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Luftröhrenschnitt: Therapie in Extremsituationen

Kommentar schreiben Aktualisiert am 27. November 2017

Zum System der Atmungsorgane gehören die Nase, der Mund und der Rachen, der Kehlkopf, die Luftröhre, die Bronchien und die Alveolen der Lungen, wo der Gasaustausch stattfindet. In speziellen Situationen ist ein operativ geschaffener Zugang zur Luftröhre, einem Luftröhrenschnitt, im Fachjargon Tracheotomie bezeichnet, notwendig, um die Atemwege sichern zu können. Im folgenden Beitrag mehr über die Durchführung, Vor- und Nachteile sowie Risiken eines Luftröhrenschnitts.

Was ist ein Luftröhrenschnitt?

Unter einem Luftröhrenschnitt, einer Tracheotomie, versteht man die Eröffnung der Luftröhre, Trachea, welche durch einen chirurgischen Eingriff durch die Halsweichteile geschaffen wird. Die operativ entstandene direkte Verbindung zwischen der Luftröhre und dem äußeren Luftraum wird als Tracheostoma bezeichnet. Häufig verwechselt wird der Luftröhrenschnitt mit der schnelleren Koniotomie: Bei der Koniotomie wird das verbindende Gewebe zwischen Ring- und Schildknorpel des Kehlkopfes durchstochen. Das Durchführen einer Koniotomie erfolgt in einer absoluten Notfallsituation mit akuter Erstickungsgefahr, wenn andere Beatmungsmethoden nicht mehr durchführbar sind. Zu diesen Notfallsituationen zählen beispielsweise das Zuschwellen des Halses bei einer allergischen Reaktion oder wenn ein Fremdkörper in die Luftröhre eingeatmet wurde. Bei einem elektiven Tracheostoma-Eingriff führt man nach Einspritzen eines Lokalanästhetikums mit Adrenalin den sogenannten Kocherschen Kragenschnitt oder Jugularschnitt durch und durchtrennt zunächst das subkutane Fettgewebe zwischen Ringknorpel und Jugulum. Im Anschluss daran erfolgt die Darstellung des Isthmus-Muskels der Schilddrüse, das Durchtrennen und Unterbinden des Isthmus und die Präparation auf die Vorderwand der Luftröhre mit Darstellung des 2. und 3. Trachealknorpels. Anschließend folgt die Inzision der Luftröhre zwischen dem 2. und 3. Trachealknorpels mit einem Skalpell und eine ovale Exzision mit einem Conchotom, einem klassischen chirurgischen Instrument der Hals-Nasen-Ohren-Chirurgie. Daraufhin wird die Tracheawand an die Haut genäht, der Block der Beatmungskanüle auf Dichtigkeit überprüft und eventuell mit Gleitmittel benetzt. Es erfolgt nun die Umintubation gegebenenfalls mit einer Tracheoflex-Kanüle; eine entsprechende sterile Verlängerung, umgangssprachlich „Gänsegurgel“ genannt, wird angereicht, damit die Beatmung ausgehend vom Narkosegerät fortgeführt werden kann. Die Trachealkanüle wird mit einem Halsband fixiert und die Wundränder werden entsprechend mit einer Schlitzkompresse versorgt. Sollte eine Tracheotomie nicht mehr möglich sein, da die Patientin/ der Patient zu ersticken droht, ist die oben bereits erwähnte schnellere Koniotomie zu empfehlen: Hautschnitt, Spaltung des Muskels, Eröffnen der Trachea zwischen Schild- und Ringknorpel durch das Ligamentum conicum und Offenhalten des Zugangs, zum Beispiel mittels Kanüle.

Indikation für einen Luftröhrenschnitt

Häufig wird ein Luftröhrenschnitt durchgeführt, wenn Patienten über einen längeren Zeitraum hinweg künstlich beatmet werden müssen, wie zum Beispiel bei Koma-Patienten oder einer chronischen Atemschwäche. Weiterhin ist die Anlage eines Tracheostomas für Langzeitbeatmete indiziert, die voraussichtlich mehr als 21 Tage beatmet werden müssen. Die Entscheidung über eine Tracheotomie wird in dem Fall spätestens bis zum 7. Tag der endotrachealen Beatmung getroffen. Zu den weiteren Indikationen, bei denen ein Luftröhrenschnitt notwendig ist, zählen unter anderem bei:

  • Schädel-Basis-Bruch
  • Mittelgesichtsverletzungen
  • verengte Krebsgeschwüre im Nasen-/Rachenraum
  • Fehlbildungen sowie Verletzungen der Nasengänge, des Kehlkopfes und des Rachens
  • Nervenverletzungen, die mit einer Schluckstörungen einhergehen
  • prophylaktisch bei Operationen im Halsbereich, wie beispielsweise einer Neck-Dissection, da postoperativ das Gewebe zu schwellen kann und die Atemwege nicht mehr frei sind
  • eine fortgeschrittene Morbus Parkinson Erkrankung

Ein Tracheostoma kann abhängig von der Indikation nur temporär oder aber auch dauerhaft angelegt werden. Ein dauerhaftes Tracheostoma ist zum Beispiel nach einer Kehlkopfentfernung nötig.

Vorteile und Nachteile eines Luftröhrenschnittes

Die Vorteile eines Luftröhrenschnittes verglichen mit der endotrachealen Beatmung sind im Folgenden:

  • geringere Gefahr Stimmbänder, Nase oder Kehlkopf zu verletzen
  • die Möglichkeit der oralen Nahrungsaufname ist gegeben
  • die Mundpflege und die Bronchialtoilette (d.h. das Absaugen) sind erleichtert
  • die Inzidenz nosokomialer Pneumonien ist vermindert
  • Patienten haben ein vermindertes Fremdkörpergefühl, da der Schlauch, der normal über Nase oder Mund gelegt wird, nämlich entfällt
  • das Sprechen ist möglich

Im Gegensatz zu intubierten Patienten ist auch das Sprechen mit einem Luftröhrenschnitt möglich: Hierbei wird eine spezielle Sprechkanüle eingelegt, die an der Hinterwand gefenstert ist, sodass die Luft beim Ausatmen in den oberen Bereich des Kehlkopfes strömen kann und dem Betroffenen mit einem Luftröhrenschnitt das Sprechen ermöglicht werden kann. Zu den Nachteilen eines Luftröhrenschnittes zählen:

  • die Gefahr einer Wundinfektion durch den operativen Eingriff
  • nur noch eingeschränktes Riech- und Geschmackvermögen
  • die Anwärmungsfunktion und Reinigungsfunktion der oberen Atemwege können nicht mehr genutzt werden, da nach einem Luftröhrenschnitt die Luft nicht mehr über den Mund durch Nase und Rachen in die Lungen strömt, sondern direkt in die Luftröhre
  • vermehrte Sekretbildung durch den Fremdkörperreiz der Kanüle in der Luftröhre
  • der Kehlkopf kann nicht mehr zur Stimmbildung genutzt werden

Risiken

Die Beatmung über einen Luftröhrenschnitt birgt auch Risiken:

  • Verschluss oder Verrutschen der Trachealkanüle
  • Fehlplatzierung der Trachealkanüle
  • Blutungen
  • Herzstillstand
  • Wundinfektion
  • Verbindung zwischen Speiseröhre und Luftröhre: tracheoösophageale Fistel
  • Verengung der Luftröhre: Trachealstenose
  • Verschluss der Luftröhre
  • Druckulzera

Hygienische Maßnahmen und auf was noch geachtet werden sollte

Die Trachealkanüle kann das Schlucken erschweren, da sie den Kehlkopf beschwert. Dies kann zur Folge haben, dass sich der Speichel ansammelt und die Kanüle verstopft wird. Deshalb muss als hygienische Maßnahme der Speichel regelmäßig abgesaugt werden. Auch ist eine penible Hygiene beim Kanülentausch von großer Wichtigkeit, da im Bereich des Tracheostomas nämlich ein feucht warmes Klima herrscht und somit eine gute Lebensbedingung für Keime gegeben ist. Aus diesem Grund ist eine laufende Beobachtung der Haut notwendig und eine Reinigung zweimal täglich, bei Bedarf häufiger zu empfehlen. Die Reinigung sollte möglichst in halbsitzender Position erfolgen und der Hals leicht nach hinten überstreckt sein; dabei stabilisiert eine Hand die Kanüle. Die Reinigung erfolgt mit Kochsalzlösung, bei Rötung oder feuchter Haut ist das Verwenden von Octenisept zu empfehlen. Salben, Cremes, Watten oder ähnliches sollten nicht verwendet werden! Eine regelmäßige Mund- sowie Nasenpflege ist ebenfalls wichtig, damit sich Erreger nicht absetzen können und sich im schlimmsten Fall eine Lungenentzündung entwickeln kann. Hier gelangen Sie zu allen Octenisept-Produkten im apomio Apotheken-Preisvergleich.

J. Ehresmann
Autor: J. Ehresmann

Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.

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