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Mittelohrentzündung bei Kindern: Ursachen, Symptome und Behandlung

Kommentar schreiben Aktualisiert am 06. Februar 2019

Eine Mittelohrentzündung ist eine schmerzhafte Infektion der Schleimhäute im Ohr. Bis zum siebten Lebensjahr macht statistisch gesehen jedes Kind einmal Bekanntschaft mit dem plötzlichen Stechen im Ohr. Lesen Sie mehr über die Ursachen, die Symptome und die Behandlung einer Mittelohrentzündung.

Ein plötzliches Stechen im Ohr, meist am Abend oder in der Nacht? Grund dafür könnte eine bakterielle Infektion der Schleimhäute im Mittelohr sein – auch Otitis media genannt. In den meisten Fällen kommt es in Folge eines grippalen Infekts im Nasen-Rachen-Raum zu einer Mittelohrentzündung. Neben dem viralen Infekt siedeln sich Bakterien an den Schleimhäuten an. Das nennen Mediziner eine Superinfektion.

Die Erreger steigen dann durch die Verbindung zwischen Rachen und Mittelohr auf und besiedeln die Schleimhäute im Mittelohr. Vor allem Pneumokokken, Haemophilus influenzae sind die Verursacher. Es folgt eine Entzündung des gesamten Ohres. Doch auch durch ein verletztes Trommelfell können Erreger in das Mittelohr gelangen und eine Entzündung verursachen. Sehr selten ist eine Mittelohrentzündung in Folge einer Infektion über die Blutbahn.

Kinderkrankheit Mittelohrentzündung

Vor allem kleine Kinder leiden häufig an Mittelohrentzündungen. Der Grund dafür ist simpel: Der Weg zwischen Rachenraum und Mittelohr ist kürzer und die Bakterien können nach einem Schnupfen leichter wandern. Die Mittelohrentzündung gehört deshalb zu den häufigsten Kinderkrankheiten. Im ersten Lebensjahr erkrankt etwa jedes zweite Kind in Europa an einer Otitis media. Bis zum siebten Lebensjahr hat statistisch jedes Kind mindestens eine Mittelohrentzündung hinter sich. Erwachsene erkranken eher selten, sind aber auch nicht immun gegen den Infekt.

Symptome einer Otitis media

Bei einer Mittelohrentzündung kommt es zu folgenden Symptomen:

  • stechende oder pulsierender Schmerzen im Ohr
  • herabgesetzte Hörfähigkeit
  • Fieber
  • Gleichgewichtsstörungen
  • Ohrgeräusche
  • Kopfschmerzen
  • Herzrasen
  • Berührungsempfindlichkeit am Ohr
  • Abgeschlagenheit und
  • starkes Krankheitsgefühl

Die Beschwerden treten bei einer Mittelohrentzündung häufig sehr plötzlich ein. Durch die Infektion schwillt die Schleimhaut an und die Ohrtrompete ist eingeengt. Das Mittelohr wird nicht optimal belüftet, was den Bakterien einen idealen Lebensraum gibt. Es kann sich ein Sekret (Ohrenfluss) bilden, das durch den Rachenraum abfließt. Kann die Flüssigkeit durch die Schwellung nicht durch den Rachen abfließen, kann es das Trommelfell durchlöchern. Der Druck kann entweichen und die Schmerzen lassen schlagartig nach.

Bei der Erkrankung handelt es sich nicht um einen medizinischen Notfall. Trotzdem sollte der Hausarzt die Symptome abklären und eine passende Therapie verordnen.

Mittelohrentzündung bei Babys erkennen

Vor allem kleine Kinder leiden häufig unter eher unspezifischen Symptomen wie Bauchschmerzen und allgemeinen Krankheitsgefühl. Kleinkinder sind quengelig, unruhig, appetitlos und trinken womöglich nicht. Bei Babys zeigt sich die Mittelohrentzündung zusätzlich durch den sogenannten Ohrzwang: Die Säuglinge greifen sich immer wieder an das Ohr.

Bei Kindern ist das Sekret im Ohr trüb und dünnflüssig, gegebenenfalls leicht blutig. Im weiteren Verlauf der Mittelohrentzündung wird der Ohrenfluss zunehmend eitrig und dickflüssig.

Kommt es in einem halben Jahr zu drei Mittelohrentzündungen oder mehr, sprechen Ärzte von einer wiederkehrenden Otitis media. Das Hörvermögen kann dauerhaft Schaden nehmen und auch die sprachliche Entwicklung kann durch das schlechte Hören beeinträchtigt sein.

Diagnose Otitis media

Besteht der Verdacht auf eine Mittelohrentzündung ist entweder der behandelnde Hausarzt, der Kinderarzt oder ein Hals-Nasen-Ohrenarzt der richtige Ansprechpartner. Der Arzt untersucht mit Hilfe eines Mikroskops das Trommelfell. Bei einer Entzündung im Mittelohr ist das Trommelfell eher rosa als grau. Kommt es während der Entzündung zu Ohrenfluss kann das Sekret durch das Trommelfell schimmern.

Zusätzlich wird der Arzt den Nasen-Rachenraum untersuchen. Ist es in der Vergangenheit schon häufiger zu einer Mittelohrentzündung gekommen, kann der Mediziner einen Hörtest veranlassen. Das soll zeigen, ob die Hörfähigkeit dauerhaft beeinträchtigt ist. Dabei werden die Schwingungsfähigkeit des Trommelfells und der Druck im Mittelohr gemessen.

Schmerzmittel und Bettruhe gegen den Infekt

Handelt es sich tatsächlich um eine Mittelohrentzündung, wird der Arzt schmerzstillende Medikamente und Ruhe verordnen. Zusätzlich können auch fiebersenkende Mittel zum Einsatz kommen. Ist die Mittelohrentzündung Folge einer Erkältung können abschwellende Nasensprays  oder –tropfen dabei helfen die Schleimhäute zu beruhigen. Diese Medikamente können allerdings abhängig machen und sollten deshalb nicht länger als eine Woche angewandt werden. Bei starkem Ohrfluss kann der HNO-Arzt den Gehörgang mit warmem Wasser spülen.

Bei einer bakteriellen Infektion im Mittelohr kann ein Breitbandantibiotikum verschrieben werden. Um Resistenzen zu vermeiden kommen Antibiotika nur noch bei Kindern unter sechs Monaten pauschal zum Einsatz. Bei älteren Patienten gilt es zunächst abzuwarten und erst dann ein Antibiotikum zu verschreiben, wenn die Symptome nicht besser werden.

Nach ein paar Tagen heilt eine Mittelohrentzündung meist folgenlos ab. Kleine Verletzungen des Trommelfells wachsen in ein bis zwei Wochen wieder zu.

Mögliche Komplikationen

Nach einer Mittelohrentzündung kann es passieren, dass der Durchgang von Ohrtrompete zum Rachenraum verschlossen bleibt. Um einen bleibenden Unterdruck zu verhindern wird versucht Luft in die Ohrtrompete zu pumpen. Beim Vasalva-Manöver wird der Mund geschlossen und die Nase zugehalten. Anschließend wird versucht Luft durch die geschlossene Nase auszuatmen – ein Druckausgleich.

Eine andere Methode ist die Politzer-Behandlung wird Luft durch die Nase in die Ohrtrompete gepustet. Kinder sollen hierbei spezielle Ballons mit der Nase aufblasen.

Halten die Symptome mehr als ein paar Tage an, kann ein Hals-Nasen-Ohrenarzt das Trommelfell mit einem kleinen Schnitt öffnen und das Sekret abfließen lassen. Der Eingriff erfolgt unter örtlicher Betäubung, bei Kindern unter Vollnarkose.

Haumittelchen gegen die Beschwerden

Schnelle Hilfe gegen die Schmerzen liefert vor allem Wärme: Eine Rotlichtlampe oder ein Kirschkernkissen aus der Mikrowelle beruhigen das Ohr – das wird von vielen Patienten als angenehm empfunden. Vor allem vor dem Einschlafen kann die Wärmebehandlung Linderung verschaffen.

Ebenfalls einen Versuch wert sind Zwiebel-Säckchen. Dazu abgekochte Zwiebeln klein schneiden und in ein Stofftuch wickeln. Das Säckchen auf das schmerzende Ohr legen und die Dämpfe einige Minuten einwirken lassen. Die Wirkstoffe der Zwiebel lindern Schmerz und Entzündungssymptome.

Mittelohrentzündung verhindern

Damit es gar nicht so weit kommt, gibt es ein paar Tipps Mittelohrentzündungen zu vermeiden. Bei einer Erkältung können abschwellende Nasentropfen dabei helfen das Mittelohr gut zu belüften. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt Kindern inzwischen eine Impfung gegen Pneumokokken.

Um das Trommelfell nicht zu verletzen und so Keime in das Mittelohr zu befördern sollte auf Wattestäbchen verzichtet werden.

Erkältete Kinder sollten nie mit nassen Haaren an die kalte Luft oder in die Zugluft. Bei einer Erkältung ist außerdem das Schwimmbad tabu!

Eine gesunde Ernährung, ausreichend Flüssigkeit und Bewegung stäken das Immunsystem. Alles, was die Immunabwehr aufbaut, ist als vorbeugende Maßnahme gegen Infekte geeignet. Bei Säuglingen wirkt das Stillen vorbeugend gegen Infekte.

 

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Lisa Vogel
Autor: Lisa Vogel

Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.

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