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Erkrankung durch Bakterien - Mycoplasma Genitalium, die noch unbekannte Geschlechtskrankheit

Kommentar schreiben Aktualisiert am 14. September 2018

Mycoplasma Genitalium: Ein Bakterium, welches neben dem Respirationstrakt auch den Genitalbereich als Erreger befallen kann und bislang das zweitkleinste vorkommende Bakterium darstellt. Vor einer sexuell übertragbaren Geschlechtskrankheit, die bisher noch als unbekannt galt, wird gewarnt! Wie kann man sich vor einer Ansteckung schützen? Und welche Therapiemöglichkeiten sind gegeben? Mehr zu dem Thema und dem noch unterschätzten Bakterium Mycoplasma Genitalium im folgenden Beitrag. 

 

Inhaltsverzeichnis:

 

Mycoplasma genitalium: Was ist das genau? 

 

Das Mycoplasma genitalium, auch abgekürzt MG bezeichnet, ist ein Bakterium, das erstmalig im Jahre 1980 isoliert worden ist. Es stammt aus der Familie der Mycoplasmataceae und ist als das zweitkleinste vorkommende Bakterium bekannt. Als Erreger besitzt das Bakterium sowohl eine RNA als auch eine DNA und ist im Besitz des kleinsten bekannten Genoms, das in einer lebenden Zelle vorkommt.

Eine Infektion mit Mycoplasma genitalium ist im Respirationstrakt sowie Genitalbereich möglich. Das Bakterium zählt zum sogenannten intrazellulären Bakterium, das heißt, dass es in die Zellen des Körpers eindringt und darin lebt. Im Vergleich zu anderen Bakterien weisen Mycoplasma-Bakterien keine Zellwand auf, weshalb es schwierig ist, sie durch gewöhnliche Arten von Antibiotika, wie beispielsweise mittels Penicillin, zu bekämpfen.

 

Das Wissen, welche Vielzahl von Krankheiten das Bakterium verursachen kann, ist weiterhin noch begrenzt. Als wichtige Ursache von Harnröhrenentzündungen, im medizinischen Sprachgebrauch auch Urethritis bezeichnet, von denen Männer und Frauen betroffen sein können, ist das Bakterium verantwortlich. Bei etwa 10-45% von Männern mit einer Harnröhrenentzündung konnte man das Mycoplasma genitalium nachweisen, weder eine Chlamydien-Infektion noch eine Gonorrhoe – ebenfalls eine der häufigsten sexuell übertragbaren Erkrankungen ausgelöst durch Gonokokken – war bei diesen Patienten für eine Harnröhrenentzündung verantwortlich. Im Hinblick auf das weibliche Geschlecht fehlen leider Angaben über die Häufigkeit der Erkrankung.

Bezüglich des Bakteriums ist zudem auch zu erwähnen, dass es Männer sowie Frauen gibt, die zwar Träger des Bakterium Mycoplasma genitalium sind, sprich bei denen das Bakterium nachgewiesen werden konnte, aber keinerlei in Erscheinung tretende Symptome zu beobachten sind/waren. Trotz allem ist es ein Trugschluss, zu glauben, nicht behandeln zu müssen, wenn es keine Symptome gibt. Ganz im Gegenteil. Denn nur so könne eine Weiterverbreitung verhindert werden.

 

Forscher warnen vor der unterschätzten sexuell übertragbaren Geschlechtskrankheit Mycoplasma genitalium 

 

Forscher von der British Association for Sexual Health and HIV (BASHH) warnen im Fachmagazin BMJ vor Mycoplasma genitalium. Allem Anschein nach wird das Bakterizm sexuell genauso leicht übertragen wie Chlamydien, sodass es zu den sexuell übertragbaren Infektionen zählt. Die Diagnostik und Therapie einer Chlamydieninfektion ist allerdings im Vergleich zu einer Infektion mit Mycoplasma genitalium fortgeschrittener. Denn: In der Regel wird nicht auf Mycoplasma genitalium getestet. Ein großer Nachteil ist auch, dass viele Antibiotika nicht mehr gegen das Bakterium wirken, sodass sich das Bakterium zu einem Super-Bazillus entwickeln könne, vor dem die Forscher von der British Association for Sexual Health and HIV (BASHH) geradezu warnen.

In einer wachsenden Zahl von Studien ist nachgewiesen worden, dass der Zusammenhang zwischen Mycoplasma genitalium und einer Infektion des unteren Harntrakts besteht. Eine Zeit lang ist man der Annahme gewesen, dass das Bakterium zusammen mit dem für die Chlamydieninfektion verantwortliche Bakterium Chlamydia trachomatis auftritt, jüngste Ergebnisse haben aber aufdecken können, dass Mycoplasma genitalium unabhängig von den Chlamydien-Bakterien auftreten können.

 

Symptome Mycoplasma genitalium 

 

Die Infektion mit Mycoplasma genitalium kann sich folgendermaßen nach nur wenigen Tagen äußern:  Männer können an eine schmerzhafte Harnröhrenentzündung erkranken, die von den Symptomen erhöhter Harndrang, Jucken und Brennen beim Wasserlassen und durchsichtigem oder eitrigem Ausfluss begleitet wird. Eine chronisch oder ständig wiederkehrende Harnröhrenentzündung kann drohen. Bisher ist noch unklar, ob das Bakterium Mycoplasma genitalium auch Komplikationen wie Infektionen der Nebenhoden, auch als Epididymitis bezeichnet, Entzündungen der Prostata, als Prostatitis bekannt und/oder Gelenkentzündungen wie eine reaktive Arthritis verursachen kann und in welchem Umfang das Bakterium dafür verantwortlich gemacht werden könne.

 

Eine Infektion mit Mycoplamsa genitalium bei Frauen kann ebenfalls zu Infektionen der Harnröhre führen. Auch hier sind die Symptome wie schmerzhaftes Wasserlassen und gelegentlich vermehrer Ausfluss aus der Scheide üblich. Aber auch Entzündungen des Gebärmutterhalses, Zervizitis, sind nachgewiesen. Auch ist eine Infektion der Eileiter festgestelt worden. Unbehandelt kann eine Mycoplasma genitalium-Infektion bei Frauen auch zur Unfruchtbarkeit führen. Aufgrund der Ähnlichkeit der Symptome wird eine Mycoplasma genitalium-Infektion nicht selten mit einer Chlamydien-Infektion verwechselt bzw. fehldiagnostiziert, sodass eine falsche Therapie eingesetzt wird und aufgrund der Fehldiagnose und der falschen Antibiotikagabe Antibiotikaresistenzen beschleunigt werden können. Auch besteht die Gefahr, dass keine Therapie mehr gegen Mycoplasma genitalium wirke, weil das Bakterium so lange übersehen worden ist und die Infektion so lange falsch behandelt worden ist. Ein häufiges Auftreten und anhaltende Infektionen sind bei Prostituierten nachgewiesen worden, was beweist, dass es sich um eine sexuell übertragbare Infektion handelt, die auch fast ausschließlich über Geschlechtsverkehr übertragen wird. Auch bei Männern, die Geschlechtsverkehr mit anderen Männern haben, hat die Verbreitung mit der Infektion durch Mycoplasma genitalium zugenommen. Der beste Schutz gegen Mycoplasma genitalium bietet daher der Gebrauch eines Kondoms, vor allem beim Geschlechtsverkehr mit neuen Partnern ist die Verwendung von Kondomen zu empfehlen. Aber nicht unbedingt Geschlechtsverkehr muss für die Übertragung verantwortlich sein, auch einfache, sexuelle Kontakte anderer Art können für eine Infektion ausreichend sein. So kann sogar das Küssen als ein möglicher Übertragungsweg in Frage kommen.

Das Bakterium Mycoplasma genitalium kann darüber hinaus auch ungeborene Kinder befallen, wenn Schwangere die Erreger auf ihr ungeborenes Kind übertragen. Ein niedrigeres Geburtsgewicht, Frühgeburten und weitere Infektionen können dann die Folge sein.

 

Wie kann ich Mycoplasma Genitalium behandeln? 

 

Da das MG-Bakterium keine Zellwand besitzt, lässt sich dieses auch nicht nach Gramfärbung anfärben lassen. Damit wird auch begründet, warum Beta-Laktam-Antibiotika bei Mycoplasma genitalium nicht wirken, die diese Antibiotika nur gegen Bakterien wirken können, die eine Zellwand mit einer Mureinschicht, einem wichtigen Bestandteil der Zellwand vieler Bakterienarten, besitzen. Aus diesem Grund greift man auf Makrolide (Azithromycin oder Erythomycin) oder Tetracycline wie Doxycyclin zurück. Im Hinblick auf Azithromycin und andere Makrolide hat man in den letzten Jahren (Stand 2018) leider vermehrt Resistenzen vermerken müssen. Neben HIV, Syphilis und Tripper als bekannte sexuell übertragbare Geschlechtskrankheit darf das Mycoplasma genitalium nicht mehr länger unterschätzt werden und dringend ernst genommen werden! Eine Erkrankung, die bislang recht stiefmütterlich behandelt worden ist, weil sie nicht diagnostiziert und nicht behandelt worden ist, weist nun eine hohe Resistenzrate auf, die beunruhigt, weil das Risiko einer Epidemie besteht. Das Problem der Resistenzen ist bei Mycoplasma genitalium bereits jetzt schon wesentlich größer als bei Gonorrhoe.  Die Gesellschaft für sexuelle Gesundheit (DSTIG) arbeitet daran, dass Ärzte gemeinsam mit den Patienten eine Strategie entwickeln, dagegen vorgehen zu können.

 

Bildnachweis:
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©Reproductive Health Supplies Coalition, unspash.com

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J. Ehresmann
Autor: J. Ehresmann

Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.

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