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Morbus Bechterew (Spondylitis ankylosans)

Kommentar schreiben Aktualisiert am 01. August 2018

Eine besondere Form von entzündlichen Gelenkerkrankungen: Morbus Bechterew. Durch eine Entzündungsreaktion bilden sich Verknöcherungen an der Wirbelsäule. Die Folgen: Schubweise Rückenschmerzen und Gelenkprobleme. Bei schwerem Verlauf kann die Wirbelsäule versteifen. Lesen Sie mehr über Morbus Bechterew. 

 

Morbus Bechterew ist eine Form entzündlichen Rheumas und gehört daher zum rheumatischen Formenkreis und ist eine chronisch verlaufende Krankheit. Die Erkrankung trifft vor allem die Wirbelsäule und das Becken. Mediziner sprechen bei dieser Erkrankung auch von einer Spondylitis ankylosans, was so viel wie versteifende Wirbelsäulenerkrankung bedeutet.

 

Durch eine Entzündungsreaktion in den Wirbelgelenken (Arthritis) kommt es zu Veränderungen der Gewebestrukturen: An den Enden der Wirbel bilden sich Faserknorpel, die schließlich dazu beitragen, dass die Bänder und die kleinen Gelenke der Wirbel verknöchern und so eine Gelenksteifheit verursachen. Meist setzt die Veränderung am Iliosakralgelenk, also am unteren Ende der Wirbelsäule ein.

Ursache für Morbus Bechterew noch unklar

Warum genau diese Entzündungen im Bereich der Wirbel entstehen ist bislang noch nicht klar. Es wird vermutet, dass die genetische Veranlagung eine Rolle spielen könnte. Denn bei mehr als 80 Prozent der Bechterew-Patienten lässt sich eine genetische Besonderheit identifizieren: Ein spezielles Protein namens HLA-B27 soll bei der Entwicklung der Krankheit eine Rolle spielen. Es handelt sich um ein Protein des Immunsystems, das Krankheitserreger wie Magen-Darm-Viren oder Chlamydien erkennt und einschließt.

 

Bei Personen, die an Morbus Bechterew leiden, richtet sich dieser Mechanismus des Immunsystems gegen körpereigene Strukturen. Das Protein bekämpft aus ungeklärten Ursachen die Gelenke. Da Morbus Bechterew in Familien gehäuft auftritt, kann die genetische Veranlagung das Risiko für die Erkrankung steigern.

 

Auch die Infektion mit bestimmten Erregern wird im Zusammenhang mit Morbus Bechterew untersucht. Einige Bakterien und Viren stehen im Verdacht in Kombination mit dem Protein die chronische Autoimmunreaktion zu verursachen. Genaue Antworten gibt es bislang allerdings nicht, es müssen weiter Tests und klinische Studien erfolgen.

Morbus Bechterew als Ursache für Rückenschmerzen?

Die Erkrankung äußert sich meist erstmals zwischen dem 20 und dem 45 Lebensjahr. Die Erkrankung verläuft chronisch und schubweise. Betroffene berichten von Phasen mit starken Beschwerden, darauf folgen wiederum Wochen oder Monate ohne jegliche Symptome. Wie häufig diese Schübe auftreten ist von Patient zu Patient verschieden.

 

Das Hauptsymptom von Morbus Bechterew ist ein tief sitzender Schmerz der Wirbelsäule. Betroffene bemerken diese Rückenschmerzen häufig am Morgen oder in der zweiten Hälfte der Nacht. Zudem ist der Rücken nach dem Aufstehen zunächst Steif und Alltagsbewegungen fallen schwer. Nach ein paar Dehnübungen oder ein bisschen Bewegung ist die Beweglichkeit des Rückens wiederhergestellt. Die Schmerzen sitzen im unteren Rücken, meist an der Stelle, an der die Wirbelsäule in das Becken übergeht (Iliosakralgelenk). Halten die Beschwerden für mehr als drei Monate an, ist das ein Anzeichen für die entzündliche Erkrankung.

Symptome von Bechterew erkennen

Neben den Rückenschmerzen kann es zudem zu Schmerzen in

  • Hüfte,
  • Knien,
  • Schultern, Ellenbeugen (Tennisarm),
  • Achillessehen oder
  • Schmerzen beim Husten und Niesen,
  • anhaltender Müdigkeit und Gewichtsverlust
     

kommen. Treten diese Symptome auf sollten Sie ihren Hausarzt aufsuchen, um die Beschwerden abzuklären. Nicht jeder Rückenschmerz ist gleich eine chronisch entzündliche Erkrankung, aber es sollte immer ermittelt werden, was die Symptome verursacht.

 

Schreitet die Erkrankung weiter fort und kommt es zu knöchernen Veränderungen an der Wirbelsäule ist das an der Körperhaltung erkennbar. Die untere Wirbelsäule wird flacher, während sich im oberen Bereich meist eine deutlich sichtbare Wölbung (Buckel) ausbildet. Um das auszugleichen wird der Hals gestreckt und die Hüfte kippt leicht nach vorne.

 

Sind weitere Gelenke involviert kann es zu Bewegungseinschränkungen in den Armen und Beinen kommen.

 

Bei etwa einem Fünftel der Patienten kommt es zudem zu weiteren entzündlichen Reaktionen im Körper. Es treten Entzündungen der Augen und Probleme mit Herz und Nieren auf. Auch die Hauptschlagader kann sich im Zuge einer Bechterew-Erkrankung entzünden und Beschwerden wie eine Aortitis verursachen.

Diagnose Morbus Bechterew: Gründliche Anamnese

Um die Beschwerden richtig einordnen zu können ist es wichtig, dass der behandelnde Arzt den Patienten genau befragt. Durch die Art der Symptome und den typischen schubweisen Verlauf kann häufig bereits die Verdachtsdiagnose Morbus Bechterew gestellt werden. Zur Absicherung stehen klinische Tests zur Verfügung. Beim Mennel-Test liegt der Patient auf dem Bauch und der Arzt drückt mit einer Hand auf den unteren Rücken direkt über dem Hintern. Mit der anderen Hand hebt er ein Bein. Kommt es hierbei zu Schmerzen im unteren Rücken, ist das ein Hinweis auf eine entzündliche Arthritis an der Wirbelsäule.

 

Röntgenbilder und MRT-Aufnahmen geben den Medizinern Aufschluss über das Stadium der Erkrankung. Wenn es bereits zu einer Verknöcherung der Wirbelsäule gekommen ist, ist das auf einem Röntgenbild zu erkennen. Die MRT-Aufnahmen bilden zudem die Bänder und Knorpel ab und können detaillierter Aufschluss geben. Zu einer deutlich Sichtbaren Veränderung an den Wirbeln kommt es allerdings erst nach mehreren Jahren.

Behandlung von Morbus Bechterew

Eine Heilung der Erkrankung ist bislang nicht möglich. Alle Therapien sind lediglich auf die Linderung der Symptomatik ausgelegt. Bei der Behandlung werden mehrere Ansätze verfolgt: Medikamente lindern die Schmerzen der Entzündung, Physiotherapie hält die Wirbelsäule beweglich und ein gesunder Lebensstil soll eine Verschlechterung des Zustandes verhindern.

 

Bei einem akuten Schub kommen nicht steroidale Antirheumatika wie die Wirkstoffe Ibuprofen oder Diclofenac zum Einsatz. Sie lindern den Schmerz und hemmen die Entzündung. Bei starken Gelenkschmerzen und Bewegungseinschränkungen kann der Arzt Glukokordikoide wie Kortison verabreichen. Sind neben der Wirbelsäule auch andere Gelenke betroffen, kann ein Medikament den Stoffwechsel so beeinflussen, dass die Entzündungsbotenstoffe gehemmt werden (Sulfasalzin).

 

Durch regelmäßige Physiotherapie sollen die Gelenke beweglich gehalten und so vor der Verknöcherung bewahrt werden. Auch moderate Bewegung wie beim Walken oder Schwimmen sind bei Morbus Bechterew förderlich.

 

Wird die Diagnose Morbus Bechterew gestellt, sollten Sie mit dem Rauchen aufhören. Nikotinkonsum kann die Symptome verschlimmern und zu schmerzhaften Schüben führen. Ein gesunder Lebensstil ist ratsam, Übergewicht sollte gegebenenfalls reduziert werden.

Prognose: Lebenserwartung ist nicht eingeschränkt

Morbus Bechterew ist zwar noch nicht heilbar, aber eine Einschränkung in der Lebenserwartung ist nicht zu befürchten. Je nach Krankheitsverlauf kann der Alltag zwar eingeschränkt sein, doch die meisten Patienten kommen auch nach Jahrzehnten mit den Beschwerden ohne Hilfsmittel aus. In schwerwiegenden Fällen können Operationen der Gelenke die Lebensqualität wieder herstellen oder zumindest eine Verschlechterung des Zustandes verhindern.

 

Betroffene sollten reglemäßig – auch wenn gerade keinerlei Symptome auftreten – die Physiotherapie oder Krankengymnastik nutzen und die Übungen konsequent zuhause durchführen. Eine Kräftigung der Rückenmuskulatur kann die Schmerzen abschwächen.

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Lisa Vogel
Autor: Lisa Vogel

Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.

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