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Sonnenlicht und Medikamente – Hautschädigungen durch erhöhte Lichtempfindlichkeit

Kommentar schreiben Aktualisiert am 27. Mai 2020

Die Sonne strahlt – nichts wie raus! Natürlich wissen wir inzwischen alle, dass wir uns vor zu vielen und zu starken Sonnenstrahlen schützen müssen – Sonnencremes und Co. mit angemessen hohem Lichtschutzfaktor gehören demnach ab dem Frühjahr zur Standardausstattung in jedem Haushalt. Allerdings ist ein unangenehmer Sonnenbrand nicht das einzige, das die Sonne uns bescheren kann.

 

Wenn wir bestimmte Medikamente einnehmen oder Cremes und Salben auftragen, kann sich – je nach Inhaltsstoffen der Präparate – die Lichtempfindlichkeit unserer Haut dramatisch erhöhen, sodass schon kleinste Dosen von UV-Strahlung schlimme Folgen haben können. Das liegt an den so genannten Photosensibilatoren (lichtsensibilisierenden Substanzen), die viele Arzneimittel enthalten. Diese Inhaltsstoffe reagieren mit UV-Licht und können Hautschäden in Form von allergischen oder sogar toxischen (also Vergiftungs-)Reaktionen auslösen. Man spricht dann von einer Photosensitivität oder Photosensibilität.

 

Inhaltsverzeichnis

 

Eine solche Photosensitivität entsteht, wenn man ein bestimmtes Arzneimittel einnimmt und gleichzeitig Sonnenstrahlung ausgesetzt ist. Chemische Stoffe mit ganz spezifischen Strukturen, die in einigen Medikamenten enthalten sind, entfalten im Zusammenwirken mit der in die Haut eindringenden Sonnenstrahlung eine hautschädigende Wirkung – ohne Sonnenlicht würde das Medikament dagegen keine derartige Überreaktion hervorrufen.

 

Auslösend sind dabei meist die UV-A-Strahlen der Sonne, und das mitunter schon in einer Dosierung, die normalerweise gut vertragen wird. Dagegen werden „normale“ Sonnenbrände in der Regel von zu viel UV-B-Strahlung verursacht, vor der man sich z.B. durch langärmelige Kleidung oder auch Glasbarrieren gut schützen kann. Die UV-A-Strahlen sind dagegen in der Lage, auch Textilien oder Glas zu durchdringen.

 

Symptome der Photosensitivität: von Rötungen bis zu schweren Hautschäden

 

Die Symptome einer erhöhten Lichtempfindlichkeit können ganz unterschiedlich sein. Sie reichen von einfacheren Symptomen eines klassischen Sonnenbrandes mit Brennen, Stechen und Rötungen bis zur Bildung von Pusteln, Schuppen, Blasen und Ödemen. Außerdem kann es zu einer übermäßigen Hautpigmentierung, Hautblutungen sowie Verfärbungen der Nägel, in schweren Fällen auch zur Ablösung der Nagelplatte vom Nagelbett kommen. Nicht selten dauern die Hautschädigungen auch noch Wochen nach Absetzen der verursachenden Substanzen an und klingen erst nach und nach ab.

 

Wesentlich für die Symptome und auch deren Stärke ist zum einen die Frage, ob der verursachende Wirkstoff lokal auf die Haut aufgetragen wurde oder ob er über ein oral eingenommenes Medikament in den Körper gelangt ist. Salben, Cremes usw., die sogenannten topisch applizierten Arzneistoffe, schädigen im Falle einer Lichtüberempfindlichkeit eher die oberen Hautschichten, während meist die tieferen Schichten der Haut betroffen sind, wenn der Lichtsensibilisator oral eingenommen wurde und damit über den sogenannten „systemischen“ Weg in den Organismus gelangt ist.

 

Zum anderen gilt es, eine grundlegende Unterscheidung vorzunehmen: Handelt es sich bei den auftretenden Symptomen um eine photoallergische (= allergische Reaktion auf das Licht) oder eine phototoxische (= Vergiftungsreaktion auf das Licht) Reaktion? 

 

Phototoxische oder photoallergische Reaktion?

 

Eine photoallergische Reaktion ist eine Antwort des Immunsystems auf den jeweiligen Wirkstoff, die zumeist in den für eine Allergie typischen Schwellungen und Entzündungen besteht; sie tritt nicht sofort, sondern meist erst nach wiederholtem Kontakt mit Sonnenstrahlung bei gleichzeitiger Einnahme bzw. Anwendung des medikamentösen Inhaltsstoffs auf. Bei phototoxischen Reaktionen geschieht im Inneren des Körpers eine Wechselwirkung des auslösenden Stoffs mit den Zellen und verschiedenen Substanzen; diese kann (muss aber nicht) sofort nach Einnahme bzw. Auftragen des auslösenden Wirkstoffs auftreten.

 

Dabei ist es auch für den Dermatologen, also den Facharzt für Hauterkrankungen, nicht immer einfach, beide Reaktionen voneinander zu unterscheiden. Es gibt auch Arzneimittel, die beide Reaktionsformen auslösen können. Allgemein kann man sagen, dass eine photoallergische Reaktion häufig Symptome hervorruft, die einer Neurodermitis ähnelt, und sich oft auch an Hautbereichen bemerkbar macht, an die gar kein Sonnenlicht gekommen ist. Die phototoxische Reaktion ähnelt dagegen häufig einem (schweren) Sonnenbrand und tritt typischerweise auch an den Hautregionen auf, die der Sonne ausgesetzt waren.

 

Auch frei verkäufliche Medikamente kommen als Auslöser in Frage

 

Sehr viele gängige und viel verkaufte Arzneimittel können im Zusammenwirken mit Sonnenlicht die Photosensitivität auslösen. Dazu gehören bei weitem nicht nur verschreibungspflichtige, sondern auch etliche frei verkäufliche Mittel. So können z.B. Arzneistoffe wie Ibuprofen und Diclofenac ebenso wie pflanzliche Präparate, aber auch harntreibende/entwässernde Mittel (Diuretika), mehrere Herz-Kreislauf-Arzneien, Diabetes-Medikamente, Antibiotika sowie Psychopharmaka wie Antidepressiva oder Neuroleptika die Lichtempfindlichkeit der Haut erhöhen.

 

  • Ausführlichere Auflistungen von in Frage kommenden Medikamenten finden Sie in den unten aufgeführten Recherchequellen.

 

Wichtig: Auch wenn die betreffenden Medikamente abgesetzt werden oder wurden, kann die durch sie verursachte Photosensitivität dennoch weiter anhalten, unter Umständen noch monatelang!

 

Es gilt aber auch: Ein Medikament, das einen photosensibilisierenden Wirkstoff enthält, muss nicht immer die Haut tatsächlich schädigen bzw. führt nicht immer zu einer krankhaften

Lichtüberempfindlichkeit. Ob dies geschieht, ist von bestimmten Faktoren abhängig, beispielsweise von den individuellen Eigenschaften der Haut, aber auch vom Wirkstoff an sich. Ebenso kommt es darauf an, ob das Medikament äußerlich oder innerlich angewendet wurde, wie hoch die Dosierung des Mittels ist (je höher dosiert, desto wahrscheinlicher das Auftreten einer Hautschädigung), auf die jeweiligen Hilfsstoffe im Medikament oder auch auf die Art der Einnahme (z. B. vor oder nach den Mahlzeiten). Dazu kommt die Frage, ob das betreffende Medikament im Winter oder in den sonnenreichen Monaten eingenommen wird – manchmal ist das Auftreten einer Photosensitivität auch von der Dauer und Stärke der Sonnenstrahlung abhängig.

 

Wie kann man sich vor Photosensitivität schützen bzw. ihr vorbeugen?

 

Die beste Vorbeugung einer eventuell auftretenden erhöhten Lichtempfindlichkeit besteht sicherlich zunächst einmal in einer gründlichen Beratung beim Arzt oder in der Apotheke – oder zumindest darin, vor Einnahme jeglicher (auch nicht verschreibungspflichtiger!) Medikamente ganz genau den Beipackzettel zu lesen. Ärzte und Apotheker sollten, wenn sie ein Arzneimittel mit potenziell photosensibilisierender Wirkung verschreiben bzw. verkaufen, die Patienten in jedem Fall über die bestehenden Risiken aufklären, mögliche Reaktionen beschreiben und auf die nötigen Vorbeugungs- und Schutzmaßnahmen hinweisen.

 

Patienten, die entsprechende Medikamente einnehmen (müssen), sollten die Haut sorgfältig mit Kleidung bedecken (ggf. auch Textilien mit Lichtschutzfaktor tragen) und Sonnenschutzmittel mit hohem Lichtschutzfaktor (am besten 50+) verwenden. Nötigenfalls sollten UV-undurchlässige Folien an Haus- oder Autofenstern angebracht werden. Es kann auch nötig sein, möglichst jeglichen Kontakt mit Sonnenstrahlung zu vermeiden, solange das betreffende Mittel eingenommen wird – unter Umständen auch einige Zeit darüber hinaus. Auch der Gang ins Solarium ist bei Einnahme entsprechender Medikamente natürlich tabu.

 

Mit Symptomen immer zum Hautarzt!

 

Sind bereits Symptome aufgetreten, sollte das auslösende Medikament nach Möglichkeit abgesetzt werden. Ist das jedoch ausgeschlossen, könnte es eine Möglichkeit sein, dass ein Mittel niedriger dosiert wird, oder dass zumindest Präparate mit kurzer Halbwertszeit bevorzugt abends, außerhalb der Sonnenstunden, eingenommen werden. Solche Maßnahmen kommen selbstverständlich nur in Frage, wenn der behandelnde Arzt sie befürwortet.

 

Zur Therapie einer Photosensitivität wird der Hautarzt u.a. stark wirksame Glucocorticoide verschreiben, also kortisonhaltige Medikamente, die oft direkt auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen werden. Schwerere Schäden, etwa großflächige Hautblasen, werden im Rahmen einer Verbrennungstherapie längerfristig behandelt.

 

Eines gilt in jedem Fall: Wenn Medikamente eingenommen werden oder wurden und zugleich Hautreaktionen auftreten, die sich nicht durch einen typischen Sonnenbrand erklären lassen, sollte immer schnellstmöglich ein Hautarzt aufgesucht werden. Nur so kann das Risiko schwerer, möglicherweise dauerhafter Hautschäden minimiert werden!

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Helga Boschitz
Autor: Helga Boschitz

Helga Boschitz, Jahrgang 1966, ist freie Journalistin und Texterin, lebt in Nürnberg und gehört seit Januar 2016 zum apomio.de-Team. Nach Studium und Ausbildung arbeitete sie seit Anfang der 1990er-Jahre als Magazinredakteurin und Moderatorin in Hörfunk- und Fernsehredaktionen u.a. beim Südwestrundfunk, Hessischen Rundfunk und Westdeutschen Rundfunk. Medizin- und Verbraucherthemen sind ihr aus ihrer Arbeit für das Magazin „Schrot und Korn“ sowie aus verschiedenen Tätigkeiten als Texterin vertraut.

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