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Nachgefragt bei Frau Helm: Homöopathie – alles nur Einbildung??

Kommentar schreiben Aktualisiert am 29. August 2019

Irgendeine Naturheilweise steht immer unter Beschuss. Im Moment ist es die Homöopathie. Sie wird ja gerne ins Lächerliche gezogen mit ihren Kügelchen, in denen gar nichts drin ist. Voll der Fake. Wie blöd kann man nur sein, als Arzt, Heilpraktiker und Patient. 

 

Die unvermeidlichen Angriffe

 

Eigentlich ist es nicht besonders originell, was immer mal wieder aufgewärmt wird: Wo ist die Substanz, die man abmessen und wiegen kann? Was ist das für ein Hokuspokus: Milchzucker mit der energetischen Information von Pflanze, Tier oder Mineral? Wir sind doch nicht im Mittelalter. Heute, wo es eine so lupenreine, sterile, hochentwickelte Medizin gibt, wozu brauchen wir dann noch fragwürdige, wertlose Kügelchen aus den Händen eines Scharlatans?

 

Eine neuere Attacken der ganz besonderen Art: Erfolge mit Homöopathie sind nur Einbildung

 

Es gibt ja immer wieder Steigerungen. Dass so manch einer nichts von der Homöopathie hält, ist für mich völlig okay. An bösartige Stimmen über die Heilmethode, die nur Placebo sein soll, gewöhnt man sich auch fast schon über die Jahre. Ein neuer Knüller ist die Wandlung einer ehemals homöopathisch arbeitenden Ärztin, welche die Seiten gewechselt hat (das sind die schlimmsten) und jetzt umso doller über ihre frühere berufliche Überzeugung herzieht. Sie ist dank der Interpretation eines Psychologiebuchs zu dem Schluss gekommen, dass Ihre Erfolge mit der Homöopathie, die sie immerhin drei Jahre lang in ihrer Privatpraxis hatte, nur Einbildung ihrer Patienten und ihrer selbst waren. Eigentlich fanden keine Heilungen statt, sondern nur Einbildungen.

 

Nach dieser „Erkenntnis“ machte sie ihre Praxis zu und wendet sich jetzt der ordentlichen Medizin zu, die man unterm Mikroskop beweisen kann. Denn nur die ist wahr. Brav, brav, wird Papi sicher sagen. Endlich wird das Mädchen vernünftig und erwachsen. Doch damit nicht genug. Jetzt reist sie durch die Lande, um die Menschen vor dem Unbill der Hahnemannschen Methode zu retten genauso, wie sie sich in letzter Minute hat retten können. Was, wenn die Menschen selbst denken und zu entscheiden können und gar nicht von ihr gerettet werden möchten. Mein Tipp: Einfach nicht beachten und ins Leere laufen lassen. Wie bei kleinen Kindern. Dann machen ihr ihre Missionsauftritte sicher bald keinen Spaß mehr.

 

Alles nur Placebo?

 

Warum wirken homöopathische Mittel dann auch bei Säuglingen, Kleinkindern und Tieren?

 

Heilerfolge in der Homöopathie sind nur ein Sache der Zuwendung und Empathie

 

Erfolge mit der Homöopathie sollen nichts mit den Arzneien zu tun haben. Sie sind nur Folge der Zuwendung und des Einfühlungsvermögens: Der Therapeut fühlt sich in den Patienten ein. Der Patient fühlt sich gesehen und verstanden. Deshalb wird er gesund. Es ist zwar neurobiologisch erwiesen, dass Zuwendung zur Heilung beiträgt. Aber wenn sie alleine genügen würde, warum wird sie nicht als Allheilmittel in allen Arztpraxen eingeführt? Wenn das so maßgeblich ist mit der Zuwendung und dem menschlichen Faktor insgesamt, warum spielt es in der Ausbildung zum Mediziner überhaupt keine Rolle? Warum wird der Patient auf ein Stück Fleisch reduziert?

 

Ein Kurs in Psychologie und Zuwendung für alle?

 

Und wenn man das mit der Zuwendung in der etablierten Medizin selbst mal ausprobiert? Ich stelle mir vor, man gibt einem Einser-Abi-Schulabsolventen nach dem Medizinstudium einen Patienten und eine Stunde Zeit für Zuwendung und Empathie. Da würde ich gerne Mäuschen spielen. Der weiß ja gar nicht, was er da machen soll. Null geschult im Umgang mit Menschen. Erst mal googeln, was Empathie überhaupt ist. Dann fehlt jede Persönlichkeitsentwicklung (zumindest über das Studium). Ohne die ist eine ganzheitliche Behandlung gar nicht möglich. Wer sich mit ganzheitlichen Ansätzen befasst, kommt an der eigenen Person, Selbstanalyse und Selbsterkenntnis gar nicht vorbei. Sonst kann er Patienten auf ihrem Weg nicht begleiten. Und auch die homöopathischen Mittel haben das Zeug, destruktive Denkmuster zu durchbrechen und seelische Wunden ins Bewusstsein zu rufen, um sie zu bearbeiten. Der Gegner der ganzheitlichen Medizin, zu der auch die Homöopathie zählt, können gar nicht ermessen, was ihnen und ihren Patienten mit ihrer anmaßenden Ignoranz alles entgeht.

 

Das homöopathische Prinzip: Den Teufel mit dem Belzebub austreiben

 

Die Homöopathie ist anders als die anderen. Zugegeben. Das kommt, weil sie kein theoretisches, logisch herbeigeführtes Konzept hat. Sie basiert auf echten Erfahrungen aus dem Leben. Und aus diesen echten Erfahrungen und genialer Inspiration heraus entwickelt sich diese Naturheilweise ständig weiter. Sie steht mit beiden Beinen im Leben und nicht im Labor. Erfahrung und Methode ist, dass durch die künstliche, kurze Verstärkung der Krankheitssymptome durch das homöopathische Mittel der Körper dazu anregt wird, mehr Lebens- und Selbstheilungskraft zu entwickeln. Diese kann die Beschwerden und Erkrankungen, die heilbar sind, unter Mitarbeit des Patienten lindern und oft genug auch heilen. Sind Arzneimittel und Potenz (Verdünnung) richtig gewählt, ist diese Verstärkung nicht wahrzunehmen. D.h., eine Erstverschlimmerung muss nicht sein. Dass immer höhere Potenzen (Verdünnungen) immer stärker wirken, ist für so manchen geistig zu eng gestrickten Kritiker nicht nachvollziebar. Es ist aber erfahrungsgemäß so.

 

So entstehen Arzneimittelbilder in der Homöopathie – einfach nur ausprobieren?

 

Um zu wissen, wie ein homöopathisches Arzneimittel eingesetzt werden kann, werden Prüfungen an gesunden Menschen durchgeführt. Sie wissen nicht, um welches Mittel es sich handelt, und notieren den ganzen Tag die körperlichen, seelischen und geistigen Symptome, die während der Prüfung auftauchen. Die Symptome, die bei allen Teilnehmern übereinstimmen, werden dem Arzneimittelbild zugeschrieben. Es wird verordnet, wenn die Symptome des Arzneimittels genau den Beschwerden des Kranken entsprechen. Tierversuche, letale Dosis usw. sind für die Homöopathie unnötig und für mich indiskutabel. Funktioniert das? Ja! Seit über 200 Jahren.

 

Energetische Information als Heilmittel – wie soll das denn gehen?

 

Alles ist Energie. Energie wirkt. Wenn Sie in einen Tag lang mit 10 Kakteen oder einem negativ gestimmten Menschen in einem Raum sind, auch wenn er kein Wort mit Ihnen wechselt, geht es Ihnen nach diesem Tag anders, als wenn der Raum mit Rosen geschmückt ist und eine gut gelaunte Person neben Ihnen sitzt. Feinstoffliche Energie wirkt, nicht nur der Hammer bei „Hau den Lukas“.

 

Komplexmittel oder klassische Homöopathie

 

Was ich hier mit Homöopathie meine, ist in erster Linie die homöopathische Behandlung auf der Grundlage einer ausführlichen Anamnese, die klassische Homöopathie. Es haben sich im Laufe der Zeit aber auch bewährte Indikationen herausgestellt, vor allem bei akuten Beschwerden. Bekannte Beispiele: Zwiebel bei Fließschnupfen und Biene bei Insektenstichen und anderen Schwellungen. Kombiniert man mehrere bewährte Mittel für ein Krankheitsbild, spricht man von der Komplexhomöopathie. Sie funktioniert nicht im eigentlichen Sinne der klassischen Homöopathie. Aber aus meiner Sicht immer noch deutlich besser als eine synthetische, nebenwirkungsstarke Medizin. Komplexhomöopathie vereinfacht auch die Selbstmedikation mit einer natürlichen, nebenwirkungsfreien Behandlung. Für chronische Krankheiten braucht man einen Profi.

 

Nicht wissenschaftlich genug?

 

Die Übereinkunft der Mainstreammedizin, dass alles unter dem Mikroskop gefunden werden muss, ist eine eindimensionale Sichtweise, der sich immer weniger Menschen unterordnen wollen. Es gibt mehr. Der Mensch ist mehr. Das Leben ist mehr. Es gibt Gefühle, Gedanken, Erfahrungen, Eigenheiten, ein familiäres Umfeld, die kulturelle Prägung, der Zeitgeist. Sie alle laufen in ganz individueller Weise in einer Person zusammen. Jeder geht mit dem gleichen Ereignis, derselben Situation völlig anders um. Er nimmt sie anders wahr. Diese Unterschiede machen den Menschen zu der einzigartigen Persönlichkeit, die er ist. Sie sind Ausgangspunkt für seine körperliche, geistige und seelische Gesundheit, seine Resilienz, sein Background für Gesundheit, Krankheit und Heilung.

 

Soll dieser einzigartige Mensch gesehen und in seinem Selbstheilungsprozess unterstützt werden, helfen keine Leitlinien und Studien, deren Ergebnisse nie einheitlich sind. Man muss sich leider die Mühe machen, sich ausgiebig mit diesem Menschen zu beschäftigen, z.B. in einer homöopathischen Anamnese, die ihn mit jeder kleinsten Eigenheit erkennt und exakt das richtige homöopathische Mittel findet. Bei 10 Patienten mit derselben Krankheit können 10 verschiedene homöopathische Mittel gefunden werden: Für jeden seines. Bei dieser ganzheitlichen Methode sind 0-8-15-Studien sinnlos.

 

Studien sind Momentaufnahmen, unübersichtlich und widersprüchlich

 

Ich bin gerne auf dem neuesten Stand der Dinge. Deshalb flattern mir täglich auch die aktuellen Nachrichten aus der medizinischen Forschung per Mail ins Haus, wie der Newsletter vom Deutschen Ärzteblatt, Doc Chec News, Medscape usw. Außerdem recherchiere ich täglich zu medizinischen Themen und bin entsprechend im Dschungel der Studien unterwegs. Mein Ergebnis: Chaos pur. Es gibt zu so ziemlich allem Studien und Gegenstudien. Ich frage mich, ob es eine einzige Problemstellung in der Medizin gibt, die mit einem durchgehenden, einheitlichen Studien-Ergebnis geklärt werden kann.

 

Mir ist bisher keine begegnet. Studien sind Momentaufnahmen. Die Ergebnisse können jede Woche wieder anders aussehen. Ich finde es fast schon verantwortungslos, auf der Basis dieser Wirrnis auch nur eine Entscheidung für einen Patienten zu treffen oder gar eine Leitlinie für die Behandlung bestimmter Erkrankungen zu formulieren. Studien zur Homöopathie sind unnötig, da sich die Homöopathie aus dem Studium am Menschen ergeben hat. Sie machen keinen Sinn, da die Homöopathie nicht die Krankheit, sondern den individuellen Mensch behandelt. Dennoch für Studien-Fetischisten hier die Zusammenfassung der Studienergebnisse, die für 2016 vorliegt.1

 

Der heutige Patient ist erwachsen, mündig und informiert. Das ist gefährlich.

 

Menschen sind erwachsen genug, eigene Entscheidungen zu treffen, Erfahrungen zu machen, sie auszuwerten und zu beschließen, ob und wann sie welche Heilmethoden in Selbstmedikation oder mit Arzt oder Heilpraktiker. Sie sind informiert und vertrauen immer mehr ihrem eigenen Gefühl. Sie warten nicht darauf, ob sich dieses in Studien widerspiegelt. Sie warten auch nicht auf die klugen Reden, die Heilsbringer, die Besserwisser, die uns vor dem Verderben durch die Homöopathie bewahren wollen. Die meisten Menschen denken, fühlen und handeln eigenständig, auch in medizinischen Fragen. Das ist gefährlich. Das ist schon immer gefährlich gewesen: Menschen, die selbst denken und aus ihrem subjektiven Empfinden, ihrem Bauch heraus agieren. Am Establishment vorbei, hier an der Mainstream-Medizin vorbei. Die Menschen, die ich kenne, haben ihre Meinung zur Homöopathie eigenständig gefällt. Die meisten Pro, manche auch Kontra. Sie brauchen keinen, der ihnen erklärt, was richtig und falsch ist.

 

Wenn die Normmedizin als einzige effektiv ist, warum bewirkt sie dann so wenig

 

Wenn nur die Schulmedizin wirkt, warum besteht dann Interesse an einer ganzheitlichen Behandlung, wie sie die Homöopathie darstellt? Es geht doch allen gut und jeder erfreut sich bester Gesundheit.

 

Homöopathie – Medizin der Zukunft? 

 

Aus meiner Sicht gibt es keine Medizin der Zukunft in Form einer einzigen Methode. Meine Medizin der Zukunft sieht so aus, dass Heilung wieder als Impuls zur Aktivierung und Stärkung der eigenen Heilkräfte verstanden wird. Dass weder der Patient noch sein Körper entmündigt und für unfähig gehalten werden. Der Patient ist mündig und gleichberechtigt, der Körper ein faszinierendes Wunderwerk, das manchmal Unterstützung braucht. Die Zeit der Halbgötter und ihrer Studien in Weiß sind lange abgelaufen, auch wenn sie hier und da, z.B. mit einer haltlosen Kritik an Naturheilverfahren wie der Homöopathie, noch einmal aufmucken oder zumindest kurz zucken.

 

Ein Netzwerk gleichberechtigter Heiler und Mediziner

 

Die Medizin der Zukunft ist ein Netzwerk aus gleichberechtigten Heilkundigen, die sich wertschätzen: Der Chirurg schneidet den entzündeten Blinddarm und das Krebsgeschwür heraus und rettet dem Patienten das Leben. Damit ist die körperliche Manifestation einer seelisch-geistigen oder überpersönlichen Problematik entfernt. Das Krankhafte, das dahinter steckt und sich unbehandelt einen neuen Weg über eine Krankheit in die Sichtbarkeit bahnen wird, ist aber immer noch da. Es will gesehen, ernst genommen und behandelt werden. Dafür braucht man ganzheitlich arbeitende Heilkundige, z.B. Homöopathen.

 

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Beate Helm
Autor: Beate Helm

Beate Helm, Heilpraktikerin, freie Redakteurin und Autorin für Gesundheitsthemen und Persönlichkeitsentwicklung. Selfpublisherin. Weiterbildungen in Ernährungswissenschaft, Homöopathie, Pflanzenheilkunde, Ayurveda, psychologischer Beratung und systemischer Therapie. Langjährige Erfahrung in Yoga und Meditation. Bei apomio seit 04/2015.

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