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Fleischlos glücklich – vegetarische Ernährung bei Kindern und Jugendlichen

Kommentar schreiben Aktualisiert am 23. Oktober 2019

Vegetarismus ist in unseren Breiten längst salonfähig geworden. Auch immer mehr Kinder und Jugendliche fassen den Entschluss, sich vegetarisch ernähren zu wollen. Gründe sind vielfältig. So nehmen sie sich ein Beispiel an Freunden und Familie, setzen sich kritisch mit Klima, Massentierhaltung sowie Tierleid auseinander oder sehen eine vegetarische Ernährung als Beitrag zu einer gesunden Lebensweise. Doch ist es wirklich unbedenklich, wenn junge Menschen im Wachstum plötzlich auf Fleisch, Fisch oder gar sämtliche tierische Produkte verzichten?

 

In folgendem Artikel beleuchten wir das Thema Vegetarismus bei Kindern und Jugendlichen. Was versteht man eigentlich unter vegetarischer Ernährung? Worauf ist zu achten, wenn Kinder Jugendliche plötzlich fleischlos essen? Wie sieht es mit der Versorgung mit allen wesentlichen Nährstoffen aus? Kann der Verzicht auf Fleisch und Fisch zu Mangelerscheinungen führen? Und wie sieht das eigentlich bei einer veganen Ernährungsweise aus?

 

Vegetarische Ernährung in aller Kürze erklärt

 

Vegetarismus ist in unserer Gesellschaft längst angekommen. Von vegetarischen Kochbüchern über angesagte Restaurants bis hin zu Fleischalternativen im Supermarkt – die Auswahl kann sich mittlerweile sehen lassen. Gerade in den letzten Jahren wagen auch immer mehr Kinder und Jugendliche den Schritt hin zu einer vegetarischen Ernährungsweise. Sei es aus eigener Überzeugung, oder weil sie sich Eltern oder Freunde zum Vorbild nehmen.

 

Doch was versteht man unter Vegetarismus eigentlich genau? Im Prinzip ernähren sich vegetarisch lebende Personen ausschließlich von Nahrungsmitteln pflanzlichen Ursprungs sowie tierischen Produkten, die vom lebenden (!) Tier stammen. Grundsätzlich unterscheidet man verschiedene Formen von Vegetarismus:

 

  • Ovo-lacto-Vegetarier: Eier sowie Milchprodukte sind Bestandteil der Ernährung, während auf Fleisch, Fisch sowie aus totem Tier gewonnene Produkte (zum Beispiel Schmalz oder Gelantine) verzichtet wird.
  • Lacto-Vegetarier: Zusätzlich zu Fleisch/Fisch wird ebenfalls auf Eier verzichtet. Milch und Milchprodukte sind allerdings im Speiseplan integriert.
  • Ovo-Vegetarier: Auf Fleisch, Fisch sowie Milch und Milchprodukte wird verzichtet, Eier stehen aber weiterhin am Speiseplan.

 

Zudem muss natürlich noch Veganismus erwähnt werden, der vor allem in den letzten Jahren massiven Aufschwung erfahren hat. Veganer verzichten konsequent auf sämtliche tierische Produkte.

 

Hilfe, mein Kind ist Vegetarier!

 

Wenn sich Kinder oder Jugendliche nun dafür entscheiden, fortan fleischlos zu leben, verunsichert das viele Eltern zunächst einmal. Vor allem dann ist das der Fall, wenn man selbst mit vegetarischer Ernährung nicht vertraut ist. Rasch drängt sich die Frage auf, ob der Verzicht auf Fleisch und Fisch denn wirklich gesund sei. Auch Ängste, dass das Kind womöglich nicht ausreichend mit wichtigen Nährstoffen versorgt werde, machen sich breit.

 

Zwar gibt es keine exakten Zahlen darüber, wie viele Kinder und Jugendliche sich in Deutschland tatsächlich vegetarisch ernähren, es ist aber wohl ein Aufwärtstrend zu beobachten. Grund dafür ist nicht nur, dass jüngere Generationen tendenziell eher offen für Neues sind, auch eine kritischere Haltung gegenüber Themen wie Klimawandel, Massentierhaltung oder Tierleid spielt da mit hinein. Zusätzlich sorgen heutzutage neue Medien dafür, dass es ein Leichtes ist, sich mit entsprechenden Informationen zu versorgen.1

 

Fleischlos glücklich: Die richtige Mischung macht's!

 

Eine vegetarische Ernährungsweise bietet viele Vorzüge. Durch eine Gewichtung auf pflanzliche Kost wird der Körper mit wertvollen Vitaminen, Mineralstoffen, Ballaststoffen sowie sekundären Pflanzenstoffen versorgt. Demgegenüber sind weniger gesättigte Fettsäuren vorhanden, was grundsätzlich positiv zu bewerten ist. Vor allem im Hinblick auf Gewicht sowie Herz-Kreislauf-Gesundheit punktet vegetarische Ernährung. Doch wie ist das bei Kindern und Jugendlichen, die sich vegetarisch ernähren? Ist eine vegetarische Ernährungsweise im Wachstum tatsächlich sinnvoll? Ernährungsexperten sind sich hier weitestgehend einig: Die richtige Mischung macht's! So ist eine gesunde und ausgewogene Ernährung, bei der auch Eier und Milch(-produkte) am Speiseplan zu finden sind, in der Regel als unbedenklich einzustufen. Wichtig ist es, Fleisch und Fisch nicht nur wegzulassen, sondern sinnvoll zu ersetzen. Vor allem die Versorgung mit Vitamin B12, Eisen und Zink muss entsprechend gegeben sein.2

 

So weisen sowohl die Deutsche als auch Österreichische Gesellschaft für Ernährung (DGE/ÖGE) darauf hin, dass eine vegetarische Dauerernährung bei Kindern und Jugendlichen geeignet ist, sofern die Lebensmittelauswahl und -zusammenstellung mit entsprechender Sorgfalt erfolgt. Eine Kombination aus Vollkorn, Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten sowie Milch und Milchprodukten ist hier angezeigt, um den Körper mit Proteinen, Fetten und Kohlenhydraten in geeigneter Relation zu versorgen. Dabei darf natürlich nicht vergessen werden, dass Fleisch tatsächlich ein wichtiger Eisenlieferant ist. Den Eisenwert gilt es also – neben Zink und Vitamin B12 – besonders gut im Blick zu haben, wenn sich Kinder und Jugendliche vegetarisch ernähren.3

 

Vegetarische Ernährung bei Kindern und Jugendlichen: Eisenmangel vorbeugen

 

Eine vegetarische Ernährung bei Kindern und Jugendlichen wird dann problematisch, wenn sie nicht ausgewogen ist. Vor allem eine Unterversorgung mit Eisen, aber auch mit Vitamin B12 oder Zink, kann vorkommen. In Bezug auf Eisenmangel sind besonders Mädchen gefährdet, bei denen die Periode bereits eingesetzt hat. In jedem Fall ist es sinnvoll, eine vegetarische Ernährungsweise bei Kindern und Jugendlichen vom Kinderarzt begleiten zu lassen. Bei Bedarf kann dieser ein Blutbild veranlassen. Eltern sollten vor allem darauf achten, ob ihr Kind ungewöhnlich blass oder müde ist beziehungsweise ein Leistungsabfall zu bemerken ist. Auch eine plötzliche Gewichtsabnahme ist ärztlich abzuklären. 4

 

Neben Mädchen, die bereits menstruieren, ist vor allem bei Babys und Kleinstkindern auf die Eisenversorgung zu achten. In diesem Alter schreitet die Entwicklung nämlich rasant voran, ein entsprechend voller Eisenspeicher ist da unabdingbar. Doch grundsätzlich muss betont werden, dass es auch bei normaler Mischkost zu einem Eisenmangel kommen kann, wenn die Ernährungsweise unausgewogen und ungesund ist. Es wird also deutlich, dass die Ausgewogenheit sowie Kombination von Nahrungsmittel wesentlich ist, wenn sich Kinder und Jugendliche vegetarisch ernähren. Was in diesem Zusammenhang besonders wichtig zu wissen ist: Pflanzliches Eisen – zum Beispiel solches aus Vollkornprodukten – wird dann am besten vom Körper aufgenommen, wenn das gemeinsam mit Vitamin C passiert. Milchprodukte hingegen wirken einer Aufnahme entgegen.5

 

Kinder vegetarisch ernähren: Tipps für eine ausgewogene Ernährungsweise

 

  • Eisenaufnahme sichern: Eisenreiche pflanzliche Lebensmittel (Vollkornprodukte, Kürbiskerne, Hülsenfrüchte wie Linsen oder Bohnen) sollten in Verbindung mit Vitamin-C-reichen Produkten (Zitrusfrüchte/-saft, Paprika, Brokkoli,…) auf dem Speiseplan stehen, denn dann kann der Körper das Eisen besser aufnehmen und verwerten. Milchprodukte hingegen erschweren die Aufnahme.
  • Jodsalz und damit hergestellte Produkte verwenden: Wird auf Fisch verzichtet, sollte Jod anderweitig zugeführt werden. Jodsalz oder damit hergestellte Produkte haben sich hier bewährt!
  • proteinreiche Lebensmittel kombinieren: Werden verschiedene Eiweißlieferanten im Rahmen einer Mahlzeit kombiniert, ist sichergestellt, dass alle wesentliche Proteinbausteine enthalten sind. Bewährt haben sich etwa Kombinationen wie Milch und Eier, Kartoffeln und Hülsenfrüchte oder auch Kartoffeln und Eier.6

 

Vegane Ernährung für Kinder und Jugendliche von der DGE nicht empfohlen

 

Während Experten eine vegetarische Ernährungsweise bei Kindern und Jugendlichen befürworten, sofern diese ausgewogen und gesund ist, sieht die Sache im Hinblick auf eine vegane Ernährung anders aus. Für Schwangere, Stillende, Säuglinge, Kinder und Jugendliche wird eine vegane Ernährungsweise von der DGE ausdrücklich nicht empfohlen. Grund ist der, dass eine ausreichende Versorgung mit wesentlichen Nährstoffen nicht oder nur erschwert möglich ist. Solche Nährstoffe sind außer Vitamin B12 etwa Vitamin D, Kalzium, Eisen, Jod, Zink und Selen.7

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Daniela Jarosz
Autor: Daniela Jarosz

Daniela Jarosz ist Sonder- und Heilpädagogin. Während des Studiums hat sie sich intensiv mit Inhalten aus Medizin und Psychologie auseinandergesetzt. Sie arbeitet seit vielen Jahren im psychosozialen Feld und fühlt sich außerdem in der freiberuflichen Tätigkeit als Autorin zuhause. Im redaktionellen Bereich hat sie sich auf die Fachrichtungen Medizin, Gesundheit, Nachhaltigkeit, Work-Life-Balance sowie Kinder und Familie spezialisiert.

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