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Heilfasten: Durch Verzicht zu mehr Gesundheit und Wohlbefinden?

Kommentar schreiben Aktualisiert am 01. März 2016

Beim Heilfasten wird für ein begrenzte Zeit – meist zwischen fünf Tagen und maximal sieben Wochen – weitgehend auf feste Nahrung verzichtet. Je nach der gewählten Fastenart nehmen Heilfastende vornehmlich Gemüsebrühe, Säfte, Tee und Wasser zu sich. Gefastet werden kann in einer speziellen Heilfasten-Klinik, ambulant mit einem Arzt bzw. einem ausgebildeten Fastenleiter oder alleine. Letzteres wird aber nur fastenerfahrenen Personen empfohlen.

Generell sollte vor jeder Fastenkur der Gesundheitszustand ärztlich überprüft werden und, falls hier nicht alles in Ordnung ist, keinesfalls ohne ärztliche Aufsicht gefastet werden.

Menschen fasten aus den unterschiedlichsten Motiven. Meistens wird eine Fastenkur zur Entgiftung und „Entschlackung“, zur Reinigung und Regeneration des Körpers unternommen. Bei manchen ist das Fasten religiös motiviert, andere wieder sehen darin einen spirituellen Weg zur Bewusstseinserweiterung und inneren Klärung sowie Reinigung.

Verfechter des Fastens sind überzeugt, dass die Selbstheilungskräfte des Körpers durch den zeitweisen Verzicht auf feste Nahrung aktiviert werden, dass die Gesundheit gestärkt, die Symptome bestehender Krankheiten abgeschwächt und die Heilung unterstützt wird. Auch zur Vorbeugung von körperlichen und seelischen Erkrankungen sollen Heilfastenkuren dienen. Dem liegt die Annahme zu Grunde, dass vorhandene Giftstoffe, die sich durch eine ungesunde Lebensweise im Körper angesammelt haben, mit Hilfe einer Fastenkur freigesetzt und ausgeschieden werden.

Befürworter des Heilfastens empfehlen es als unterstützende Maßnahme u.a. bei Fettleibigkeit, Burn-out, Diabetes Typ 2, chronischen Nierenleiden, Bluthochdruck, Durchblutungsstörungen, degenerativen Gelenkerkrankungen, Hautkrankheiten wie Akne, Schuppenflechte und Neurodermitis, Asthma, chronischer Verstopfung und anderen Darmerkrankungen sowie bei Rheuma.

Fastenkuren sind keine Diät!

Viele Menschen fasten, um kurzfristig Gewicht zu verlieren. Als längerfristige Diät ist Fasten aber ungeeignet. Denn hierbei wird den Fettzellen nicht zu Leibe gerückt, sondern hauptsächlich Wasser ausgeschieden. Nach dem Heilfasten kommen die verlorenen Kilos deshalb schnell wieder. Das Heilfasten kann jedoch ein guter Einstieg sein, um die Ernährung langfristig umzustellen und dabei alte Ernährungsgewohnheiten über Bord zu werfen.

Was beim Heilfasten im Körper passiert

Wenn dem Körper keine Nahrung zugeführt wird, stellt der Organismus die katabole Stoffwechsellage her. Diese sorgt dafür, dass eingelagerte Substanzen ausgeschieden werden und die Mikrozirkulation, also der Blutkreislauf, in den kleinsten Blutgefäßen gefördert wird. Beim Fasten sinken Blutdruck und Blutzuckerspiegel; zur Energiebereitstellung wird auf die Fettreserven zurückgegriffen. Der Anteil der Fettverbrennung erhöht sich auf bis zu 95 Prozent.

Es bilden sich Ketokörper wie Acetoacetat, Aceton und 3-Hydroxybutyrat (dadurch entsteht übrigens der bei Fastenden auffallende fruchtige „Ketogeruch“ im Atem). In dieser so genannten Ketose liegt auch eine der Gefahren des Fastens. Denn durch die Ketokörper kommt es zu einem Anstieg der Harnsäurekonzentration im Blut. Dies kann die Entstehung von Blasen- und Nierensteinen sowie Gichtanfälle begünstigen. Ein weiterer Grund, vor einer Fastenkur immer ärztlichen Rat einzuholen!

Heilfasten wirkt auch auf die Psyche: die meisten Fastenden berichten, dass sie sich nach der Umstellung auf den Fastenmodus rundum gut fühlen. Bei diesem so genannten “Fastenhoch” wird vieles intensiver als sonst wahrgenommen. Weil Fasten im Gehirn den Transport des Glückshormons Serotonin begünstigt, halten die positiven Stimmung auch nach Beendigung des Fastens noch an.

Kann Fasten auch schaden?

Bestimmte Personengruppen sollten auf strenges Fasten ganz verzichten. Dazu gehören Kinder, schwangere und stillende Frauen, Menschen mit Blutungsneigung, Schilddrüsenüberfunktion, Durchblutungsstörungen des Gehirns, Essstörungen und Untergewicht sowie Typ-1-Diabetiker und Krebskranke. Menschen mit psychischen Krankheiten sollten auf keinen Fall fasten, ohne ihren Arzt zu befragen. Durch Fasten kann auch die Wirkung von Medikamenten beeinflusst werden, sodass evtl. eine Anpassung der Dosierung erfolgen muss.

Wie läuft Fasten ab?

Grundsätzlich läuft eine Heilfastenkur immer nach dem gleichen Muster ab. In jedem Fall steigt man mit ein bis drei Entlastungstagen ein, in denen leicht verdauliche Kost wie Reis, Gemüse oder Obst gegessen wird. Am ersten echten Fastentag wird eine Darmreinigung durchgeführt. Dann folgt eine unterschiedliche Anzahl von Fastentagen, in denen nicht gegessen, aber reichlich getrunken wird, vor allem Wasser, Tees, verdünnte Gemüse- und Obstsäfte oder Gemüsebrühe. Manche Fastenarten erlauben auch kleine Mengen leicht verdaulicher Nahrung. Schließlich werden in mehreren Aufbautagen Stoffwechsel und Verdauung wieder an die Nahrungsaufnahme gewöhnt.

Welche Fastenarten werden empfohlen?

Welche Fasten-Variante man für sich wählt, hängt natürlich ganz von den persönlichen Umständen, Vorlieben und gesundheitlichen Voraussetzungen ab. Im Folgenden sind die verbreitetsten Fastenarten kurz beschrieben.

Buchinger-Fasten

Bei dieser Fastenart gibt es ausschließlich Brühe, Tee, Säfte und Wasser. Fasten nach Buchinger soll die Selbstheilungskräfte des Körpers aktivieren und wurde ursprünglich vor allem zur Behandlung von Stoffwechselstörungen von dem Arzt Dr. Otto Buchinger konzipiert. Er soll sich mit seiner Fastenvariante selbst kuriert haben.

Stationär wird eine Buchinger-Kur über zwei bis vier Wochen durchgeführt. Für Zuhause gibt es ein Sieben-Tage-Programm namens „Fasten für Gesunde”. Hierfür sollte man eine Urlaubswoche einplanen, um für alle „Programmpunkte“ Zeit zu haben. Denn das Buchinger-Fasten ist recht aufwändig. Nach dem Einstiegstag folgt die Darmreinigung mit Glauber- oder Bittersalz, die im Laufe der Fastentage regelmäßig wiederholt wird. Über fünf Fastentage wird dann nur getrunken, dazu gibt es etwas Honig und Zitronenschnitze. Zum Buchinger-Fasten gehören auch tägliche Leberwickel, Sport und Entspannungsübungen, Trockenbürstungen und Kneippsche Anwendungen.

Neben den Fettreserven – man nimmt bei dieser Fastenart schnell und viel ab – greift der Körper beim Buchinger Fasten auch das Muskeleiweiß an. Das ist einer der Gründe, warum Heilfasten nach Buchinger nur für kurze Zeit auf eigene Faust durchgeführt werden darf.

Intermittierendes Fasten

Bei dieser Form handelt es sich eher um einen Essrhythmus als um eine echte Fastenkur. Man nimmt nur innerhalb festgelegter Zeitfenster Nahrung zu sich. Das Konzept des intermittierenden Fastens basiert auf dem Ernährungsrhythmus unserer Vorfahren, der Jäger und Sammler: diese mussten regelmäßig fasten, da sie immer nur zeitweise Nahrung zur Verfügung hatten.

Phasen, in denen normal gegessen wird, wechseln sich mit Zeiten ab, in denen nur Tee und Wasser getrunken wird. In den Essensphasen ist theoretisch alles erlaubt, man sollte aber auf eine gesunde Lebensmittelzusammenstellung achten. Bei den Fastenphasen gibt es verschiedene Möglichkeiten: ganze Fastentage ein- bis zweimal pro Woche oder Tage, in denen lediglich zu bestimmten Zeiten gegessen wird.

Intermittierendes Fasten soll die Fettverbrennung ankurbeln, die Cholesterin- und Blutdruckwerte verbessern, Entzündungsprozesse hemmen und den Blutzuckerspiegel regulieren. Damit soll u.a. die Entstehung von Akne, Krebs und Depressionen bekämpft werden. Zudem lässt sich das intermittierende Fasten gut in den Alltag integrieren und recht gut durchhalten.

Fasten nach F.X. Mayr

Die Mayr-Kur stellt ein ganzheitliches Gesundheitsprogramm aus Teefasten, einer Milch-Semmel-Kur und Schonkost dar. Hautpsächlich wird hier eine gründliche Darmsanierung sowie eine Entsäuerung und Umstimmung des gesamten Organismus angestrebt. Studien belegen außerdem, dass sich das Immunsystem durch die Mayr-Kur verbessern kann.

Die Mayr-Kur wird auch als “Semmel-Milch-Diät” bezeichnet, da morgens und mittags eine sogenannte „Kursemmel” mit Milch gegessen wird. Sie kann zu Hause durchgeführt werden, wird aber eher zur stationären Durchführung empfohlen. Es gibt verschiedene Formen der Mayr-Kur, zum Beispiel mit und ohne Mengenbeschränkung der Brötchen.

Besonders geachtet wird bei der Mayr-Kur auf reichlich Flüssigkeitszufuhr, Bauchbehandlungen mit Wärmflasche, Wickel und Massagen sowie auf die Einnahme von Bittersalz zur Darmreinigung.

Saftfasten

Bei dieser Form des Heilfastens werden nicht nur Wasser und ungesüßte Tees, sondern auch frisch gepresste Obst- oder Gemüsesäfte getrunken, von denen täglich bis zu sieben Gläser empfohlen werden. Reichlich Wasser und Tee kommt außerdem dazu. Gleichzeitig wird körperliche Bewegung ausgeübt. Saftfasten soll vor allem den Stoffwechsel entlasten und das natürliche basische Gleichgewicht des Körpers wieder herstellen.

Oft wird eine Saftkur nur über ein Wochenende durchgeführt. Durch begleitende Maßnahmen wie Massagen oder Saunagänge wird das Wohlbefinden gefördert, Bewegung an frischer Luft regt den Kreislauf an. Das Saftfasten bietet sich deshalb für ein “Rundum-Wellness-Wochenende” an.

Wer Magenprobleme oder eine Fruktose-Unverträglichkeit hat, kann beim Saftfasten evtl. Durchfall bekommen. In diesem Fall hilft es, auf Gemüsesäfte auszuweichen.

Schrothkur

Bei einer Schrothkur wechseln sich Trink- und Trockentage ab. Hier setzt man neben Flüssigkeit auf eine vegetarischen Diät mit hohem Kohlenhydrat- und geringem Salz-, Fett- und Eiweißanteil. An Trockentagen gibt es nur je ein Glas Tee und Obstsaft, dazu einen Wacholderschnaps. An “kleinen Trinktagen” ist nur ein halber Liter Flüssigkeit, an “großen Trinktagen” ein Liter Wasser, Tee oder Säfte erlaubt. Die Schrothkur wird bevorzugt  stationär über mehrere Wochen durchgeführt. Ergänzt wird die Ernährung durch Kurpackungen und Schwitzen.

Begründet wurde diese Kur von dem Fuhrmann Johann Schroth (1798-1856), der durch eine Knieverletzung nach einem Huftritt die heilende Wirkung feuchter Umschläge schätzen lernte und zudem beobachtete, dass kranke Tiere aufs Fressen verzichten und nur trinken.

Bei der originalen Schrothkur wird vor Flüssigkeitsdefiziten gewarnt und die Gabe von Alkohol bei nur geringer Flüssigkeitszufuhr kritisch gesehen.

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Helga Boschitz
Autor: Helga Boschitz

Helga Boschitz, Jahrgang 1966, ist freie Journalistin und Texterin, lebt in Nürnberg und gehört seit Januar 2016 zum apomio.de-Team. Nach Studium und Ausbildung arbeitete sie seit Anfang der 1990er-Jahre als Magazinredakteurin und Moderatorin in Hörfunk- und Fernsehredaktionen u.a. beim Südwestrundfunk, Hessischen Rundfunk und Westdeutschen Rundfunk. Medizin- und Verbraucherthemen sind ihr aus ihrer Arbeit für das Magazin „Schrot und Korn“ sowie aus verschiedenen Tätigkeiten als Texterin vertraut.

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