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Was hat es mit der Diagnose Sarkoidose (Morbus Boeck) auf sich?

1 Kommentar Aktualisiert am 13. August 2018

Kleine Knötchen verändern das Gewebe: Bei der Sarkoidose bildet der Körper aus ungeklärten Gründen Granulome, die im ganzen Körper auftreten können – vor allem die Lunge ist betroffen. Das kann zu Einschränkungen führen: Lunge, Herz, Leber, Nieren, Gehirn und Haut können sich so verändern, dass bleibende Schäden entstehen. Lesen Sie mehr über Sarkoidose.

Die Sarkoidose – auch Morbus Besnier-Boeck-Schaumann oder abgekürzt Morbus Boeck – ist eine knötchenbildende (granulomatöse) Erkrankung. Das bedeutet: Der Körper beginnt gesundes und funktionierendes Gewebe zu verändern, sodass kleine Bindegewebsknötchen entstehen. Sind davon die inneren Organe betroffen, kann deren Funktion eingeschränkt werden und bleibende Schäden entstehen.

Die Ursache für die Veränderung ist nicht ganz klar. Experten vermuten, dass es sich um eine fehlgeleitete Immunreaktion des Organismus handelt, da in den Knötchen auffällig viele Zellen der Immunabwehr zu finden sind. Außerdem wird eine genetische Veranlagung vermutet – Sarkoidose tritt in Familien gehäuft auf. Vor allem in Nordeuropa und bei Afroamerikanern ist die Erkrankung verbreitet. Der Grund dafür ist ebenfalls noch nicht klar. Die Erkrankung tritt meist zwischen dem 20 und 40 Lebensjahr auf.

Gesunder Organismus: Immunsystem hüllt Fremdkörper ein

In einem gesunden Organismus dient die Gewebsveränderung der Immunabwehr: Tritt ein Krankheitserreger oder ein Fremdkörper ein, und kann nicht unschädlich gemacht werden, beginnt der Körper ihn abzukapseln und mit Bindegewebe zu umhüllen. So entstehen Granulome. Bei einer Sarkoidose läuft eben dieser Prozess ab, richtet sich allerdings gegen gesunde Körperstrukturen. Ärzte vermuten daher, dass es sich um eine Autoimmunerkrankung handeln könnte.

Sarkoidose: Vor allem die Lunge ist betroffen

Die Veränderungen bei einer Sarkoidose können im gesamten Körper auftreten. Doch in den meisten Fällen ist die Lunge betroffen. Die Knötchenbildung im Lungengewebe kann einer Tuberkulose ähneln. Doch auch im Herz, der Leber, den Nieren, den Augen oder an der Haut können Granulome auftreten. In seltenen Fällen ist das Gehirn betroffen. Das kann mit einer Lähmung der Gesichtsnerven einhergehen.

Die Erkrankung verläuft in etwa 70 Prozent der Fälle schleichend und chronisch, bei wenigen Betroffenen kommt es zu akuten Krankheitsschüben.

Symptome einer Sarkoidose

Die Krankheitsanzeichen einer Sarkoidose sind von Patient zu Patient verschieden, je nach Lokalisation der Beschwerden. Ist die Lunge betroffen so kommt es zu:

  • Trockenem Husten
  • Atemnot
  • Schwellung der Lymphknoten

Ist die Haut betroffen so kommt es zu

  • Schmerzhafte Hautveränderungen an den Beinen
  • Bläulich erhabenen Flecken im Gesicht

Auch Entzündungen der Augen (vor allem der Regenbogenhaut) können ebenfalls ein Anzeichen für eine Sarkoidose sein.

Allgemeine Krankheitsanzeichen wie Fieber, Abgeschlagenheit und Müdigkeit können ebenfalls auftreten. Einige Patienten beklagen sich über Schmerzen in einem Gelenk oder grippeähnlichen Symptomen mit starkem Krankheitsgefühl. Einige Betroffene verlieren ungewollt an Körpergewicht.

Da all diese Symptome kein ausschließlicher Hinweis auf die Erkrankung Sarkoidose sind, müssen sie von einem Mediziner abgeklärt werden. Der Hausarzt ist der erste Ansprechpartner, er wird den Patienten bei Verdacht auf Morbus Boeck an einen Pneumologen überweisen, sie haben in der Regel die meiste Erfahrung im Umgang mit dieser Erkrankung.

Diagnose Sarkoidose: Bildgebende Verfahren und Blutuntersuchung

Nach einer ausführlichen Befragung des Patienten wird der Mediziner einige Untersuchungen durchführen, um den Ursprung der Beschwerden auszumachen. Zunächst richtet sich der Fokus auf die Lunge und ihre Funktion. Ein Lungenfunktionstest sowie Röntgenaufnahmen der Lunge können erste Hinweise auf Sarkoidose liefern.

Auf dem Röntgenbild des Brustkorbes sind die knötchenartigen Veränderungen des Lungengewebes häufig gut zu sehen. Auch eine Vergrößerung der Lymphknoten zwischen den Lungenflügel ist auffällig und kann auf die Erkrankung hinweisen. Zudem wird der Arzt Blut abnehmen und auf erhöhte Entzündungswerte untersuchen. Krankheitserreger sind meist keine zu finden.

Sind die Untersuchungsergebnisse negativ kann es sich trotzdem um eine Sarkoidose handeln. Es müssen die anderen Organe genauer in Betracht genommen werden. Ein EKG stellt die Herzfunktion dar, auch die Nieren und die Leber sollten betrachtet werden. MRT-Aufnahmen eignen sich gut, um die Strukturen bildlich darzustellen und gegebenenfalls Veränderungen zu erkennen.

Bei der Diagnosestellung einer Sarkoidose muss immer eine Tuberkulose ausgeschlossen werden.

Krankheitsstadien erkennen

Die Erkrankung lässt sich in mehrere Stadien einteilen.

Typ 0: unauffälliges Röntgenbild, keine Veränderung der Lunge, aber Sarkoidose-Anzeichen in anderen Organen oder Körperregionen

Typ I: Lymphknoten zwischen den Lungenflügeln sind vergrößert, das Lungengewebe ist unauffällig. Andere Organe können betroffen sein.

Typ II: Lymphknoten zwischen den Lungenflügeln sind vergrößert, fleckig-knotige Veränderungen der Lunge sind sichtbar.

Typ III: Das Lungengewebe ist sichtbar verändert, die Lymphknoten sind allerdings unauffällig.

Typ IV: Das Lungengewebe hat sich zum Teil in Bindegewebe umgewandelt (Fibrose), es sind bleibende Schäden entstanden.

Die Einteilung der Erkrankung in die verschiedenen Stadien sagt nur selten etwas über den weiteren Krankheitsverlauf aus. Die Anzeichen für Sarkoidose und die betroffenen Strukturen sind von Patient zu Patient sehr verschieden und bedürfen einer individuellen Betreuung durch einen Facharzt.

Behandlung der Sarkoidose: Spontanheilung möglich

Nicht jeder Fall von Sarkoidose muss behandelt werden: In vielen Fällen mit akutem Verlauf bessern sich die Beschwerden nach einigen Monaten von alleine wieder. Kommt es zu starken körperlichen Einschränkungen helfen Medikamente. Bei akuten Krankheitsschüben kommen nicht steroidale Entzündungshemmer wie Ibuprofen oder Diclofenac zum Einsatz. Kommt es zu einer Einschränkung der Lungenfunktion oder einer Einschränkung anderer überlebensnotwendiger Organe muss mit Kortison oder Immunsuppresiva behandelt werden. Dadurch wird die Reaktion des Immunsystems unterdrückt, sodass keine neuen Granulome gebildet werden. Eine Behandlung mit Kortison kann allerdings viele Nebenwirkungen mit sich bringen und ist keine dauerhafte Lösung.

Bei einer chronischen Sarkoidose ist es häufig ausreichend, den Krankheitsverlauf regelmäßig zu kontrollieren. Bei etwa zwei Dritteln der Patienten gehen auch hier die Beschwerden innerhalb weniger Jahre von alleine zurück. Dabei wird die Lunge, das Herz und Leber, Milz und Nieren regelmäßig untersucht und auf Veränderungen hin überprüft.

Prognose und Krankheitsverlauf

Eine Sarkoidose heilt in den meisten Fällen nach einigen Monaten oder Jahren von alleine und ohne medikamentöse Behandlung wieder aus. Allerdings können in schwerwiegenden Fällen krankhafte Veränderungen des Gewebes – vor allem in Lunge und Herz – nicht wieder rückgängig gemacht werden. Ist das Lungengewebe einmal in Bindegewebe umgewandelt, kann hier kein Sauerstoffaustausch mehr stattfinden und die Atmung ist eingeschränkt.

Ist ein großer Teil der Lunge davon betroffen, kann es in sehr seltenen Fällen zu einem Sauerstoffmangel und damit zusammen hängender Atemnot kommen. Ein solcher Zustand kann unter Umständen sogar tödlich enden.

Die Prognose für Sarkoidose-Patienten ist allerdings günstig: Wird die Erkrankung entdeckt und regelmäßig ärztlich überwacht ist in der Regel keine Einschränkung der Lebenserwartung zu befürchten.

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Lisa Vogel
Autor: Lisa Vogel

Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.

1 Kommentare

Pawel – Freitag, 08. Februar 2019
Hallo Habe frage betreffend Rauchen bei Diagnose von sarkoidose. Bei meiner Lebensgefährtin wurde diese festgestellt. Bis vor Schwangerschaft hat sie geraucht und die Symptome die heute 4 Jahre nach der Schwangerschaft auftreten waren nicht da.. Trockener Husten bei Belastung usw. Im Arztbericht steht das keine katalysation (oder so ähnlich) der Lunge stattfindet. Meine Frage ... Hilft in diesem Fall das Rauchen? Freundliche Grüße
Antwort von Lisa Vogel

Lieber Pawel,

zwar erkranken Raucher tatsächlich seltener an Sarkoidose, warum das so ist, ist allerdings noch nicht klar. Bei Sarkoidose ist nicht immer eine Behandlung notwendig, in manchen Fällen bessern sich die Beschwerden von selbst. Dennoch ist immer eine engmaschige Überwachung durch einen Arzt notwendig - er kann bei Bedarf auf Cortison-Medikamente gegen die Symptome verschreiben. Rauchen ist gesundheitsschädlich und trägt nicht dazu bei die Beschwerden zu bessern. Ihre Lebensgefährtin sollte lieber beim Rauchstopp bleiben.

Liebe Grüße

Lisa Vogel
 

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