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#wirbleibenzuhause - So kommen Sie gut durch die häusliche Quarantäne

Kommentar schreiben Aktualisiert am 31. März 2020

Die Covid-19-Pandemie stellt uns vor völlig neue Herausforderungen. Mittlerweile gelten bundesweite Ausgangsbeschränkungen, Schulen und Kitas sind geschlossen, mehr und mehr Menschen befinden sich in behördlich angeordneter Quarantäne. Keine einfache Situation für jeden Einzelnen. Familien mit kleinen Kindern sind nun ganz besonders gefordert.

 

Aus aktuellem Anlass beschäftigen wir uns in folgendem Artikel eingehend mit Quarantäne und häuslicher Isolation. Wir wirken sich diese körperlich und psychisch auf uns aus? Warum ist bei Kindern in Quarantäne besondere Wachsamkeit gefragt? Und wie erklärt man den Kleinsten die Notwendigkeit einer solchen Isolation? Der Fokus wird klar auf Maßnahmen gelegt, die die psychische und körperliche Stabilität bei Groß und Klein fördern sollen.

 

Inhaltsverzeichnis

 

Häusliche Quarantäne in Deutschland

 

Quarantäne – auch häusliche Absonderung – kann entweder auf freiwilliger Basis auf Empfehlung des Gesundheitsamtes erfolgen oder aber auch behördlich angeordnet sein. In der Regel wird eine Quarantäne dann angeordnet, wenn ein hohes Ansteckungsrisiko vorhanden ist. Aktuell ist das dann der Fall, wenn es innerhalb der letzten zwei Wochen zu einem engen Kontakt mit einem bereits Erkranktem gekommen ist (COVID-19-Diagnose muss labordiagnostisch bestätigt sein) beziehungsweise zu Aufenthalten in Hochrisikogebieten.1

 

Die Quarantäne soll ganz klar die weitere Verbreitung der Erkrankung verhindern. Sie ist für die Dauer der maximalen Inkubationszeit von 14 Tagen einzuhalten. Nicht nur der eigene Schutz steht hier im Fokus, sondern vor allem jener der Allgemeinheit.

Die behördliche Anordnung einer Quarantäne ist in Deutschland durch das Infektionsschutzgesetz (IfSG) geregelt. Die Einhaltung wird nicht nur kontrolliert, Verstöße werden auch entsprechend geahndet (Freiheits- oder Geldstrafe).2

 

Wie wirkt sich Quarantäne auf Körper und Psyche aus?

 

Das Bundesgesundheitsministerium streicht ganz klar heraus, dass eine Quarantäne im Sinne des allgemeinen Schutzes absolut sinnvoll ist, dabei aber natürlich dennoch als belastend erlebt wird. Von einen Tag auf den anderen fallen haltgebende Strukturen wie Berufstätigkeit, Schule oder Kindergarten sowie Freizeitgestaltung weg. Parallel dazu schwebt die Angst vor einer Erkrankung im Raum. Das Gefühl der Isolation trifft viele mit voller Wucht und wirkt sich auf unser seelisches und körperliches Wohlbefinden aus.3

 

Isolation sowie tiefgreifende Veränderungen im Alltag müssen ganz plötzlich ausgehalten werden. Das erfordert nicht nur Flexibilität, sondern auch einen sehr bewussten Umgang mit aufkommenden Ängsten und Gedanken. Zudem ist man eventuell auch mit den Sorgen von Partner, Kindern, Familienangehörigen oder Freunden konfrontiert. Kein Wunder, dass sich das psychisch und körperlich bemerkbar macht – bei Erwachsenen und Kindern gleichermaßen!

 

Eine Familie sitzt am Frühstückstisch und die Tochter dreht sich vom Tisch weg.So leiden Groß und Klein in diesen Zeiten eventuell verstärkt unter Nervosität, Unruhe und wiederkehrenden Ängsten und Sorgen. Auch Unausgeglichenheit und Aggression können vorkommen. Bei vielen wirkt sich häusliche Isolation darüber hinaus auf Schlaf- oder Essverhalten aus. Schlaf- sowie Appetitstörungen sind dann keine Seltenheit. Auch Konzentrationsstörungen oder körperliche Symptome wie Kopf- oder Bauchschmerzen können vorkommen.

 

Bei Kindern zeigen sich darüber hinaus vielleicht auch Verhaltensweisen, die ihrem eigentlichen Entwicklungsstand nicht entsprechen. So können sie unter Umständen wieder in eine Babysprache verfallen, zeigen auf einmal Verlustängste, sind ungewöhnlich anhänglich beziehungsweise nässen oder koten plötzlich wieder ein. Auch psychosomatische Beschwerden wie Bauchschmerzen, Übelkeit oder Kopfschmerzen treten bei Kindern häufig auf.4

 

Wie kann man Kindern die Notwendigkeit von Quarantäne erklären?

 

Quarantäne oder Ausgangsbeschränkungen sind etwas völlig Neues für uns. Damit sie sich an diese ungewöhnliche Situation anpassen können, muss man Kindern empathisch begegnen und ihnen ausreichend Zeit geben. Geduld ist nun gefragt! Doch wie erklärt man einem Kind am besten, warum es nun zwingend zuhause bleiben und Kontakte zu anderen vermeiden muss?

 

Die Bundesregierung empfiehlt hier, Fragen ernst zu nehmen und sie so ehrlich wie möglich zu beantworten. Dabei sollte man als Elternteil authentisch bleiben. Kann man aufkommende Fragen nicht beantworten, muss man das seinem Kind auch so zurückmelden.

 

Wichtig ist es, kindgerechte Worte für das zu finden, was gerade passiert. Vermeiden Sie verwirrende Fremdworte oder langatmige Erklärungen. Den Fokus darauf zu legen, was jeder Einzelne beitragen kann (Handhygiene, Abstand wahren) sowie klar darzulegen, weshalb Maßnahmen wie Quarantäne oder Ausgangsbeschränkungen notwendig sind, macht Sinn. Kinder verstehen sehr gut, dass sich auf diese Weise der Virus weniger rasch ausbreitet.5

 

Kinder in Quarantäne – besondere Wachsamkeit gefragt

 

Die aktuelle Situation wirkt sich auf Kinder ebenso aus wie auf Erwachsene. Empathie und Wachsamkeit von Seiten der Eltern sind nun besonders gefragt. Es ist wichtig, auf ungewöhnliche Verhaltensweisen zu achten. Kinder sehen die Welt mit ganz eigenen Augen, ihre Sorgen sind vielleicht nicht gleich offenkundig. So lösen Menschen mit Schutzkleidung und Masken eventuell größere Ängste aus als das Virus selbst. Oder die Sorge, dass Oma oder Opa sterben könnten, wird übermächtig.

 

Jegliche Ängste der Kinder sind ernst zu nehmen. Dem Nachwuchs empathisch zu begegnen und Sorgen kindgerecht zu besprechen, ist wichtig. Dabei sollte gut darauf geachtet werden, eigene Ängste nicht versehentlich auf den Nachwuchs zu übertragen. Kinder spiegeln ihre Bezugspersonen nämlich mitunter sehr deutlich.

 

Wie kommt man gut durch die Quarantäne?

 

Um möglichst gut durch die Quarantäne zu kommen, ist es wichtig, Strukturen zu schaffen und den Alltag zu füllen. Davon profitieren Erwachsene und Kinder gleichermaßen.

 

Sinnvoll ist in jedem Fall:

 

  • Sich bewusst machen, warum die Quarantäne wichtig ist (zum Schutz der Allgemeinheit; um Verbreitung des Virus zu verhindern)
  • Strukturen schaffen
  • Kinder in ihrem Zeiterleben unterstützen (zum Beispiel mit einem Abreißkalender)
  • Ermöglichung sozialer Kontakte (unter Zuhilfenahme technischer Möglichkeiten)
  • Bildungsmöglichkeit schaffen
  • Mentale und körperliche Betätigung ermöglichen
  • Entspannungsübungen einsetzen
  • Eine positive Grundhaltung vermitteln6

 

Das fördert die psychische Stabilität bei Groß und Klein

 

Der Alltag sollte nun so gut wie möglich strukturiert werden. Eine konkrete Tagesplanung, die gerne auch schriftlich festgehalten werden kann, hilft hierbei sehr.

 

Arbeits-/Lern- und Freizeit sollten deutlich voneinander abgegrenzt sein. Neben konkreten gemeinsamen Aktivitäten, müssen auch Rückzugmöglichkeiten für jeden Einzelnen gewährleistet sein. Das hilft dabei, Reibereien und Konflikte so gut wie möglich zu reduzieren. An Erziehungsprinzipien muss jetzt übrigens nicht starr festgehalten werden. Eltern dürfen nun ruhig ein wenig Nachsicht walten lassen – schon allein im eigenen Interesse. Für den üblichen Erziehungsauftrag ist auch nach der Isolation noch genügend Zeit.7

 

Körperliche und geistige Aktivität sowie das Pflegen sozialer Kontakte mit Hilfe technischer Möglichkeiten, hilft Groß und Klein dabei, physisch und psychisch fit zu bleiben. Darüber hinaus sollte auf moderaten Medienkonsum geachtet werden. Das betrifft die On-Screen-Zeit ebenso wie das Verfolgen der medialen Berichterstattung.8 

 

Kinder und Quarantäne: Langeweile vorbeugen

 

Quarantäne und häusliche Isolation können dazu führen, dass einem sprichwörtlich die Decke auf den Kopf fällt. Vor allem Eltern stehen vor der Herausforderung, die Kleinen bei Laune zu halten. Dabei hilft es, auf Positives zu fokussieren. Plötzlich ist Zeit für Dinge übrig, die sonst definitiv zu kurz kommen. Vielleicht werden ja sogar neue Hobbys entdeckt?

 

Eine Mutter kocht mit ihren kleinen Kindern.Abgesehen von Bewegung und Bildung – diese sollen später noch in den Fokus genommen werden – haben wir folgend einige Vorschläge, um den Nachwuchs sinnvoll zu beschäftigen. So kommt bestimmt keine Langeweile auf!

 

  • Back- und Kochexperimente wagen
  • Indoor-Gärtnern (Kresse säen, Keimlinge ziehen, …)
  • Fotos ansehen (Kinder- und Jugendbilder von Mama und Papa interessieren den Nachwuchs besonders)
  • Fotoalben gestalten
  • Ausmisten (und so Platz für neues Spielzeug für die Zeit nach der Isolation schaffen)
  • Malen, basteln und bauen (Kinder lieben vor allem kreatives Arbeiten mit Holz oder Karton)
  • Ein Tagebuch beginnen (für ältere Kinder geeignet)
  • Briefe oder Mails an Verwandte und Freunde schreiben 
  • Bücher (vor-)lesen (zum Beispiel gemütlich in der Badewanne oder in einer selbstgebauten Höhle mit Taschenlampe)
  • Eine Schnitzeljagd oder Schatzsuche veranstalten
  • Origami falten (daraus lässt sich auch tolle Deko machen)
  • Gemeinsam Hörspiele anhören
  • Ein Familienquiz veranstalten
  • Zirkus spielen
  • Eine Collage anfertigen (zum Beispiel aus Familienbildern)
  • Geschichten und/oder Spiele erfinden
  • Gesellschaftsspiele spielen
  • Theaterstücke ausdenken/proben/aufführen (und Videos davon machen)
  • Karaoke ausprobieren
  • Seifenblasen machen (am besten in der Badewanne)

 

Natürlich ist – je nach Alter des Kindes – auch Medienzeit in Ordnung. In Anbetracht der Umstände kann diese nun auch ein klein wenig ausgedehnt werden. Man sollte aber dennoch darauf achten, dass es in Summe nicht zu viel wird.

 

Bildung funktioniert auch zuhause

 

In Zeiten der häuslichen Isolation und Quarantäne werden Eltern nun plötzlich zu Lehrkräften. Gar nicht einfach, einen Weg zu finden, um Lernstoff zu transportieren. Wichtig ist es, Lern- und Arbeitszeit deutlich von Freizeit abzugrenzen. Das schafft Struktur und hilft dabei, geistig aktiv zu bleiben. 

 

Scheuen Sie sich nicht, Rücksprache mit Schule und Lehrern zu halten. Dafür sind diese da. So gewinnen Sie einen guten Überblick darüber, was vertieft werden sollte. Auch bei Unsicherheiten, offenen Fragen oder dem Wunsch nach weiterem Übungsmaterial, ist die Schule der richtige Ansprechpartner. Je jünger der Nachwuchs ist, desto wichtiger ist ein spielerischer Umgang mit Lerninhalten. Auch auf ausreichend Verschnaufpausen sollten Sie achten. Ältere Kinder teilen sich ihr Lernpensum am besten selbst ein. Bei Bedarf können Sie hierbei unterstützen.9  

 

Übrigens helfen auch Lern- und Gesellschaftsspiele dabei, geistig gut in Form zu bleiben. Darüber hinaus können Sie Ihrem Kind Rätsel oder Knobelaufgaben zur Verfügung stellen. Auch lesen, Hörspiel hören sowie Tagebuch oder Briefe schreiben erweitert den Horizont.

 

Soziale Kontakte pflegen in Quarantäne

 

Wir Menschen sind soziale Wesen. Ausgangsbeschränkungen und Quarantäne setzen uns daher rasch zu. Verlieren wir den Kontakt zu Angehörigen, Freunden, Bekannten und Arbeitskollegen, kann sich das psychisch wie physisch negativ bemerkbar machen.

 

Zum Glück leben wir in einer Zeit, in der wir eine Vielzahl an technischen Möglichkeiten zur Verfügung haben, um trotzdem vernetzt zu bleiben. Auch Kinder sollten diese nun vermehrt nutzen, um ihre Sozialkontakte zu pflegen. Ob Videotelefonie, Videokonferenzen am PC oder Laptop, normale Telefonate, WhatsApp, SMS oder der gute alte Brief – erlaubt ist, was dem Nachwuchs Spaß macht. Den virtuellen Austausch mit Oma, Opa, sonstigen Verwandten, Bekannten, Schulfreunden oder Nachbarn sollten Eltern nun unbedingt fördern. 

 

Kinder in Quarantäne: Bewegung ist wichtig

 

Ausreichend Bewegung ist für Kinder in Quarantäne ganz besonders wichtig. Wenn sämtliches Austoben in die Wohnräume verlagert werden muss, mag das sicherlich herausfordernd sein. Hier ist ein wenig Kreativität gefragt. Und natürlich muss man dem Nachwuchs auch entgegenkommen. Mögen Herumspringen im Bett oder Ballspiele in der Wohnung sonst vielleicht verboten sein – in häuslicher Quarantäne ticken die Uhren anders!

 

Was an Material vorhanden ist, darf genutzt werden. Springseil, Sofa, Betten, Rutschautos, Trampolin, Hometrainer, Bälle oder Turnmatte – ganz egal! Erlaubt ist, was Spaß macht (und natürlich mit keinem allzu großen Verletzungsrisiko verbunden ist). Auch Klassiker wie Verstecken, Fangen oder Reise nach Jerusalem sind nun gefragt. Einige Vorschläge für Indoor-Bewegungsspiele finden Sie abschließend:

 

  • Zielschießen: Man nehme einen Korb oder Kübel sowie verschiedene Wurfgeschosse und schon kann es losgehen.
  • Bewegungsparcours/Hindernisläufe: Freie Flächen in Wohn- oder Kinderzimmer eignen sich prima, um Hindernisläufe oder Bewegungsparcours aufzubauen. Da darf auf Seilen balanciert, über Stühle geklettert, um Konservendosen gelaufen oder der eine oder andere Purzelbaum geschlagen werden – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt!
  • Socken-Fußball: Wird mit einem echten Fußball in der Wohnung gekickt, ist das eher keine gute Idee. Mit einem Sockenpaar als Ball halten sich Schäden aber definitiv in Grenzen und Spaß bringt es obendrein.
  • Nicht-den-Boden-Berühren: Schon Pippi Langstrumpf liebte dieses Spiel, bei dem man sich durch einen Raum bewegen muss, ohne den Boden zu berühren. Dem Nachwuchs wird es da nicht anders gehen. Das Spiel lässt sich übrigens gut mit dem Bewegungsparcour verbinden.
  • Luftballon-Badminton: Man nehme Tischtennisschläger (alternativ auch zusammengerollte Zeitungen oder Kochlöffel), einen Luftballon und lasse das Spiel beginnen!

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Daniela Jarosz
Autor: Daniela Jarosz

Daniela Jarosz ist Sonder- und Heilpädagogin. Während des Studiums hat sie sich intensiv mit Inhalten aus Medizin und Psychologie auseinandergesetzt. Sie arbeitet seit vielen Jahren im psychosozialen Feld und fühlt sich außerdem in der freiberuflichen Tätigkeit als Autorin zuhause. Im redaktionellen Bereich hat sie sich auf die Fachrichtungen Medizin, Gesundheit, Nachhaltigkeit, Work-Life-Balance sowie Kinder und Familie spezialisiert.

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