Plötzliche Panikattacken und Todesangst
Das Herz rast, die Hände schwitzen und zittern, es bildet sich ein Klos im Hals und die Brust wird immer enger bis man kaum noch atmen kann. So oder so ähnlich fühlt sich eine Panikattacke an. Sie geht mit Todesangst einher. Man hat das Gefühl zu ersticken oder einen Herzinfarkt zu erleiden. Wer häufig unter Panikattacken leidet hat eine Panikstörung, der Alltag ist kaum noch zu meistern, eine Therapie ist unabdingbar.
Regelmäßige Konfrontation mit Todesängsten: so lässt sich eine Panikstörung einfach beschreiben. Im Jahr 2011 waren europaweit etwa 7,9 Millionen Menschen davon betroffen. In ganz normalen Situationen bekommen die Betroffenen körperliche Symptome und haben Angst, das könnte es nun gewesen sein. Häufig wird hinter den Symptomen eine körperliche Ursache gesucht, es folgt der Gang von Arzt zu Arzt, ohne dass diese etwas finden. Dass es sich um eine psychische Erkrankung handelt wird häufig erst nach einem langen Leidensweg festgestellt.
Panikstörungen treten vorwiegend bei Frauen und ab dem 20. Lebensjahr auf. 22% der Menschen erleiden in ihrem Leben einmal eine Panikattacke, doch eine Attacke macht noch keine Störung aus. Die Wahrscheinlichkeit eine Panikstörung zu entwickeln liegt bei Frauen bei 5,5% und bei Männern etwas über 2%. Leidet ein Mensch unter einer Panikstörung sind häufig auch andere Familienmitglieder betroffen. Woran das liegt ist noch nicht restlos geklärt, doch vermutlich spielen Lebensumstände und genetische Disposition eine Rolle.
Symptome einer Panikattacke
Eine Panikattacke läuft auf mehreren Ebenen ab: Zum einen treten ganz plötzlich und unerwartet körperliche Symptome auf. Dazu zählen:
- Herzprobleme (Herzrasen, Herzstolpern)
- Gesteigerter Blutdruck
- Ohnmachtsgefühl
- Zittern
- Atemnot
- Enge in der Brust
- Klos im Hals
- Schmerzen in Brust oder Bauch
- Hitzewallungen oder Kälteschauer
- Taubheit von Gliedmaßen
- Übelkeit
Zu den körperlichen Beschwerden kommen Empfindungen hinzu. Dazu gehören unter anderem:
- Unsicherheit
- Ohnmachtsgefühl
- Benommenheit
- Unwirklichkeitsgefühl
- Angst vor einem Kontrollverlust
- Todesangst
- Angst davor verrückt zu werden
Meist steigern sich die Symptome innerhalb weniger Minuten ins unerträgliche und flauen dann innerhalb von 30 Minuten wieder ab, beschreibt die Diplom Psychologin Dr. Doris Wolf.
Ursachen von Panikattacken
Verschiedene Faktoren spielen bei der Entstehung einer Panikattacke eine Rolle. Häufig befindet sich die betroffene Person in einer außergewöhnlichen Stresssituation, etwa nach einer Trennung, einem Todesfall im näheren Umfeld, psychischem Druck am Arbeitsplatz oder nach dem Verlust des Jobs.
Außerdem ist die angeborene Angstbereitschaft von Bedeutung. Reagiert das Nervensystem des Betroffenen intensiv auf Reize, können auch durch scheinbare Kleinigkeiten Panikattacken ausgelöst werden. Außerdem haben Menschen, die immer wieder unter solchen Anfällen leiden, häufig einen Hang zum Perfektionismus. Sie setzen sich selbst stark unter Druck, wollen jede Situation unter ihre Kontrolle bringen. Entgleiten ihnen dann doch einmal die Zügel, reagiert der Körper darauf zum Teil sehr stark.
Auch eine körperliche Erkrankung kann die Ursache einer Panikattacke sein, schreibt die Expertin. Eine Schilddrüsenfehlfunktion, Vitamin B1-Mangel, eine Lebererkrankung, eine Virusinfektion, oder eine Störung des Nährstoffhaushaltes kann eine Panikattacke verursachen. Die hormonelle Umstellung in den Wechseljahren kann diese noch weiter fördern. Manche Medikamente können während der Einnahme oder nach dem Absetzen Angstzustände hervorrufen.
Kommen mehrere Stressoren zusammen, entsteht ein fataler Kreislauf. Die körperlichen Symptome, wie etwa das Herzklopfen, werden fehlinterpretiert; der Betroffene reagiert mit Angst und durch diese Angst verstärken sich die körperlichen Symptome. So schaukelt sich die Situation immer weiter hoch.
Wie sich die Störung auswirken kann
Als Folge auf die erlebte Angst vermeidet der Betroffene die Situation, die er als Auslöser ausmacht. Häufig sind das Momente, aus denen man nicht fliehen kann oder die Kontrolle abgeben muss. Dazu zählen zum Beispiel das Warten an der Kasse, eine lange Busfahrt oder das Besuchen einer Veranstaltung. All diese Lebenssituationen werden immer mehr gemieden, aus Angst, es könne wieder ein Anfall auftreten. Der Patient igelt sich immer mehr ein, das Verlassen der eigenen Wohnung wird zur Herausforderung.
Die Angst vor erneuten Attacken kann in einer Agoraphobie, einer Angst vor der Außenwelt, gipfeln. Betroffene suchen sich dann Hilfsmittel um den gewohnten Tagesablauf beizubehalten, sie nehmen Beruhigungsmittel oder trinken Alkohol vor vermeintlich gefährlichen Situationen, schreibt Dr. Wolf auf psychotipps.de. „Bei Menschen mit Agoraphobie, die Angst vor dem Aufenthalt auf großen Plätzen, in der U-Bahn oder im Flugzeug haben, entwickelt sich an solchen Orten plötzliche rasende Angst, da sie es nicht ertragen können, diesen Ort nicht ungehindert oder unbemerkt verlassen zu können“, schreibt Psychotherapeutin Dr. Margot Schmitz auf netdoktor. Letztendlich glauben die Patienten, dass sie an einer lebensbedrohlichen Krankheit leiden, die die Symptome verursacht.
Sollte dieses Verhaltensmuster bei Ihnen oder einer Person in ihrem Umfeld zu beobachten sein, sollte umgehend ein Spezialist aufgesucht werden. Ein Arzt kann körperliche Krankheiten ausschließen und ein Psychotherapeut kann die Störung diagnostizieren. Je früher die richtige Diagnose gestellt wird, desto schneller kann dem Betroffenen geholfen werden und desto weniger muss er unter seinen Anfällen leiden. Auch bei anderen psychischen Erkrankungen können Panikattacken als Symptom auftreten.
Behandlung einer Panikstörung
Eine Verhaltenstherapie hat sich als probates Mittel gegen Panikstörungen herauskristallisiert, schreibt Dr. Nicolas Gumpert. „Zentraler Ansatz der Therapie muss hierbei die Durchbrechung des Teufelskreises sein“, schreibt der Experte. Der Patient lernt, dass er die Kontrolle über die Symptome besitzt und dass von ihnen keine reale Lebensgefahr ausgeht. Es wird eine realistische Sichtweise auf die Beschwerden entwickelt, sodass sich die Panik nicht hochschaukeln kann.
Liegt zusätzlich zur Panikstörung auch eine Agoraphobie vor, muss sich der Patient in Betreuung seines behandelnden Arztes oder Therapeuten der angstauslösenden Situation stellen. So lernt der Betroffene mit der Situation umzugehen ohne Angst zu entwickeln. Eine medikamentöse Behandlung kann die Therapieergebnisse unterstützen, sollte allerdings nur nach Absprache mit dem behandelnden Arzt begonnen oder beendet werden.
Wie soll der Partner mit der Panikstörung umgehen?
Leidet ein Familienmitglied oder der Lebenspartner unter einer Panikstörung, hat das Auswirkungen auf den Alltag aller. Die Klinikgruppe Schön Klinik gibt Angehören Tipps, wie sie den Betroffenen unterstützen können, ohne dabei die eigenen Bedürfnisse zu vernachlässigen. Man solle den Partner mit den Panikattacken trotz allem nicht zu sehr entlasten. Anfangs ist es zwar eine Erleichterung für den Betroffenen doch letzten Endes wird er nur unsicherer und abhängiger.
Der Partner oder Angehörige als Ratschlaggeber funktioniert häufig nicht, schreibt die Klinik. Niemand, der noch nie unter einer Panikattacke gelitten hat, kann sich tatsächlich in die Situation des Betroffenen versetzen. Kommentare wie „Ist doch halb so wild“ oder „Das wird schon wieder“ helfen dem Betroffenen nicht weiter. Besser ist es als aufmerksamer und emotional zugewandter Begleiter den Patienten und seine Sorgen ernst zu nehmen. Trotzdem sollten die eigenen Bedürfnisse nicht unter den Tisch fallen. Man könne dem Patienten durchaus auch klar machen, dass man nicht zwangsläufig tut, was von einem erwartet wird, so die Schön Klinik.
Das beste Mittel um den Partner unter die Arme zu greifen ist Ermunterung. Auch bei kleinen Fortschritten sollte Lob und Anerkennung ausgesprochen werden. „Also: Aufmerksamkeit und Hellhörigkeit für jedes Körnchen positiver Entwicklung, Gelassenheit und Geduld mit den schwierigen Seiten“, empfiehlt die Klinikgruppe.

Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.