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Konsolidierung im Markt: Die Übernahmen deutscher Versender

Kommentar schreiben Dienstag, 20. November 2018

Doc Morris kauft Medpex und Apo-Rot

 

Am deutschen Versandapothekenhimmel verdichten sich dem Anschein nach die Versandapotheken. Doch es dürfte mehrere „Winning Horses“ geben.

 

Bereits im Mai wurde bekannt, dass DocMorris die norddeutsche Versandapotheke Apo-Rot übernimmt. Der Firmensitz von Apo-Rot soll laut Apotheke Adhoc ab Ende 2018 von Hamburg ins niederländische Heerlen verlagert werden. Nur wenige Monate danach, Ende Oktober 2018, wurde publik, dass die süddeutsche Versandapotheke Medpex an Doc Morris verkauft.

 

Hinter Doc Morris steht der Schweizer Konzern Zur Rose AG. Das börsennotierte Unternehmen dominiert mit seiner europaweit führenden Online-Apotheke Doc Morris und seinen Versandapotheken Zur Rose gemeinsam mit der ebenfalls börsennotierten Shop Apotheke Europe den europäischen Arzneimittelversand. Nach Angaben des Handelsblatts will die Zur Rose Gruppe, deren Tochtergesellschaft Doc Morris ist, Ende 2018 die Umsatzmarke von umgerechnet eine Milliarde Euro überspringen. Die Shop Apotheke möchte bis Jahresende über fünfeinhalb Millionen Euro Umsatz erwirtschaften.

 

In einem Interview mit der schweizer Handelszeitung sagte der Rechtsanwalt und CEO von der Zur Rose Gruppe, Walter Oberhänsli, dass sein Unternehmen das „Apotheken-Zalando“ sei und ihr Vorsprung  gegenüber anderen Online-Apotheken in Europa gigantisch wäre. In einem Interview mit dem Portal Cash sagte er auch, dass er Marktführer bleiben wolle, auch wenn Amazon tatsächlich in den europäischen Arzneimittelversand einsteige.„Wir wappnen uns für einen Markteinstieg von Amazon“ so Oberhänsli wörtlich gegenüber der „Cash“.

 

Die aktuellen Zukäufe in Deutschland gehören damit zu Oberhänslis offen propagierter Expansionsstrategie. „Angriff ist besser als Verteidigung“ scheint der Chef von dem Versandunternehmen Zur Rose damit dem E-Commerce-Giganten Amazon entgegensetzen zu wollen.

 

Das bieten die deutschen Übernahmen

 

Medpex und Apo-Rot zählen nach über 10 Jahren zu den erfolgreichsten Versandapotheken in Deutschland.  

 

Aporot startete im letzten Jahr seinen Versand in über 150 Länder weltweit, unter anderem auch in Österreich und Dänemark. Das Unternehmen, das Inhaberin Birgit Dumke gründete, setzt seinen Fokus auf rezeptfreie Medikamente und Pflegeprodukte und weitere Produkte, die über Präsenzapotheken verkauft werden. Die Eigenmarke und die Apotheken in Besitz von Inhaberin Dumke werden nach Angaben von Apotheke Adhoc weiter selbständig betrieben. Ab Anfang November 2018 werden dann die Onlinekunden, die über den deutschen Versandshop bestellen, fortan über die „apo-rot B.V. aus den Niederlanden“ beliefert.

 

Medpex begründet seine zukünftige Kooperation mit Doc Morris mit wirtschaftlichen Überlegungen: „Durch den Schulterschluss eröffnen wir für medpex weitere Wachstumsfelder und treiben die Digitalisierung und Transformation des europäischen Apothekenversandhandels aktiv voran. Der Schritt verschafft uns außerdem schnelleren Zugang zum europäischen Markt.“ Einem Sprecher des Unternehmens in Ludwigshafen zufolge sei das Ziel der Übernahme, den Wachstumskurs von Medpex „auch künftig mit hohem Tempo fortzusetzen“. Ein Sprecher sagte in Auftrag des Medpex-Unternehmens auch: „Die Zur Rose Group AG ist mit ihrer Tochtergesellschaft Doc Morris der ideale Partner für uns. Denn wir ergänzen uns hervorragend bezüglich der regionalen Präsenz, der Kundengruppen und der Produktportfolien.

Das Unternehmen Medpex legt seinen Fokus besonders auf rezeptfreie Medikamente und ausgewählte apothekenexklusive Kosmetik. Des Weitere habe das Unternehmen laut eigenen Angaben eine starke IT-Plattform und nachgewiesene digitale Marketingkompetenz. „In Kombination mit der zusätzlichen regulatorischen Expertise von Doc Morris und den Größenvorteilen im Einkauf können wird uns auch künftig am Markt absetzen“, so der Pressesprecher von Medpex.

 

Im Interview mit Apotheke Adhoc sagte Christian Buse, Vorsitzender des Bundesverbands Deutscher Versandapotheken (BVDVA) und Inhaber der Versandapotheke myCare, über die Marktentwicklung, dass ein Verkauf normalerweise dann erwogen wird, wenn sich das Marktumfeld drastisch ändert. Trotzdem zeige sich aus seiner Sicht, dass der Standort in Deutschland nicht komplett schlecht sei. Gegenüber dem Nachrichtenportal nahm Buse auch auf die vorteilhafte Stellung ausländischer Versender Bezug. „Als BVDVA bewerten wir solche Übernahmen nie im Einzelnen. Grundsätzlich muss man aber feststellen, dass eine Seite klare Rahmenbedingungen hat – Stichwort Rx-Boni. Und wenn die andere Seite permanent in unberechenbaren Gewässern segelt, ist so eine Entscheidung schon nachvollziehbar.“

 

Unberechenbare Rahmenbedingungen

 

Inländischen Versandapotheken und Apotheken ist das verboten, was Doc Morris und die Shop Apotheke Europe dürfen. Für RX-Arzneimittel gilt eine strikte Preisbindung an festgelegte Zuschläge für Großhändler und Apotheken, RX-Rabatte dürfen nicht vergeben werden und Herstellerrabatte auf RX-Arzneimittel sind in Deutschland bis auf Skonto und Direktbezug verboten. Auch die Mehrwertsteuer ist im europäischen Vergleich in Deutschland deutlich höher. Die anderen Wettbewerbsländer profitieren in Europa zudem von weniger stark reglementierenden Werbegesetzen.

 

Seit wenigen Tagen stürzt aktuell der Kurs der börsennotierten Shop-Apotheke aus Venlo ab. Der niederländische Konkurrent der Doc Morris Onlineapotheke hat laut boerse.ARD mit dem hohen Preisdruck auf dem deutschen Arzneimittelmarkt und hohen Werbekosten zu kämpfen. Laut einem Bericht der ARD Börsenplattform zog der Börseneinbruch auch die Aktie des Konkurrenten Zur Rose um knapp 7 Prozent herunter. Es zeigt sich, dass die geringe Marge aufgrund des starken Preiswettbewerbs in Deutschland auch die großen Versandapotheken betrifft.

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Maria Köpf
Autor: Maria Köpf

Frau Maria Köpf ist seit 2018 als freie Autorin für apomio tätig. Sie ist ausgebildete Pharmazeutisch-technische Assistentin und absolvierte ein Germanistik- und Judaistik-Studium an der FU Berlin. Inzwischen arbeitet Maria Köpf seit mehreren Jahren als freie Journalistin in den Bereichen Gesundheit, Medizin, Naturheilkunde und Ernährung. Mehr von ihr zu lesen: www.mariakoepf.com.

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