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Wenn Lust zu Abhängigkeit wird: Die Sucht nach Pornos

Kommentar schreiben Aktualisiert am 27. November 2018

Gefährliche Leidenschaft: Pornos können die Partnerschaft beleben und ihr einen erotischen Kick geben. Doch für manche Menschen entwickelt sich beim Ansehen von pornografischen Filmen ein regelrechter Teufelskreis: Sie brauchen immer mehr. Eine Sucht entsteht. Erfahren Sie, wie sich das Gehirn von Pornosüchtigen verändert und wann die geheime Leidenschaft gefährlich wird.

Erotische Filme haben schon die eine oder andere Partnerschaft neu belebt. Doch es gibt Menschen, die nicht genug bekommen: Sie sind süchtig nach Pornos. Vor allem in der Generation der „digital Natives“ ist die Sucht nach Sexfilmen verbreiteter als gedacht.

Laut einer Studie der Plattform Pornhub ist Deutschland Spitzenreiter was den Konsum von Pornos angeht. Das wäre nicht weiter schlimm, wenn die Filmchen nicht ein gewisses Suchtpotential hätten. Vor allem Jugendliche und Personen mit anderen Suchterkrankungen können schnell abhängig werden.

Pornos: Im Netz immer verfügbar

Die Pornosucht ist erst seit der Verbreitung des Internets ein Problem. Anonym und rund um die Uhr steht den Nutzern jegliche Art von Sexfilmen zur Verfügung. Das Spektrum reicht von harmlosen erotischen Filmen bis zu Pornos am Rand des Legalen. Früher mussten die Filme noch aus der Videothek geholt werden – immer mit Scham verbunden. Heute ist der nächste Clip nur einen Klick entfernt. Wie vielen Menschen erkranken ist nicht bekannt. Es gibt keine validen Zahlen zu diesem Thema.

Pornos ansehen an sich ist kein Problem. Doch sobald die meist heimliche Passion den Alltag, die Beziehung oder Familie oder den Job beeinträchtigt, liegt wahrscheinlich eine Sucht vor. Und das geht schnell: Am Anfang sind es ein bis zwei Stunden in der Woche, in denen man vor dem Computerbildschirm klebt und sich meist heimlich der Versuchung hingibt. Meist ist das Ansehen der Pornos eine Flucht aus der Realität – man gibt sich seinen Fantasien hin. Doch schnell wird es mehr. Die Stunden auf Pornoplattformen häufen sich. Man braucht immer mehr und immer härtere Filme.

Gefahr für Jugendliche

Vor allem für Kinder und Jugendliche sind Pornos im Netz gefährlich. Wenn sie noch nicht reif genug für die sexuellen Reize sind, kann das die Sexualität nachhaltig beeinflussen. Die Heranwachsenden  können zudem nicht einschätzen, welches sexuelle Verhalten normal ist und wachsen durch den Konsum von Pornos mit falschen Vorstellungen auf.

Eltern sollten deshalb pornografische Inhalte für Kinder auf dem Computer, Tablet, Laptop und den Smartphones sperren lassen. Der Umgang mit dem Thema Sex und Pornos ist bei Jugendlichen schon deutlich schwieriger. Der offene Umgang mit dem Thema Sexualität ist daher wichtig.

Selbstbefriedigung rückt in den Hintergrund

War zunächst die Selbstbefriedigung der Grund um die Filme anzusehen gerät sie immer mehr in den Hintergrund. Bei der Pornosucht haben Betroffene meist gar kein Vergnügen mehr, sie handeln aus einem inneren Zwang heraus. Stunde um Stunde sehen sie Pornos und können nur schwer damit aufhören. Süchtige kommen auf bis zu 50 Stunden Konsum in der Woche – das normale Leben muss dabei hinten anstehen.

Die Ursache für die Abhängigkeit liegt dabei im Belohnungszentrum. Wie bei jeder anderen Sucht schüttet das Gehirn durch den Reiz – in diesem Fall das Ansehen eines Pornos – Glückshormone aus. Weil es Spaß macht, macht es der Betroffene wieder. Doch das Gehirn gewöhnt sich irgendwann an die Belohnung und fordert immer mehr. Um Befriedigung zu spüren müssen die Süchtigen immer länger zusehen und immer härtere Filme konsumieren. Spätestens jetzt ist ein Teufelskreis entstanden.

Völliger Kontrollverlust

Nach einer Zeit der Abhängigkeit verändert sich die Struktur des Gehirns: Das Belohnungszentrum wird kleiner. Es wird immer schwerer noch einen „Kick“ zu spüren. Die Sucht nach Pornos funktioniert genau wie jede andere Sucht. Doch statt Kokain, Alkohol oder Medikamenten ist der Porno hier das Suchtmittel.

Dass sie ein Problem haben, merken die Betroffenen meist erst, wenn sich Konsequenzen aus ihrer Abhängigkeit ergeben. Wer gefeuert wird, weil er Pornos am Arbeitsplatz ansieht, oder wenn die Partnerschaft durch die heimliche Sucht in die Brüche geht, suchen Betroffene Hilfe. Der richtige Ansprechpartner ist entweder ein Arzt oder ein Therapeut. Wenn Sie glauben Sie haben ein Suchtproblem, können Sie sich zunächst dem Hausarzt anvertrauen. Er weiß, an wen Sie sich wenden können und ist verpflichtet ihre Privatsphäre zu wahren.

Eine Therapie hilft 

Wie bei anderen Suchterkrankungen hilft auch bei der Pornosucht eine Therapie. Dabei wird mit einem Fachmann erörtert, worin der Reiz des Suchtmittels liegt und eine Strategie erarbeitet, um den Reizen aus dem Weg zu gehen. Alternative Belohnungsverfahren können dabei helfen die Sucht zu überwinden. Der Therapeut kann dabei mit dem Patienten konkrete Ziele für die Zukunft erarbeiten. Wird das Ziel erreicht ist das ein Erfolg und das Belohnungszentrum springt an. So wird Schritt für Schritt das Hirn wieder an normale Belohnung gewöhnt und die Sucht abgebaut.

Im Gegensatz zu anderen Süchten haben es Pornosüchtige nicht mit körperlichen Nebenwirkungen beim Entzug zu rechnen. Lediglich der innere Drang der Sucht nachzugeben ist ebenso groß wie bei Alkohol, Medikamenten und Co. Damit die Therapie Erfolg hat ist das beste Mittel das reizvolle Suchtmittel so weit es geht zu meiden. Konkret heißt das: Keine Pornos mehr.

Körperliche Folgen der Pornosucht

Durch die übermäßige Selbstbefriedigung können körperliche Schäden entstehen. Bei Männern kann eine erektile Dysfunktion der Pornosucht folgen. Der Betroffene ist bei sexuellen Reizen im „normalen Leben“ nicht mehr in der Lage eine Erektion zu bekommen. Wer monatelang harte Sexvideos ansieht, findet unter Umständen normalen Sex nicht mehr reizvoll. Auch Pornosüchitge Frauen können Probleme mit der Libido bekommen: Der alltägliche Sex ist dann zu langweilig und regt das Belohnungszentrum im Gehirn nicht an.

Wenn die Sucht überwunden ist, kann sich das regulieren. Eine Garantie dafür gibt es aber nicht.

Risikofaktoren

Wenn Sex und Sexualität ein Tabuthema sind ist die Gefahr für eine Pornosucht erhöht. Ist Sex vor der Ehe beispielsweise Tabu, suchen sich Betroffene eine Ersatzhandlung und greifen eher zu Pornografie. Auch wer eher schüchtern ist und wenige bis keine sexuellen Erfahrungen gemacht hat, wird eher Befriedigung bei Pornos suchen. Diese Personen driften leichter in die Sucht ab.

Ein offener Umgang mit dem Thema Sex innerhalb der Familie ist wichtig, damit die Sucht keine Chance hat. Wenn Sexualität nicht schambehaftet ist, ist eine Flucht in Pornografie und damit eine Suche eher unwahrscheinlich.

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Lisa Vogel
Autor: Lisa Vogel

Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.

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