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Warum uns Träumen gut tut

Kommentar schreiben Aktualisiert am 29. April 2015

Traumbilder sind verschlüsselte Botschaften. Wer sich mit seinen Träumen beschäftigt, kann etwas über seine Stärken und Schwächen und seine emotionale Befindlichkeit erfahren. Es ist sogar möglich, Lösungen für Probleme zu erkennen. Träume bieten außerdem Raum zur Verarbeitung des Alltags und sind daher notwendig für die psychische Gesundheit. Wer nicht träumt, wird seelisch krank. Doch wir erleben nicht nur unsere Träume, sondern sind auch in der Lage, sie zu beeinflussen.

Wirken sich unsere Träume auf die Gesundheit aus?

Was im Alltag tiefen Eindruck hinterlässt, wird im nächtlichen Kopfkino verarbeitet und sortiert. Das Gehirn entscheidet, was wichtig ist und im Langzeitgedächtnis abgespeichert wird, und was gelöscht werden kann. Träume haben damit eine Reinigungsfunktion. Sie schaffen Platz für neue Erfahrungen, sagt der Schlafforscher Dr. Björn Walther.

Träume dienen außerdem der Psychohygiene. Ereignisse und Gefühle, die am Tag nicht genügend Beachtung fanden, kommen wieder aufs Tapet und können so meist verarbeitet werden.

Ohne Träume leidet die psychische Gesundheit. In Langzeitstudien wurden Teilnehmer immer zu Beginn ihrer Traumphase geweckt. Schon nach zwei Tagen wurden sie nervös, depressiv oder aggressiv. Andere Untersuchungen haben gezeigt, dass nach 15 Nächten ohne Träume Angstgefühle und starke Reizbarkeit auftraten. Außerdem kamen die Teilnehmer nach dieser Zeit nicht mehr in den erholsamen Tiefschlaf.

Wir brauchen Träume für unser psychisches Gleichgewicht.

Kann man Träume lenken?

Im Klartraum oder luziden Traum ist dem Träumer bewusst, dass er träumt. Das ermöglicht ihm, in den Traum einzugreifen und ihn willentlich zu steuern. Im Traum gibt es keine Grenzen. Es geschieht alles, was sich der Klarträumer wünscht. Das lässt ihn fliegen, durch Wände gehen und alles erleben was ihm Spaß macht.

Klarträumen hat aber auch einen ganz konkreten Nutzen. So können Menschen mit Albträumen Abstand zu den schrecklichen Bildern der Nacht gewinnen und sie neu gestalten. Sie geben sich Kräfte im Traum, um das Geschehen zu wenden und den Albtraum gut enden zu lassen.

Auch Ängste, z.B. vor dem Reden vor vielen Menschen, können angegangen werden. Der Träumer spricht frei vor einer großen Gruppe. Er hat keine Angst, denn es ist nur ein Traum. Diese neue Erfahrung gibt ihm Mut, es auch in der Realität zu versuchen. Wer sich im Klartraum mit schwierigen Situationen beschäftigt, z.B. einer Operation oder einer Prüfung, kann sie besser bewältigen.

In Klarträumen liegt außerdem ein hohes Maß an Kreativität. Einstein soll seine Formel im Traum gesehen, Paul McCartney sein „Yesterday“ das erste Mal gesummt haben.

Auch komplizierte Bewegungsabläufe beim Sport, z.B. beim Hochsprung oder Snowboarden, können durch gezieltes Training im Klartraum schneller verinnerlicht werden.

Klarträumen ist manchen Menschen, besonders Kindern, spontan möglich. Ansonsten kann es erlernt und trainiert werden.

Was passiert im Körper, wenn man träumt?

Während im Kopfkino die wildesten Abenteuer bestanden werden, wird der Körper ruhig gestellt. Dadurch ist gesichert, dass der Träumer seine Erlebnisse nicht durch Treten oder Schlagen mit dem Körper ausagiert und sich oder seinen Bettnachbaren verletzt. Lediglich in flachen Traumphasen kann es zu leichten Zuckungen in Armen und Beinen kommen. Das Einzige, was sich ganz typisch bewegt, sind die Augen. Sie rollen und zucken hinter den geschlossenen Lidern. Deshalb nennt man die Traumphasen auch REM-Phasen. Das kommt aus dem Englischen: „Rapid (schnell) Eye (Auge) Movement (Bewegung). Die Traumaktivität zeigt sich auch in erhöhtem Puls und Blutdruck, unregelmäßiger Atmung, einer schwankenden Herzfrequenz und einem Energieverbrauch, der dem des Wachzustands ähnelt.

Träumt man mehr schlechte als gute Dinge?

Definitiv ja. Verstärkt wird diese klare Tendenz in Phasen von Schmerz und Kummer oder großem Stress. Sinn ist auch hier, schwer verdauliche Ereignisse zu verarbeiten. Die Schlafforscherin Rosalind Cartwright spricht vom Traum als nächtlichen Therapeuten. Eindrücke, die im Traum wieder und wieder durchgearbeitet werden, sind irgendwann auch verarbeitet.

Träumen Männer anders als Frauen?

Das Alltagsleben und –empfinden spiegelt sich in der Traumwelt wieder. Träume sind eine Fortsetzung dessen, was wir tagsüber denken, fühlen und erleben, sagt der Traumforscher Dr. Michael Schredl. Männer träumen mehr von Aggressionen, Waffen, Sexualität und Situationen, die sich in der Außenwelt abspielen. Frauen träumen vor allem von zwischenmenschlichen Konflikten und Gefühlen. Sie haben auch mehr Albträume als Männer. Für Albträume prädestiniert sind sehr sensible, dünnhäutige Menschen. Das klingt stark nach klassischer Rollenverteilung. Hier gibt es sicher Ausnahmen, wenn ein Mann sehr gefühlsbetont ist oder wenn sich eine Frau, umgeben von einem Heer des anderen Geschlechts, durch ihre Berufswelt kämpfen muss.

Warum kann man sich an Träume nicht erinnern?

Das Kopfkino findet in bestimmten Phasen während des Schlafs statt. Normalerweise erinnert man sich nur an seine Träume, wenn man am Ende einer solchen Phase aufwacht. Wichtig ist auch der Wunsch und Wille, zu wissen, was man träumt. Dazu beschließt man ganz klar vor dem Einschlafen, dass man sich an seine Träume erinnern wird. Will man mehr über seine Traumwelt erfahren, führt man am besten ein Traumtagebuch, das neben dem Bett liegt, und trägt seine Erinnerungen sofort nach dem Aufwachen ein.

Träumt man jede Nacht , wenn ja, in welcher Schlafphase?

Man träumt jede Nacht, besonders intensiv in den Traum- oder REM-Phasen.Unser Schlaf hat einen Rhythmus. Nach 20-30 Minuten leichtem Schlaf, der Einschlafphase, folgen 4-6 Sequenzen, in denen sich Tiefschlaf- und Traumphasen abwechseln. Dabei nimmt der Anteil der Tiefschlafphase im Laufe der Nacht ab und die Länge der Traumphase zu. Am intensivsten und längsten träumen wir deshalb gegen Morgen.

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Beate Helm
Autor: Beate Helm

Beate Helm, Heilpraktikerin, freie Redakteurin und Autorin für Gesundheitsthemen und Persönlichkeitsentwicklung. Selfpublisherin. Weiterbildungen in Ernährungswissenschaft, Homöopathie, Pflanzenheilkunde, Ayurveda, psychologischer Beratung und systemischer Therapie. Langjährige Erfahrung in Yoga und Meditation. Bei apomio seit 04/2015.

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