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Wenn die Zahnrädchen nicht greifen: Leben mit Epilepsie

Kommentar schreiben Aktualisiert am 10. Juni 2015

Epilepsie zählt zu den häufigsten chronischen Erkrankungen des Nervensystems. Insgesamt erleiden etwa 5 Prozent aller Menschen in ihrem Leben einen epileptischen Anfall. Was ist Epilepsie? Ist Epilepsie behandelbar? Wie leistet man Erste Hilfe? Alle wichtigen Informationen im Überblick.

Was ist Epilepsie?

Der Begriff Epilepsie stammt aus dem Griechischen und bedeutet „Fallsucht“, im deutschen Sprachgebrauch auch als Krampfleiden bezeichnet. Man unterscheidet die großen, mit Krämpfen einhergehenden Anfälle von den kleinen, bei denen es nur kurzzeitig zu Bewusstseinsstörungen kommt. Die Ursache liegt in einer Funktionsstörung des Gehirns. Diese erfasst man durch das Messen der Hirnströme mit dem Elektroenzephalogramm (EEG). Bei einer Epilepsie findet man Zeichen der Erregbarkeitssteigerung im EEG.

Ein einzelner epileptischer Anfall ist noch nicht mit dem Krankheitsbild einer Epilepsie gleichzusetzen.

Von einem "epileptischen Anfall“ spricht man, wenn ein plötzliches Ereignis eintritt, welches nach einigen Sekunden bis Minuten beendet ist. Dieser sogenannte Gelegenheitsanfall wird von etwa 5 Prozent aller Menschen einmal in ihrem Leben erfahren. Epilepsie liegt erst dann vor, wenn mindestens zwei epileptische Anfälle plötzlich und unprovoziert, d.h. ohne einen erkennbaren Auslöser, aufgetreten sind. Anfälle werden durch plötzliche Energieentladungen übererregter Hirnzellen ausgelöst. Die Ursache liegt in einer Funktionsstörung des Gehirns.

Wie entsteht ein epileptischer Anfall?

Bevorzugt sind elektrische als auch chemische Signale so genau aufeinander abgestimmt, dass die Tätigkeit der Nervenzellen im menschlichen Gehirn genau bestimmt ist. Ein epileptischer Anfall wird durch komplexe Prozesse im Körper durch eine Störung herbeigeführt, wodurch sich viele Nervenzellen gleichzeitig entladen und entweder einzelne Hirnregionen oder beide Gehirnhälften reizen. Die Erscheinungsform und die Ausprägung dieses Anfalls hängt davon ab, welche Gehirnregion betroffen ist.

Wie kommen die sogenannten Gelegenheitsanfälle zustande?

Gelegenheitsanfälle sind nicht mit einer Epilepsie gleichzustellen: Verantwortlich für einen Gelegenheitsanfall können eine Gehirnschädigung durch eine Verletzung oder Entzündung, ein massiver Blutzuckerabfall, Vergiftungen, Alkoholentzug oder Sauerstoffmangel sein.

Gelegenheitsanfälle können sowohl provoziert bzw. akut symptomatisch sein oder  unprovoziert, d.h. bei denen kein direkter Auslöser erkennbar ist, sein.

Ein provozierter Gelegenheitsanfall ist zum Beispiel der epileptische Fieberanfall (Fieberkrampf) bei kleinen Kindern, welcher durch rasant ansteigenden Fieber entstanden ist. Das Auftreten epileptischer Anfälle kann auch genetisch bedingt oder der Grund für lange zurückliegende Hirnschädigungen sein.

Ursache und Erscheinungsformen einer Epilepsie

Wiederholt auftretende epileptische Anfälle können erblich bedingt sein oder erworben werden. Es gibt verschiedene Epilepsieformen (Epilepsiesyndrome), die nach der Art der auftretenden Anfälle und ihrer Ursache gegliedert sind:

Anfallsarten:

  • fokale (partielle) Epilepsie
  • generalisierte Epilepsie
  • gemischte (fokale + generalisierte) Epilepsie
  • spezielle Syndrome

Von einer fokalen Epilepsie ist die Rede, wenn die Anfallsart nur eine örtlich begrenzte Region des Gehirns betrifft. Bei einer generalisierten Epilepsie sind von Anfang an beide Gehirnhälften betroffen. Darüber hinaus kommen auch Mischformen und spezielle Syndrome als Anfallsarten vor.

Im Bereich der Anfallsart wird auch nach der Ursache unterteilt und zwischen

  • idiopathischer Epilepsie (auch genetische Epilepsie genannt, wohingegen der Begriff irreführend ist, denn nicht die Epilepsie an sich wird vererbt, sondern eher die Neigung zu epileptischen Anfällen)
  • symptomatische Epilepsie (die symptomatische Epilepsie tritt häufig auf und wird auch als erworbene Epilepsie bezeichnet, da das Gehirn häufig schon vor oder während der Geburt oder in den ersten Lebensjahren geschädigt wurde und die Epilepsie erst im späteren Lebensalter als eine Folge dessen in Erscheinung tritt)
  • kryptogenen Epilepsie (eine kryptogene Epilepsie wird auch als ungeklärte Epilepsie bezeichnet, bei der die Ursache für die Erkrankung noch nicht geklärt wurde)

unterschieden. Um Epilepsien zu klassifizieren, werden die oben aufgelisteten Einteilungskriterien zusammengefasst.

Bis zu einem Prozent aller Menschen erkrankt an Epilepsie, in Deutschland leiden schätzungsweise 0,6 bis 0,8% der Bevölkerung, 500.000 bis 650.000 Menschen an einer Epilepsie.

Erste Hilfe bei einem epileptischen Anfall

Wenn jemand einen epileptischen Anfall erleidet, ist erste Hilfe gefragt. Die richtige Reaktion ist zum Einen sofort den Notarzt zu kontaktieren, denn anfangs ist es fraglich, sofern Sie den Betroffenen nicht persönlich kennen, ob es sich um einen epileptischen Anfall handelt oder etwa um eine beispielsweise vorliegende Herzrhythmusstörung oder einen Blutzuckerabfall. Ein Notarzt sollte auch unbedingt dann informiert werden, wenn die Anfälle länger als fünf Minuten andauern oder sich die Anfälle dauerhaft wiederholen.

Darüber hinaus ist Ruhe bewahren gefragt, ein epileptischer Anfall ist in der Regel nach ein bis maximal zwei Minuten beendet. Vermeiden Sie es den Betroffenen festzuhalten oder diesem etwas in den Mund, etwa einen Beißkeil, zu schieben. Entfernen Sie Gegenstände aus dem unmittelbaren Umfeld, damit keine Verletzungsmöglichkeit droht. Versuchen Sie den Betroffenen in die stabile Seitenlage oder Bauchlage zu legen, damit zum Beispiel Erbrochenes nicht eingeatmet werden kann und diese Anfall-Komplikation nicht zustande kommen kann. Leisten Sie dem Betroffenen nach einem Anfall Beistand bis dieser klar, orientiert und wieder voll ansprechbar ist.

Behandlungsmöglichkeiten einer Epilepsie

Es gibt eine Reihe von Medikamenten, die das Auftreten epileptischer Anfälle ganz oder teilweise unterdrücken können, bei 80 Prozent der Patienten kann sogar eine Anfallsfreiheit erreicht werden. Bei circa Zweidrittel der Epilepsie-Patienten ist eine lebenslange Medikamenteneinnahme von Nöten. Beruhigungsmittel, sogenannte Antiepileptika, aus der Klasse der Benzodiazepine können ihre Wirkung entfalten. Ohne eine medikamentöse Therapie besteht stets das Risiko, dass die epileptischen Anfälle erneut in Erscheinung treten. Bei der Behandlung einer symptomatischen Epilepsie spielt die Bekämpfung der Ursachen die Hauptrolle. Alkohol muss von allen Anfallkranken stark gemieden werden. Jeder Alkoholgenuss kann einen Anfall auslösen. Ebenso schädlich ist Schlafentzug. Der Epileptiker gehört nicht ans Steuer eines Fahrzeuges, auch sollten besondere Sportarten wie zum Beispiel das Schwimmen unter ständiger Aufsicht ausgeübt oder ansonsten gemieden werden.

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J. Ehresmann
Autor: J. Ehresmann

Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.

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