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Was ist ein Hörsturz und wie wird er behandelt?

Kommentar schreiben Aktualisiert am 15. März 2018

Ein Hörsturz ist ein Notfall, der sofortiger Behandlung durch einen Facharzt bedarf. Er kann in jedem Lebensalter mit plötzlichem Beginn einer einseitigen Innenohrschwerhörigkeit aller Schweregrade auftreten. Was ist ein Hörsturz genau? Was ist die Ursache dieser Erscheinung? Und welche therapeutischen und präventiven Maßnahmen sind bei einem Hörsturz möglich? Mehr darüber im folgenden Beitrag.

Was ist ein Hörsturz?

Ein Hörsturz, auch idiopathischer Hörsturz oder Ohrinfarkt bezeichnet, ist meist mit Druck oder Verschlussgefühl im Ohr und heftigem Ohrgeräusch verbunden. Eine plötzlich auftretende, meist einseitige Schallempfindungsstörung aufgrund einer akuten Durchblutungsstörung der Hörschnecke ohne erkennbarer Ursache ist die Folge. Hörstörungen mit erkennbarer Ursache sind definitionsgemäß kein Hörsturz. Ein Hörsturz kann zu einem geringfügigen Hörverlust, aber auch zu einer vollständigen Gehörlosigkeit führen. Man sagt: Je geringer der Hörverlust ausgeprägt ist, desto besser sei die Prognose. Darüber hinaus können bei einem Hörverlust alle Frequenzen oder nur einige Frequenzbereiche betroffen sein. Bei etwa der Hälfte aller Fälle heilt der Hörsturz spontan ab und bildet sich innerhalb der ersten 24 Stunden komplett zurück.

Symptome eines Hörsturz

Charakteristisch für einen Hörsturz ist ein plötzlicher, einseitiger Hörverlust. Faktoren, die diesen einseitigen Hörverlust auslösen oder hervorrufen, lassen sich nicht feststellen. Die Diagnose Hörsturz ist also eine Ausschlussdiagnose. Ein Hörsturz wird niemals von Ohrenschmerzen begleitet. Vorboten eines Hörsturzes können sein:

  • einseitiges Druckgefühl im betroffenen Ohr
  • einseitiges Ohrgeräusch: hochfrequenter Tinnitus in 80% der Fälle

Zudem gab die Hälfte der Patienten folgende Veränderungen an:

  • bei Berührung der Ohrmuschel: „wattige“ oder betäubte Hautempfindungen
  • 30% der Betroffenen haben ein Schwindelgefühl
  • 15% der Betroffenen klagen über Doppeltonhören
  • Lärmempfindlichkeit

Ursachen und Risikofaktoren

Bislang konnte der Entstehungsmechanismus von Hörstürzen nicht geklärt werden. Man vermutet ein Zusammenspiel aus verschiedenen Faktoren, die für eine Durchblutungsstörung im Innenohr verantwortlich sind. Weitere Ursachen, die diskutiert werden und als Risikofaktor für eine Durchblutungsstörung in Frage kommen sind:

  • kleine Blutgerinnsel (Thromben), die die Blutgefäße verschließen – daher spricht man auch von einem sogenannten Innenohrinfarkt
  • Arteriosklerose, beispielsweise durch arteriellen Bluthochdruck oder übermäßigem Nikotinkonsum
  • erhöhte Blutfette (insbesondere Cholesterin), die die Fließeigenschaften des Blutes verändern
  • chronische Entzündungen wie Meningitis, Mittelohrentzündung
  • Virusinfektionen
  • Autoimmunerkrankungen
  • Erkrankungen der Halswirbelsäule
  • Tumore im Kopfbereich

Auch Stress als Auslöser für einen Hörsturz wird von einigen Forschern angenommen. In Studien ist nachgewiesen worden, dass viele Betroffene vor einem Hörsturz akutem oder chronischem Stress ausgesetzt waren. Bisher ist die Forschungslage hinsichtlich der Entstehung eines Hörsturzes bedingt durch Stress noch nicht eindeutig. Zum Vergleich: Tinnitus kann erwiesenermaßen durch Stress verursacht werden. Aktuell gehen Wissenschaftler davon aus, dass Stress die Entstehung eines Hörsturzes in Kombination mit weiteren ursächlichen Faktoren begünstigen kann.

Behandlung und Vorhersage

Bei frühzeitiger ärztlicher Behandlung ist die Prognose des Hörsturzes recht günstig, insbesondere bei einem geringen Hörverlust. Im Einzelfall kommt es allerdings auch vor, dass Betroffene nach einem Hörsturz schlechter hören als vor dem Hörsturz. Eine rasche Therapie ist erforderlich, wenn ein ausgeprägter Hörverlust vorhanden ist, der Patient vorgeschädigte Ohren hat und zusätzlich Schwindel und Benommenheit empfunden werden. Allgemein ist zu erwähnen: Eine Therapie, die erwiesenermaßen definitiv hilft, gibt es – trotz intensiver Forschung –  noch nicht. Als Behandlungsmöglichkeit werden Medikamente aus der Wirkstoffgruppe der sogenannten Glukokortikoide, beispielsweise Kortison, eingesetzt. Diese Medikamente können entweder als Tablette oder Infusion verabreicht werden oder direkt ins Ohr gespritzt werden und lokal wirken. In manchen Fällen kann ebenfalls eine hyperbare Sauerstofftherapie (Sauerstoffüberdrucktherapie) Linderung verschaffen. Diese Behandlungsform kommt bei einem Hörsturz allerdings eher selten zum Einsatz. Eine weitere Behandlungsform ist die Gabe von Vasodilatatoren, gefäßerweiternden Medikamenten. Die Therapie beruht auf der Annahme, dass eine mangelnde Durchblutung im Innenohr für einen Hörsturz verantwortlich ist. Werden die Blutgefäße erweitert, so kann auch die Fließgeschwindigkeit des Blutes verbessert werden. In der aktuell geltenden Leitlinie wird von dieser Behandlung allerdings abgeraten, da bisher keine aussagekräftigen klinischen Studien vorliegen, die die Wirksamkeit von Vasodilatatoren bei einem Hörsturz bestätigen.

Wie kann man einen Hörsturz vorbeugen?

Da die genauen Ursachen für einen Hörsturz noch nicht bekannt sind, ist es auch nicht wirklich möglich, einen Hörsturz effizient vorzubeugen. Man kann aber zumindest in einem kleinen Rahmen vorbeugen, indem man auf eine gesunde Lebensweise achtet und gesundheitliche Risikofaktoren vermeidet. Denn nicht selten kann ein Hörsturz, auch wenn der direkte Zusammenhang noch nicht eindeutig bewiesen worden ist, dann in Erscheinung treten, wenn Stress am größten ist. Zur Stressreduktion können Entspannungstechniken beitragen, wie beispielsweise autogenes Training, Yoga oder Meditation. Weiterhin ist als prophylaktische Maßnahme die Vermeidung von übermäßiger Lärmbelastung angezeigt. Lärm führt zur Schädigung der empfindlichen Haarzellen im Innenohr und kann einen Hörsturz begünstigen. Hohe Blutfette können ebenfalls dazu beitragen, dass sich ein Hörsturz entwickelt, da diese die Fließeigenschaften des Blutes verändern. Eine Senkung der Blutfettwerte ist zu empfehlen und kann über eine ausgewogene, ballaststoffreiche und fettarme Ernährung mit viel frischem Obst und Gemüse erreicht werden. Ebenso hat auch die regelmäßige körperliche Aktivität einen positiven Effekt auf die Blutwerte. Damit kann auch ein Hörsturz bedingt vorgebeugt werden.

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J. Ehresmann
Autor: J. Ehresmann

Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.

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