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Erkrankungen von Leber und Gallenblase: Infektionen der Gallenwege

Kommentar schreiben Aktualisiert am 27. April 2018

Die Krankheitszeichen bei Lebererkrankungen sind häufig mehrdeutig und weisen eher auf Magen- oder Darmstörungen hin. Anders bei Gallenerkrankungen. Denn der Gallengang und die Gallenblase sind sehr schmerzempfindliche Organe, die schon bei geringfügigen Störungen unangenehme Beschwerden hervorrufen können. Welche Ursachen kommen für Infektionen der Gallenwege und der Gallenblase infrage? Welche Behandlungsmöglichkeiten sind anzustreben? Mehr dazu im folgenden Beitrag.

Infektionen der Gallenwege und der Gallenblase durch Gallensteinleiden

Infektionen bzw. Entzündungen der Gallenwege werden im medizinischen Sprachgebrauch als Cholangitis bezeichnet, die Infektion der Gallenblase lautet Cholezystitis. Meist sind diese Krankheitszustände Folge eines Gallensteinleidens, Cholelithiasis. Manchmal kann eine Entzündung aber auch bei steinfreier Gallenblase entstehen und als Folge schwerer Unfälle, Verbrennungen oder Operationen auftreten. Da Gallensteine anfänglich zunächst keine Beschwerden hervorrufen, werden sie lange Zeit oft gar nicht bemerkt. Ultraschall-Untersuchungsmethoden sind geeignet, Gallenwege sowie Steinleiden schmerzfrei zu diagnostizieren. Häufig werden sie auch nur zufällig bei einer röntgenologischen Untersuchung oder bei einer Operation festgestellt. Gallensteine kommen sehr oft vor. Etwa jeder vierter Mensch ist Gallensteinträger; dabei werden Frauen ungefähr fünfmal häufiger von Gallensteinen betroffen als Männer. Krankheitserscheinungen zeigen sich etwa nur bei jedem zehnten Gallensteinträger. Noch nicht gänzlich geklärt ist, warum Gallensteine wirklich entstehen. Eine Erklärung ist, dass eine Störung des Schleimstoffgefüges dafür verantwortlich ist: Die Gallenflüssigkeit, insbesondere die eingedickte Galle der Gallenblase, stellt eine übersättigte Lösung dar. In hoher Konzentration sind Gallenfarbstoffe und Gallensäuren enthalten und werden durch die Schleimstoffe in Lösung gehalten. Ist das Schleimstoffgefüge gestört (Entmischung des Kolloidsystems) kommt es zur Kristallbildung einzelner oder mehrerer der gelösten Stoffe und zur Lagerung eines Kristallisationskerns. So kann es zur Bildung eines Gallensteins, dessen Größe sogar die ganze Gallenblase ausfüllen kann, oder vieler kleiner Gallensteine kommen, die ebenfalls Beschwerden bereiten können, wenn sie den Gallenweg verstopfen und die Gallenflüssigkeit nicht mehr abfließen kann. Entzündungen und Infektionen sind dann möglich. Eine Entzündung der Gallenwege ist immer eine bakterielle Entzündung, die dadurch bedingt ist, dass aufgrund der Gallenabflussbehinderung, die Besiedlung der Erreger zunimmt und die Gefahr der Bakterinämie besteht. Zu den wesentlichen Leitkeimen zählen unter anderem:

  • Escherichia coli (23 bis 74 %)
  • Klebsiella species (1 bis 39 %)
  • Enterobacter species (4 bis 28 %)
  • Staphylokokken (KNS 2 bis 33 %)
  • Streptokokken (1 bis 33 %)
  • Enterokokken (3 bis 18 %)
  • Pseudomonaden (2 bis 10 %)
  • Proteus vulgaris (3 bis 22 %)
  • nach interventionellen Eingriffen auch nosokomiale Erreger

In der Regel liegen aber auch Mischformen vor. Nachfolgend können Komplikationen, wie Pankreatitis, Leberabszesse, Zirrhose und Sepsis entstehen. Das Vorliegen von Gallensteinen ist auch abhängig von Alter, Gravidität, genetischer Disposition, parenteraler Ernährung und Fettsucht.

Caroli-Krankheit: Die seltene angeborene Gallenwegserkrankung

Bei der Caroli-Krankheit, welche nach dem Erstbeschreiber Jacques Caroli, einem französischen Gastroenterologen benannt worden ist, handelt es sich um eine angeborene, autosomal rezessiv vererbte Erkrankung der Gallenwege, welche deutlich erweitert sind, sodass häufig Entzündungen und Steinbildung in den Gallenwegen auftreten. Beweisend für das Krankheitsbild ist, dass Zysten in der Leber mit den Gallenwegen in Verbindung stehen. Häufige Gallenwegsinfektionen können individuell von Patient zu Patient variieren – je häufiger, desto schlechter die Prognose, da die Lebensqualität stark darunter leidet. Leberabszesse oder eine Sepsis, ausgehend von der Gallenwegsinfektion kann die Lebenserwartung deutlich einschränken. Wird die Caroli-Krankheit mit einer Fibrose in der Leber begleitet, spricht man von Caroli-Syndrom.

Krankheitszeichen bei Gallensteinleiden

Je nach Größe und Lage der Gallensteine kann das Gallensteinleiden asymptomatisch, symptomatisch, akut oder chronisch verlaufen. Folgende Beschwerden können in Erscheinung treten:

  • Insbesondere nach fetthaltigen Speisen Schmerzen und Druckgefühl im rechten Oberbauch, oft nach rechts zum Rücken und zur Schulter hin ausstrahlend
  • Unverträglichkeit gegenüber fetthaltigen Speisen, Fettgebackenem, Kohlarten, Hülsenfrüchten, schwarzem Kaffee
  • gelegentlich Übelkeit und Appetitlosigkeit
  • Gallensteinkolik: plötzlich, einsetzende, heftige Schmerzen im rechten Oberbauch mit ausstrahlender Intensität und gleichzeitig Erbrechen möglich; im Anschluss an die Kolik entwickelt sich oft ein geblähter Leib

Liegt infolge des Gallensteinleidens eine Entzündung der Gallenblase oder der Gallenwege vor, sind auch folgende Krankheitszeichen zu beobachten:

  • Fieber
  • Schüttelfrost
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Stuhlverfärbung
  • Starker Druckschmerz im Oberbauch
  • Druckempfindlichkeit im Oberbauch mit Verspannung der Bauchdecke

Komplikationen bei Gallenkolik

Die Komplikation der Gallensteinkolik: Festklemmen eines Steines im Hauptgallengang, sodass es nachfolgend zu einer Stauung des Gallenabflusses kommt und sich eine schwere Gelbsucht entwickelt, welche auch Verschlussikterus genannt wird. Die akute Gallenkolik kann nur durch Injektion stark wirkender schmerzlindernder und krampflösender Medikamente in den Griff bekommen werden. Sehr heiße, feuchte Leibumschläge werden von den Betroffenen zudem als angenehm empfunden. Auch Wasser, schluckweise getrunken, kann den starken Schmerz bei einer Gallenkolik zeitweilig lindern. Hat sich ein Gallenstein im Hauptgang festgeklemmt und zur anhaltender Gelbsucht geführt, muss operiert werden: Das Operationsrisiko ist heutzutage gering und die Beschwerden sind in der Regel danach ganz beseitigt. Die laparoskopische Cholezytektomie hat sich hier zum Gold-Standard in der Behandlung der chronischen und akuten Cholezystits entwickelt.

Prognose

Sofern eine Operation nicht in Betracht kommt und der Gallenabfluss nicht behindert ist, besteht bei derasymptomatischen Cholezystolithiasis keine Indikation zur Operation. Nach vorübergehend arzneilichen schmerzlindernden Maßnahmen kann eine Umstellung in der Ernährung Linderung verschaffen: Die Kost soll möglichst arm an solchen Nahrungsbestandteilen sein, die den Gallenfluss besonders anreizen. Fettgebackenes, überhaupt fette Speisen, Bohnenkaffee und starke Gewürze sind zu meiden. Darüberhinaus soll der Darm entlastet werden, eine Zurückhaltung im Genuss von Hülsenfrüchten und Kohlarten sollte angestrebt werden.

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J. Ehresmann
Autor: J. Ehresmann

Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.

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