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Rachenkrebs durch Oralverkehr?

Kommentar schreiben Aktualisiert am 28. Februar 2017

Oralverkehr führt zu Rachen Krebs – diese Horrormeldung ging spätestens seit Michael Douglas Krebs-Outing durch alle Medien. Dabei wurde Vieles dramatisiert und aufgebauscht. Denn auch wenn Oralverkehr ein Faktor sein kann, der zu Tumoren im Rachenraum führt, gibt es weitaus häufigere Ursachen. Wir informieren Sie über Rachenkrebs und wie er verursacht wird.  Eine gefährliche Krebserkrankung im Mund: Das ist an sich schon keine schöne Vorstellung. Doch viele Medienberichte schürten die Ängste weiter an – Oralverkehr soll die Tumorbildung im Rachenraum verursachen. Damit wird aus der schönsten Nebensache der Welt ein Gesundheitsrisiko. Doch in den meisten Berichten wird nur beiläufig erwähnt wie selten diese Krebsart ist.

Mund- und Rachenkrebs: Seltenes Vorkommen

Denn Tumorbildung im Rachen (Pharynx) ist laut Robert-Koch-Institut sehr selten. Die Experten gehen von jährlich 13 Neuerkrankungen auf 100.000 Einwohner aus. Das absolute Risiko an Mund- und Rachenkrebs zu erkranken liegt damit bei 0,013 Prozent. Jährlich erkranken so etwa 10.000 Männer und etwa 4.000 Frauen an dieser Tumorform. Zum Vergleich: Jedes Jahr werden etwa 70.000 neue Brustkrebspatientinnen registriert und etwa 65.000 Prostatatumore. Allerdings werden Tumorerkrankungen im Mundraum meist erst sehr spät entdeckt. Tumore können in allen drei Abschnitten des Rachens auftreten – dem oberen Abschnitt (Nasopharynx), dem mittleren Abschnitt (Oropharynx) und dem unteren Abschnitt (Hypopharynx). Der obere Abschnitt umfasst die Nasenhöhlen und endet oberhalb des weichen Gaumens. Mund, Zungengrund, weicher Gaumen und Rachenmandeln gehören dem mittleren Abschnitt an und der Schlund, die Stelle an der Speise- und Luftröhre sich trennen, bildet den untere Abschnitt.

Ursache für Rachenkrebs: Nikotin- und Alkoholkonsum

Die häufigste Ursache für eine krankhafte Veränderung des Zellgewebes im Mund- und Rachenraum ist Nikotin- und Alkoholmissbrauch. Die enthaltenen Giftstoffe schädigen das Gewebe und können zu einer Entartung des Gewebes führen - ein Tumor ist die Folge. Doch auch Oralverkehr kann die Ursache eines Tumors in diesem Bereich sein. Denn eine Infektion mit dem sogenannten Humanen Papillomavirus (HPV) kann unter Umständen zu einer Tumorbildung im Rachenraum führen. Hier kommt der Oralverkehr ins Spiel, denn HPV ist ein Virus, das vor allem über Geschlechtsverkehr übertragen wird.

Krebs durch HPV: eher unwahrscheinlich

Es gibt hunderte verschiedener Arten des Humanen Papillomavirus. Viele lösen Hautveränderungen wie Warzen an Gesicht, Händen und Füßen aus. Andere Formen greifen die Schleimhäute der Geschlechtsorgane an. Die Folge können Genitalwarzen an Vagina, Penis und Anus sein. Auch Gebärmutterhalskrebs wird durch wenige aggressive Arten des Virus verursacht. Gelangen diese Viren über Oralverkehr an die Mundschleimhaut, kann es auch hier zu einer Tumorbildung kommen. Doch das ist sehr unwahrscheinlich. Etwa Dreiviertel der sexuell aktiven Bevölkerung stecken sich im Laufe ihres Lebens mit dem Virus an. Doch ein gut funktionierendes Immunsystem bekämpft den Erreger und es kommt zu keinen Folgen. Ist das Immunsystem geschwächt, kann es sein, dass sich die HP-Viren in den Schleimhautzellen einnisten. Doch auch im Falle einer chronischen HPV-Infektion muss es nicht zu einer Krebserkrankung kommen.

Symptome von Rachenkrebs

Die meisten Mund- und Rachenkrebserkrankungen werden erst spät diagnostiziert. Im Verlauf der Erkrankung kommt es zu unspezifischen Symptomen wie Halsschmerzen, Problemen beim Schlucken, länger andauernder Heiserkeit und gegebenenfalls blutigen Auswurf und Atemprobleme. Die Symptome variieren je nach Lage und Größe des Tumors und erinnern an einen grippalen Infekt oder Asthma bronchiale. Meist wird eine Wucherung im Pharynx zufällig vom HNO- oder dem Zahnarzt bei einer Kontrolluntersuchung entdeckt. Mit einer Spiegeluntersuchung kann er die versteckten Bereiche des Rachens einsehen und erkennt gegebenenfalls erste Veränderungen. Je nach Lage und Größe des Tumors kommen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten in Frage.

Behandlung eines Rachentumors: Operation die erste Wahl

Liegt die Gewebsveränderung im mittleren Rachenbereich, ist meist eine Operation die beste Methode zur Behandlung. Durch die gute Zugänglichkeit kann der Tumor in den meisten Fällen komplett entfernt werden. Dazu kann er entweder mit gewöhnlichen OP-Verfahren, oder unter der Verwendung von Lasern herausgenommen werden. Die Laserbehandlung kommt nicht bei allen Tumoren in Frage, die Komplikationen nach dem Eingriff sind aber geringer als bei der normalen Technik. Nach der operativen Behandlung folgt meist eine Strahlentherapie um eine Streuung des entarteten Materials in den Körper zu unterbinden. In manchen Fällen werden zusätzlich zum Tumor auch die Lymphknoten am Hals bestrahlt. Gegebenenfalls kann sich eine Chemotherapie anschließen. Bei der Behandlung einer Krebserkrankung im Mund- und Rachenbereich ist es wichtig, dass die Lebensqualität des Patienten nicht zu sehr eingeschränkt wird. Nach der OP sollte es ihm möglich sein normal zu essen, zu trinken und sprechen zu können.

Vorbeugung: Impfung und Verhütung

Ein erhöhtes Risiko für Rachenkrebs haben neben Rauchern und Alkoholikern auch Personen mit häufig wechselnden Geschlechtspartnern. Da etwa 75 Prozent der sexuell aktiven Menschen irgendwann einmal mit dem Virus in Berührung kommen, steigt die Wahrscheinlichkeit bei mehreren Oralverkehr-Partnern. Um sich zu schützen können sich Mädchen zwischen dem 12. und dem 17. Lebensjahr gegen einige der HP-Viren impfen lassen. So soll nicht nur Gebärmutterhalskrebs, sondern auch ein Tumor im Mundraum unwahrscheinlicher werden. Allerdings schützt die Impfung nicht vor allen Arten des Virus. Für junge Männer ist die Impfung noch nicht zugelassen, die Wirkung wird noch diskutiert. Die Verhütung mit Kondomen beim (Oral)Verkehr kann das Risiko einer Ansteckung mindern, allerdings nicht ganz bannen. Denn das Kondom bedeckt nicht den gesamten Bereich, der von HPV befallen sein kann. Der einzige effektive Schutz vor einer HPV-Infektion ist sexuelle Enthaltsamkeit – für die meisten Leute kaum praktikabel. Daher gilt es alle Vorsorgeuntersuchungen beim Gynäkologen, Urologen und auch dem Zahnarzt regelmäßig wahrzunehmen. Die Untersuchung von Abstrichen der Schleimhäute gibt dem Arzt Aufschluss über einen möglichen Virusbefall. So können viele Erkrankungen bereits im Anfangsstadium entdeckt und erfolgreich behandelt werden.

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Lisa Vogel
Autor: Lisa Vogel

Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.

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