizophrenie äußert sich vor allem durch motorische Störungen. Betroffene bewegen sich auffällig merkwürdig, wiederholen bestimmte Bewegungen oft oder verharren minutenlang in einer ungewöhnlichen Position und verfallen in eine Körperstarre (Stupor). In diesem Zustand sind sie nicht ansprechbar und reagieren nicht auf ihre Umgebung obwohl sie wach und bei vollem Bewusstsein sind. Mit Medikamenten kann diese Form der Schizophrenie gut kontrolliert werden.

Die desorganisierte Schizophrenie

Sie wird auch als hebephrene Schizophrenie bezeichnet. Charakteristisch ist das irritierende Verhalten der Betroffenen. Sie reagieren auf Situationen unangemessen, lachen etwa wenn sie etwas Trauriges erzählen, schneiden Fratzen und ziehen Grimassen. Außerdem werden die gezeigten Emotionen immer flacher, die Mimik und Gestik lassen nicht auf das Innenleben des Betroffenen schließen, die Person wirkt abwesend und unbeteiligt.

Vor allem durch das alberne und das unpassende Verhalten werden Betroffene oft für minder Intelligent gehalten. Die Intelligenz ist aber in keiner Form der Schizophrenie beeinträchtigt. Gestört ist die Verarbeitung von Reizen und die Kontrolle der Emotionen.

Paranoide Schizophrenie: Verfolgungswahn und Realitätsverlust

Bei der paranoiden Schizophrenie kommt es vor allem zu Wahnvorstellungen und Halluzinationen. Neben dem Verfolgungswahn kann auch ein Beziehungswahn vorkommen. Dabei glaubt der Betroffene beispielsweise, dass Personen des öffentlichen Lebens (Stars, Politiker, Moderatoren) ihn persönlich ansprechen, ihm Botschaften hinterlassen oder über ihn Sprechen. Normale Situationen wie ein Gewitter oder die Kleidung einer anderen Person werden als Zeichen gedeutet. Betroffene gehen davon aus, dass alle anderen Menschen grundsätzlich über sie reden. Diese Form des Wahns ist vor allem für die Angehörigen eine schwierige Situation, da der Erkrankte ihnen häufig misstraut oder böse Absichten unterstellt.

In diesem Fall ist es wichtig, dass sich auch das persönliche Umfeld des Betroffenen an der Therapie beteiligt und lernt, mit der Krankheit umzugehen. Viele Kliniken und Therapeuten bieten eine Betreuung und Schulung für Angehörige an.

Behandlung der Schizophrenie

Eine Schizophrenie wird heutzutage mit einer Kombination aus Psychotherapie und Medikamenten behandelt. Sogenannte Antipsychotika (früher auch Neuroleptika genannt) mildern die psychischen Symptome während eines akuten Schubes. Sie beeinflussen den Stoffwechsel des Serotonins und des Dopamins. Antipsychotika wirken meist nach einer Anwendung über vier bis sechs Wochen. Die Verabreichung einer geringen Medikamenten Dosis über einen Zeitraum von mehreren Monaten oder Jahren, kann eine erneute psychotische Phase verhindern.

Begleitend zur medikamentösen Behandlung hat sich eine Psychotherapie als probates Mittel bewiesen. Dazu ist es allerdings notwendig, dass der Betroffene seine Krankheit einsieht und mitarbeitet. Dann wird ihm dabei geholfen, die akuten Krankheitsphasen zu verstehen und die daraus resultierenden Ängste zu überwinden.

Studien haben ergeben, dass Yoga als zusätzliche Therapie bei Depressionen und Schizophrenie unterstützend wirken kann. Dabei kommt es allerdings auf die Ausprägung der Krankheit und die Symptome an. Mittels dieser drei Therapiemöglichkeiten ist einer schizophrenen Person ein normales Leben möglich.

Beiträge die Sie auch interessieren könnten

Lisa Vogel
Autor: Lisa Vogel

Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.

Schreib einen Kommentar

help
help
help

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Zu unseren Datenschutzbestimmungen.