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Nachgefragt bei Frau Helm: Erste Hilfe bei Depressionen

Kommentar schreiben Aktualisiert am 05. August 2020

Depression kommt aus dem Lateinischen von „deprimere“ – „niederdrücken“. Das Gefühl des Niedergedrücktseins zeigt sich derzeit bei vielen Menschen: Das Damoklesschwert einer zweiten Welle schwebt über uns. Die Maßnahmen der letzten Monate sind nicht spurlos an uns vorübergegangen. Irritation, Angst und Unsicherheit bestimmen immer noch unser Seelenleben. Obwohl man in den Alltag zurückgekehrt ist, ist es nicht mehr wie früher. Etwas ist ausgehebelt. Gleichzeitig entsteht eine Corona-Müdigkeit. Ist das nicht endlich zu Ende? Nein.

 

Inhaltsverzeichnis

 

Echte Depressionen gehören in die Hand eines Profis

 

Liegen chronisch oder immer wiederkehrende depressive Verstimmungen vor, müssen sie von einem Psychotherapeuten oder Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie abgeklärt werden. Im Allgemeinen wird eine Depression mit Medikamenten und Psychotherapie behandelt.

 

Wann ist eine depressive Stimmung behandlungsbedürftig?

 

Typisch für eine echte Depression sind die gedrückte Stimmung und eine Verminderung von Antrieb und Aktivität, von der Fähigkeit zu Freude, Interesse und Konzentration. Die kleinste Anstrengung macht müde. Man schläft nicht gut, hat wenig Appetit. Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen sind beeinträchtigt. Schuldgefühle oder Gedanken über die eigene Wertlosigkeit treten auf. Die gedrückte Stimmung verändert sich nur wenig von Tag zu Tag. Sie reagiert nicht auf Lebensumstände und kann von Symptomen wie Früherwachen, Morgentief, psychomotorischer Hemmung, Agitiertheit (Rastlosigkeit), Gewichts- und Libidoverlust begleitet werden. Je nach Anzahl und Schweregrad der Symptome wird zwischen leichter, mittelgradiger und schwerer depressiver Episode unterschieden.1 Ansprechpartner für eine Diagnose ist der Hausarzt oder gleich der Facharzt. Zum Einstieg hilft ein Selbsttest der Deutschen Depressionshilfe.2

 

Was ist bisher passiert durch Corona?

 

Corona hat die Welt auf den Kopf gestellt, aber eigentlich nichts Neues gebracht. Es hat nur mit dem Finger auf die Missstände und Versäumnisse gezeigt, die vorher schon unter den Nägeln brannten, aber dennoch nicht ernsthaft in Angriff genommen wurden. Das betrifft den „Zusammenhalt“ in Europa zu Beginn der Krise, das jeweilige Gesundheitswesen, Bildungswesen, den Billiglohnsektor, Alters- und Pflegeheime, Landwirtschaft, Klima, Abhängigkeit von den Produkten im Ausland und auch das Privatleben. Durch den erzwungenen Rückzug ist man sich in Familien und der Beziehung näher gekommen als gewohnt und auch als einem lieb ist. Zuletzt sind wir vor uns selbst nicht verschont geblieben: Wenn die äußeren Ablenkungen wegfallen, geht der Blick nach innen. Was fühlen wir denn gerade so? Ist das Leben eigentlich stimmig oder nur noch Routine? Wo liegen Veränderungen an, die man bisher immer schön zurückgestellt hat, weil man mit anderen Dingen beschäftigt sein konnte. Corona ist nicht nur ein Virus. Es fühlt uns gnadenlos auf den Zahn, wo man auch hinschaut. Corona ist Katalysator für überfällige Veränderungen. Hätten wir unsere Hausaufgaben gemacht gehabt, hätte der Ausbruch der Pandemie nie solche Dimensionen erreichen können. 

 

Bestandsaufnahme: Was ist zu Ende?

 

Das können wir uns alle fragen. Für mich ein Leben, in dem vor Corona noch nie solche Beschränkungen auferlegt wurden. Es kann jederzeit wieder passieren, was ich vor 2020 noch nie erlebt hatte. Zu Ende ist damit ein grundlegendes Sicherheitsgefühl. Dachte ich bei der Abriegelung von Wuhan noch, Gott sei Dank kann mir das hier nicht passieren, ist es mir hier auch passiert. Das macht was mit mir. Wahrscheinlich war es notwendig. Aber ich hätte mit der gegenteiligen Meinung auch keine Chance gehabt. Das ist neu. Ich durfte mich das erste Mal in meinem Leben nicht mehr frei bewegen.

 

Und in der Welt: Die Unterschiede zwischen Nord und Süd, Ost und West, Arm und Reich sind mit einem Schlag aufgehoben. Alle sind gleich vor Corona. Das Virus unterscheidet nicht. Es breitet sich in Jedem aus, dessen Immunsystem nicht optimal funktioniert. Das sind immerhin 20 % der Infizierten, davon 5 % mit sehr schwerem, manchmal auch tödlichem Verlauf. Das kann ein Straßenkind genauso treffen wie einen Millionär oder Filmstar. Auch wenn die Versorgung bei Reichen mancherorts besser sein mag als bei Armen. Wenn ein Land zu wenige Beatmungsgeräte hat, trifft das jeden. Und wenn das Gesundheitswesen gut ausgestattet ist, überleben es dennoch manche und manche nicht.

 

Was ist geblieben?

 

Bei mir - Nach außen hin so ziemlich alles: Arbeit, Beziehung, Wohnung, Kontakte zur Familie und zu Freunden.

Und in der Welt: Auf den ersten Blick auch ziemlich alles: Die Politiker, das Volk und alle Probleme, die es vorher schon gab und jetzt noch dringlicher ins Blickfeld gerückt sind.

 

Was ist neu?

 

Ich will gar nicht erst Handlungsbedarf, der in mir und meinem Leben besteht, nach außen projizieren und dort bearbeiten wollen. Bleibe ich besser bei mir und gehe dort an, was überfällig ist: Obwohl ich recht zurückgezogen lebe und zu Hause arbeite, haben sich die Corona-Einschränkungen auf meine Seele gelegt. Nicht Masken und Abstandhalten. Das finde ich okay und macht natürlich Sinn. Aber das, was vorher war. Ich fühle mich immer noch energetisch eingesperrt.

 

Dass ich da raus will, zeigt sich im Moment in einem erhöhten Bewegungsdrang. Ich habe mir ein Fitnessrad zugelegt und radle jetzt morgens gleich nach dem Aufstehen 30 Minuten auf dem Balkon – ein toller, schweißtreibender Start in den Tag. Der zweite Teil kommt abends. Da trage ich das Rad ins Wohnzimmer und strample nochmal 30 Minuten vorm TV. Ein dynamischer Abschluss meines Arbeitstags. Ganz toll! Als nächstes habe ich seit ein paar Tagen das morgendliche Radeln durch einen Mix aus Joggen und Gehen im Park nebenan ersetzt. Noch besser. Da ich Aufwärmen für Zeitverschwendung halte und das Dehnen danach nicht mag und beides weggelassen habe, wurde mir heute die Quittung serviert: Muskelzerrung.

 

Ich kann nicht mehr auftreten und sitze jetzt, mit Kühlung im Wechsel mit Kompressionsmanschette im Kniebereich und einem Stapel Bücher unter dem Schreibtisch, auf die ich das Bein auflege bei der Arbeit. Ansonsten humple ich bei dringendem Bedarf durch die Wohnung. Das war wohl zu viel des Guten und ohne Einhalten der einfachsten, allseits bekannten Regeln beim Sport. Heißt: das Neue im Bewegungsbereich ist da, aber zu eigenwillig in Angriff genommen. Wenn uns Corona etwas lehrt, hat das auch stets mit Ordnung und Disziplin zu tun. Wenn sich mein Bein wieder erholt hat, werde ich mir das zu Herzen nehmen und schön Aufwärmen und Dehnen… Und warum Sport? Weil ein paar Kilos heruntermüssen und der Hauptgrund, weil mit Sport Serotonin freigesetzt wird – das Glückshormon kostenlos und ohne Nebenwirkungen!3

 

Und in der Welt? Auch die Welt hat sich auf sich selbst besonnen. Bei allem, was passiert ist und uns vor die Nase gehalten wurde, hat sich die Frage gestellt: Was ist wirklich wichtig? Was braucht man als Gesellschaft und als Einzelner wirklich? Was kann weg? Was muss dringend verändert werden? Es wurde der Boden bereitet für ein neues Wertesystem – gesellschaftlich und individuell. Mit der Änderung der Wertetabelle kann schnell die depressive Stimmung verschwinden. Was weg kann, einfach losgelassen. Was wesentlich ist, bekommt mehr Zeit und Energie. Das baut auf. Man fühlt sich wieder handlungsfähig.

 

Was steht noch aus?

 

Werden die Schotten dicht gemacht, wird der Kontakt zu sich selbst so richtig eng. Was ist los in mir? Oder auf den Punkt gebracht: Was steht noch aus als Ergebnis von Corona? Irgendwie hänge ich noch gefühlt in der Luft. Und dann zerren die Nachrichten immer noch an den Nerven: Bilder aus Brasilien, Bilder von Alkoholisierten am Ballermann, von der WHO die neuesten Zahlen der Infizierten weltweit auf dem Höhepunkt, eine neue Schweinegrippe aus China.

 

Wie komme ich aus all dem heraus, um mich zu regenerieren und klar fokussiert an meinen Zielen auszurichten? Was sind überhaupt im Moment meine Ziele? Ich lebe zwar mein Leben, aber bin noch nicht wieder richtig auf dem Boden angekommen. Das begünstigt depressive Stimmungen. Die Lösung: Geduld. Umwälzungen, die sich durch die ganze Welt ihren Weg bahnen, sind nicht mal kurz abgehandelt. Sie beeinflussen uns sicher noch länger energetisch. Um sich zu schützen, genügt eine kurze Info über den Stand der Dinge im Netz oder TV einmal täglich, wenn überhaupt.

 

Ansonsten: Maske auf, Abstand halten, Hände waschen und desinfizieren – alles schon Alltag – und dann neues Thema. Krisenzeiten sind Umbruchzeiten. Altes geht zu Ende. Neues erhebt sich wie Phönix aus der Asche. Bis es das tut, muss man die Asche aushalten. Sie ist der Humus für eine neue Welt. In der Zwischenphase sich nähren: seelisch mit Menschen, die gut tun, geistig mit dem, auf das man im Moment neugierig ist, körperlich durch Bewegung und genussvolle, gesunde Ernährung und spirituell durch eine Form von Religion, Meditation, Gebet, MBCT4 (Achtsamkeitsbasierte kognitive Therapie) und Aufenthalt in der Natur. Kostet alles fast nichts. Dazu kann man sich aufbauen mit Stimmungsaufhellern aus der Natur5.

 

Und in der Welt? Gilt dasselbe. Es muss der Übergang ausgehalten werden. Immer im Bewusstsein, dass das stark wird, worauf man seine Energie lenkt. Das kann das Negative oder das Positive sein. Das können wir jeden Moment neu entscheiden.

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Beate Helm
Autor: Beate Helm

Beate Helm, Heilpraktikerin, freie Redakteurin und Autorin für Gesundheitsthemen und Persönlichkeitsentwicklung. Selfpublisherin. Weiterbildungen in Ernährungswissenschaft, Homöopathie, Pflanzenheilkunde, Ayurveda, psychologischer Beratung und systemischer Therapie. Langjährige Erfahrung in Yoga und Meditation. Bei apomio seit 04/2015.

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