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Überbegriff: Rheumatische Erkrankungen

Kommentar schreiben Aktualisiert am 25. Juni 2015

Laut einer Umfrage litten im Jahr 2008 von 1500 Befragten 11 Prozent der Frauen und 8 Prozent der Männer unter Rheuma-Schmerzen. Damit rangiert der Schmerz unter den sieben häufigsten Leiden der Deutschen. Doch was verbirgt sich hinter dem Begriff Rheuma? Welche Krankheiten zählen zum rheumatischen Formenkreis und was kann man gegen die Krankheit und die damit verbundenen Schmerzen tun?

Die Bezeichnung Rheuma dürfte fast jedem ein Begriff sein, doch was sich tatsächlich dahinter verbirgt, weiß kaum jemand. Rheuma ist nämlich keine Krankheit, es handelt sich um den Sammelbegriff für etwa 400 einzelne Krankheitsbilder. Alle haben eines gemeinsam: den rheumatischen Schmerz. Das Wort „Rheuma“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie ziehender, fließender oder reißender Schmerz.

Die Krankheiten des rheumatischen Formenkreises können sich ähneln, allerdings auch hinsichtlich Beschwerden, Verlauf und der Prognose stark variieren. Bis die richtige Diagnose getroffen ist, vergehen deshalb oft Monate und der Patient wird von Arzt zu Arzt geschickt. Dabei ist das Stellen der richtigen Diagnose elementar für die Therapie der Beschwerden und eine Verbesserung der Lebensqualität.

Einteilung rheumatischer Erkrankungen

Die rheumatischen Erkrankungen werden in 5 Gruppen unterteilt.

  • Autoimmunbedingte, chronisch entzündliche rheumatische Erkrankungen des Bewegungs- und Stützapparats (z.B. rheumatische Arthritis, Lupus)
  • Verschleiß-/Altersbedingte degenerative rheumatische Erkrankungen (z.B. Arthrose, degenerative Wirbelsäulenerkrankung)
  • Rheumatische Erkrankungen der Weichteile (z.B. Fibromyalgie)
  • Stoffwechselstörungen, die zu rheumatischen Beschwerden führen (z.B. Gicht)
  • Erkrankungen des Knochens, die zu rheumatischen Beschwerden führen (z.B. Osteoporose)

Die Grenzen zwischen den einzelnen Formen sind häufig fließend und ein Patient kann an mehreren Formen leiden.

Entgegen der weitläufigen Meinung handelt es sich bei Rheuma nicht um eine „Alterskrankheit“. Auch bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen können Beschwerden auftreten. Außerdem können neben dem Bewegungsapparat (Muskeln, Bänder, Sehnen, Knochen, Knorpel, Bindegewebe) auch andere Körperstrukturen von rheumatischen Beschwerden befallen sein. Herzbeutel und -klappen, Herzmuskel, Nieren, Darm, Gehirn, Nerven, Augen und Blutgefäße können etwa betroffen sein.

Gelenkschmerzen und Gelenksteifheit erkennen

Erste Anzeichen für ein rheumatisches Leiden sind häufig wiederholt auftretende Schwellungen in Gelenken. Anfangs sind vor allem die Findergelenke betroffen, es folgen Hand- und Fußgelenke. Außerdem leiden Patienten im rheumatischen Anfangsstadium unter einer morgendlichen Steifheit der der Fingergelenke und Kraftlosigkeit. Nachts, wenn der Körper im Ruhezustand ist, kommen oft Rückenschmerzen hinzu, die den Patienten mitunter wach halten.

Grippeähnliche Symptome, wie Fieber, Müdigkeit und Abgeschlagenheit können die Erkrankung begleiten. Wird die Krankheit nicht erkannt, kann sie die Gelenke zerstören und gewaltige Schmerzen verursachen.

Die Symptome kommen häufig phasenweise in Schüben vor.

Ursachen nicht immer klar

Nicht bei allen Krankheiten des rheumatischen Formenkreises sind die Ursachen gänzlich geklärt. Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (dgrh) schreibt, dass entzündliche-rheumatische Erkrankungen durch Störungen im Immunsystem verursacht werden können. Die Entstehung ähnelt einer Autoimmunerkrankung: Durch eine Infektion oder durch Kristallablagerungen im Gewebe entstehen die Symptome. Dabei spielt die genetische Veranlagung wohl eine wichtige Rolle.

Stoffwechselstörungen sind, laut dgrh, für viele rheumatische Erkrankungen verantwortlich. So wendet sich das Immunsystem fälschlicherweise gegen eigene Körperstrukturen, Knochen werden einfach abgebaut oder Entzündungen entstehen.

Keine Heilung aber Therapie

Ein Heilmittel für die Krankheiten des rheumatischen Formenkreises gibt es bislang nicht. Dennoch kann der Verlauf verlangsamt oder sogar gestoppt werden. Des Weiteren ist die Schmerztherapie ein wichtiger Bestandteil der Behandlung.

Nach der korrekten Diagnose sollte sich der Patient an einen Rheumatologen wenden. Der Facharzt kann dann die passende Therapie einleiten. Die Basistherapie besteht aus abgestimmten Medikamenten, deren Wirkung nach mehreren Wochen oder Monaten einsetzt. Zur Überbrückung dieser Zeit verabreicht der behandelnde Arzt häufig Cortisol.

Grundsätzlich gilt: Je früher die Therapie begonnen wird, desto bessere Ergebnisse können erzielt werden. Die Wirkung von Medikamenten können bei engmaschigen Arztbesuchen kontrolliert werden. Schlagen sie auch nach mehreren Monaten nicht an, muss die Therapie umgestellt werden.

Bewegungstherapie und Gelenkschonung

Doch neben der medikamentösen Behandlung spielt die Bewegungstherapie eine wichtige Rolle. Auf diese Weise kann die Funktion der Gelenke weitgehend erhalten werden. Leichte Bewegung wie Schwimmen, Walken oder Fahrradfahren kann das Stoppen der Krankheit unterstützen. Muskeltraining hilft, die Funktion nicht zu verlieren. Auf reaktive Sportarten (Fußball, Handball, Tennis, etc.) sollte hingegen eher verzichtet werden um die Strukturen der Gelenke zu schonen.

Begleitende Maßnahmen wie Massagen, Wärme- oder Kältebehandlungen, Hydrotherapie, Elektrotherapie oder Ultraschallbehandlung können die Therapie unterstützen und zu einer Steigerung der Lebensqualität beitragen.

Mögliches Übergewicht sollte im Zuge der Therapie abgebaut werden, da so die Gelenke durch das Gewicht zusätzlich belastet werden.

Impfschutz während der Therapie

Da die Therapie einer rheumatischen Erkrankung häufig das Immunsystem herunter reguliert um eine Entzündung der Gelenke zu verhindern, sind die Patienten während der Behandlung anfälliger für Infektionen und Krankheiten. Daher sollte ein vollständiger und mit dem Arzt auf die Krankheit abgestimmter Impfschutz bestehen.

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Lisa Vogel
Autor: Lisa Vogel

Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.

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