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Ayahuasca ein Pflanzensud der Schamanen - Droge oder Heilmittel?

Kommentar schreiben Aktualisiert am 22. Januar 2019

Ayahuasca ist ein Pflanzensud, der von südamerikanischen Schamanen zur Heilung verwendet wird. Der Auszug aus einer Liane und den Blättern eines Kaffeestrauches erweitert das Bewusstsein. Jeder bewegt sich auf seiner Visionsreise in anderen Welten und erlebt genau das, was er für seine Entwicklung und Gesundheit gerade braucht. In Südamerika wird Ayahuasca auch zum Entzug bei Drogenabhängigkeit eingesetzt. Ayahuasca ist heute weit über die Grenzen Südamerikas hinaus bekannt. Berühmte Persönlichkeiten wie Sting sollen von ihrem Konsum profitiert haben. In Deutschland ist ihre Anwendung aufgrund des Anteils an dem halluzinogenen DMT nicht erlaubt. Erfahren Sie hier, wie die Zauberdroge wirkt, wie und wozu sie verwendet wird, wie eine Ayahuasca-Zeremonie abläuft, welche Risiken es gibt und wie Ayahuasca auch von Ärzten eingesetzt wird.

 

Was ist Ayahuasca?

 

Ayahuasca ist eine psychedelisch, d.h. halluzinogen wirkende pflanzliche Zubereitung. Die intensiv wirkende Heildroge wird seit Jahrtausenden von den Schamanen im amazonischen Brasilien, Peru, Ecuador und Kolumbien als Meisterpflanze verehrt und in rituellen und religiösen Zeremonien eingesetzt. Schamanen helfen nicht nur bei seelischen und körperlichen Krankheiten, indem sie sich und die Konsumenten für die Botschaften helfender geistiger Kräfte öffnen. Sie lernen von diesen Kräften, den Pflanzengeistern, auch von der heilenden Wirkung anderer Pflanzen. Ayahuasca ist kein Medikament, das eine Krankheit beseitigt. Es öffnet geistig Tore, so dass jeder selbst in sich die Heilung findet, unterstützt durch das Wirken des Schamanen. Ayahuasca ist fest eingebunden in die Kultur und Medizin der Menschen im Amazonasbecken. Dort wird sie verehrt und schenkt Hilfe. Ayahuasca ist keine Partydroge und auch nicht der neue Stoff, aus dem die Träume sind, für neugierige Europäer.

 

Welche Wirkstoffe enthält Ayahuasca?

 

Ayahuasca entsteht durch das Auskochen zerkleinerter Pflanzenteile einer Urwald-Liane (Banisteriopsis Caapi) und von Chakruna-Blättern (Psychotria viridis), einem Kaffeestrauch. Die Liane enthält Harmin und Harmalin. Beide wirken als MAO-Hemmer. D.h., sie blockieren das Enzym Monoaminoxidase (MAO). Dieses Enzym baut Botenstoffe wie das in Ayahuasca enthaltene DMT ab. Harmalin, das nur in Spuren vorkommt, wirkt zudem traumerzeugend, aber nicht halluzinogen, d.h. es verändert nicht die Wahrnehmung. Diese Wirkung hat nur das DMT (Dimethyltryptamin) der Chakruna-Blätter. Auch die Zirbeldrüse im Gehirn produziert in ganz kleinen Mengen DMT, besonders während der Geburt und dem Sterbeprozess. Von außen zugeführtes DMT würde jedoch im Darm durch das Enzym MAO aufgespalten und hätte keine Wirkung. Durch die MAO-Hemmer der Liane wird die Aufspaltung blockiert und die psychoaktive Substanz kann ins Gehirn gelangen.

 

Wie wirkt Ayahuasca?

 

Ayahuasca erweitert das Bewusstsein. Der Konsument geht auf eine Visionsreise und bekommt völlig neue Einblicke in sich und die Welt. Ayahuasca öffnet für helfende Geistwesen. Sie führen ihn auf seinen Weg, beantworten Fragen für anstehende Entscheidungen und seine Heilung, bringen ihn in Kontakt mit seinen Ahnen und früheren Inkarnationen. Er fühlt sich geborgen und eingebunden in einer größeren Einheit. Laut Dr. phil. Christian Rätsch, Ethnopharmakologe mit Schwerpunkt schamanische Kulturen, brauchen die Ureinwohner des Amazonas keine Religion, wie sie sagen. Sie haben Ayahuasca. Der Pflanzentrunk lässt sie die Göttlichkeit aller Wesen spüren. Sie erhalten das Wissen, das sie für ein gesundes Leben in Harmonie und Frieden mit den Mitmenschen brauchen. Ayahuasca ist Medizin und Religion in einem.

 

Wie läuft ein ursprüngliches Ayahuasca-Ritual ab? 

 

Nach einer Ansprache und einem Gebet gibt der Schamane jedem Teilnehmer seine Dosis. Er singt das erste und zweite Ayahuasca-Lied. Die Bitterstoffe des Tranks führen zu Erbrechen und ggf. Durchfall. Das ist kein Zeichen von Krankheit, sondern beabsichtigte Reinigung. Es wird alles an Krankheitskeimen und negativen Energien ausgespeit, was von der Visionsreise und ihrem heilenden Effekt abhält. Bei Bedarf führt der Schamane Einzelbehandlungen durch. Grundsätzlich ist bei der Reise jedoch jeder für sich selbst und seine Heilung verantwortlich. Der Schamane greift nur ein, wenn es sein muss. Nach dem Singen des dritten Ayahuasca-Lieds, das wieder zurück in die normale Welt führt, wird das Ritual beendet. Am nächsten Morgen findet ein Gespräch in der Runde mit Kommentaren des Schamanen statt. (Quelle: Dr. phil. Christian Rätsch, www.christian-raetsch.de, Artikel: Ayahuasca: die Reise zum Ursprung der Kultur)

 

Wozu braucht man einen echten Schamanen? 

 

Ein Schamane aus dem Amazonasgebiet wird mit Ayahuasca groß und ist eingeweiht, mit den Pflanzengeistern in Kontakt zu treten und das Ritual zu leiten. Er garantiert den ursprünglichen Trunk in seiner Zusammensetzung und Anwendung. Er erkennt aus seiner langjährigen Erfahrung, welche Dosis richtig ist. Er hilft mit seinen Methoden, den Weg zur Visionsreise frei zu machen. Da auch der Schamane den Trunk zu sich genommen hat, sieht er, wie es den Teilnehmern geht. Er wirkt ein mit Worten, Gesängen, Tabakrauch und Düften, besonders wenn angsteinflößende Erinnerungen auftauchen. Schamane lernt man nicht, sondern wird dazu von den Pflanzengeistern berufen, im Traum oder einer Ayahuasca-Vision.

 

Welche Risiken bringt die Anwendung von Ayahuasca mit sich?

 

Ein Ayahuasca-Ritual ist kein netter, kleiner Trip zur Selbsterfahrung. Es ist eine Rosskur für jeden, der wirklich etwas verändern möchte. Die Anwendung von Ayahuasca ist aufgrund des Gehalts an DMT in Deutschland verboten. Es fällt unter das Betäubungsmittelgesetz. Vorsicht ist auch bei dem um sich greifenden Drogentourismus in Richtung Südamerika geboten. Die echten Schamanen preisen sich nicht öffentlich an. Man braucht Beziehungen, um an einer solchen Zeremonie teilnehmen zu können. In den südamerikanischen Staaten im Amazonasbecken ist Ayahuasca legal. In den USA ist Ayahuasca für religiöse Zeremonien erlaubt. Bei uns nicht. Es gibt Gerüchte von Todesfällen bei Ayuhuasca-Zeremonien. Man muss auf jeden Fall bedenken, dass das nächste Krankenhaus nicht um die Ecke ist. Ein Vorteil des Zaubertrunks: Er macht nicht abhängig. Im Gegenteil, er kann beim Entzug von Drogen helfen.

 

Wie wird Ayahuasca als Heilmittel von westlichen Medizinern angewendet?

 

Am bekanntesten ist das Zentrum Takiwasi in Tarapoto in Peru. Es wurde 1992 von dem französischen Arzt Jacques Mabit gegründet. Er behandelt dort mit einem internationalen Team aus Ärzten und Psychologen zusammen mit Schamanen Drogenabhängige, auch aus Europa. Wichtigste Medizin: heimische Heilkräuter, allen voran Ayahuasca. In Ländern wie Brasilien, USA, Spanien und Kanada wird danach geforscht, wie Ayahuasca ohne das schamanische Ritual bei Depressionen, Suchterkrankungen oder posttraumatischer Belastungsstörung angewendet werden kann.

 

Wer darf Ayahuasca nicht konsumieren?

 

Wer schulmedizinische Medikamente, insbesondere gegen Depressionen einnimmt, muss vor der Anwendung den Arzt befragen. Es kann sonst zu lebensgefährlichen Reaktionen kommen.

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Beate Helm
Autor: Beate Helm

Beate Helm, Heilpraktikerin, freie Redakteurin und Autorin für Gesundheitsthemen und Persönlichkeitsentwicklung. Selfpublisherin. Weiterbildungen in Ernährungswissenschaft, Homöopathie, Pflanzenheilkunde, Ayurveda, psychologischer Beratung und systemischer Therapie. Langjährige Erfahrung in Yoga und Meditation. Bei apomio seit 04/2015.

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