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Ausgeschwitzt: Hilfe bei Hyperhidrose

Kommentar schreiben Aktualisiert am 13. Mai 2015

Sobald die Temperaturen steigen beginnt bei vielen auch das große Schwitzen. Dabei hängt das häufig nicht einmal mit der Wärme oder der Aktivität zusammen. Krankhaftes Schwitzen – auch Hyperhidrose genannt – ist wahrscheinlich genetisch bedingt. Doch man ist gegen die kreisrunden Flecken unter den Achseln und die stinkenden Füße nicht mehr machtlos: Von einfachen Tricks bis zu operativen Behandlungsmethoden – es gibt für jeden Betroffenen die passende Behandlung.

Nasse flecken unter den Armen, durchgeschwitzte Socken und feuchte Hände: Das sind die häufigsten Symptome einer Hyperhidrose. Betroffene leiden zum Teil stark unter den sichtbaren Folgen des übermäßigen Schwitzens. Mit unzureichender Körperhygiene hat das allerdings nichts zu tun. Durch eine Fehlfunktion des Nervensystems werden die Schweißdrüsen zur übermäßigen Produktion angeregt.

Lokale oder generalisierte Hyperhidrose

Wenn man von Hyperhidrose spricht, muss man verschiedene Formen unterscheiden. Je nach Lokalisation kann eine Hyperhidrose lokal beziehungsweise generalisiert auftreten. Bei einer lokalen Hyperhidrose wird nur an wenigen Stellen, etwa Hände, Füße, Stirn, Achselhöhlen oder Rumpf, vermehrt Schweiß produziert. Bei einer generalisierten Form ist der gesamte Körper betroffen.

Außerdem unterscheidet man zwischen den Ursachen der Fehlfunktion. Bei einer primären Hyperhidrose lassen sich keine genauen Ursachen für die Schweißausbrüche feststellen. Stress, Wärme, Emotionen, körperliche Anstrengung, bestimmte Nahrungsmittel oder Gewürze oder bestimmte Medikamente können die Schweißproduktion in Gang bringen. Bei einer sekundären Hyperhidrose liegt dem übermäßigen Schwitzen eine andere Krankheit zugrunde, die sich durch das Symptom Schwitzen äußert. Dazu gehören unter anderem Diabetes mellitus, Herzkrankheiten, Tumoren, Tuberkulose oder psychische Krankheiten.

Diagnose einer Hyperhidrose

Eigentlich ist das Schwitzen eine lebenswichtige Funktion. Überhitzt der Körper, wird Wasser abgegeben. Dieses Wasser verdunstet auf der Hautoberfläche und kühlt den Körper ab. Zu diesem Zweck hat jeder Mensch etwa drei Millionen Schweißdrüsen über den Körper verteilt – auch Personen, die übermäßig viel schwitzen. Sie haben nichtmehr Drüsen als andere, die vorhandenen Drüsen produzieren nur mehr Schweiß.

Die Übergänge zwischen „normalem“ und krankhaftem Schwitzen sind fließend. Ein Arzt kann über einen einfachen Test die abgesonderte Schweiß-Menge in einem bestimmten Zeitraum feststellen und so den Grad der Erkrankung ermitteln. Auch ein ausführliches Patientengespräch kann dabei Aufschluss geben, Experten beobachteten, dass Hyperhidrose häufig mehrfach in einer Familie vorkommt. Ein genetischer Zusammenhang wird vermutet.

Behandlung – ohne OP

Der erste Schritt gegen das übermäßige Schwitzen sollte das Verwenden von speziellen Antitranspirantien sein. Dabei handelt es sich um Stoffe, die lokal aufgetragen werden und die Schweißdrüsen-Ausgänge verschließen. So kommen keine unerwünschten Tröpfchen hervor. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass das Schwitzen nicht gänzlich unterbunden wird, der kühlende Effekt sollte gewährleistet sein. Ein passendes Mittel wäre eine Aluminiumchlorid-Lösung. Es ist in Apotheken frei erhältlich und kann in der passenden Dosierung angerührt werden. Das Mittel sollte abends vor dem Schlafen auf die betroffene Stelle aufgetragen werden. Am Morgen steht dann die ganz normale Dusche an. Verwendet man dieses Mittel regelmäßig (zwei Monate lang; in den ersten beiden Wochen täglich, dann zwei bis dreimal die Woche), geht die Schweißmenge deutlich zurück.

Eine weitere Behandlungsmöglichkeit ist eine Iontophorese. Dabei werden die betroffenen Körperregionen (vor allem Hände und Füße) in ein Ionenbad gelegt. Leichte Stromimpulse sorgen bei einer ein- bis zweimonatigen Anwendung dabei für eine verringerte Schweißproduktion. Die ersten Behandlungen sollten unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, mittels Leihgeräten kann die Therapie dann allerdings zu Hause fortgesetzt werden.

Kleine Eingriffe können gegen Schwitzen helfen

Auch das aus der Kosmetik bestens bekannte Botulinumtoxin, kurz Botox, kann zur Behandlung der Hyperhidrose angewandt werden, so Dr. Christoph Schick vom Deutschen Hyperhidrose Zentrum (DHHZ). Unter die Haut injiziert kann der Wirkstoff die Übertragung der Nervenimpulse an die Schweißdrüsen verhindern. So produziert die Drüse keinen Schweiß mehr. Der Nachteil der Behandlung: Die Kosten werden von den Krankenkassen meist nicht übernommen und die Behandlung muss nach drei bis neun Monaten wiederholt werden, so das DHHZ.

Auch mittels Thermotherapie können die übereifrigen Schweißdrüsen behandelt werden. Die Schweißdrüsen werden dabei mit Mikrowellen bestrahlt und die dadurch entstehende Hitze zerstört die Drüsen dauerhaft, so der Experte vom DHHZ. Eine oder zwei Behandlungen sind in einem Abstand von drei Monaten nötig um das Schwitzen in den Griff zu bekommen.

Operative Verfahren gegen Hyperhidrose

Eine Saugkürettage kann dem Schweiß auch Einhalt gebieten. Dabei werden über kleine Schnitte Schweißdrüsen entfernt. Es handelt sich um einen minimal-invasiven Eingriff, der eine bleibende Milderung des Achselschweiß-Problems gewährleistet, so Dr. Christoph Schick.

Der wohl gravierendste Eingriff im Kampf gegen die Hyperhidrose ist eine operative Nervenblockade. Sie sollte der letzte mögliche Schritt sein, wenn alle anderen Behandlungsmethoden nicht in Frage kommen oder versagt haben. Auch hier handelt es sich um eine minimal-invasive Methode. Mittels eines Endoskops werden die Nerven gesucht, die für die Schweißausbrüche verantwortlich sind. Sie können entweder mit einem Clip „abgeschnürt“ oder durchtrennt werden. Das Clipen könnte bei Bedarf wieder rückgängig gemacht werden.

Bei dieser Operation gilt es zu beachten, dass durch die blockierten Nerven das Schwitzen auf andere Körperregionen quasi umgeleitet werden kann.

Tipps für den schwitzigen Alltag

Wer sich gegen einen Eingriff entscheidet kann dennoch mit einfachen Tipps mehr Lebensqualität gewinnen. Mittels Entspannungsübungen oder Yoga können Stresssituationen besser bewältigt werden, sodass Schweißausbrüche ausbleiben. Ein Indikator für verstärktes Schwitzen ist Übergewicht: Sobald sie etwas abnehmen wird auch die Schweißproduktion reduziert. Lösen bestimmte Lebensmittel die Schweißproduktion aus bleibt einem nichts anderes übrig als diesen Lebensmitteln abzusagen und sie zu meiden.

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Lisa Vogel
Autor: Lisa Vogel

Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.

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